Viele von Euch Lesern sind, genau wie ich, auch essgestört. Viele halten es vor anderen geheim, andere gehen sehr offen damit um. Was würdet ihr sagen? Wie ist die Weihnachtszeit für Euch im Bezug auf die Essstörung?
Also ich finde diese Zeit ziemlich schwierig. Jeder ist in Weihnachtsstimmung, schon Wochen vorher läuft überall Weihnachtsmusik in den Läden und jeder ist gut gelaunt. Überall backen die Leute Plätzchen, und im Haus riecht es schlechtesten Fall noch den ganzen Tag nach Gebackenem.
Diese Weihnachtsstimmung spüre ich seit meiner Essstörung kaum mehr. Wenn alle so gut gelaunt sind, ist meine Stimmung meist noch gedrückter. Außerdem sitzt man mehr als sonst als Familie zu Hause und isst gemeinsam. Das ist oft schwierig, da ich ja aufpassen muss, dass meine Essstörung weiterhin nicht auffällt. Ich mag keine Familienfeste und das gemeinsame Essen.
Ich fühle mich von meiner Familie beim Essen beobachtet. Auch wenn ich weiß, dass sie das nicht machen...
Wenn man dann noch zusammen sitzt und Plätzchen auf dem Tisch stehen, habe ich immer Angst zu viel zu essen, wieder einen Fressanfall zu bekommen... leider ist das oft genug passiert... doch, wenn ich mal weniger oder keine Plätzchen gegessen habe, wird gleich gefragt, ob ich keine Plätzchen möchte. Sie seien doch sooo lecker! Dann nehme ich ein Plätzchen und auch ein zweites. “Ja, ihr habt recht, sie schmecken wirklich lecker!“, denke ich. Es folgt ein Drittes, und ich merke, ich kann nicht mehr aufhören. Diese vielen leckeren Plätzchen mit so viel Kalorien liegen vor mir und ich könnte echt das alles in dem Moment auffressen.
Und so geht es weiter. Es ist nicht mehr so, dass ich den Geschmack eines Plätzchens genieße, nein, es ist einfach nur ein Plätzchen nach dem anderen. Kein Genießen mehr, es ist zum Herunterschlingen, zum Fressanfall gekommen und das alles im Beisammensein meiner Familie. Wie peinlich! Wenn dann noch jemand meiner Familie sagt, dass ich nicht so viel Essen soll, fühle ich mich noch schlechter als sonst schon...
Ich hasse mich für das, was ich getan habe. Für das, was ich gegessen habe. Für das, wie viel Kalorien ich mir zugeführt habe. Für das, dass ich dadurch wieder zugenommen habe. Für das, dass ich meinen Körper immer mehr hasse... Für alles.