Chapter twelve - Die Vergangenheit ruht nicht

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~Die Vergangenheit ruht nicht
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Jetzt war ich wieder allein.
Ein Fremder klopfte an und so verließ der Mann mit den blauen Augen den Raum. Doch bevor er die Tür schloss, musterte er mich so prüfend. Wie als würde er mich fragen, ob es okay wäre.
Als Antwort nickte ich zögerlich.

Seitdem warte ich. Ich warte darauf, das er zurück kommt. Ich weiß nicht, was ich über ihn denke. Er stand mir bei und war verständnisvoll.
War ich etwa so mitleidig?
Ich wusste nicht, wer er war und doch hatte er mir geholfen.

Die Tür schiebt sich auf und zwei blaue Augen fixieren Meine. Wie zuvor stellt er sich den Stuhl hin und setzt sich zu mir.
Was würde er sagen? Würde er das Thema überhaupt ansprechen?

In seiner Hand befindet sich das Buch.

„Wie..?"
doch weiter komme ich nicht.

Er legt es neben sich auf den Fußboden.
„Verschwende deine Fragen nicht kleine Luna."

Schüchtern sehe ich wieder zu Boden. Eine Sache wollte ich endlich wissen.
„Wie ist dein Name?"

Seine Augenbrauen heben sich. Er wirkt verwirrt, aber genau das, war das, was ich wissen wollte. Leicht legt er den Kopf schräg. Als würde er es nicht begreifen.

Er war mir so fremd und doch so nah. Ich muss es einfach wissen.

Sein Blick fällt und er sieht mir kalt entgegen.
„Mein Name ist Lucián."
Lucián.. Es passte zu ihm.

Ich nicke.
„Erzähl mir bitte was damals vor gefallen ist."

Sein Blick bohrt sich in Meinen.
„Alles mit seiner Zeit. Kommen wir erstmal zum wichtigen Teil."

Er greift nach dem Buch und blättert eine Seite auf. Es wirkt, als kennt er es schon in und auswendig.
„Du wirst mir das Buch übersetzen. Mein Wissen über die Sprache reicht nicht aus, um alles zu übersetzen. Das, was ich bisher übersetzt habe, passt noch nicht. Also brauche ich deine Hilfe."

Als würde er mich verarschen wollen, blicke ich ihn an. Ich kann diese Sprache doch ebenfalls nicht.

„Wie denn bitte? Ich kann die Sprache nicht."
Unverständlich schüttle ich den Kopf.

Er seufzt.
„Du bist eine Luna. Ein Teil des Mondgeistes. Der Mondgeist der älter ist, als jedes Wesen auf der Erde. Du kannst auf Wissen zugreifen."

Wieder mustere ich ihn verwirrt.
Wie meinte er das?

„Weißt du überhaupt irgendetwas über eine Luna?"
Er meint es nicht böse und dennoch fühle ich mich angegriffen.

„Über eine verlorene Legende findet man ja auch so viel."
Sarkastisch rolle ich mit den Augen.

„Falls du es nicht wusstest, ist unser Rudel das älteste Rudel der Zeiten. In unserer Bibliothek gibt es unzählige Bücher. Sei es Luna oder alte Schriften. Ich hab sogar ein Tagebuch einer Luna. Ich weiß viel über dich und deine Spezies. Scheinbar mehr als du selbst."

Sofort halte ich inne.
Er hat was?

Ich richte mich etwas auf und blicke ihn aufgeregt an.
„Du hast was..? Du musst sie mir zeigen! Bitte. Ich hab so viele Fragen und das schon so lange."
Flehend sehe ich in seine Augen.

Sie verraten ihn. Seine Mimik bleibt komplett kalt, doch in seinen Augen kann man seine Emotionen lesen. Man muss genau darauf achten. Auf jeden einzelnen Punkt, um es wirklich zu verstehen.

„Dann würde ich sagen, dass wir das Buch schleunigst übersetzen sollten."

Er ist mir überlegen.
„Und wenn wir es anders machen?"
vorsichtig versuche ich seinen Blick zu fangen.
Er scheint interessiert zu sein.

„Ich lese mir einen Teil durch. Von mir auch über das, was du meintest. Wir übersetzen das Buch und danach darf ich den Rest lesen."
Es würde ewig dauern, wenn ich nicht weiß wie.
Er nickt gelassen.

Kurz herrscht Stille.
„Bitte erzähl mir was damals vorgefallen ist. Bitte."
Ich muss es einfach wissen.

Seine Augen gehen vom Boden zu Meinen. Mein Atem hält an. Schmerz und Trauer liegt in Ihnen. Zum ersten Mal konnte ich sehen, wie gebrochen er war.

„Dein Vater ist für mich einer der ekelhaftesten Lykaner die ich je getroffen habe. Er hat nicht nur bei mir Schaden hinterlassen. Er hat es bei uns allen. Aber niemand litt mehr als mein Vater. Mein Vater ist wütend. Er will nicht nur den Kopf deines Vaters. Er will sehen, wie er zu Grunde geht,- Alles verliert was ihm wichtig ist. Mein Vater war damals ein besserer Lykaner als deiner es je war, doch er hat ihn zerstört. Dein Vater ist ein Verräter und der Tod wäre zu milde für ihn."

Mein Atem ist flach.
Was hatte mein Vater getan?
Er war nie ein schlechter Lykaner. Er war ein herzensguter Wolf und ich hätte nie gedacht, das jemals in Frage stellen zu müssen. Ich wollte es ihm nicht glauben. Ich wollte das er lügt. Das all das nicht wahr war, doch ich konnte seine Augen sehen.

Es tat ihm weh.
So viel Schmerz lag in seinen Augen.
Unterstrichen von einer kalten Haltung. Er wirkte kalt und komplett distanziert. Es hat ihn zerstört.

„Was ist passiert..?"
es ist nur ein Flüstern.

„Du bist noch nicht so weit es zu hören. Ich will dir auf deine Probleme keine Neuen kippen. Manche Dinge sollten vielleicht fürs erste in der Vergangenheit bleiben."
Er steht auf und verlässt ohne ein weiteres Wort den Raum.

Ich weiß nicht, was ich darüber oder über ihn denken sollte.
Was meinte er mit Probleme?

Ich hatte Fragen. Keine Probleme.

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Es heißt die Augen sind der
Spiegel einer Seele.
~M

'Choosen One'Where stories live. Discover now