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Der restliche Schultag verlief soweit okay, abgesehen davon, dass mich alle Schüler dumm angeguckt haben, besonders die Mädchen, da sie vermutlich gerne meinen Platz eingenommen hätten, und Logan mir bei jeder Begegnung ein siegerisches Lächeln zu warf. Doch insgeheim fluchte ich selber über mich, wieso ich zugestimmt hatte.
Logan war wohl noch ein größerer Sturkopf als ich!
Rosy hatte mich tatsächlich gefragt, ob ich sie begleiten würde und ich hatte auch 'Ja' gesagt. Nur ich hätte sowieso hin gemusst ...
Sie hatte mir erzählt, dass sie Kilian auch mitnehmen dürfe, was mich etwas sprachlos gemacht hatte. Natürlich freute ich mich für Rosy, dass sie einen endlich offiziellen Freund hatte und so viel Zeit mit ihm verbringen wollte, wie es nur ging, aber so fühlte ich mich wie das dritte Rad an Wagen. Und ich beneide sie zu tiefst, dass sie ohne sich Sorgen zu machen, einfach mit ihm ins Kino oder einen Kaffee trinken gehen kann.

Ich war schon seit Stunden zu Hause und ich hatte tatsächlich immernoch kein Outfit gefunden, dass irgendwie ansatzweise für einen Club reichen würde. Dazu war es nicht irgendein Club an irgendeiner Straße, nein, es war der angesagte Club.
Ich seufzte auf und betrachtete meine selbst zusammengestellte Kombination.
Eine viel zu knappe Hotpants mit einem elegantere Shirt. Und schon wieder ein Reinfall!
Ich hatte einfach nichts zum anziehen!
Aber so abwegig war das ganze nicht, immerhin bin ich noch nie in einer Diskothek gewesen geschweige denn auf einer kleinen Party, also hatte ich auch nichts Club-taugliches.
Ich schmiss das Outfit auf mein Bett und betrachtete mein kleines Zimmer, um vielleicht doch noch ein hübsches Kleid zu finden.
Nein, ich hatte wirklich nichts zum anziehen!
Kurz klopfte es an meiner Tür, dann wurde sie geöffnet und mein Bruder trat rein. Verdutzt schaute er mich an. "Was ist denn bei dir passiert? Ist eine Bombe eingeschlagen?", fragte er mich perplex.
Ich rollte meine Augen und schlang meine Arme vor der Brust ineinander. "Sehr witzig, Cole! Was willst du?" "Ich wollte fragen, was wir heute Abend essen wollen, aber was machst du da?"
Er zeigte durch mein Zimmer. Ich seufzte auf. "Ich suche ein Outfit." "Und für was soll das gut sein?"
Kurz biss ich mir auf die Unterlippe und schaute auf den Boden.
"Ich wurde eingeladen, auf einen Geburtstag."
Cole runzelte merklich seine Stirn. "Wer?"
Naja, Logan, konnte ich wohl schlecht antworten.
"Ein ... Freund", umschrieb ich.
"Ein Freund?", wiederholte Cole, während seine Augenbrauen überraschend nach oben schossen. "Ich ... habe ihn in der Schule kennen gelernt."
Und das stimmte sogar! Logan hatte ich tatsächlich dort zum ersten Mal getroffen.
"Ist er ... nett?", fragte mein Bruder nach.
Auf meinen Lippen zeichnet sich ein kleines Lächeln ab.
"Ja, ist er."
Eine kurze Stille entstand zwischen uns, bis sich Cole räusperte.
"Na gut, dann lass ich dich mal weiter ... suchen."
"Danke."
Er lächelte mir kurz zu und schloss dann meine Tür.
Plötzlich klingelte mein Handy, Rosy rief an. Ich drückte auf das grüne Tastenfeld und hielt mir das Gerät an mein Ohr.
"Hey, Rosy!"
"Hey, Süße! Was machst du gerade?"
"Ich durchforste meinen gesamten Kleiderschrank, um nur ansatzweise ein Disko-Outfit für morgen zu finden."
Ich hörte, wie Rosy in den Hörer lachte.
"Was ist denn so witzig?"
"Ach, gar nichts!"
Ich rollte meine Augen und lächelte.
"Was wirst du morgen anziehen?"
"Ein dunkelblaues Kleid, wieso?"
Ich schmiss mich auf mein Bett und seufzte.
"Sogar du hast schon ein Outfit!"
"Mach dir keine Sorgen! Du musst ja nichts besonderes anziehen, oder doch?"
Ich sagte nichts, da ich leicht rot wurde.
"Annabelle! Das glaub ich ja jetzt nicht!"
Ich biss mit auf die Lippe.
"Ich weiß gar nicht, wovon du sprichst ..."
"Doch, das weißt du ganz genau! Du willst offensichtlich Logan gefallen und erzählst mir nichts?!"
"Das stimmst doch gar nicht!"
"Annabelle, du bist wirklich die schlechteste Lügnerin, die ich kenne ..."
Ich atmete tief in den Hörer aus.
Jetzt konnte ich es auch nicht mehr leugnen, oder?
"Na schön, du hast mich erwischt! Und jetzt hilf mir wenigstens als beste Freundin, anstatt sich über mich lustig zu machen."
Wieder hörte ich ihr Lachen auf den anderen Seite.
"Na schön, hast du es mal mit einer Hotpants und einem Top probiert?"
"Ja, sieht gar nicht gut aus."
"Ein kurzen Rock?"
"Passt nicht."
"Kleid?"
"Habe kein schönes."
Rosy seufzte auf.
"Dann ziehst du eben etwas von mir an."
"Ist das echt in Ordnung für dich?"
"Ja klar! Du sollst unserem Geburtstagskind doch gefallen!"
Ich konnte Rosy schon Grinsten hören.
"Rosy!"
"Schon gut! Komm einfach gegen sieben zu mir, dann machen wir uns fertig, ja?"
"Ist gut und danke nochmals!"
"Kein Problem, Süße!"
Dann legten wir auf und ich konnte es kaum erwarten, zu sehen, was ich wohl anziehen werde.

~

Ich blickte in den Spiegel und sah mich von Kopf bis Fuß an.
"Rosy, das kann ich nicht anziehen! Ich sehe aus, wie ein billiges Flittchen!"
"Ein hübsches billiges Flittchen!", grinste Rosy mich durch den Spiegel an.
"Erstens ist das viel zu gewagt und zweitens bin das nicht ich!"
"Erstens ist das nicht zu gewagt, hast du schon mal die Mädchen gesehen, die im Club rumlaufen? Das ist zu gewagt! Und zweitens, muss du dich auch mal was trauen!"
Ich seufzte auf. Das knallrote enge Kleid saß wie eine zweite Haut. Eigentlich perfekt, aber wohl fühlte ich mich dabei nicht sonderlich.
"Außerdem ist das das längste und zugeschlossenste Kleid, das ich habe." Ja, genau! Es hatte zwar wirklich keinen sonderlich großen Ausschnitt und es ging mir, Gottseidank, bis zur Hälfte meines Oberschenkels, trotzdem ist es viel zu auffällig.
Ich meine, knallrot! Nach dazu unterstrich die auffällige Farbe mein roten Lippenstift und die roten hohen Schuhe.
"Es ... passt aber zu mir nicht!"
Rosy rollte die Augen.
"Du siehst verdammt gut aus!"
"Aber -"
"Kein aber! Und jetzt komm, Kilian wartet unten schon auf aus!"
Mehr konnte ich nicht einwenden, da sie mich Richtung Ausgang zog.

Good Badboy ?!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt