Kapitel #52

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Ich hielt den kleinen Jungen einfach weiter in meinen Armen, während immer wieder kleine Schluchzer seinen Körper durchzuckten. Sein winziger Körper zitterte leicht unter meinen Berührungen und mir stiegen ebenfalls die Träne in die Augen! als ich ihn so gebrochen sehen musste; es tat einfach zu sehr weh.

"Ich sollte lieber nach Hause!", murmelte Jaxon irgendwann, als seine Tränen erloschen waren, und löste sich sanft von mir. Seine Stimme klang wieder so gefasst, dass ich fast vergaß, wer hier vor mir saß, doch seine Augen verrieten wie es ihm wirklich ging. Mit seinen winzigen Fäusten rieb er sich über diese und verbannte so alle Tränen, die sein Gesicht eben noch benetzt hatten, doch die Röte blieb.

"Hast du Justin das schon einmal erzählt?", sprach ich ihn noch einmal vorsichtig darauf an; ich konnte mich einfach noch nicht mit dem Thema zufrieden geben.Er schüttelte nur leicht den Kopf. "Dann würde sie mich noch schlimmer verletzen", murmelte er mit kläglicher Stimme, die mir wie so oft na diesem Tag das Herz zerbrach.

Natürlich war Kneifen nicht das Schlimmste auf der Welt, aber er war fünf Jahre als; das ist etwas ganz anderes als mit gleichaltrigen!

Lange sagte keiner von uns ein Wort. Wir saßen einfach nur da und starrten ins Nichts beide unseren Gedanken hinterherhängend, bis die Sonne allmählich weiter runterrutschte und eine klare Brise aufzog. Erst als eine tiefe Stimme aus weiter Entfernung die Nachtluft zerschnitt, reckten wir uns.
"Jaxon?", rief genau diese erneut, was mir mehr Angst einjagte, als ich zugeben wollte. Geschockt sah ich zu, wie Justin auf uns zugelaufen kam und uns mit prüfenden Blicken durchbohrte, der mir durch Mark und Bein ging.

"Was machst du hier?", fuhr er den Kleinen schließlich an, als er etwas näher bei uns stand und somit nicht mehr schreien musste.
"Nichts", sagte dieser schnell und stand in solch einer Windeseile auf, dass ich sie nicht nachmachen könnte, selbst wenn ich es versuchen würde. Er lief hastig auf Justin zu und stellte sich in seine gewohnte Position hinter seinem linken Bein auf; genauso, wie er auch schon bei unserer ersten Begegnung gestanden hatte und das ach noch an genau dem selben Ort und genau mit dem selben Gesichtsausdruck, was die Sache noch Vertrauter wirken ließ.

Ich blickte einfach weiter starr auf Jaxon und versuchte nicht in Justins Wärme Augen blicken; wollte ihm nicht so nah sein.

"Jaxon? Geh schon mal nach Hause", murmelte Justin mit seiner rauen Stimme, die zumindest alles an strenge verloren hatte. Sofort bekam ich wieder eine Gänsehaut und musste neue Tränen verhindern, die mich beinhalten könnten. Was tat Justin da? Ich wollte definitiv nicht mit ihm alleine sein, wieso verstand er das nicht?

Schwach sah ich zu wie Jaxon Justins Aufforderung befolgte und verspielt den Weg entlang rannte, den auch Justin gerade gekommen war. Zwischendrin versuchte er die ein oder andere Taube zu fangen und ließ ein glückliches Lachen hören, wenn er sie mit der Fingerspitze erwischte. Man könnte schon wieder vergessen, was er mir gerade erzählt hatte, so fröhlich wirkte er wieder.

Ohne dass ich etwas dagegen unternehmen konnte, ließ Justin sich kurz darauf neben mir nieder und sah mich prüfend an, was mich nervöser machte als es sollte. Unnachgiebig bohrte sich sein Blick in mein Profil und ließ mich erschaudern wie jedes Mal, wenn er mich so intensiv musterte. Immer noch spielte mein Körper in seiner Gegenwart verrückt und ließ mich, alleine durch seinen Blick, rot werden.

Verlegen sah ich nun auch zu ihn hinüber, was sich als Fehler herausstellte, da sein Anblick mir den Atem raubte. Er hatte sich mit dem Oberkörper so nach vorne gelegt, dass seine Unterarme auf seinen Beinen ruhten und sein Bizeps sich anspannte. Der Wind ließ die Ketten an seiner Hose gegeneinander stoßen und verwuschelten seine Haare zu einer wilden Mähne, die ihm etwas die Härte nahm. Nur zu gerne hätte ich eine Hand in ihnen vergraben und leicht an den Enden gezogen, doch ich durfte nicht. Mein Blick wanderte weiter hinunter zu seinen Augen. Dieses warme und tiefe Hellbraunen traf auf mein Grün und ließ mich mich augenblicklich in ihnen verlieren. Ein Klos machte sich in meinem Hals breit und ich versuchte  ihn erfolglos hinunterzuschlucken, wobei ein Räuspern meiner Kehle entwich und ich augenblicklich peinlichberührt meinen Kopf abwandte.

frightening, completedWhere stories live. Discover now