Tag 27: Liebe, alte Wunden und dieses ständige Aber...

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Dany:

Irgendwann hatte Riley sich beruhigt und sich einfach nur noch an ihn geklammert, wie ein Ertrinkender. Dany hatte keine Ahnung, wie er dem Mann in seinen Armen helfen konnte und hielt ihn daher einfach nur fest an sich gedrückt. Er strich ihm einfach bloß durchs Haar und über den Rücken und versuchte so Riley einfach nur zu zeigen, dass er da war. Er hatte keine Ahnung was passiert war, mal abgesehen davon, dass Riley versucht hatte sich umzubringen. Er kannte weder Hintergrund noch wusste er womit er es versucht hatte. Alex hatte ihm nur gesagt, dass es Adam seltsam vorgekommen war, dass Riley solange im Badezimmer war und daraufhin Ben geholt hatte.

,,Möchtest du darüber reden?"

Riley schüttelte leicht seinen Kopf. Was hatte er denn auch so dumm gefragt...

,,Es...Es tut mir leid, Dany. Ich...ich habe es versucht, wirklich, ich habe an dich gedacht, an uns, aber es...es hat einfach nicht dafür gereicht mich vom Gegenteil zu überzeugen...", er fühlte sich grauenhaft.

Anstatt etwas zu erwidern, schwieg Dany. Er wusste nicht, was er darauf antworten sollte.

Es hatte nicht gereicht.

Er hatte nicht gereicht...

Es war verdammt egoistisch in diesem Moment, so zu denken, aber er tat es nun einmal.

,,Du...musst dich nicht entschuldigen.", ich bin es gewohnt unzureichend zu sein....


Einige Minuten lang blieben sie einfach nur stillsitzen und sprachen kein Wort mit einander. Nicht etwa, weil Dany sauer war oder ähnliches, sondern weil sie keinerlei Worte brauchten. Dany wusste, dass Riley nicht reden wollte und verlangte deshalb auch keine Antworten.

Nach einer Weile hatte Riley sich dann von ihm gelöst und sich hingelegt. Er wirkte noch immer angeschlagen und recht schwach, so ganz anders als sonst. Dany hatte sich zu ihm gelegt und unter die Decke gekuschelt.

Dany strich ihm durchs Haar und über die Wange und bewunderte insgeheim die markanten Wangenknochen des jungen Mannes.

,,Danke, dass du hier bist, D.", Riley presste ihn an sich und umschlang ihn mit seinen Armen. Dany zog den frischen Geruch seines Freundes tief ein und vergrub sein Gesicht in der Brust des anderen.

,,Ich bin gerne bei dir, Riley."

,,Ich liebe dich."


Irgendwann war Dany eingeschlafen und Ben hatte ihn geweckt, weil er gehen musste. Riley war davon nicht wirklich begeistert gewesen, aber da ein Arzt gekommen war, hatte er nicht wirklich eine Wahl gehabt.

Er spazierte nun durch den Park. Der Regen hatte aufgehört und der kalte Wind war auch verschwunden. Dany hatte sich bloß einen Pullover und die Hausschuhe angezogen und fror nun auch dementsprechend, aber er wollte noch nicht hinein gehen. Er genoss es, mal das Gebäue verlassen zu dürfen, auch wenn er nur ein wenig in den Garten gehen durfte.

Er setzte sich auf die Bank unter der Trauerweide am Teich, welche so gut wie trocken geblieben war und starrte auf die Blätter, die auf der Wasseroberfläche schwammen. Er fühlte sich seltsam unwohl. Vielleicht lag es daran, dass die Menge der Kalorien der Sonden Flüssigkeit erhöht worden war und er deshalb jetzt mehr zu sich nahm, oder einfach an Riley und dem was passiert war. Seine Gedanken wanderten immer wieder zu dem jungen Mann und er fragte sich immer wieder was ihn wohl dazu getrieben hatte...

Hier und da lief der eine oder andere Pfleger, manchmal mit einem Patienten, aber wirklich viel war nicht los. Umso überraschter war er, als er immer lauter werdende Schritte hörte, die auf ihn zukommen zu schienen.

,,Hi, Dany.", etwas in Dany zog sich zusammen und bereitete ihm Schmerzen, als er diese Stimme hörte und wollte weglaufen. Er schluckte und drehte sich langsam um, bis er in Collins Gesicht starrte.

,,C...Collin...?!"

,,Darf ich mich zu dir setzen?"

Du darfst verschwinden...

,,Wieso bist du hier?"

Er setzte sich hin und Dany rutschte ein Stück weg von dem jungen Mann.

,,Ich habe mit deinem Bruder gesprochen und..."

,,Ich habe deine Nummer bekommen und NICHT angerufen. Was glaubst du heißt das?", er war überrascht, dass er das eben wirklich gesagt hatte.

,,Das habe ich mir schon gedacht...ich wollte nur trotzdem mal nach dir sehen. Wir sind nicht ganz so gut auseinander gegangen, deshalb...", Collin versuchte Blickkontakt herzustellen, welchen Dany mit allen Mittel jedoch vermied. Er wollte nicht in diese Augen starren, in die er sich einst so verliebt hatte. Er wollte nicht in dieses Gesicht starren dessen Lächeln ihn immer hatte weich werden lassen. Er wollte nicht die Person ansehen, die ihm vor nicht allzu langer Zeit noch alles bedeutet hatte.

,,Nicht ganz so gut? Ich habe alles gemacht, damit ich dich zufriedenstelle und du hast...weißt du was? Vergiss es! Sag was du sagen willst und geh. Ich will hier gesund werden und das geht am besten, wenn du nicht da bist!", fauchte Dany und ballte seine Hände zu Fäusten sodass sich seine Nägel in seine Handflächen gruben.

Collin atmete hörbar aus.

Fast schon bedrückt.

,,Ich wollte eigentlich nur nach dir sehen...ich habe versucht dich zu vergessen und mir einzureden, dass ich die richtige Entscheidung getroffen habe, aber...das habe ich nicht.", Collin sah angestrengt auf den Teich und verschränkte seine Arme vor der Brust. Dany erlaubte sich, einen kurzen Blick auf ihn zu werfen.

Er sah älter aus...reifer und war noch immer der schlanke, sportliche Typ. Seine dunkelbraunen Haare waren an den Seiten und am Hinterkopf kurzgeschoren, während er in der Mitte eher länger war. Seine gesamten Gesichtszüge wirkten nun einfach so....ausgereift.

,,Und jetzt bist du hier, weil du wissen willst ob ich doch noch zu haben bin, oder wie?"

,,Ich bin hier um mich zu entschuldigen...ich hätte dich nicht so...behandeln dürfen. Ich war jung und..."

,,Du warst ein rücksichtsloses Arschloch, das nicht wusste wasNeinbedeutet oder wie man mit anderen Menschen umgeht. Und das schlimmste i...ist, du weißt wahrscheinlich noch gar nicht malwas für einArschloch du warst.", es tat überraschend gut, es endlich auszusprechen. Es war, als würde eine Last endlich von ihm fallen.

,,Doch, das weiß ich, Dany und es tut mir leid. Ich habe einfach immer nur an mich gedacht und dafür wollte ich mich bei dir entschuldigen. Du warst immer so selbstlos mir gegenüber und hast immer alles gegeben obwohl ich immer nur genommen habe.", Collin rückte ein wenig Nähe zu ihm und atmete tief durch und griff nach seinen beiden Händen. Dany war viel zu baff, als dass er hätte reagieren können und starrte den anderen einfach nur mit weit aufgerissenen Augen an.

,,Was ich dich also fragen möchte, Dany, ist ob du mir noch eine zweite Chance geben willst."


Riley:


Es hatte nicht lange gedauert, bis Alex und Lucas gekommen waren. Die brachten eine Sporttasche mit frischer Kleidung und Zeichensachen mit sich, letztere musste Ben natürlich gleich wieder mitnehmen.

Eine Weile lang starrten die beiden ihn bloß vorwurfsvoll an, bis er den Kopf schüttelte und fragend zurück starrte.

,,Willst u gar nichts sagen, Riley?", Lucas, welcher durchs Zimmer gewandert war, war stehen geblieben und verschränkte die Arme vor der Brust.

,,Erst die Tätowierung, du weißt doch, wie sehr Mum und Dad das alles verabscheuen. Und dann jetzt auch noch das?!", er machte eine Pause, als würde er auf eine Antwort seines Bruders warten, welche jedoch ausblieb.

,,Riley, wir zeigen Verständnis für das alles, aber irgendwann ist es genug. Du musst damit anfangen Verantwortung zu übernehmen! Du kannst nicht immer von alles erwarten, dass sie auf dich Rücksicht nehmen oder deine Probleme für dich lösen! Du musst etwas tun dafür! Angefangen bei den Therapiesitzungen, zu denen du nicht gehen willst! Wie alt bist du eigentlich!?? Zehn? Neun?....DREI?! Wenn du gesund werden willst, dann kriegst du endlich deinen Arsch hoch und tust etwas dafür. Denn das kann niemand für dich übernehmen und wenn du es nicht tust, dann stehen wir wohl bald vor deinem Grab!", Lucas war es anzusehen, wie sauer und enttäuscht er war und es tat weh, seinen Bruder so zu sehen.

Noch mehr schmerzten diese Worte, gerade weil Luc recht hatte. Er musste auch selbst etwas dafür tun, genauso wie Dany trotz der Sonde essen musste.

Es wäre doch so viel einfacher, wenn sich nicht alles in ihm dagegen streben würde etwas zu tun. Es war doch schon schwer genug, aus dem Bett zu kommen.

,,Was? Willst du jetzt noch immer nichts sagen?", Alex trank einen Schluck aus seinem Becker und verzog das Gesicht.

,,Ich weiß, aber..."

,,Nichtsaber, Riley. Es reicht jetzt mit deinen Ausreden. Jedes Mal hören wir nurJa, aber.....; ich weiß, aber....;lass dieses aberdoch endlich weg und tu etwas. Wir lieben dich, Riley und das tun nicht nur wir, wie ich heute erfahren habe.", Alex schmunzelte leicht. Er hatte also mit Dany gesprochen...?!

,,Du hast mit Dany gesprochen?", Riley setzte sich auf und zog das Tischchen zu sich, auf dem die Schale mit den Keksen stand.

,,Es geht hier jetzt nicht um Dany, Riley. Aber ja, ich hab ihn heute zufällig getroffen. er hat wohl gedacht, ich sei du und dann haben wir kurz gesprochen. Aber wie gesagt, darum sind wir nicht hier. Wir wollen dich wieder bei uns haben und das geht nur wenn du endlich anfängst gesund werden zu wollen und damit beginnst, etwas dafür zu tun."

,,Ich weiß."

Wake UpWaar verhalen tot leven komen. Ontdek het nu