Essstörung - Der Moment, als...

By Lissi1998

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"Was du hast ist eine Krankheit, genau wie ein Schnupfen oder eine Grippe, braucht man eine Behandlung durch... More

Einleitung - Zu mir
Wie alles begann...
Wie nennt man das, wenn man mehr als unsportlich ist?
Suizid eines Mitschülers...
"Ich merke doch, dass es dir nicht "gut" geht, Lissi!"
"Isst du überhaupt noch irgendetwas?"
Wie es weiter ging...
Wie kann ich nur dem Elterngespräch entgehen?
Warum es so "unangenehm" für mich war, zu einem Schulpsychologen zu müssen...
Das Gespräch mit dem Schulpsychologen...
Kursfahrt nach Berlin
"Lissi, ich habe mir vorgenommen etwas für meine Figur zu tun!"
"Frau S., hätten Sie vielleicht kurz Zeit für mich?"
"Ich will recovern!"
Der Termin bei der Beratungsstelle...
"Eine Essstörung ist eine Krankheit!"
Nach dem ersten Termin bei der Beratungsstelle...
Zwei Tage später beginnt der Teufelskreis von vorne...
Vor dem zweiten Gespräch bei der Beratungsstelle...
Das zweite Gespräch bei der Beraterin...
Zwischen Hungern und Fressen...
Das erste Treffen bei der Vertrauenslehrerin Frau M. :)
Die Bewerbung und das Silbermond-Konzert...
Das zweite Treffen bei der Vertrauenslehrerin Frau M. :)
Sarah muss in eine Klinik... :(
Die Essstörung "wendet" sich...
Die emotionalen "Kämpfe" um den Auszug...
Die Abschlussnachricht an meine Tutorin und das Telefonat mit der Psychologin...
"An deiner Stelle würde ich keine Psychotherapie machen, weil..."
Die Antwort auf meine Email von dem Schulpsychologen Herrn E. ...
"Ich habe Hunger!"
Sarah wird aus der Klinik "entlassen"...
Mama weint täglich...
Der Auszug und die "Diät"...
Danke!❤
Die erste probatorische Sitzung bei der Psychologin...
War das alles die richtige Entscheidung? - Kündigung?
Kündigung!
Der Umzug nach Hause zurück...
FSJ in der Behindertenhilfe
Essstörung und Weihnachtszeit?
"Lissi, wir wünschen uns, dass du abnimmst!"
Chronologische Zusammenfassung meiner "Geschichte"
Depriphasen
Zwischen Essstörung und Recovern
FSJ-Seminarfahrt
Beratungsstelle - Ich kann nicht mehr
Die neue Hausärztin - offizielle Diagnose
Das Vorgespräch in der Klinik

Die Email an den Schulpsychologen Herrn E. ...

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By Lissi1998

Hier auf dem Bild oben seht ihr meine Antwort auf den Kommentar von der lieben FrostShards in dem Kapitel: “Das Gespräch mit dem Schulpsychologen...“ FrostShards fand, dass der Schulpsychologe keinen Plan hatte :'D

Diesen “Wunsch“, dem Schulpsychologen Herrn E. ein letztes Mal zu schreiben, habe ich am 11.7.2016 in die Tat umgesetzt und Euch hier rein kopiert, natürlich mit den gekürzten/geänderten Namen:

“Hallo Herr E.,

ich weiß nicht, ob Sie sich noch an mich bzw. den Termin vom 8.10.2015 an dem Gymnasium erinnern können?!

Meine damalige Tutorin Frau S. hatte damals mit Ihnen telefoniert, weil sie Bedenken hatte, dass ich eine Essstörung entwickelt hatte. Sie wollte meine Eltern kontaktieren und da ich das auf keinen Fall wollte, hat mir meine Tutorin noch eine Art “Chance“ gegeben, und Sie als Schulpsychologe sollten dann entscheiden, ob ein Elterngespräch nötig ist oder nicht.

Sie haben mit mir dann ein Gespräch geführt und ich sollte für fast 8 Wochen mein Gewicht dokumentieren. Nach dem Gespräch haben Sie Frau S. gesagt, dass kein Grund für ein Elterngespräch in meinem Fall besteht. In dem Moment war ich einfach nur froh, dass es eben nicht zu einem Elterngespräch kommen wird! 
Nachdem ich Ihnen meine Dokumentation über mein Gewicht bis Ende November geschickt habe, haben Sie es ausgewertet und mir geschrieben, dass Ihnen aufgefallen sei, dass mein Gewicht unter der Woche immer sinken und während des Wochenendes immer steigen würde und ich deswegen vielleicht nochmal mein Essverhalten überdenken sollte.

Diese Gewichtsschwankungen kamen von meinem bewussten Hungern unter der Woche, also während der Schulzeit und da ich am Wochenende mehr Zeit zu Hause war, habe ich öfters Fressanfälle gehabt. Die Fressanfälle haben, auf die Kalorien bezogen, das Hungern unter der Woche wieder “ausgeglichen“, sodass ich mein Gewicht ungefähr gehalten habe und nicht weiter abgenommen habe... Allerdings hat auch die Angst vor einer weiteren Abnahme und das definitiv darauf folgende Elterngespräch dazu geführt, dass ich nach einer “größeren“ Abnahme versucht habe, zumindest in dem Zeitraum der Gewichtsdokumentation, mein Gewicht zu halten, aber das war ja durch die Fressanfälle fast automatisch so...

Mir war die ganze Zeit bewusst, auch als Frau S. mich schon damals wegen meinem Gewichtsverlust von ca. 14-15kg angesprochen hat, dass mein Essverhalten irgendwie nicht mehr “normal“ ist. Ich wollte mir zwar nicht eingestehen, dass ich wirklich eine Essstörung habe und schon gar nicht magersüchtig war (den Diagnosekriterien hätte ich nur psychisch und kaum physisch zu dem Zeitpunkt entsprochen). Aber mein Essverhalten und auch die damit verbundenen Lügen besonders gegen über meiner Familie, haben mich dennoch belastet. Außerdem hatte ich durch das Hungern während der Schulzeit oft Kopfschmerzen und auch Schwierigkeiten mich zu konzentrieren wegen dem Nährstoff-/Energiemangel. Dadurch habe dummerweise die ein oder andere Klausur verhauen, da ich mich während der Klausur aber auch beim Lernen für die Klausur oft nur schwer konzentrieren konnte...
Erbrochen habe ich nie, da meine bisher zwei Versuche nach Fressanfällen gescheitert sind, wahrscheinlich zu meinem Glück!

Mittlerweile habe ich mir aber eingestanden, dass ich eine Essstörung habe. Seit Ende 2014 habe ich kein normales Essverhalten mehr. Am “Anfang“ war mein Verhalten und auch meine Gedanken wirklich Richtung Magersucht. Als dann die Weihnachtszeit 2015 kam, ist mein Gewicht leicht gestiegen... Umso näher allerdings das Abitur kam, desto mehr habe ich zugenommen. Anfang waren es “nur“ 5kg. Dann kam noch das mündliche Abitur und in der Zeit vor und während der mündlichen und schriftlichen Abiturprüfungen habe ich insgesamt 12kg zugenommen! 
Also sehr viel und vor allem unkontrolliert in recht kurzer Zeit. Ich habe den ganzen Tag gegessen oft ca. 3000kcal, manchmal auch ca. 5000kcal, also weit über meinem Kalorienbedarf... Das Hungern habe ich nicht mehr “hinbekommen“ und für Sport hatte ich keine Zeit und auch keine Lust mehr. So ist mein Gewicht stetig gestiegen... leider...
Das heißt meine Essstörung hat sich “gewendet“ von dem dauernden Hungern, hat sich die Essstörung zu der Binge-Eating Essstörung verändert.

Nach den viel zu hohen Kalorienmengen ging es mir nicht nur körperlich schlecht, sondern besonders psychisch. Aber ich konnte mich einfach nicht ändern, hatte keine Beherrschung, kein Hunger- und Sättigungsgefühl mehr(auch schon in der Zeit des Hungerns), nur noch Appetit, und zwar Appetit auf kalorienreiches Essen und Süßes(es war in der Abiturzeit “normal“, dass ich am Tag manchmal bis zu zwei Tafeln Schokolade und zusätzlich noch Nutella und Gummibärchen gegessen habe usw.)

Meine Familie hat meine Zunahme natürlich schnell bemerkt... gewisse Kommentare zu meinem Essverhalten und besonders meiner Figur bekomme ich fast täglich zu hören. Dies begünstigt mein Essverhalten natürlich überhaupt nicht und ich fange noch mehr an aus Frust zu essen. 
Ich habe immernoch meist täglich Fressanfälle, in denen ich immernoch zu viele Kalorien zu mir nehme. Diese Fressanfälle sind zwar nicht mehr so stark wie während der Abiturzeit, aber immernoch stark genug, dass ich stetig zunehme... Aber ich bekomme es einfach nicht in den Griff, fühle mich schlecht in meinem Körper, weiß nicht, wie ich endlich mal aufhören kann zu essen.

Mittlerweile habe ich aber erkannt, dass ich Hilfe brauche. Ich war zweimal bei einer Beratungsstelle, allerdings konnte mir die Beraterin nicht so richtig weiterhelfen, aber ich habe auch aus eigenem Willen die Beratung nach zwei Sitzungen abgebrochen, weil damals ein bestimmtes “Zielgewicht“(ich wusste, dass dieses Gewicht weit im Untergewicht lag...), das ich bis zum Abiball am 18.06.16 erreichen wollte, für mich im Vordergrund stand. Allerdings habe ich dieses Zielgewicht nie erreicht. Stattdessen habe ich weiter zugenommen, bis zu diesen 12kg eben...
Die Beraterin hat mir damals sehr direkt gesagt, dass die Essstörung eine psychische Krankheit ist. Ich kann mir dass immernoch kaum eingestehen, dass ich “krank“ sein soll... es tut auch einfach zu sehr weh...

Da mich die Essstörung, auch wenn sie jetzt immer mehr Richtung Binge-Eating(obwohl ich mich NOCH im Normalgewicht befinde) geht, sehr belastet, habe ich mich dazu entschieden, dass ich eine Psychotherapie wegen der Essstörung anfangen möchte. Allerdings würde das nur gehen, wenn meine Eltern davon erfahren würden (aufgrund der privaten Krankenversicherung)
Da ich das aber immernoch nicht will, kann ich momentan noch keine Psychotherapie anfangen, ohne dass meine Eltern davon wissen würden...

Ab 1.9. werde ich allerdings einen Bundesfreiwilligendienst(BFD) in einem 400km entfernten machen. Dafür muss ich mich gesetzlich versichern, sodass ich endlich eine Therapie anfangen kann. Am 13.9. habe ich meine erste probatorische Sitzung bei einer Kinder- und Jugendpsychotherapeutin (Verhaltenstherapie). Die vier weiteren probatorischen Sitzungen werden ca. alle zwei Wochen stattfinden, bis die Wartezeit überbrückt ist und dann die “richtige“ Therapie wöchentlich anfangen kann...
Ich hoffe, ich kann dann endlich in fast drei Monaten meine Essstörung angehen, auch wenn ich dafür nur knapp ein Jahr Zeit habe...

Ich weiß nicht, ob Sie das alles, was ich hier aufgeschrieben habe, interessiert. Auch wenn Sie für mich nicht mehr als Schulpsychologe zuständig sind, war es mir trotzdem ein wichtiges Anliegen gewesen, Ihnen diese Email zu schreiben. Damals, als wir das Gespräch hatten und auch jetzt noch, habe ich eine Essstörung, auch wenn es jetzt leider eine andere Form ist. 
Ich finde es wichtig zu erkennen, dass man nicht jede Essstörung an einem Gewicht erkennen kann. Klar, viele Arten, besonders die klassische Magersucht kann man meist an einem Gewicht bzw. an dem starken Gewichtsverlust erkennen. Aber es gibt viele andere Arten von Essstörungen, die “unentdeckt“ bleiben oder auch Mischformen. Besonders bei Bulimikern befindet sich das Gewicht oft im Normalbereich und die Essstörung ist am Gewicht eigentlich kaum erkennbar.
Denn gerade das Gefühl zum Körper und dessen Wahrnehmung, kann oft zumindest eine Tendenz zu Essstörungen aufzeigen. Aber natürlich ist das veränderte Essverhalten ein ausschlaggebender Faktor einer Essstörung. Allerdings ist das Hungern, wie ich aus eigener Erfahrung ja selbst weiß, leicht zu verheimlichen. Von daher ist es sehr schwierig für die Familie oder Außenstehende, die Anzeichen eine Essstörung zu erkennen und diese ernst zu nehmen.
Bei mir wäre es damals aus heutiger Sicht wahrscheinlich wichtig gewesen, dass man mit mir mehr über mein Körpergefühl und auch besonders die möglichen Gründe für das veränderte Essverhalten gesprochen hätte. Ich habe nämlich erkannt, dass nicht, dass Essen bzw. Nicht-Essen, das Problem ist. Das eigentlich Problem ist die Störung der Emotionsregulation, beispielsweise aufgrund von Konflikten in der Familie oder (früheren) Erfahrungen, die man vielleicht nicht verarbeiten konnte etc.. Das Essen bzw. Nicht-Essen ist eigentlich nur ein Symptom, das für den Betroffenen als “Flucht“ vor den eigentlichen Problemen erlebt wird, auch wenn sich durch das veränderte Essverhalten, die eigentlichen Probleme nicht lösen...

Ich hoffe, dass Sie meine Gedanken zu unserem Gespräch vom 8.10.15 verstehen können. Das alles hat überhaupt nichts mit Ihnen als Mensch zu tun, denn sie sind mir wirklich sympathisch gewesen! Wie gesagt, ich fände es schön, wenn Sie meine Worte als konstruktive “Kritik“/Verbesserungsvorschläge annehmen könnten und es ist wirklich alles andere als böse gemeint!

Ich wünsche Ihnen alle Gute für Ihre Zukunft!

LG
Lissi

PS: Ich würde mich trotzdem über eine Antwort freuen! ;)“

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