Tag 14: Kälte, Outings und leider auch noch Collin...

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,,Es tut mir wirklich leid, dass ich dich nicht wirklich ausführen konnte, aber ich habe es geschafft zumindest ein bisschen romantisch zu sein. Was sagst du zu einem Spaziergang, Dany?", Riley nahm ihm sein Tablett ab und stellte es auf den dafür vorgesehenen Wagen.
,,Im Park? Oder in der Stadt?!"
So gerne Riley ihm auch sagen wollte, dass sie in die Stadt gehen würden, hatte er Ben nicht dazu überreden können, es zu erlauben.
,,Leider nur in den Park, aber wir beiden werden sicher mal in die Stadt gehen können. Spätestens dann, wenn du mit deiner Therapie-Gruppe unterwegs bist, kannst du die Klinik mal verlassen."
,,Ehrlich? Da macht man auch Ausflüge?"
Riley nickte grinsend, als er sah wie sehr Dany sich darüber zu freuen schien.
,,Zwar sind die Ausflüge nicht immer sonderlich ereignisreich, aber es ist ganz schön mal nach draußen zu können."


Eilig war Dany zurück auf sein Zimmer gerannt und sich eine Jacke geholt, damit er in der kalten Nachtluft nicht fror.
Endlich konnte er ein wenig Zeit mit Riley verbringen, außerhalb seines Zimmers. Er hatte sich lange nicht mehr so sehr auf etwas gefreut, wie jetzt.....Collin war eine Ausnahme. Oder war zumindest eine gewesen.
Mit einem Mal schien seine Freude wie weggefegt....Obwohl er dachte, längst damit abgeschlossen zu haben, kam alles immer wieder hoch und überrumpelte ihn. Er wusste nicht weshalb es ihn so sehr verletzte, wenn er an Collin dachte. Er fühlte nichts mehr für diesen Jungen. Collin war nun Vergangenheit.
Kopfschüttelnd schlüpfte Dany in die Jacke und ging dann mit schnellen Schritten nach unten in die Empfangshalle, wo Riley bereits auf ihn wartete. Der junge Mann schenkte ihm ein leichtes Lächeln, welches der sechzehnjährige ohne es wirklich zu wollen erwiderte.
Vielleicht war Riley ja genau das was er brauchte....
,,Wir haben etwa eine Stunde Zeit. Wohin möchtest du gehen? Zum Teich oder zu dem kleinem Pavillon?"
,,Es gibt hier einen Pavillon?", überrascht zog Dany seine Augenbrauen hoch. Er war mit Collin oft in den Park gegangen und....er dachte schon wieder an ihn. Mehr und mehr bekam Dany den Eindruck, dass er noch lange nicht mit Collin abgeschlossen hatte sondern ihn sogar vermisste....aber dann war da noch Riley....
,,Dann haben wir ja jetzt ein Ziel.", der junge Mann riss ihn aus seinen trübseeligen Gedanken und stupste ihn mit dem Finger in die Seite.
,,Alles gut?", der schwarzhaarige sah ein wenig besorgt zu ihm herab und hob fragend seine Augenbrauen.
Dany blinzelte ein paar Mal und nickte dann.
,,Ja...ich habe nur nachgedacht.", er strich sich ein paar Haarsträhnen hinters Ohr und schlang dann seine Arme um sich. Es war kühl und er bereute es nur seine Hausschuhe angezogen zu haben.
Es roch nach Regen und ein leichter Nebel lag über dem Park wie ein Schleier. Es sah zugegeben wirklich schön aus, wenn es nicht so kalt gewesen wäre und nass.

,,Erzähl mal ein bisschen. Oder willst du lieber schweigend nebeneinander her laufen?", ein weiteres Mal riss ihn die Stimme des anderen aus seiner kleinen trüben Welt heraus.
,,Was willst du denn wissen? Ich weiß ja nichts über dich.", mit jedem Atemzug bildete sich eine kleine Wolke vor dem Gesicht des Jungen.
Jap, er hätte sich definitiv warme Schuhe anziehen sollen.
,,Dann kannst du ja jetzt ein bisschen heraus finden. Also.....was würdest du jetzt machen wenn du Zuhause wärst?"
,,Lesen. Ich würde auf jeden Fall mit einer Tasse ungesüßtem Tee auf dem Bett sitzen und lesen. Und du?", er hatte so viele ungelesene Bücher zu Hause und konnte kein einziges davon lesen. Es ärgerte ihn, dass es in der Klinik keinerlei Internetzugang gaben beziehungsweise keiner erlaubt war.
Das lenkte nur von einem ab, hatte Ben gesagt und mit seinen Schultern gezuckt. Nein, es trieb einen in den Wahnsinn und verursachte nur zu viele Gedankengänge die die Langeweile erschuf.
,,Wahrscheinlich würde ich jetzt gemeinsam mit meinen Brüdern Abendessen und danach überlegen was ich mir als nächstes auf meine Haut verewigen lassen soll.", Riley lachte leise und vergrub seine Hände in den Hosentaschen. Erst jetzt bemerkte Dany, dass der andere gar keine Jacke trug. Nur einen dicken Pullover.
,,Frierst du nicht?", mit fragendem Blick sah der Junge zu dem jungen Mann auf, welcher nur leicht den Kopf schüttelte.
,,Komm schon, Dany, so kalt ist es nicht.", als angesprochener auf die Füße des schwarzhaarigen sah, bemerkte er, dass auch Riley nur Hausschuhe trug.
,,Doch ist es."
,,Glaubst du nicht, dass das an deinem Körper liegt? Du hast ja keinerlei Fettgewebe, dass dich warm hält."
,,......das bezweifle ich....", Dany hatte einen kurzen Moment nachdenken müssen. Das konnte nicht sein und wenn doch war es nicht schlimm. Wofür gab es denn Kleidung, wenn nicht um einen warm zu halten.
,,Wenn du meinst......", Riley machte eine Pause, bevor er weitersprach:,,Wann hast du bemerkt, dass du auf Typen stehst?"
Ein wenig überrascht weiteten sich die Augen des Jungen. Damit hatte er nicht gerechnet. Er hatte darüber eigentlich noch nie wirklich mit jemandem gesprochen. Nicht einmal mit Nate...
,,Wann hast du es denn herausgefunden?"
Als sie an dem Pavillon ankamen, setzte sich Riley neben ihn und legte einen Arm um seine Schultern.
Dany genoss augenblicklich die Nähe. Der schwarzhaarige war warm und roch verdammt gut und er strahlte etwas sonderbares aus.... Etwas das Dany noch nie wirklich bei jemand anderem gesehen hatte.
,,Naja, ich war noch ziemlich jung, in meinem ersten Highschooljahr habe ich einen Jungen kennengelernt, von dem ich wusste, dass er schwul war. Ich war eigentlich nur an Mädchen interessiert, aber irgendwann habe ich ihn halt immer mehr gemocht und naja, er mich anscheinend auch. Anfangs habe ich das alles als rein freundschaftlich abgestempelt und bin sogar mit einem Mädchen ausgegangen. Er hat zwar immer wieder ein paar Anspielungen gemacht und hin und wieder ist seine Hand auch abgerutscht. Letztendlich ist mir Noel, das war sein Name, nicht mehr aus dem Kopf gegangen und ich bin völlig aufgewühlt mitten in der Nacht zu ihm gefahren, hab ihn aus dem Bett geläutet um mit ihm darüber zu reden.", Riley schüttelte schmunzelnd den Kopf. Er erinnerte sich gerne daran, wie unbeschwert er mal gelebt und das ganze nicht wirklich geschätzt hatte.
,,Und dann?"
,,Dann habe ich mit Noel geredet. Ziemlich lange sogar, weil ich natürlich keinen Plan von all dem hatte, was das Thema Sexualität anging. Dementsprechend war natürlich auch dann unser erstes Mal. Wir waren fast zwei Jahre zusammen, haben uns aber schließlich auseinander gelebt. Wir sind jetzt noch gute Freunde, aber mehr nicht."
Dany war verwirrt darüber, wie sehr es ihn verletzt das alles zu hören. Er hatte doch nicht einmal das Recht dazu deshalb verletzt zu sein. Er hatte keinerlei Recht dazu, Rileys Entscheidungen irgendwie zu beurteilen.
Dennoch, mochte er es nicht wirklich davon zu hören....
,,Du bist dran. Wie hast du es herausgefunden?"
,,Ich....weiß es um ehrlich zu sein gar nicht. Ich war nie wirklich interessiert an einer Beziehung oder ähnliches, erst recht nicht an Mädchen. Ich habe also nicht wirklich darauf geachtet. Ich war fünfzehn als ich dann Collin kennengelernt habe und von da an war es mir einfach bewusst."
Er hasste es sich daran zu erinnert, wie er Collin begegnet war. Der Junge war damals so....anders zu ihm gewesen und er selbst ja auch.
,,Wie haben deine Eltern darauf reagiert?", Riley schien sein Unbehagen zu spüren und drückte ihn ein wenig fester an sich.
,,Begeistert waren sie natürlich nicht, aber sie haben es schnell akzeptiert, dass das meine Sache ist. Sie haben sich auch nie wirklich eingemischt, wenn ich mit Collin gestritten habe. Das war alles immer mein Ding. Und....waren deine Eltern begeistert?"
Riley lachte leise.
,,Ich habe ihnen Noel einfach vorgestellt als meinen Freund. Meine Mum hat dann ganz erschrocken drein geschaut, weil sie gedacht hatte, Noel war ein Mädchen. Meine Brüder wusste ja sowieso schon Bescheid und haben auch nicht wirklich etwas dagegen gehabt. Leider haben meine Eltern das nicht so gut aufgenommen und wir haben seither recht viel gestritten. Man kann es leider nicht jedem recht machen."
,,Nein kann man nicht...umso wichtiger ist es, dass man es sich selbst recht macht....", Dany lehnte sich an die Schulter des älteren und griff nach kurzem Zögern nach dessen Hand. Er war ein wenig überrascht von sich selbst, dass er es sich tatsächlich getraut hatte.
,,....Ich glaube ich habe mich in dich verliebt....."









Nate:



Nate kam einfach nicht zur Ruhe. Seit einer ganzen Stunde starrte er nun schon auf den kleinen Zettel vor ihm und auf die darauf geschriebene Nummer. Eigentlich sollte er es Dany sagen und seinen Bruder selbst darüber entscheiden lassen, was er damit anfing, aber er konnte es nicht. Etwas in ihm sträubte sich dagegen wie eine Katze gegen das Wasser.
Er fuhr sich mit einer Hand durchs Haar und drehte sich dann zu Tamra um, die mit einem Buch auf dem Bett saß und nebenbei abwesend Opal streichelte. Die Schlange schien sich nach mehr Aufmerksamkeit zu sehnen seit Dany in der Klinik war.
,,Was würdest du tun, wenn du in meiner Situation tun, Tam?", Nathnael atmete hörbar aus und setzte sich neben das Mädchen auf den Bettrand.
Sie sah auf und strich sich eine ihrer dunklen Strähnen aus dem Gesicht.
,,Ich würde es ihm sagen. Es ist seine Sache, wenn er schlau ist, dann ignoriert er es. Quäl dich nicht mit den Angelegenheiten deines Bruders herum, du tust dir damit nichts Gutes. Du tust ihm auch nichts Gutes wenn du ihm nichts sagst, vertrau mir.", sie ließ Opal auf dem Bett umher kriechen und legte das Buch auf die Bettdecke.
,,Ich weiß, das macht es mir ja auch so schwer..."
Das letzte, das er wollte, war Dany zu belügen oder ihm etwas vorzuenthalten, um alles nur noch schlimmer zu machen, aber bei dieser einen Sache, war er sich nicht sicher, wie er es schlimmer machte.
Ja, es war nicht seine Sache, aber Dany war mehr oder weniger seine Sache. Er war sein kleiner Bruder und es war seine Pflicht, auf ihn Acht zu geben wenn es sonst niemand tat.
,,Ich glaube, du solltest es ihm einfach sagen. So kann er selbst entscheiden, ob er die Sache nutzt oder einfach die Vergangenheit ruhen lässt.", Tamra fuhr ihm durchs Haar während sie sich von hinten an ihn lehnte.
,,Es wäre viel einfacher wenn ich ihn nicht jeden Tag sehen würde und mich daran erinnern müsste, was er zumindest teilweise zu verantworten hatte...."

Wake UpWhere stories live. Discover now