Chapter two - Der Tag der Wende

72 6 6
                                    

--------------------------------------------------------
~Der Tag der Wende
--------------------------------------------------------

• Sicht von Akira

Mit schnellen Schritten laufe ich auf ihn zu.
Er schien wieder wegzugehen, doch ich wollte nicht das er geht.
Nicht das noch mehr aus unserer Familie sterben würden.

Ich klammere mich an seinen Arm und hielt ihn ab über die Türschwelle zu schreiten.
„Bitte lass mich dir helfen. Ich weiß wie wir das beenden können. Ohne das ihr verletzt werdet."

Tränen steigen mir in die Augen.
Ich konnte es sehen. Wie sie fallen. Einer nach dem anderen.

Ich konnte sehen wie er verletzt am Boden lag - wie der Schnee sich rot färbte. Der Wolf, der über ihm stand und ihm zufrieden zu sah. Dass er seinen letzten Gedanken mir und meiner Mutter widmete.
Doch nie würde ich wollen, das er ging.

Mit einem traurigen Lächeln sah er auf mich hinab.
„Ich muss alles dafür tun unser Rudel zu schützen Schatz."
Wie immer streicht er mir sanft über den Kopf. Er löst seinen Arm aus meiner Umklammerung, bevor er über die Türschwelle tretet.

Tränen bahnen sich den Weg meiner Wangen hinunter. Er würde von uns gehen.
Ich musste etwas tun!

Ein unerträglicher Schmerz durchfährt mein Herz. Die Tränen nahmen kein Ende. Sie verschleierten meine Sicht.

Ohne zu wissen was ich tat, rannte ich in unseren Garten. Es schien als würde mein Inneres mich lenken.
Es dauerte jedoch nicht lang, bis ich zu Boden fiel.

Ich presste meine Augen aufeinander. Er würde fallen.

Mein Blick geht in den Schnee. Doch plötzlich waren unter mir keine Beine, sondern Pfoten im Schnee vergraben. Ich hatte mich in einen Wolf verwandelt.

Ich hatte keine Ahnung, was hier gerade vor sich ging, doch ich spürte eine Sache. Den Wolf in mir, der sich ausbreitete. Der Wolf, der nix außer Wut und Schmerz spürte.

Ich verwandelte mich das erste Mal. Es tat nicht weh und ich wusste auch nicht wie ich das tat.
Es passierte einfach.
Man nahm mir diese Entscheidung ab.

Vorher dachte man immer ich sei komisch. Ich war schon 5 Jahre alt und hatte mich noch nie verwandelt.

Die meisten Wölfe taten dies schon bevor sie zwei oder überhaupt ein Jahr alt wurden.
Nur ich nicht.

Mein Kopf hebt sich, während mein Körper noch im Schnee liegt. Meine Gedanken und mein Wille war wie aufgelöst. Als wäre ich nicht Ich selbst.

Etwas hilflos stelle mich auf die Pfoten. Der kalte Schnee streicht durch mein dichtes Fell. Es fühlt sich komisch und überragend an. Als würde ich fliegen und mir alles zu Füßen liegen.

Ohne groß nachzudenken renne ich los. Ich weiß nicht wohin. Mein Instinkt treibt mich in diese Richtung.
In die Richtung des anliegenden Waldes.

Schon von weitem kann ich das bläuliche Gewächs erkennen. Das, was einen Lykanthropen so stark schwächt, das er für Stunden ausfallen oder vielleicht sogar sterben würde.

Mit einem schweren Atem beiße ich auf das gefährliche Gewächs, nur um es in meinem Maul weiter zu schleppen. Schon jetzt merke ich, wie das Gift mir durch die Adern pumpt. Ich renne wortwörtlich um mein Leben.

Ich hatte schon viel über Balir gelesen.
Das Gift der wunderschönen blauen Pflanze die auf unserem Territorium wächst.
Niemand schenkte mir damals Glauben über ihre Wirkung.

Meine Pfoten stampfen weiterhin durch den kalten Schnee und hinterlassen tiefe Löcher hinter mir.

Meine Kraft sinkt mit jeder Minute. Das Gift würde nur noch wenige Zeit brauchen, um mein Herz zu erreichen. So, dass ich einfach umfallen würde.

Ich weiß nicht, ob ich danach wieder aufwachen würde, doch das war mir in diesem Moment ziemlich egal. Es ging mir um mein Rudel, was mitten auf den Tod zuläuft.

Die Blutmondwölfe stürmten auf uns zu. Sie wollten uns stürzen, da wir an immer mehr Macht gewannen. Durch unsere Intelligenz und Fortschritt wuchsen wir über die Erwartungen hinaus. Wir waren für sie nun zu gefährlich.

Doch sie waren zu viele.
Viel mehr, als wir je verteidigen könnten.

Am kleinen Hügel komme ich zum Stehen. Angespannt sehe ich auf beide Fronten herab. Auf der rechten die Blutmondwölfe und auf der linken mein Rudel, meine Familie.

Ohne zu zögern, renne ich weiter. Als würde ich nicht um mein Leben kämpfen oder meine Existenz preisgeben.

Ich warf die Blaue Pflanze über den Schnee, durch die sich eine Linie bildete. Eine Linie zwischen beiden Rudeln. Ein Geräusch welches ich nicht definieren konnte, verließ mein Maul.

Die Rudel blieben stehen. Alle Augen lagen auf mir. Ich war eine Luna. Eine verlorene Legende.

Die blaue Blume hingegen, verteilt sich im Schnee. Auch die Tropfen an meinen Zähnen endeten im Schnee unter mir.
Die anderen Wölfe mustern mich beängstigt.

Erst jetzt fällt mir auf, dass alle Wölfe andere Farben zu haben scheinen. Ob rot, braun oder grau, ich konnte so viele Farben sehen, nur nicht einer war weiß.

Keiner war wie ich.

Ich fletschte noch immer die Zähne. Wenn sie an mein Rudel wollen, sollen sie zuerst an mir vorbei.

Ich würde alles, für mein Rudel tun.

Plötzlich durchfährt mich ein starker Schmerz. Ein so starker, das ich dachte, ich würde sterben. Mit einem Ruck verkrampft sich mein ganzer Körper. Jeder einzelne Muskel dehnt sich. Als würden meine Knochen brechen - Wunden aufreißen.
Als wäre das Blut in meinen Adern brodelndes Feuer.

Noch immer schien sich keiner zu bewegen. Als stände die Zeit still. Doch dann konnte ich es sehen.

Ein weißer Wolf vor meinen Augen. Ein weißer Wolf der mir zu nickte. Der von mir Besitz ergriff.
Ich wurde größer. Stärker. Mächtiger. Ich konnte jede Angst spüren, die in der Luft lag.

Ich habe keine Kontrolle mehr über mich selbst. Jede meiner Bewegungen brennt sich in meinen Körper. Selbst das Adrenalin, was durch meinen Körper rauscht, unterdrückt diesen höllischen Schmerz nicht. Ich weiß nicht was mit mir passiert.

Doch dann wird es mir klar.

Es war sie. Der Mondgeist.
Der Mondgeist steuerte mich.
Sie sorgte für diese Schmerzen.

Ein noch lauteres Brüllen verlässt mein Maul. Die Blutmondwölfe schienen zurückzuweichen.

Sie hatten Angst vor dem Monster, das ich war. Es war wie eine Bestie.
Ich machte mir selbst Angst.

Darauf durchfährt ein Stich mein Herz. Das Gift war angekommen. Die blaue Blume die sich wie Gift durch den Schnee frisst, leuchtet auf, bevor sie den ganzen Weg zu dem Blutmondrudel überbrückt.

Die Wölfe heulen auf. Das Gift hatte sie berührt. Schnell drehten sie um und liefen davon. Sie rannten um ihr Leben, während ich meines gerade verlor.

Der Schmerz verlässt mich und ich werde wieder zu dem kleinen Wolf der ich bin.
Ein kleines Wolfjunges.

Das Gift würde mich töten, da war ich mir sicher. Das letzte was ich sah, war mein Vater, der aus den hinteren Reihen zu mir rannte.
Doch er kam längst zu spät.

Ich konnte nur Lächeln, bevor meine Augen sich schlossen. Ich hatte es geschafft. Sie waren am Leben.

Die Welt tunkte sich ins Schwarze, bevor sie komplett verschwand. Ich dachte, es war das letzte Mal das ich sie sah.

¤¤¤
Das Glück im Leben steht am Ende, doch am Anfang immer der Mut.
~M

'Choosen One'Where stories live. Discover now