Chapter nine - Manche Dinge enden blutig

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~Manche Dinge enden blutig
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Zusammen laufen wir den Weg durch den Wald entlang. Wir albern etwas herum und reden viel.

Kyoko ist kein schlechter Lykaner. Da war ich mir mittlerweile sicher.

Nur noch wenige Minuten und er würde wieder gehen. Ich wusste nicht, was ich darüber denken sollte.
Sollte ich ihn vermissen?

„Was hältst du davon den letzten Rest als Wolf zu rennen? Mein Wolf ist nämlich schon seit gestern am durchdrehen. Er würde Deinen gern kennenlernen."

Mein Herz setzt für einen Moment aus. Meine Hände zittern und mein Atem geht unregelmäßig.

„Ich weißt nicht. Also eigentlich möchte ich nicht."
Meine Stimme ist angespannt.

Mein Blick geht starr auf den Boden vor mir. Es sind nur noch wenige Minuten. Warum genau jetzt?

„Wirklich? Ich meine, dein Wolf muss doch genauso besessen darauf sein."
Er ist so eindringlich.

Panik macht sich in mir breit. Er meint es doch nur gut.

„Ich.. naja.."
Ich stammle etwas vor mir rum.

Warum jetzt? Ich kann das nicht.
Selbst wenn ich meinen Wolf zulassen würde, wüsste ich nicht mal wie. Ich habe mich bisher einmal verwandelt und das ungewollt.

„Was ist los? Erzähls mir."
Er klingt besorgt.

„Ich.. Also ich.."
Ich merke, wie mein Atem immer unregelmäßiger wird. Mein Herz schlägt schneller und eine Gänsehaut überzieht meinen Körper.
Warum bin ich so?

„Akira."
Er bleibt entschlossen stehen.

Das war das erste Mal, das er meinen Namen sagte und dann auch noch so ernst. Zögernd bleibe ich stehen und sehe ihn an. Pure Unsicherheit strömt durch meine Adern.

„Sag mir bitte, was mit dir los ist. Du bist plötzlich so verunsichert. Was ist passiert?"

Unentschlossen beiße ich mir auf die Unterlippe. Ich kann das einfach nicht. Wie sollte ich das in Worte fassen?

Ich schüttle nur traurig den Kopf, bevor ich stumm weiter laufe. Ich kann nicht. Es geht einfach nicht.

Ich höre, wie er mir mit langsamen Schritten folgt. Sein Wolf jault, als hätte man ihm eine Pfote gebrochen.

Mein Gewissen zerbricht in tausend Teile. Warum bin ich nur so ein schlechter Lykaner? 

Vorne am Waldrand angekommen verabschieden wir uns nicht einmal. Ich meide seinen Blick und schaue traurig zu Boden. Doch ich kann seinen gebrochenen Blick spüren. Förmlich hören.

Er bohrt sich in meine Haut und mein Gewissen. Mein Körper fühlt sich so schwer an. Gerade als ich aufblicke, ist er schon wieder verschwunden.

Mit gesenktem Blick kehre ich den Heimweg an.
Warum bin ich nur so?
Wieso kann ich es nicht einfach sagen?
Ich mache alles kaputt. Immer.

Ich hab ihm gerade so weh getan. Tränen schießen mir in die Augen. Ein Gefühl durchströmt meinen Körper, welches ich noch nie gefühlt habe.

Es war keine Schuld, sondern so viel stärker. Wie eine Last die mir die Fähigkeit zum Atmen nimmt. Alles erscheint plötzlich so verloren und dunkel. Tränen bahnen sich den Weg über meine Wangen.
Warum kann ich nicht normal sein?
Er hat es verdient!

Er ist so ein guter Lykaner und ich...
Nicht.

Wie kann das, was im Buch steht, wahr sein?
Ich bin das alles nicht. Ich bin doch nur ein kleines Mädchen.

Ich hätte damals sterben sollen. Damals hätte ich einfach sterben sollen. Dann wären all diese Schmerzen nicht passiert!

All dieser Schmerz, all die Fragen.
Es kotzt mich an!

Ich kann das alles nicht mehr. Diese szändige Folter meines Selbsts.
Voller Wut schlage ich gegen den neben-mir-stehenden Baum, nur um ihn dann verzweifelt hinunterzurutschen.

„Warum?"
Meine Stimme ist nur ein leises Flüstern.

Meine Sicht ist verschwommen und nur auf den Mond gerichtet. Sie hatte die Antworten auf meinen Schmerz.

„Sag mir endlich warum! Warum ich verdammt?!"
ich brülle es ihr entgegen, bevor ich wieder in Tränen ausbreche. War ich das Monster oder sie?

„Wofür dieser ganze Schmerz? Was hab ich dir getan?"
Es hat doch alles keinen Sinn mehr. Sie interessiert es doch nicht. Ich nur ihr Spielzeug.

„Was habe ich getan, das du mich so bestrafst?"
Ich schüttle verzweifelt den Kopf hin und her. Wie konnte es sein, das es mich trifft? Von so vielen Millionen Lykantrophen traf es genau mich.

WARUM?

„Ich kann nicht mehr! Hörst du?! Ich kann das einfach nicht mehr!"
Mein schwerer Atem wird zu weißem Rauch.
Ich lasse meinen Kopf auf meine Arme sinken.

„Warum kann ich nicht einmal glücklich sein?"
Es ist nur ein leises Flüstern.

Was hab ich getan, das ich es nicht verdient habe, glücklich zu sein?
Was? Ich würde alles dafür tun, das es anders wäre.
Es gäbe so eine einfache Möglichkeit alles zu beenden. Sie war eigentlich so nah und doch so fern.

Doch nichtmal dafür hatte ich den Mut. Ich bin so feige.

Ein tiefes Knurren neben mir lässt mich zusammenzucken. Erschrocken schnappe ich nach Luft.

Zwei Kristallblaue Augen blicken mir entgegen. Der schwarze Wolf..
Panisch mustere ich ihn und rutsche dabei immer weiter nach hinten.

Das Blut an seinen Zähnen tropft langsam zu Boden. Seine Augen bohren sich in meine Seele. Als wurde er mich auffressen.

Ich rutsche weiter und weiter nach hinten. Die panische Angst besitzt mich. Als könnte ich keinen einzigen Gedanken fassen. Seine Zähne lassen mich schwanken. Als bekäme ich keine Luft.

Es war der Wolf aus meiner Vision. Das pechschwarze Monster was mir seit einigen Tagen den Schlaf raubte.

Kurz darauf wird alles schwarz.
Alles ist plötzlich weg.
All der Schmerz.
Jeder Kummer.

Endlich hörte all das auf.

¤¤¤
Oh. Ups. Haha.
~M

'Choosen One'Where stories live. Discover now