Kapitel #45

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"Super, du hast sie schon", ertönte Scarletts Stimme hinter mir und mit einem Schwung hatte sie mir die Zeitung auch schon aus den Händ gerissen. Ohne weiter auf mich zu achten lief sie auf unsere Mauer zu und ließ sich wie selbstverständlich nieder um geduldig zu lesen. Genervt lief ich ihr hinterher und setzte mich kommentarlos neben sie. Nach einem kurzen Moment begann sie auch schon laut vorzulesen, was ich dankend annahm, da meine Augen viel zu müde waren, um e selbst zu tun.

Charlie Lewis, das neue Heartbreak-girl unseres Elite Schülers Shawn Hail.
Wie schon vorherzusehen, hat die Beziehung der beiden nicht besonders lange gehalten. Es gibt viele Spekulationen über die Trennung und zu Recht behaupten viele, dass es etwas mit Justin Bieber zu tun habe.
Diese Annahme ließ sich ohne Zweifel am vergangenen Tag bestätigen.
Als Ashley nach einer erfolgreichen Nacht von ihrem Bettjungen Justin zur Schule gefahren wurde, konnte man die Enttäuschung in Charlies Augen deutlich erkennen. Wir vermuten, dass sie sich Hoffnungen bei Biebz gemacht hat und die Enttäuschung, dass sie nicht die einzige für ihn ist, ihr immer noch tief in den Knochen sitzt. Hat da wer ihren Freund zu früh abgegeben und das für einen Jungen, der sie nicht will?
Und wie ernst ist die Sache zwischen Ashley und Justin Bieber wirklich?
Wir halten euch weiterhin auf dem laufenden.
Xoxo euer Team der 'open secrets'

"Wieso denken sie eigentlich immer so etwas würde sie was angehen?", spuckte ich wütend hervor. Ich musste mich echt anstrengen meinen Zorn unter Kontrolle zu halten und nicht vor aller Augen die Kontrolle über mich selbst zu verlieren; das würde mich nur in eine weitere Ausgabe bringen. Ehrlich gesagt würde ich dem Tem sogar zutrauen, dass sie mir zu liebe eine weitere Ausgabe gleich morgen früh rausbringen würden.

"Nun ja Ashley hat da gestern, nachdem du gegangen bist, kein besonderes Geheimnis rausgemacht.", versuchte Scarlett es mir vorsichtig zu erklären.Mir war klar, dass sie mir etwas mitteilen wollte und dass sie Angst vor meiner Reaktion hatte, doch ich weichte meine Miene dennoch nicht auf.

"Und?", hackte ich schließlich nach, als sie immer noch nicht weitersprach.
"Nun ja...Wir haben sie gefragt, ob das zwischen ihr und Justin was ernstes ist und... Da hat sie dich ein wenig bloßgestellt", fügte sie unsicher hinzu, was den Zorn in mir noch weiter aufsteigen ließ.
"was hat sie gesagt?" Es nervte mich sehr, dass ich ihr jedes Detail von der Zunge ziehen musste.
"Ich glaube, ihre genaue Wortwahl war: bei Justin geht alles ein bisschen körperlicher ab, das wisst ihr ja bestimmt schon von Charlie, aber man kann auch Spaß mit ihm haben! Zum Beispiel, als er mir von ihren Liebesgeständnis erzählt hat. Ich glaube wir beide haben noch nie in unserem Leben so sehr gelacht. Wer glaubt sie denn zu sein?" Gen Ende wurde ihre Stimme immer leiser, bis sie schließlich gänzlich abbrach und mich entschuldigend ansah.

Mein Herz rutschte mir bei ihren Worten hörbar in die Hose und obwohl ich dachte, dass ich inzwischen leer war, hätte ich schon wieder heulen können.
"Aber vielleicht hat sie sich das auch nur ausgedacht", versuchte Scarlett mich scheiternd aufzumuntern, was das dümmste war, was sie sagen konnte; woher sollte Ashley sonst von dem Geständnis wissen?

"Es wird stimmen... Es passt zu seinem Verhalten, oder nicht..." Meine stimme versagte und ich musste einmal schlucken, ehe ich weiterreden konnte. "Wer hat alles davon mit bekommen?" Einen Moment sah Scarlett mich abschätzend an; beinah so, als wolle sie testen wie viele Informationen ich noch aufnehmen konnte
"Es war in der Cafeteria und nicht gerade zur leersten Zeit", gab sie schließlich im Flnsterton zu. tief atmete ich ein und versuchte die aufsteigende Verzweiflung in mir zu unterdrücken.
"Also alle? Wieso steht es dann nicht in der Zeitung als weitere Demütigung?" Keine einzige Träne verließ meine Augen; es fühlte sich anders an. Ich fühlte mich einfach nur leer-ohne jegliche Emotionen. Justin hatte sich wirklich über mich lustig gemacht.
"Ich habe sie gebeten wenigstens das raus zu lassen. Die Autorin war mir noch etwas schuldig",erklang nun Marias Stimme, die wie aus dem Nihcts hinter und aufgetaucht war.

Ich nickte ihr nur als Zeichen, dass ich verstanden hatte, zu, war jedoch zu weiteren Worten nicht bereit. Vielleicht sollte ich mich jetzt freuen und ihr dankbar sein, doch mein Inneres war weiterhin in diese Leere gehüllt. Wie konnte er mir das antun und sich auch noch über mich lustig machen?

Mit dem ohrenbetäubenden Geräusch der Schulklingel im Gehör, machten wir uns schließlich auf den Weg in das Gebäude. Mir war klar, was mir nun bevorstand; eine Unterrichtsstunde mit Ashley und 27 weiteren Schülern, die alle über mein gebrochenes Herz bescheid wussten.

Wir kamen etwas zu spät in der Klasse an, doch wir hatten eh Vertretung, weshalb uns die übliche Predigt erspart würde. Niedergeschlagen ließ ich mich auf meinen üblichen Platz in der hintersten Reihe nieder, der leider direkt hinter Ashley war ,und durchbohrte ihren Rücken automatisch  mit den kältesten Blicken, die ich auf Lager hatte. Egal wie kindisch dies war; es half.

Nebensächlich bemerkte ich, wie Scarlett sich neben mich setzte, doch schenkte ihr keine weitere Beachtung. Mir war nicht nach reden oder sonst irgendwas zu mute, das Anstrengungen verlangte. Demotiviert starte ich einfach nur unseren Vertretungslehrer an, der viel zu motiviert zu reden begann, von mir jedoch keine Aufmerksmkeit bekam.

Das Erste, was mir an ihm auffiel, war, dass es sich um den Lehrer handelte, dem eine Beziehung mit einer Schülerin, die zudem seine Exfreundin war, vorgeworfen wurde. Das Zweite, dass er definitiv gut genug dafür aussah. Er hatte kleine, braune Locken, die ihm im Gesicht hingen und wunderschöne grüne Augen, die einem bis in die Seele starren konnten. Er trug eine schwarze skinny Jeans und ein schwarzes Hemd, von dem er die obersten drei knöpfe auf gelassen hatte. Somit zeigte er etwas viel Haut für einen Lehrer, konnte e sich jedoch definitiv leisten. Ich erkannte die Konturen von Tatoos auf seiner Brust, doch ihre genaue Form konnte man nicht ausmachen, was leicht Neugier in mir weckte. Nur eins dieser Verzierungen war deutlich zu sehen; eine kleine Aufschrift auf seiner linken Brust '18 black', was auch immer das bedeuten mag.

"Euer Lehrer hat keine Aufgaben hinterlassen",begann er schließlich erneut  zu sprechen. Die letzten Minute hatte er wohl noch nicht wirklich begonnen.  Sofort ging ein glückliches Raunen durch die Klasse, dass der Lehrer sofort wieder mit erhobener Stimme unterbrach: "Macht was ihr wollt, seid nur so nett und bleibt im Raum!" Was ein motivierter Lehrer; nicht einmal seinen Namen hat er uns verraten.

Stöhnend ließ ich mich tiefer in meinen Sitz fallen und achtete nicht weiter auf alles und jeden, bis Ashleys sich plötzlich mit einem hämischen Grinsen im Gesicht zu mir umdrehte und somit meine Laune noch tiefer auf den Grund drückte.
"Es tut mir ja so leid, dass du Justin verloren hast. Das muss wirklich so schlimm für dich sein! Oh, wenn ich mir vorstelle auf diesen Sex verzichten zu müssen uff. Er ist wirklich der beste, den ich je hatte, aber das muss ich dir ja nicht sagen, stimmts? Justin weiß einfach was er tut, wenn er dir seine heißen Finger zwischen die Schenkel presst", raunte sie mir erhobener Stimme, wobei sie immer wieder gefälschte Stöhner ihren Lippen entgleiten ließ, was die Siatuation nur noch unangenehmer machte.

Wie erwartet lagen sofort alle Blicke auf uns und schienen sich gerade zu zu erhoffen, ein Drama miterleben zu können, doch genau das war Ashleys Ziel; sie wollte mich wieder demütigen. Dieses mal nicht, Schätzchen; nicht mit mir!

"Weißt du, ich wollte nicht mit Justin schlafen. Nicht, nach dem er dich angefasst hat; das war mir zu wiederlich. Aber ich kann mir kaum vorstellen, dass er besser als Shawn ist", entgegnete ich provokant und erhob meine stimme mit jedem Wort ein wenig mehr. Einmal aus Wut und natürlich auch, um sie mit ihren eigenen Waffen zuschlagen.
"Autsch, seit Shawn bist du nun schon trocken? Du tust mir leid Schätzchen.", versuchte sie es erneut, doch auch dieses Mal würde ich es nicht zulassen.
"Wenn du seit letzter Nacht als lange Zeit ansiehst, dann ja", konterte ich provozierend ruhig. Ich hatte schon immer gewusst, dass sie es auf Shawn angesetzt hatte; sie hatte ihn nur nie bekommen, was gleichzeitig auch ihre einzige Schwachstelle war.

Noch während ich sie weiter anstarte und meinen Worten Wirkung verleite, hörte ich plötzlich, wie jemand am anderen Ende des Raumes lautstarks loshustete. Genau dort saß Shawn, der immer noch seine Flasche Wasser in der Hand hielt, dessen Inhalt ihm wohl in die Flasche Röhre gekommen war.

Meine Augen rissen sich automatisch weit auf; ich hatte ganz vergessen, dass er ebenfalls in diesem Kurs saß.

frightening, completedWo Geschichten leben. Entdecke jetzt