Kapitel #56

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Ich genoss Justins Nähe mit jeder Sekunde. Seine Haut auf meiner Haut zu spüren, machte mich zu dem glücklichsten Menschen dieser Welt und das Wissen, dass es nicht auf Ewgi so perfekt bleiben würde, bestärkte dieses Gefühl für den Moment nur noch. Nur ganz selten lösten wir unsere Lippen voneinander und das auch nur um Luft zu holen oder wenn er mich mit irgendwas aufzog; ich hätte es vorher nicht gedacht, doch wenn man so Sorgenlast mit ihm im Bett lag, konnte er erstaunlich liebevoll sein. Ich konnte kaum fassen, dass dies wirklich passierte, doch Justin zeigte mir in jeder Sekunde, dass es dies tat, und das so intensiv, wie ich es mir nur erträumen könnte.

Erst als ein kleines Klopfen an meiner Tür erklang, rissen wir uns richtig auseinander, wobei Justin ein entnervtes Stöhnen von sich gab, das meinen Ohren wohl eher nicht bestimmt gewesen ist.

"Charlie?", fragte Shawns raue Stimme schließlich von außen, als ich ihm immer noch nicht geantwortet hatte. Wie versteinert ließ ich von Justin ab, den ich immer noch ein wenig umklammert gehalten hatte, und sah ihm stattdessen panisch an, was mal wieder ziemlich amüsant zu finden schien.
"Ganz ruhig!", raunte er mir belustigt zu, ehe er mit noch einen knappen Kuss von den bereits geschwollenen Lippen stahl. Einen Moment lang sahen wir uns still gegenseitig an und ich hätte mich schon wieder in seinen braunen Augen verlieren können; wenn da nicht Shawn war, der immer noch auf eine Antwort wartet.
"Ich dachte, wir wollten es sowieso offiziell machen?", wisperte Justin mir an am Ohr, was nur so leise von seinen Lippen kam, dass ich es kaum verstehen konnte.
"Ja, das will ich auch, aber erst nachdem ich in Ruhe mit Shawn geredet habe. Ich werde nicht zulassen, dass er es so erfährt!", zischte ich ihn leise, aber entschieden, an, da er sich schon wieder an meinem Hals zuschaffen machte und ich auf weitere Knutschfleke in diesem Moment gut verzichten konnte.

Mit einem Stöhnen rollte Justin sich ergeben von mir runter und starte entnervt gegen die Zimmerdecke. Selbst wenne er so etwas einfaches wie Nichtstun tat, sah er noch unbeschreiblich gut aus.
"Ich bin eigentlich nicht der Kerl, der sich vor Exfreunden versteckt!", murmelte er heiser, ehe ich ihm schnell meine Hand auf den Mund legte und er somit verstummen musste.

Mit einem strengen Blick drückte ich ihn in Richtung Kleiderschrank und drängte ihn hineinzuklettern, was er nur unter Protesten zuließ.
"Eigentlich bist du auch nicht der Kerl für eine Beziehung und dennoch bist du hier", murmelte ich noch halb lachend halb ernst, bevor ich ihn gänzlich in den Kleiderschrank schupste und die Tür mit einem Krachen hinter ihm zu schlug. Doch selbst durch diese hindurch konnte ich sein Lachen noch wahrnehmen, wesshalb ich dem Kleiderschrank einen kleinen Tritt verpasste.

"Kannst rein kommen.", schrie ich schließlich zur Tür, als endlich alles abgesichert war. Sofort machte ein verwirrt dreinblickender Shawn die Tür einen Spalt breit auf und steckte neugierig seinen Kopf hinein.
"Was hat das denn so lange gedauert?", fragte er skeptisch und ließ seinen Blick durch den gesamten Raum schweifen. Als er schließlich nichts ungewöhnliches zu entdecken schien, blieb er verwirrt wieder an mir hängen und beäugte mich mit hochgezogenen Augenbrauen. Erst jetzt wurde mir klar, wie merkwürdig es eigentlich war, so sinnlos im Raum zu stehen. Auch Shawn schien das so zu sehen. Skeptisch zog er eine Augenbraue hoch und blickte an mir vorbei zum Kleiderschrank hinter mir, dessen Tür sich wie aus dem nichts zu einem winzigen Spalt geöffnet hatte.

"Ich hatte noch ein Frauenproblem", log ich, da es das einzige war, was mir auf die schnelle in den Sinn kam.
Shawns Miene wurde dadurch allerdings nur noch unglaubwürdiger und seine Lippen öffneten sich sofort, um mir zu widersprechen, doch ich ließ ihn gar nicht erst zu Wort kommen:"Habe durch geblutet und brauchte 'ne neue Hose. Öffne lieber nicht den Schrank, das wäre das wiederlichste, das du je gesehen hast!" Kaum hatte ich die Worte ausgesprochen bereute ihc sie auch schon wieder und hätte mir am Liebsten selbst eine reingehauen, doch ich verhielt mich schon auffällig genug, da könnte man auf weitere Aktionen verzichten. Hätte ich mir nicht wenigstens eine Lüge ausdenken können, die weniger peinlich ist und dann vielleicht auch noch glaubwürdiger?

frightening, completedWhere stories live. Discover now