Kapitel #67/2. Lesenacht

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Immer noch gegen Justins Brust gelehnt wachte ich am nächsten Morgen auf. Sein rechter Arm lag unter mir und sein Linker führte hinunter zu unseren ineinander verschränkten Händen. Ich konnte nicht verhindern, dass ein kleines Lächeln über mein Gesicht huschte, als ich dies mit dem ersten Wimernschlag des Tages wahrnahm. Ich hätte den ganzen Tag da so liegen können, mein Gesicht auf seiner nackten Brust und ihn einfach nur beobachtend, wie er schlief. In regelmäßigen Zügen hebte und senkte sich seine Brust unter mir und übte damit einen beruhigenden Einfluss auf mich aus.

Eigentlich hätte ich ihn wecken sollen, immerhin musste ich heute auch noch zur Schule, doch ich brachte es nicht übers Herz. Wenn er schlief sah er so friedlich aus, man würde niemals auch nur auf die Idee kommen, was er alles durchgemacht hatte, geschweige denn, was er selbst tat.

Diese Entscheidung wurde mir dann aber auch ziemlich schnell abgenommen, als Jaxon wenige Sekunden später den Raum betrat. Vorsichtig lugte er zu uns hinauf und ein breites Grinsen breitete sich auf seinem Gesicht aus, als er sah, dass ich wach war.
"Ryan, ich muss sie nicht wecken; sie ist wach", schrie er über die Schulter hinweg in Richtung des Wohnzimmers und weckte somit Justin damit auf. Etwas verschlafen drückte er sich wie beim Situps machen hoch und sah auf den Kleinen hinab, der immer noch im Türrahmen stand. Sofort zerrte ich an der Bettdecke und verhinderte, dass er zuviel von mir sehen konnte, da ich diese Nacht meine Klamotten nicht wieder angezogen hatte.

"Du solltest auch nicht sagen, dass ich dich geschickt habe", fluchte Ryan, der jetzt ebenfalls an der Tür auftauchte. Er warf mir schnell einen entschuldigenden Blick zu und wandte sofort den Blick ab, als er unsere Situation sah. Irgendwie war es mir unangenehm,dass er wusste, was wir heute Nacht getan hatten.

"Mir egal, ich kriege Schokolade", sagte Jaxon bestimmt und stemmte entschlossen die Hände in die Hüfte. Ryan ließ nur ein kehliges Lachen von sich hören, ehe er Jaxon auf den Arm nahm und unter großem Widerstreben hinaus trug.

Mittlerweile knallrot im Gesicht ließ ich mich zurück in die Kissen fallen und schloss beschämt meine Augen. Justin, der mittlerweile etwas wacher war, ließ ein kehliges Lachen von sich hören und ich spürte seinen Blick auf meiner Haut brennen.
"Babe, ich bin mir ziemlich sicher, dass er heute Nacht schon wusste was los war. Ich habe zumindest keine Musik aus seinem Zimmer gehört", nuschelte er mit kehliger Stimme, was mich noch röter werden ließ und tief in meinem Inneren das Bednrfnis weckte mich im Erdboden versinken zu lassen.
"Nicht lustig", stammelte ich ehrlich, ehe ich mein Gesicht in der Decke vergrub und erst nach einer ganzen Weile wieder aufsah.
"War auch mein voller ernst", flüsterte Justin kehlig und beugte sich anschließend zu mir hinunter, um mir einen sanften Kuss von den Lippen zu klauen.

"Und jetzt komm. Du musst zur Schule", sagte er und ich bemerkte wie sich die Kuhle neben mir langsam auflöste. Eine einsame Kälte ergriff meinen Körper und ich zog mir widerwillig die Decke über den Kopf. Wenn es eins gab, dass ich hasste, dann aufstehen wenn ich neben Justin liegen bleiben könnte. Ganz neue Erfahrung der letzten Tage!

Mürrisch gab ich mich nach einigen Minuten geschlagen und stand ebenfalls auf. Langsam und immer noch schlaftrunken folgte ich Justin aus dem Raum, nachdem ich mir noch ein Tankttop und eine Boxershorts von ihm übergezogen hatte.
Mein Blick fiel auf die Uhr, die mir verriet, dass wir bereits halb 8 hatten. Die erste Stunde konnte ich somit vergessen. Ein kleines Stöhnen entwich meinen Lippen; dieses Mal würden meine Lehrern meinen Eltern Bescheid sagen, dem war ich mir sicher.
Kurzerhand beschloss ich, wenigstens zur zweiten Stunde noch pünktlich aufzutauchen.

Als ich das Wohnzimmer betrat saß Jaxon schon mit einer Schüssel voller Müsli auf der Couch und sah irgendeine Kindersendung. Justin und Ryan waren nicht zu sehen, was mich etwas verwirrte ich aber fürs Erste nicht weiter beachtete. Kopfschüttelnd drehte ich mich um und versuchte irgendwo die Quelle von Jaxons Frühstück auszumachen. Welcher Haushalt besaß auch bitte keine Küche?

Nach einigen Sekunden gab ich es auf, war wohl eh besser für meine Hüfte war und machte mich auf die Suche nach Justin lin den Flur, wo ich nach einander jeden einzelnen Raum öffnete. Als letztes ging ich wieder in sein Zimmer und zog mir meine eigene Jeans an. Sein Shirt behielt ich und so machte ich mich auf dem Weg aus dem Haus. Schule ging gerade vor.
Obwohl eine Verabschiedung mit Erklärung nach dieser Nacht nicht zu viel verlangt gewesen wäre, oder?

X

Der Tag verging und ich bekam immer noch kein Lebenszeichen von Justin. Andererseits traute ich mich auch nicht ihn anzuschreiben-nicht nachdem er mir gestern deutlich gesagt hatte, dass er mich nicht täglich sehen wollte.
Doch jetzt war es etwas anderes, oder? Wenn er sich so gar nicht meldete bekam ich Angst. Angst, dass er jetzt wo ich ihm gegeben hatte, was er wollte, nicht mehr wiederkommen würde. Angst, dass er mich doch nur ausgenutzt hatte. Angst, dass alles doch nur gelogen war und er einfach nur ein perfekter Schauspieler war.
Es würde mich nicht wundern, wenn er das auch noch können würde.

Obwohl so viele negative Gedanken meinen Kopf durchströmten schaffte ich es einigermaßen dem Unterricht zu folgen und meldete mich sogar das ein oder andere Mal. Frau Merle nickte mir sogar begeistert zu um mir zu zeigen, dass ich auf dem richtigen Weg war. Den richtigen Weg um eventuell doch noch die Versetzung zu schaffen, obwohl sie nicht wirklich in Gefärdung war. Ich stand schriftlich immer noch überall zwei bis drei doch meine Einsen, die ich sonst so gepflegt hatte, waren weg. Meine Mutter würde mich deshalb umbringen.

Die Schulklingel entlastete uns schließlich aus dem Unterricht und ich war ziemlich froh darüber. Mein Kopf rumorte vor so viel Anstrengung und die Pausen waren auch nicht erholsamer gewesen. Hauptsächlich hatten sie daraus bestanden, dass Scarlett mich über letzte Nacht ausgefragte hatte und ich mich vor ihr versteckt hatte, um diesem Gespräch zu entgehen, d ich diese Erfahrung nicht mit ihr teilen wollte.

Schnell packte auch ich meine Sachen ein und verließ säuberlich darauf bedacht vor Scarlett fertig zu sein den Raum.
"Warte, Charlie!", schrie sie mir noch hinterher, doch ich tat so, als hätte ich es nicht gehört, was sie mir ganz bestimmt nicht abkaufte. Am Ausgang wählte ich schließlich extra einen anderen Weg nach Hause nur um ihr nicht zu begegnen, wesshalb ich allerdings deutlich länger laufen musste. Ich liebte sie ja wirklich, aber mein Sexleben behalte ich ganz gerne für mich.

Ich überkreuzte die Straße und lief an all den Schülern, die mich immer noch mit Blicken und Gemurmel verfolgten, vorbei.  Ihre Blicke brannten sich nochimmer unangenehmer in meine Haut und am Liebsten hätte ich jeden einzelnen angeschnauzt, dass er seinen Blick abwenden und seine eigene Probleme in die Hand nehmen soll, doch ich konnte mich gerade noch so zurückhalten.

Immer noch halb am rennen lief ich die Straßen entlang. Nur hin und wieder hielt ich inne um mich nach einem Auto umzusehen oder mich zu vergewissern, alleine zu sein. Ich konnte es nicht leiden wenn ich mich beobachtet fühlte, doch an diesem Tag ließ mich dieses Gefühl nicht los.

Ich bog um die nächste Ecke und senkte meinen Blick auf meine Füße. Mein Kopf brummte immer noch unangenehm und jede Faser meines Körpers schrie nach Aspirin, die ich ihnen hoffentlich bald geben würde.

Mit hohen Schwung lief ich plötzlich in jemanden hinein, den ich nicht mal mehr wahrgenommen hatte. Ich wollte gerade meinen Kopf heben um mich zu entschuldigen als mich eine vertraute Stimme in der Bewegung stehen bleiben ließ und das Adrenalin in meinen Adern freiließ.

"Bevor du weg rennst... Lass und reden"

Mein Körper begann zu zittern.

frightening, completedWhere stories live. Discover now