Tag 16: Collin, Nate und Dr.Reece...

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Der erste Lichtblick des Tages war Nate. Er klopfte erst und steckte dann den Kopf in das Zimmer. Er schenkte seinem jüngeren Bruder ein leichtes Lächeln, während er sich einen der Stühle ans Bett zog und sich darauf setzte.

Als Dany den fragenden Blick seines Bruders bemerkte, zuckte er nur mit den Schultern.

,,Ich hab nicht genug gegessen.", war die schlichte Antwort des Jungen.

,,Das ist nicht was ich meinte. Ist....alles in Ordnung?", Nate zog seine Jacke aus und lehnte sich mit verschränkten Armen zurück.

Ohne es wirklich wahrzunehmen wischte Dany sich über seine ohnehin schon trockenen und geröteten Augen. Es brannte leicht, als er ein weiteres Mal über die ohnehin schon gereizte Haut fuhr.

Dany zuckte leicht mit den Schultern: ,,Ich hatte nur einen scheiß Tag bisher. Du hast gesagt, dass du mit mir reden möchtest. Worum geht es denn?"

Nate brauchte einen kurzen Moment, bis er verstand, wovon Dany sprach und nickte schließlich leicht. Der Mann atmete hörbar aus und fuhr sich durchs Haar.

,,Ich wollte es dir anfangs gar nicht sagen, aber...es ist deine Sache und was du damit machst ist deine Entscheidung nicht meine.", murmelte Nate, ehe er ihm einen kleinen Zettel reichte. Neugierig faltete Dany ihn auseinander und blickte auf eine Nummer. Verwirrt sah der Junge auf und runzelte die Stirn.

,,Was ist das?"

,,Collin ist mir letztens über den Weg gelaufen. Er ist jetzt auf derselben Uni wie ich natürlich ein paar Semester unter mir aber...er ist da. Er hat mich erkannt und mich nach dir gefragt...."

,,Was hast du ihm gesagt?", Dany wusste nicht warum, aber ein Teil von ihm freute sich. Er konnte sich denken, was diese Zahlen waren. Collins Handynummer.

,,Ich hab ihm gesagt, dass es ihn nichts angeht. nach zehn Minuten in denen ich versucht habe ihn abzuwimmeln, habe ich dann zugestimmt dir seine Nummer zu geben, ummal in Kontakt zu treten. Ich wollte den Zettel anfangs wegwerfen, weil ich weiß, was dieser Typ mit dir gemacht hat, aber es ist wie gesagt deine Sache."

,,Er hat wirklich nach mir gefragt?"

Von Nathnael kam nur ein verachtendes Grunzen.

,,Sicher, du bist sechzehn. Jetzt könnte er dich ohne in Schwierigkeiten zu kommen vögeln...Dünn bist du auch noch....perfekt für ihn..."

Dany hatte seinen Bruder noch nie wirklich so verärgert gesehen. Aber er hatte recht. Er durfte nicht vergessen, was Collin aus ihm gemacht hatte. Er faltete den Zettel wieder zusammen und steckte ihn in seine Jackentasche.

,,Danke, dass du mir das erzählst. Ich hätte es verstanden, wenn du ihn einfach weggeworfen hättest. War er...alleine?"

,,Warum willst du das denn wissen, Dany?"

,,Nur so. Vielleicht verarscht er ja jetzt den nächsten..."

Wohl kaum. So dumm bist nur du Dany.

,,Er war alleine. Bitte Dany vergiss nicht, was damals war. Es ist deine Entscheidung was du nun machst, aber bitte lass dich nicht um den Finger wickeln, okay? Ich weiß wie Typen wie er ticken und was er einmal gemacht hat, wird er auch ein zweites Mal versuchen. Vielleicht will er auch nur mit dir vögeln.."

,,Könntest du das bitte anders ausdrücken?"

,,Hab dich nicht so, Dany. Ist doch so. Ists dir lieber wenn ich sage, dass er dich fi...", Nate wurde unterbrochen, als die Türe aufging und Dr. Reece herein kam. Er schenkte den beiden ein leichtes Lächeln, was von Dany jedoch nur mit einem schnauben quittiert wurde.

,,Ich wusste nicht, dass du Besuch hast, Dany. Es dauert auch nicht lange. Ich möchte dir nur kurz deinen Kalender geben. Er ist recht selbsterklärend. Wir sehen uns erst wieder übermorgen, nachdem du morgen wieder eine Gruppensitzung hast, bei der ich nicht dabei sein werde. Hast du deine Tabletten heute schon bekommen?"

Dany schüttelte bloß den Kopf. Dr. Reece hatte eigentlich gar nichts falsch gemacht, dennoch konnte der Junge ihn einfach nicht leiden. Warum auch immer...

,,Dann werde ich gleich Ben zu dir schicken damit er sie dir bringt.", mit diesen Worten, drehte sich der Arzt auch wieder um und verließ den Raum.

,,Woher willst du überhaupt wissen, ob Collin überhaupt irgendetwas von mir möchte? Vielleicht will er sich auch bloß entschuldigen, mehr nicht.", Dany schüttelte leicht den Kopf und sah schließlich fragend zu seinem Bruder.

,,Das glaubst du doch selbst nicht. Ich will jetzt aber echt nicht meine Zeit mit diesem Arsch verschwenden. Wie geht es dir?"

Dany zuckte resigniert mit seinen Schulter.

,,Ich weiß es nicht...zur Zeit ist alles ein wenig...kompliziert.", das traf es wohl am besten. Seine gesamte Situation war mehr als nur ein bisschen kompliziert. Die Sache mit Riley, sein Aussehen, das Gewicht einfach alles an und um ihn herum machte Dany unbeschreiblich müde. Vor allem aber machten sein Kopf und seine Gedanken ihm am meisten Probleme. Ein Teil von ihnen wusste, dass er krank war und schleunigst anfangen sollte zu essen, während der andere Teil ihn mehr und mehr dazu drängte damit aufzuhören und nach einer Lösung für die Sonde zu suchen.

,,Tut es weh?", Nate deutete auf den dünnen Schlauch in seinem Gesicht.

,,Ja, anfangs schon, es wird aber mit der Zeit besser. Wie geht's Mum?"

,,Sie ist ziemlich beschäftigt mit irgendeinem Projekt, was weiß ich und Dad...naja er arbeitet eben. Mum vermisst dich. Vielleicht können wir dich ja mal für ein Wochenende nach Hause holen."

,,Das wäre schön. Endlich mal etwas anderes als diese Klinik hier.", und ein wenig Ablenkung würde ihm sicher auch gut tun. Weg von Riley...

,,Hast du eigentlich mit dem Mädchen gesprochen?"

Dany bemerkte wie sein Bruder rot wurde.

,,Sieht ganz so aus hm?", er grinste leicht als Nate sich verlegen am Hinterkopf kratzte.

Er wünschte sich für einen Moment, dass es bei ihm und Riley auch so sein könnte. Einfach. Aber alles schien nur noch komplizierter zu werden und jetzt war auch noch Collin mit im Spiel. Dany war sich nicht sicher, was er davon halten sollte. Der Junge hatte mit den Sachen die er gesagt hatte, so viel in ihm kaputt gemacht und war dann verschwunden und nun tauchte er mir nichts, dir nichts einfach wieder auf.

,,Sie würde gerne mal mitkommen und dich kennenlernen, nachdem ich ihr gesagt habe, dass du auch sehr gerne liest...hast du deine Bücher übrigens schon wieder?"

,,Ich weiß nicht, ob sie das wirklich möchte....", oder ob er es wollte.

Er wollte ja nicht einmal, dass seine besten Freunde ihn so sahen. Sie waren damals so erschrocken gewesen, als sie herausgefunden hatten, dass er kaum noch aß. Sie hatten natürlich sofort geahnt, dass es an Collin gelegen hatte.

,,Dany, es ist auch okay wenn du das nicht möchtest. Vielleicht kommt sie ja mal zu uns nach Hause, wenn du auch wieder da bist.", Nate sah hinter sich und warf einen Blick auf die Uhr. Ihre halbe Stunde war gleich um...

,,Ich werde diese Woche sicher noch einmal kommen. Vielleicht kann ich dich da dann ja auch mal für ein Wochenende mitnehmen. Ich werde mal nachfragen.", während sein Bruder wieder in die Jacke schlüpfte, versuchte Dany die in ihm ansteigende Traurigkeit zu verbergen.

Es wäre schön, die Klinik mal für zwei Tage zu verlassen und Zuhause schlafen zu können bei seiner Familie und seinen Tieren. Vielleicht konnte er dann ja auch etwas mit seinen Freunden unternehmen. Er vermisste die beiden.

Etwas in ihm versuchte ihm einzureden, dass sie ihn aber nicht vermissten und es ihnen besser ging, wenn er die beiden Jungen alleine ließ.

,,Dany? Hörst du mich?"

Angesprochener zuckte leicht zusammen und nickte schließlich hastig.

,,Ich werde dann mal gehen. Wir sehen uns spätestens am Wochenende wieder.", Nate drückte ihn fest an sich und winkte ihm im Türrahmen noch einmal zu.

Im selben Moment, in dem Nathnael ging, kam Ben mit seinem Wagen herein und schenkte ihm ein leichtes Lächeln.

,,Na? Wie geht's dir, Dany?"

,,Dein Partner geht mir tierisch auf den Sack.", murrte er nur und nahm den kleinen Becher mit Tabletten entgegen.

Ben lachte leise und leerte den Mülleimer aus.

Zwei Vitamintabletten, eine für sein Immunsystem und noch eine, deren Wirkung Dany nicht kannte.

,,Wofür ist die vierte?"

,,Das musst du meinen Partner fragen. Er hat sie aufgeschrieben. Ich kann dir dazu leider nichts sagen. Ich weiß nicht einmal wofür die anderen sind. Das ist hier so. Die Pfleger wissen nur wie viele Tabletten es sein sollen, nicht direkt welche."

Dany nickte und beäugte misstrauisch die Tablette.

,,Wenn ich nicht weiß, was das ist, nehme ich sie nicht. Ich will immerhin auch noch ein bisschen Kontrolle über meinen eigenen Körper haben.", er nahm sich die Flasche Mineralwasser, die Nate ihm gebracht hatte, und nahm drei der Tabletten. Die letzte ließ er im Becher und wollte ihn dem Pfleger zurückgeben.

,,Dany, so läuft das hier nicht. Deine Eltern bestimmen, was du nimmst und bekommst, weil du minderjährig bist. Wenn deine Erziehungsberechtigten zustimmen, dann hast du die Tabletten zu nehmen. Es wird sicher nur eine weitere Vitamintablette sein oder so. Etwas anderes kann ich mir nicht vorstellen. Die Schlaftablette bekommst du erst nach dem Abendessen, also wie gesagt, es wird nichts Besonderes sein."

,,Welche Schlaftablette?"

Das Ganze wurde ja immer interessanter. Begonnen hatte es mit Vitamintabletten und jetzt wurden es immer mehr...

,,Dr. Reece hat bemerkt, dass du ziemliche Schlafprobleme hast, die sich auch auf deinen Körper auswirken, weshalb es besser ist, wenn du etwas nimmst um besser zu schlafen. Es ist nur ein leichtes Schlafmittel soweit ich das mitbekommen habe."

,,Ich würde besser schlafen wenn ich zu Hause wäre und nicht hier.", nach langem Zögern nahm er schließlich auch die letzte Tablette und gab den leeren Behälter schließlich Ben, welcher alles zusammen räumte und schließlich zur Tür wanderte.

Bevor er jedoch ging, drehte er sich noch einmal kurz um.

,,Ich weiß, Dany....weißt du eigentlich was mit Riley los ist? Ich habe Adam heute im Flur sitzen sehen, weil Riley schlecht gelaunt war und er deshalb gegangen ist. Adam wusste auch nicht warum, da habe ich mir gedacht, dass dus vielleicht weißt."

Und wie er wusste, was los war....

,,Wir sind zur Zeit ein wenig...auf Abstand. Vielleicht ist das ja der Grund..."

Wake UpWhere stories live. Discover now