Kapitel #16

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Wie gebannt sah ich auf mein Handy und konnte meine Augen gar nicht mehr von dem silbernen Metall abwenden, dass mir diese vernichtenden Worte entgegen spiegelte. Mein Herz raste immer noch in meiner Brust und das Unwissen über den Absender ließ mich immer wieder von Neuem erschaudern. Was war nur innerhalb der letzten Tage passier?

"Wer ist das?", Fragte Shawn nach einer kleinen Weile, in der er erst einmal meine Schockstarre ignoriert hatte, und versuchte eine bessere Sicht auf meinen Bildschirm zu erlangen um die Nachricht zu lesen. Ich wusste nicht wieso, doch ich brachte augenblicklich ein wenig Abstand zwischen uns. Aus irgendeinem Grund wollte ich nicht, dass er die Nachricht laß.
"Niemand, hat wohl die falsche Nummer", wimmelte ich ihn schnell mit einem gefälschten Lächeln ab. Zu meinem eigenem Erstaunen nahm er es mir sogar ohne zu zögern ab und erwiderte mein Lächeln augenblicklich.

"Der Boden in deinem Zimmer wird Morgen schon fertig sein.", wechselte er schließlich das Thema und kam wieder näher auf mich zu, da ihm der Abstand, den ich durch meine Flucht entstehen lassen hatte, offentsichtlich nicht gefiel. "Bald schon wirst du hier wohnen", fügte er grinsend hinzu. Ein warmes Lächeln umspielte seine dünnen Lippen und ließ seine Augen wunderbar erstrahlen. Ich konnte einfach nicht anders als es direkt zu erwiedern.
"Wo waren wir gerade?", fragte ich möglichst verführerisch und schon spürte ich seine Lippen auf meinen, wie sie sich drängend an mich pressten. Dieser Shawn gefiel mir um Längen besser als der, der er heute Morgen noch war.

Einige Minuten später lösten wir uns und gingen anschließend zurück ins Wohnzimmer, wo Mum und David bereits neben einander auf der Couch saßen und sich wie so oft einfach nur tief in die Augen blickten. Wenn ich sie sah, wurden meine Zweifel gegenüber Shawn wieder größer; sah ich ihn so an, wie Mum David? Ich schüttelte leicht zu mir selbst den Kopf und verdrängte diese Gedanken wieder.

Interessiert studierte ich die Inneneinrichtung der Familie Hail und blickte somit extra nicht mehr zu dem Liebespaar. Erst jetzt viel mir auf, dass viele der Sachen, die hier standen, von uns waren. Auch der Sessel meines Vater ragte in der Mitte des Raumes in die Luft und ludt einladend ein, sich in die Tiefen der Kissens fallen zu lassen. Wann hatte Mum denn das alles hier her gebracht?

"Sebastian wird auch gleich hier sein", rief Mum mir statt einer Begrüßung zu.
"Wo war er denn?", fragte ich leicht verwirrt über ihre Worte und kam ebenfalls in die Mitte des Raumes, wo der Glastisch und die Sofas standen. Mit einem nicht gerade eleganten Platschen ließ ich mich auf den vertrauten Sessel nieder und genoss es, den Stoff unter meiner Haut zu spüren. Ich fragte mich echt, wieso Mum ihn mit hier her gebracht hatte. Für mich symbolisierte er alles schlechte, was meiner Mutter in den Jahren widerfahren war, als unser Dad noch gelebt hatte.

"Er hat einen Freund aus der Schulzeit besucht", lächelte sie mich an, womit ich mich vorerst zufrieden gab. Ich bemerkte wie Shawn sich sanft hinter mich stellte und fing automatisch an, wie verrückt zu lächeln. Vielleicht war da doch mehr? Ich wusste es selbst nicht. Die Stimmungsschwankungen meiner Mum schien ich wohl geerbt zu haben. In der einen Sekunde nervte er mich auf brutalste Weise und in der Nächsten kriegte ich bei seinem Anblick Gänsehaut.

Erneut zog ich mein Handy hervor und sah auf die letzte Nachricht, die ich bekommen hatte.
Such' es, stand dort immer noch. Wenn ich wenigstens gewusst hätte, worum es überhaupt ging, würde meine Angst sicherlich etwas nachlassen; oder steigen, hängt von der Tatsache ab. Im ersten Moment hatte ich es für einen schlechten Witz gehalten, aber es verunsicherte mich dennoch.

Eine Weile starrte ich auf die Buchtsaben und dachte angestrengt nach, ehe ich mich schließlich entschloss, dass ich dieses Mal antworten würde.
Und wonach soll ich suchen?, schrieb ich mit schnellen Fingerbewegungen zurück. Was sollte es schon schlimmes anstellen? Durchs Handy konnte mir diese Person sowieso nichts tun und das schlimmste wäre, dass mir nicht geantwortet wird. Wenige Sekunden später kam jedoch genau das; eine Antwort. Es war noch nicht einmal ein Wort und doch jagte es mir den Schock meines Lebens ein.

frightening, completedWo Geschichten leben. Entdecke jetzt