Tag 21: Familie, Shrimps und das eine...

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Dany:

Er konnte sein Glück kaum fassen, als er tatsächlich angezogen im Warteraum saß und auf seinen Bruder wartete. Er durfte das ganze Wochenende, bis Sonntagabend nach Hause. Riley saß neben ihm und wirkte zugegeben etwas traurig.
,,Wir sehen uns morgen ja, jetzt zieh nicht so ein Gesicht.", Dany drückte die Hand des anderen ein wenig und lehnte sich gegen Rileys Schulter.
,,Ich weiß, aber es ist trotzdem seltsam, wenn du nicht hier bist. Du kannst doch nicht von mir verlangen, dass ich meine ganze Zeit mit Ad und Caith verbringe.", Riley grinste leicht und zuckte dabei mit seinen Schultern.
Riley hatte es geschafft seinen Bruder dazu zu überreden, ihn morgen Nachmittag abzuholen, damit es so aussah, als würde er natürlich mit seiner Familie unterwegs sein, nicht mit Dany. Immerhin durfte er ja auch nur die Klinik verlassen, wenn jemand aus seiner Familie, dabei war.
Was genau sie beide machen würden, wussten sie noch nicht. Dany wollte es aber vermeiden, etwas in der Stadt zu machen. Er hatte keine Lust drauf angestarrt zu werden wegen der Sonde und erst recht wollte er auch nicht die Halterung überall mit sich herumschleppen. Nachdem Nate ihm gesagt hatte, dass ihre Eltern das Wochenende nicht zu Hause waren, durfte es kein Problem sein, wenn Riley mit zu ihm ging. Nathnael hatte nichts dagegen, immerhin war Tamra, die Freundin seines Bruders, wie Dany herausgefunden hatte, auch meistens da, wenn er zuhause war.


,,Als ich losgefahren bin hat Mum gerade damit begonnen das Mittagessen zu kochen. Sie fahren heute Nachmittag. Tam würde dann das Wochenende auch hier verbringen, wenn es dich nicht stört.", nachdem Dany ich von Riley verabschiedet hatte, mit einem kurzen, schüchternen Kuss, war er zu Nate ins Auto gestiegen.
,,Ich hab nichts dagegen, solange das nichts an Rileys Besuch morgen ändert."
,,Nein, nein. Ich frage nur, weil ich weiß, dass du es nicht magst, wenn Leute die du nicht kennst bei uns sind.", Nate fuhr in ihre Ausfahrt und half dann seinem Bruder dabei, auszusteigen. Die beiden holten die Halterung der Sonde und Danys Tasche mit der Kleidung aus dem Kofferraum und gingen dann nach drinnen. Seltsamerweise, war jegliche Freude weg, als Dany das Haus betrat. Er wusste nicht warum, aber irgendwie kam er sich nicht willkommen vor. Es roch nach Essen, als er sich in der Garderobe die Jacke auszog und dann die Flasche an die Halterung hängte.
Während Nate geradewegs in die Küche ging, war der erste Ort den Dany aufsuchte sein Zimmer. Es stellte sich zwar als recht kompliziert heraus, die Halterung die Treppen hoch zu zerren, aber das war es ihm vollkommen wert. Er hatte keine Lust jetzt irgendjemanden um Hilfe zu bitten...
Sein Zimmer sah genauso aus, wie er es zurückgelassen hatte. Das große Bett, in dem er fünf Mal Platz hatte, neben den Fenstern, gegenüber der weiße Schrank und daneben die Bücherregale und gegenüber von denen, Opals Terrarium. Die Schlange schien zu merken, dass er wieder da war, denn er streckte neugierig sein Köpfchen aus der Höhle und züngelte neugierig.
,,Ich dachte mir, dass du hier oben bist. Wie geht es dir, Dany?", seine Mum stand im Türrahmen und lächelte ihn an. Sie war bereits geschminkt, trug aber noch eine Jogginghose.
,,Ich weiß es nicht wirklich...aber ich habe jemanden kennengelernt, der mir die Zeit dort ein wenig leichter macht.", der Junge legte seine Sporttasche auf den Boden und ging dann zu den Regalen.
,,Das...freut mich....Du siehst aus, als hättest du nicht viel geschlafen...", sie meinte seine Augenringe...
,,Ich schlafe nicht viel...aber sie haben mir Tabletten gegeben. Die helfen ein wenig.", Dany warf ihr einen kurzen Blick zu und zog dann ein Buch heraus. Er hatte keinen Plan wie oft er die "Ein Lied aus EIs und Feuer" Bücher gelesen hatte, aber sie begeisterten ihn jedes Mal aufs Neue. Zugegeben, nachdem er ein ziemlicher Drachenliebhaber war und man daraus schließen konnte, welches Haus nun wohl sein liebstes war, war er sehr zufrieden mit seinem Namen.
,,Ich wollte dir eigentlich nur sagen, dass ich gekocht habe. Du musst nicht viel essen, aber es wäre schön, wenn du dich zumindest zu uns setzten würdest.", er nickte bloß und legte das Buch auf sein Bett. Jene Bücher, die er mitgenommen hatte in die Klink standen auch wieder an ihren Plätzen, was ihn ein wenig traurig machte. Man hatte ihn belogen...
Es wunderte ihn ein bisschen, dass seine Mum gar nichts gesagt hatte, wegen der Sonde, aber es war ihm auch lieber so.
Die letzte Person die er sehen wollte was sein Dad. Sie hatten sich irgendwie noch nie wirklich so verstanden, wie es Väter und Söhne eigentlich so taten. Dafür hatte er ja Nate.

Der Weg in die Küche kam ihm seltsam fremd vor. Sein Dad saß an seine Üblichen Platz neben seiner Frau und Nate saß ihm gegenüber.
,,Haben sie dich wirklich raus gelassen oder was hast du gemacht? Sonderlichen Fortschritt scheinst du ja noch nicht gemacht zu haben."
Dany ignorierte den Mann einfach und setzte sich neben seinen Bruder.
,,Ich hab gehört, ihr verbringt das Wochenende gar nicht hier?"
,,Nein, wir fahren zu euren Großeltern. Sie würden sich sicher freuen, wenn ihr beide mitkommen würdet. Möchtet ihr wirklich nicht?"
Bevor Dany etwas sagen konnte, erhob Nate das Wort.
,,Ich kann Tam nicht ein paar Stunden zuvor absagen. Wir fahren das nächste Mal mit."
,,Wie du meinst, Nate. Möchtest du auch etwas essen, Dany?", er merkte genau, wie der Blick seines Dads zu ihm schweifte. Er nickte knapp.
,,Ein bisschen.", sie nickte und holte einen weiteren Teller aus einem der Schränke. Sie schien zu begreifen, dass die Sonde keinen schlechten Job machte und schien deshalb auch einzusehen, dass er nur recht wenig aß.
Heute vormittags hatte er eine Untersuchung gehabt, bei welcher sich herausgestellt hatte, dass er bereits wieder knapp 73 Pfund wog. Letztens hatte er zwar noch 74 Pfund gewogen, jedoch durch das Verzichten auf die Sonde, wieder abgenommen.
Während Dr. Reece einigeraßen zufrieden gewesen war, hatte Dany sich am liebsten übergeben wollen. Irgendwie wollte er noch immer nicht ganz einsehen, dass sein Gewicht nicht gesund war. Er hatte sehr lange über alles Mögliche nachgedacht, von seinen Mahlzeiten, hin zu den letzten Tagen, in denen es ihm teilweise leichter gefallen war zu essen und dann wieder an die Tage, an denen er sich mehrmals unter eine kalte Dusche gestellt hatte. Er konnte aber nicht sagen, welche Tage nun schöner gewesen waren.
Auf dem Teller lag ein kleines Häufchen Reis, daneben ein halbes Lachfilet.
Während er den Fisch so ansah, bekam er eine Idee, für den morgigen Nachmittag.

,,Hast du Freunde gefunden?", während seine Mum das Geschirr in den Spüler räumte, saß er noch immer auf dem Stuhl und aß noch die zweite Hälfte des Filets. Er mochte Fisch. Es schmeckte gut und hatte kaum Fett. Lachs war da zwar eine Ausnahme, aber es schmeckte trotzdem nicht schlecht. Er liebte Shrimps. Noch immer. Es gab nichts Besseres als diese kleinen Krebsartigen Meeresfrüchte.
,,Ja, hab ich. Nick er ist aus meiner Therapiegruppe und Riley."
,,Beides...Jungen?"
,,Was soll es denn sonst sein? Oder hast du schon einmal ein Mädchen mit dem Namen Nick gesehen?", Mr. Prentiss verdrehte seine Augen und schüttelte leicht den Kopf.
,,Du kennst doch meine Schwester Riley oder?"
Er war still.
Dany schmunzelte leicht und aß die letzten Reste von seinem Teller, bevor er es an seine Mum weitergab. Eigentlich hatte er vorgehabt gleich wieder auf sein Zimmer zu verschwinden, aber er mochte es, mit seiner Mum zu sprechen. Sie zeigte immerhin ein kleines Bisschen Interesse.
,,Riley ist mehr ein Mann als ein Junge.", Dany warf einen kurzen Blick zu seinem Dad hinüber. Er war nicht wirklich begeistert von der Sexualität seines Sohnes, hatte sich aber zumindest mehr oder weniger damit abgefunden.
,,Nate hat mir erzählt, dass Riley dir sehr wichtig zu sein scheint...", sie grinste leicht und setzte sich mit einem Glas Wasser an den Tisch.
,,Er ist sehr...lieb ja.", dass sie beide sich bereits geküsst hatten, behielt er vorerst mal für sich.
,,Das heißt...du magst ihn?"
,,Mum....", er merkte selbst wie er errötete und hielt sich beide Hände vors Gesicht.
,,Wir fahren bald, Bridget. Du solltest dich umziehen, damit wir rechtzeitig los können."


,,Wir sehen uns dann Sonntagabend.", sie drückte ihren beiden Söhnen jeweils einen Kuss auf die Stirn und ging dann. Während der Vater der beiden ihnen schlicht und weg zunickte.
,,Lasst das Haus stehen."


,,Ich werd Tamra jetzt abholen. Soll ich dir irgendetwas mitbringen?", Nate griff nach den Autoschlüsseln seines Wagens und zog sich die Jacke an.
,,Kommst du bei einer Sushibar vorbei?"
Nathnael wirkte zwar ein bisschen überrascht, nickte dann aber.
,,Ich nehme an du willst ein paar Shrimp Nigiri?", Dany nickte knapp und schlang sich die dünne Sweatjacke enger um sich.
,,Übernachtet Riley morgen hier?"
,,Ich glaube nicht, dass er das darf, von der Klink aus..."
,,Dann brauchst du also nichts weiteres?", er zog eine Augenbraue hoch und grinste schief. Dany brauchte einen Moment um zu verstehen, worauf sein Bruder hinaus wollte und verdrehte dann seine Augen.
,,Warum musst du immer gleich an das eine denken, Nate?"
,,Wir sind beides Männer, Dany. Du kannst mir jetzt nicht erzählen, dass du dir noch nicht vorgestellt hast, wie es wäre."
Da konnte Dany jetzt wirklich nichts dagegen argumentieren, weshalb er kopfschüttelnd davon trottete. Er hatte zugegeben wirklich schon daran gedacht, wie es wohl sein würde, Riley so nahe zu sein. Um sehr, sehr ehrlich zu sein, der Gedanke daran hatte ihn sogar ein kleines bisschen erregt.

Das erste, das Dany machte, als sein Bruder gegangen war, war sich unter die Dusche zu stellen. Das Wasser schmerzte noch ein wenig auf seinen aufgeschlagenen Knöcheln, weshalb er etwas kühler duschte.
Danach schlüpfte er in einen Pullover, den er von Riley bekommen hatte, nachdem die beiden wieder in seinem Zimmer gewesen waren und bei offenem Fenster miteinander geredet, und Dany schließlich begonnen hatte zu frieren.
Das Kleidungsstück roch so unglaublich gut...
Dany nahm sich ein Buch und legte sich dann auf sein Bett. Er hatte sein eigenes Bett furchtbar vermisst. Seine Privatsphäre und seine Freiheit auch. Seltsamerweise aß Dany auch lieber, wenn man ihm nicht vorschrieb, wann er zu essen hatte und wieviel davon. Es war auch ein wenig einfacher, wenn keiner Druck machte...
Aber es war auch ungewohnt ohne Riley zu essen....

Wake UpWhere stories live. Discover now