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Es war alles einfach viel auf einmal.
Die dröhnende Musik, die vielen Leute, der enge Raum, der knappe Sauerstoff.
Ich merkte, wie mir die Luft zu dünn und mein Kleid enger wurde.
Suchend schaute ich mich nach Rosy um. Sie war irgendwo im Getümmel der Menschenmassen verschwunden. Eigentlich wollte sie in ein paar Minuten wieder hier sein, da sie sich nur einen weiteren Drink holen wollte, aber sie war bereits zehn Minuten weg.
Mit Schwung stand ich von meinem Stuhl auf und schlängelte mich zwischen den tanzenden und feiernden Leute an die Bar.
Nach kurzem Suchen entdeckte ich meine Freundin, die sich mit einem anderen Mädchen unterhielt. Anscheinend gab es eine heftige Diskussion, die aber absolut keinen außer die beiden zu interessieren schien, dafür waren die Leute einfach zu betrunken.
"Rosy", begann ich und tippte sie an der Schulter an. "Ist alles okay?"
Zuerst sah meine Beste Freundin mich verwundert an, dann realisierte sie vermutlich, wer ich war.
"Du erinnerst dich an Sarah?", fragte sie beschwipst.
Ich sah das Mädchen an, aber schüttelte den Kopf.
Rosy beugte sich zu mir rüber.
"Die hat meinen Freund immer angemacht", half sie mir auf die Sprünge und ich erinnerte mich.
"Brauchst du Hilfe?", fragte ich nach, doch sie schüttelte heftig ihren Kopf.
"Das ist eine Sache zwischen mir und ihr", hickste sie und ich lächelte.
Ganz meine Rosy ...
Ich verließ die Bar und suchte einen Ausgang ins Freie.
Ich öffnete mit Schwung die Tür und trat hinaus.
Es war nicht kalt, eher angenehm, doch hier herrschten definitiv andere Temperaturen als innen.
Ich schloss meine Augen und atmete tief ein und aus.
Der Sauerstoff füllte meine Lungen und versorgten meinen Körper wieder normal.
Langsam normalisierte sich mein Zustand, sodass die Müdigkeit eintraf.
Erschöpft stützte ich mich gegen das Metallgeländer, als ein leises Räuspern von hinten bei mir ankam.
Erschrocken drehte ich mich langsam um und erkannte einen jungen Mann, der im Schatten einer Bank saß.
Beim zweiten Hinsehen merkte ich, dass es Logan war, den ich anstarrte.
"Ist alles okay bei dir?"
Seine Stimme war angenehm rau, etwas müde vielleicht, aber normal.
Ich hatte ihn nur kurz bei meiner und seiner Zeugnissübergabe gesehen, dann war er verschwunden. Nicht, dass ich ihn gesucht hätte, aber trotzdem erwischte ich mich, wie mein Blick ihn suchten.
Er hatte mir immernoch eine Frage gestellt, die ich immernoch nicht beantwortet hatte.
"Nein, ja ... mir - mir geht's gut", räusperte ich mich. "Da drinnen ist es nur ziemlich stickig."
"Deshalb sitzte ich hier", nickte er zustimmend.
Es entstand eine unangenehme Stille aber ich wusste einfach nicht, was ich hätte zu ihm sagen sollen, mein Mund war wie ausgetrocknet.
Ich räusperte mich und stieß mich vom Geländer weg.
"Ich kann auch wieder gehen, damit du all-", bot ich an, aber Logan unterbrach mich und stand auf.
"Nein!" Er schluckte. "Bitte geh nicht", flüsterte er und steckte seine Hände in die Hosentaschen.
Langsam nickte ich und wendete mich von ihm ab.
"Wie-wie geht's dir?", hörte ich mich sagen.
Aus dem Augenwinkel heraus sah ich, wie er mit den Schultern zuckte.
"Es geht schon", antwortete er leise und hielt sich am Geländer fest. "Die meisten meiner Wunden heilen bereits gut, aber..."
Ich sah nach links zu ihm.
"Aber was?", fragte ich nach.
Seine Mimik veränderte sich kurz zu einem erschöpften Blick.
"Aber es ist schwer", wisperte er und sah mich kurz an. "Schwer in den Alltag zurückzufinden, nachdem soviel passiert ist."
Ich wusste nicht, was ich hätte darauf antworten sollen, also schwieg ich.
Auf keinen Fall wollte ich ihn unter Druck setzten, dass er mir alles erzählen sollte, aber ich merkte, wie er jemanden zum Reden brauchte.
"Hast du Lust auf einen Spaziergang?", fragte ich stattdessen und wies mit dem Kopf Richtung Sportplatz.
Logan sah mich kurz verwirrt an, dann nickte er entschlossen und hielt mir seinen Arm hin.
Wir stiegen die Treppen runter und liefen um das große Footballfeld rum.
Die ganze Zeit schwiegen wir, aber nach der Hälfte begann Logan zu reden.
"Mein Vater", begann er. "Joseph."
Ich sah ihn an, aber sein Blick war in die Ferne gerichtet. "Er wurde geschnappt und festgenommen."
Seine Mimik blieb absolut gleich.
"Und wie geht's dir damit?", fragte ich leise nach.
Er schien sich nicht einig zu sein.
"Ganz ehrlich, ich bin froh, dass es vorbei ist", murmelte er. "Vorbei mit der Gang, vorbei mit den Lügen, den Erpressungen, den Drohungen."
Ich blieb still. Ich merkte, wie Logan jemanden zum zuhören brauchte und diese Position nahm ich gerne ein.
"Nachdem ich aufgewacht bin, ein-zwei Tage danach, kamen ein paar Polizisten zu mir und haben mich verhört. Ich konnte nicht mehr schweigen, ich erzählte ihnen alles, auch das, was ich getan hatte."
In mir stieg Nervosität auf. Logan konnte alles mögliche gemacht haben, dass ihn belastet hätte können.
"Die meisten Mitglieder wurden ebenfalls geschnappt und festgenommen. Den meisten drohen ein paar Jahre Gefängnis", erklärte er.
"Und bei dir?"
Ich hielt es nicht mehr aus und fragte endlich nach.
Er lächelte. "Ich bin nur ein paar Monate auf Bewährung, aber damit kann ich leben."
Nickend atmete ich aus.
"Joseph allerdings ..." Logan schüttelte den Kopf. "Er hatte mehrere Straftaten begannen, sodass er mehrere Male lebenslänglich bekam und für immer im Gefängnis eingesperrt werden wird, bis er dort verrottet."
Seine Worte trafen mich etwas. Es war immerhin sein Vater von dem er hier sprach.
Es vergingen ein paar Minuten der Stille, bis ich meine Gedanken schließlich laut aussprach.
"Warum willst du deinen Vater nie mehr wieder sehen?"
Er blieb stehen und schüttelte den Kopf.
"Annabelle, du bist wirklich die Einzige, die in so einer Situation, dass Beste in einem sucht."
Ich fühle mich geschmeichelt, aber das steckte ich nach hinten. Stattdessen sah ich ihn auffordernd an.
"Er hat mir mein Leben zur Hölle gemacht", flüsterte er. "Er hat mich gedemütigt, enttäuscht, bedroht und erpresst."
Logan war mir mittlerweile so nah, dass ich in der Dunkelheit seinen Atem auf meiner Wange spüren konnte.
"Annabelle, er hat die Menschen in Gefahr gebracht, die ich liebe", wisperte er und seine Blicke wurden tiefer. "Meine Freunde, meine Mom ... und dich."
Das Letztere war nur noch ein Raunen. Ich hätte mich nur ein kleines Stück nach vorne lehnen müssen, dann hätten sich unsere Lippen endlich berührt, aber irgendetwas hielt mich davon ab.
Logan schien es zu merken, blieb aber genau da, wo er war.
"Annabelle, ich verstehe, dass du Zeit brauchst, aber ich vermisse dich, mehr als du dir vorstellen kannst", flüsterte er. "Ich sehne mich nach seinen Berührungen -"
Mit seinen Fingern strich er über meine Wange. 
"- und deine Zuneigung, die Fürsorge und deine Gunst."
Ich schluckte. Seine Berührungen waren wie eine Drogen für mich, deswegen war es umso schwerer ihm zu widerstehen.
Ich vermisste ihn genauso, wie er mich, aber ich versuchte unnahbar zu scheinen.
"Annabelle, ich verzehre mich nach dir, nach deiner Liebe, nach deinem Körper -"
Mit der anderen Hand fuhr er von meinem Oberschenkel hoch zu meiner Hüfte hin zu meinem Arm hinauf.
Ich schnappte nach Luft. Seine Haut auf meiner fühlte sich so verdammt gut an.
"- nach deinen Küssen."
Sein Gesicht senkte sich auf meines herab. Ich konnte mich nicht rühren, ich wollte es genauso sehr, wie er, vielleicht sogar noch mehr.
Seine Lippen berührten nur meine Mundwinkel, aber selbst das ließ mich aufseufzen.
"Annabelle", wisperte er. Langsam öffnete ich meine Augen und sah Logan an.
"Verdammt, ich liebe dich!"
Seine Worte waren deutlich und so selbstbewusst, obwohl sie nur geflüstert waren.
"Ich habe dich seit dem ersten Moment an geliebt, obwohl ich noch nicht wusste, dass wir uns so nahe kommen würden."
Mein Mund war wie ausgetrocknet. Ich konnte mein Herz schlagen hören, genauso wie das Rauschen meines Blutes.
Logan sagte die Wahrheit, zu einhundert Prozent.
Er liebt mich, von ganzem Herzen und obwohl wir so viel durchgemacht haben, wurden meine Gefühle ebenfalls nicht schwächer, sondern eher stärker gegenüber ihm.
Gerade weil die Zeiten nicht einfach waren, merkte ich, wie sehr ich mich in diesen Jungen verliebt hatte, wie sehr ich ihn wollte, mit all seinen Fehlern.
Natürlich war es absolut falsch mich anzulügen, aber jetzt war der Moment gekommen, wo es mir egal war.
Ich liebe Logan mit meinem ganzen Herzen und meiner völligen Überzeugung.
"Logan, ich ...", begann ich flüsternd und sah ihm tief in die Augen, die ich seit Wochen so sehr vermisst hatte.
"Es war hart, dass du mich angelogen hast, mir die Wahrheit verschwiegen hast, die mir zu steht ..."
Sein Blick änderte zu einem Traurigen, Hilflosen. Er schämte sich immernoch, sodass seine Augen sich senkten, aber ich legte meine Hände auf seine Wangen.
"... , aber ich vermisse dich genauso sehr und ich will nicht das alles wegwerfen, dass wir uns aufgebaut haben, dieses Gefühl, dass ich habe, wenn du mich ansiehst und einfach nur küsst."
Logan sah mich an. Seine Hände umschlossen meine Unterarme.
"Logan, ich liebe dich so sehr, dass es schon fast wehtut, wenn du nicht bei mir bist", wisperte ich.
Mittlerweile waren unser Lippen so bei einander, dass sie sich leicht berührten, wenn ich sprach.
Sekunden verstrichen und keiner rührte sich.
Unsere Atemzüge passten sich an und schufen eine noch tiefere Bindung.
"Bitte, küss mich endlich", flüsterte Logan schließlich, aber er drückte selber bereits seine Lippen auf meine.
Kleine Feuerwerke schienen in meinem Inneren zu explodieren, jede Zelle schrie nach mehr.
Ein heftiges Kribbeln in meiner Bauchgegend setzte sein, dann eine Wechselspiel aus Kälte und Hitze.
Rhythmisch bewegten sich unsere Münder aufeinander und unser Zungen ringten miteinander.
Ich lächelte beim Küssen auf.
Seit Wochen hatte ich mir Gedanken über Logan und ich gemacht, und endlich war ich an dem Punkt angelangt, wo ich sagen konnte, dass ich die Vergangenheit hinter mir lassen konnte. Die Lügen, Joseph, die Gang, einfach alles.
Ich war bereit, alles ruhen zu lassen.
Und ich konnte es kaum erwarten, die Zukunft in Angriff zu nehmen, zusammen mit Logan.

Ende

P.S. es wird noch einen Epilog zu der Geschichte kommen ;)

Good Badboy ?!Where stories live. Discover now