Ich hätte nicht gedacht, dass ich diesen Satz irgendwann mal zu meiner Freundin Sarah sagen werde. Aber mein Essverhalten und die entsprechenden Gedanken, haben mich so sehr belastet, dass der Wunsch immer stärker wurde, zu recovern, also die ES loszubekommen.
Ich habe mir immer mehr die Frage gestellt, für was oder wen ich das alles überhaupt mache? Was nützt mir es, wenn ich mein “Zielgewicht“ erreicht habe? Was habe ich dann davon? Bin ich dann wirklich glücklich? Oder hört das nie auf und will ich immer mehr abnehmen? In der Zeit habe ich sehr stark an dem “Sinn“ von meinem Essverhalten gezweifelt...
Da ich mir ja zusätzlich noch Sorgen um Sarah gemacht habe, habe ich die Hoffnung gehabt, dass sie vielleicht auch merkt, wie sehr eingeschränkt sie durch die ES ist...
Und wisst ihr was Sarah mir geantwortet hat, als ich ihr gesagt habe, dass ich recovern möchte? Sie hat gemeint, dass sie mir das auch schon sagen wollte, dass sie auch wieder gesund werden wolle. Ich war überglücklich, denn ich dachte, dass Sarah es endlich aus der Essstörung rausschafft! Doch ihre “Bedingung“ war, dass sie noch ein gewisses Gewicht “gesund“ erreichen wolle...
Sie hat mit ihren Eltern über die Essstörung gesprochen und sie wollten sie dabei unterstützen, dass sie gesund ihr Traumgewicht erreichen könnte, wobei das eigentlich schon Untergewicht wäre...aber okay, alles ist besser, als wenn sie weiterhin erbricht!
Doch sie hat sehr schnell weiter abgenommen... mittlerweile ist sie, aber noch wegen anderer psychischer Probleme, regelmäßig in eine Klinik für Psychiatrie gegangen. Dort ist sie immer mit ihrer Mutter hingegangen, um ambulant mit dem dortigen Psychiater, Gespräche zu führen. Der Psychiater meinte, dass dieses Traumgewicht von Sarah knapp an der Grenze zum Krankenhaus wäre. Also mit dem Gewicht von Sarah war echt nicht zu spaßen!
Voller Hoffnung, dass sie dort die entsprechende Hilfe bekommt und dass auch ich selbst, ohne Hilfe, recovern könnte, vergingen die nächsten Wochen.
Kurz gesagt, Sarah hat immer weiterhin abgenommen und ich habe, wahrscheinlich auch durch den Prüfungsstress für die schriftlichen Abiturklausuren, immer mehr zugenommen.
Um das Recovern auch durchzuhalten, habe ich einen Termin bei einer allgemeinen Beratungsstelle bei uns im Ort gemacht. Diesen Termin habe ich nach allen Prüfungen und normalen Klausuren gelegt, damit ich mich einfach genug auf den Termin einlassen konnte...