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Ich wusste nicht wo ich hin wollte, wo ich hin sollte. Ich wollte nicht gehen, dennoch hatte ich den Blicken zu entgehen versucht. Zunächst zog ich es in Erwägung an den Strand zu gehen. Die Wellen hatten etwas tröstliches an sich. Ich liebte das Rauschen, den Duft. Sobald ich das Meer sah überkam mich eine innere Ruhe. Auch wenn sie mich nicht vergessen lassen konnte half sie mir dennoch immer wieder meine Gedanken zu ordnen, um nicht den Verstand zu verlieren.

Schon damals, als wir Dad in Kindertagen besucht hatten war ich am liebsten am Meer gewesen. Der Ozean war faszinierend, so unglaublich weit. Er war ein absoluter Gegensatz zu der Wüste, die ich gewohnt war. Starke, unbändige Böhen im Gegensatz zu heißen, trockenen Brisen. Mit den Jungs hatte ich oft am Strand gespielt. Quil und ich waren damals noch nicht die besten Freunde. Wir hatten uns gegenseitig ins Wasser geschupst, oder mit Schlamm beworfen. Er hatte gewusst wie sehr ich mich vor Quallen ekelte und mich jedes Mal, wenn er eine fand damit über den Strand gejagt.

In diesem Moment wünschte ich mir nichts sehnlicher als zu einem dieser Zeitpunkte zurückzukehren. Ich würde sogar mit einer Qualle kuscheln, wenn ich mich niemals wieder so elend fühlen müsste.

Ohne es bemerkt zu haben hatte ich mich auf einem Baumstumpf niedergelassen. Mir fiel die Stille auf. Wann waren mir auf dem Weg vom Haus bis zum Waldrand die Tränen ausgegangen? Die kurze Strecke betrug keine 200m. Trotz des Zorns machte sich eine lähmende Leere in mir breit.
Eine Taubheit überzog mein pochendes Herz. Lediglich das Stechen hinter meinen Schläfen hielt an. Die Weinerei forderte ihren Tribut. Ich krallte meine Fingernägel in meinen Handrücken, ein verzweifelter Versuch mich zusammenzuhalten. Der körperliche Schmerz lenkte mich für Sekundenbruchteile ab. Sie war egoistisch, aber wie sollte sie es auch nicht sein? Die Welt hatte sich schon immer um sie gedreht. Ich hatte mich angestrengt, mir den Allerwertesten aufgerissen, damit die Menschen mich mochten. Ich musste dafür arbeiten mir meinen Platz in der Welt zu verdienen. Überall versuchte ich mir meine eigene Niesche zu suchen. Ihr viel alles zu. Jeder liebte Bella. Sie war hübsch, mysteriös. Sie hatte das gewisse Etwas. Vielleicht hatte mir der Umzug weniger ausgemacht, da ich angenommen hatte hier um meinetwillen gemocht zu werden. In unserem alten Zuhause war Cassy der einzige Mensch gewesen, der mich wirklich gekannt hatte. Wir waren ständig auf Partys gewesen, umschwärmt von unseren Mitschülern. Ich hatte viele Komplimente, insbesondere zu meinem fantastischen Stil bekommen, doch was war das wert? Bella hatte sich nie um solche Dinge gescherrt. War das mein Fehler?
Endlich hatte ich gedacht meinen Platz gefunden zu haben, Menschen zu denen ich gehöre, doch dann war alles schief gelaufen. Allem voran war ich wütend auf die Welt. Ich war machtlos. All das war nicht fair! Sie hätte es mir sagen müssen! Sie waren meine Freunde! Sie hatte nicht das Recht gehabt mir etwas vorzuenthalten!

"Adi...?", aus dem Augenwinkel sah ich eine große Gesalt zögerlich auf mich zukommen.

"Bitte, geh weg!", presste ich zwischen zusammengepressten Zähnen heraus. Meine Kiefer mahlten aufeinander.

Ich hörte ihn laut ausatmen.

"Nein!"

Zornig funkelte ich ihn an.

"Geh weg!", wiederholte ich langsam und bedrohlich. "Ich will nicht mit dir sprechen! Also verschwinde!"

Er strafte seine Schultern. Entschlossen erwiederte er meinen Blick.

"Nein."

Wir lieferten uns ein Blickduell. Trotzig verschränkte er die Arme vor seiner Brust und mir wurde bewusst, dass ich ihn nicht allzu schnell loswerden würde. Genervt schnaubte ich. Er verbuchte seinen Sieg. Vor mir ging er in die Hocke. Ich hatte geplant von ihm wegzurücken, doch mein Körper blieb an Ort und Stelle. Dennoch drehte ich meinen Kopf weg.

Twilight - Bis(s) zur DichotomieWhere stories live. Discover now