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Allmählich legte sich der Druck, der auf meiner Brust gelegen hatte. Ich fühlte mich schwer wie Beton, doch abgesehen von der ungeheuerlichen Trägheit ging es mir gut. Quil hatte meinen Stuhl neben sich gezogen. Seitdem ich mich gesetzt hatte hatte ich mich keinen Millimeter gerührt. Meine Augenlider kamen mir bleiernd vor. Kämpfend stellte ich mich gegen den Drang sie zufallen zu lassen. Noch nie in meinem Leben hatten mein Verstand und mein Körper gleichzeitig solch unterschiedliche Programme gespielt. Es war beinah als wäre ich auf Drogen und hätte irgendein unglaublich hochdosiertes Schlafmittel intus. Währenddessen arbeitete mein Gehirn auf Hochtouren. Ich war noch dabei das alles zu verarbeiten. Ich war sogar zu müde, um meine Schwester weiterhin wütend anzustarren. Sie war die dafür benötigte Anstrengung nicht wert. Urplötzlich erschien eine Hand vor meinem Gesicht. Kurz zuckte ich zusammen. Vor meiner Nase schwebte ein gefülltes Glas. Embry hielt mir auffordernd das Wasser hin. Als ich es annahm schenkte ich ihm ein schüchternes Lächeln. Embry. Noch so eine ungeklärte Sache. Während meiner minutenlangen Denkphase war mir klargeworden, dass noch längst nicht alles geklärt war. Ich wusste nicht wie ich jetzt zu Jake, oder Embry stand und meiner Schwester würde ich am liebsten den Kopf abreißen, doch das wäre in meinem momentanen Zustand und vor Zeugen kaum möglich. Darum schluckte ich den brennenden Zorn hinunter.
Ich konzentrierte mich auf wichtigere Dinge. Meine Kleidung klebte wie eine zweite Haut an mir. Ohne Quil, der wie eine lebendige Heizung war, hätte ich gezittert wie Espenlaub. Ich war hungrig wie ein Löwe, doch konnte ich mich nicht überwinden mich zu strecken und die wenigen Zentimeter zum Tisch mit dem Essen zu überbrücken. Vermutlich würde ich sowieso keinen Bissen runterkriegen, denn mein Magen rebellierte wie er es sonst nur in Stresssituationen wie vor schweren Prüfungen tat. Das hier setzte in mir wohl ein vergleichbares Stresslevel frei. Doch so absurd ich das alles fand ich hatte nicht vor mein Versprechen zu brechen. Ich würde alles tun, um Quil zu schützen und nicht nur ihn.
Ich konnte so wütend und enttäuscht sein wie ich wollte, doch Jake und Embry bedeuteten mir noch immer viel ob ich es nun wollte, oder nicht. Niemals würde ich zulassen, dass irgendjemand von ihnen verletzt werden würde.
In einem Zug leerte ich das Glas. Gierig stürzte ich die Substanz runter, die daraufhin meine staubtrockene Kehle hinunterran. Wohlig seufzte ich auf. Keine Sekunde später war mein Glas wieder voll. Embry hatte es ohne das ich hätte fragen müssen aufgefüllt.

"Du solltest aus den nassen Sachen raus!", bemerkte Bella.

Die gespielte Fürsorge in ihrer Stimme löste in mir den Drang aus mit den Augen zu rollen. Weniger schickliche Erwiederungen lagen mir auf der Zuge. Stattdessen schossen lediglich zornige Blitze aus meinen Augen. Ihr Glück, dass Blicke nicht töten konnten.

"Wir haben hier Ersatzkleidung, da bei den Verwandlungen oftmals etwas zerreißt.", bemerkte Embry und machte sich direkt geschäftig auf den Weg.

"Nein!", hielt ich ihn zurück, den Blick weiterhin auf mein wertes Schwesterherz geheftet. War es irrational? Ja. Aber würde ich mir lieber den Allerwertesten abfrieren bevor ich tun würde was sie mir sagte? Oh, zur Hölle ja!

Nun verdrehte Bella tatsächlich die Augen. Allein für diese Geste hätte ich ihr am liebsten ihre perfekten Haare ausgerissen. Sie hatte kein Recht dazu! Sie war hier diejenige, die mich von vorne bis hinten angelogen und mir Elementares verschwiegen hatte!

"Jetzt sei nicht störrisch, Adi! Zieh dich um! Charlie wird sicherlich nicht begeistert sein, wenn du morgen mit einer Erkältung im Bett liegst."

"Ich bin dir doch scheiß egal! Nur weil du deine Unschuldsmiene vor deinem 'Schatzilein' aufrecht erhalten willst, damit er nicht merkt wie unglaublich selbstsüchtig du bist musst du uns nicht vorspielen dir würde irgendetwas an mir liegen! Ich kann nicht fassen wie ich so lange dermaßen blind sein konnte! Seit wir hierher gezogen sind war dir doch jeder egal bis auf dich selbst und den Cullens!"

Twilight - Bis(s) zur DichotomieWhere stories live. Discover now