Kapitel #60

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Umso näher ich meinem Haus kam, desto größer wurde das ungute Gefühl in meinen Magen, das schon den ganzen Tag über nicht verschwinden wollte. Ein letztes Mal sah ich mich zu Ryan und Justin um, da ich ihren Anblick brauchte um mir Mut einzureden. Ich konnte gerade noch so Ryans Haare ausmachen, der Rest war hinter dem großen Geländewagen meiner Nachbarn verdeckt.

Möglichst darauf bedacht mir meine Angst nicht anmerken zu lassen öffnete ich schließlich die Tür und trat ein. Erst als ich meine Tasche im Flur abgesteckt hatte und mich umgesehen hatte, wagte ich es einzuatmen und beruhigte mich tatsächlich ein wenig; wenn auch nicht vollständig.
"Shawn ich bin zuhause", rief ich mit erstaunlich starker Stimme durch den Flur, ehe ich die Tür ins Schloss fallen ließ. Als ich jedoch keine Antwort bekam lief ich mit zitternden Knien durch den Flur ins Wohnzimmer. Mit einer Hand stieß ich die Tür dessen auf und sah mich erwartungsvoll im Zimmer um. Gleich 6 Augenpaare richteten sich augenblicklich auf mich und ließen die Panik in mir aufsteigen. Wie stellte Justin es sich vor, dass ich vor so vielen Männern wegrannte?

"Wer ist das Hail?", fragte der Kerl, dem der Wagen gehörte und den ich als Enrico vermutete, nach einigen Skeunden, in denen wir uns alle nur gegenseitig gemustert hatten. Die meisten von ihnen hatten einen ausgereiften Dreitagebart oder ebenfalls von Gel glänzende Haare, nur einer sprang etwas aus dem Klischee raus; er hatte komplett blau gefärbte haare, die ihn weniger gefährlich wirken ließen.

"Meine Stiefschwester", antwortete Shawn kühl. Zum ersten Mal ließ ich meinen Blick zu ihmhinüber fallen. Zwei frische Schnittwunden zogen sich über seine rechte Wange und ließen sein Gesicht brutal hervorstehen. Die eine hörte ganz knapp unter seinem Auge auf, wodurch es ziemlich angeschwollen war, die andere ging eher in Richtung seines Kinns. Sein Blick war starr auf den Boden gerichtet und seine Augen waren vor Schmerz zusammengedrückt, was den Drang ihn in die Arme zu nehmen in mir auslöste.

"Komm her", befahl Enrico mir mit kalter Stimme. Auf wankenden Beinen lief ich zwei Schritte in den Raum hinein, ehe ich ein paar Meter vor ihm stehenblieb und ihn mir etwas genauer ansah. Wie auch beim letzten Mal hatte er sich die Haare allesamt nach hinten gegelt, doch das lenkte nicht meine Aufmerksamkeit auf sich. Meine Augen hefteten sich wie von alleine an sein Dekolleté, das mir beinah schon vertraut wirkte. Durch den weißen Stoff seines Shirts war ganz deutlich die Kontur eines Tatoos zu erkennen. Es war das selbe Tatoo, das Justin auch hatte; das Datum in römischen Ziffern.

Langsam begann Enrico einen Kreis um mich zu gehen und mich dabei genauestens von oben bis unten zu beobachten.
"Eins-A Körper", stellte er abschätzend fest. "Könntest ein bisschen mehr Arsch haben, aber mit einem anständigen Tanga lässt sich das regeln" Hart klatschte er mir mit der flachen Hand auf den Arsch, weshalb ich schmerzhaft das Gesicht verzog, mich jedoch nicht traute etwas zu sagen.
"Hast du eine Freund Kleines?", fragte er und trat wieder in mein Sichtfeld, was mehr Kotzreiz in mir auslöste, als der Anblick von Perrie Edwards (SrynotSry). Augenblicklich durchströmte Erleichterung meinen Körper und ließ mich seufzend aufatmen; Shawn hatte ihm nichts gesagt und ich war somit nicht so sehr in Gefahr, wie soeben noch vermutet.

"Nein!", log ich schnell, ehe es noch auffällig werden würde. Abschätzend ließ Enrico seinen Blick wieder über meinen Körper wandern und zog annerkenend die Augenbrauen hoch.
"Also niemanden, den es stören würde, wenn ich dich für Prostitution benutzen würde", stellte er mehr zu sich selbst fest. Erneut ergriff mich die blanke Panik und ich machte mich bereit tatsächlich zu fliehen, doch Enrico rettete mich kurz darauf davo .
"Aber nicht mehr heute", sagte er und drehte sich wieder zu Shawn um, der immer noch zitternd auf dem Boden saß.
"Wir beide haben uns verstanden?", fragte er mit drohender Stimme, die mich stark erzittern ließ. Shawn nickte nur schwach, ein Tropfen von seinem Blut rann über sein Kinn und hinterließ eine dunkelrote Spur auf seiner sonst so blassen Haut.
"Wenn nicht sehen wir uns bald wieder und mal gucken, ob ich dann dich oder sie mitnehme", drohte der schleimige Kerl ihm noch mit einem Kopfnicken zu mir, was zum ersten Mal echten Zorn auf Shawns Züge brachte.
"Halt sie da raus Enrico", zischte er sofort, doch der angesprochene lachte nur laut auf und wieß seine Männer mit einer Handbewegung  an, den Raum zu verlassen. Mit einem letzten verächtlichen Blick auf Shawn ging er ebenfalls und ließ uns somit alleine zurück.

frightening, completedWhere stories live. Discover now