days at bakerstreet

By septemberdreaming

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Die 27-jährige Louise James ist froh, so kurzfristig eine Bleibe in London gefunden zu haben. Nach ihrem Einz... More

Ankunft in London
Gewöhnung an den Wahnsinn
Mein erster Mord(fall!) (the blind banker)
gehe direkt ins Gefängnis, gehe nicht über Los (the blind banker)
Märchenpalast (the blind banker)
Eine schrecklich nette Familie (the blind banker)
Date Night (the blind banker)
Meine Nahtoderfahrung No. 1 (the blind banker)
Babysitter
CSI: Baker Street (the great game)
Die Medikamente sprechen (the great game)
Janus (the great game)
Herzlos (the great game)
• [Extrakapitel Sherlock POV] (the great game)
Schlaflos in London
Warum sind die Guten immer vergeben... oder Soziopathen
Liliennächte
Bonnie und Clyde
Atemlos
Pretty Woman (a scandal in belgravia)
[Extrakapitel Merry Christmas ♥]
Harmlos, aber nervig (a scandal in belgravia)
And a happy new year (a scandal in belgravia)
Verwandte Gehirne (a scandal in belgravia)
I AM SHERLOCKED (a scandal in belgravia)
Die (un)gewöhnlichen Fällen
Blaubeeren und Dunkelheit
09:16
● [Extrakapitel SHERLOCK]
Selbsterklärte Inseln (the hounds of baskerville)
Ängste (the hounds of baskerville)
Trugbilder (the hounds of baskerville)
Gewinnerseite (the hounds of baskerville)
● [Extrakapitel SHERLOCK] (the hounds of baskerville)
Zeitkapseln
Matthew
Theodore
Tommy I/II
Tommy II/II
Raubtiere
Auftakt
Umbruch I/II
Umbruch II/II
Champagner für den Pöbel

Oxymoron (the hounds of baskerville)

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By septemberdreaming

Ich atme tief ein.
Obwohl ich nicht angetrunken bin, hat sich eine Wärme in meinem Brustkorb ausgebreitet und färbt meine Wangen röter.
Ich hebe die Hand um mit den Knöcheln gegen das Holz zu klopfen. Ich muss nur wenige Augenblicke warten, bis die Haustür aufgeschwungen wird.

,,Hallo", sage ich ein wenig schüchtern und streiche mir eine lose Haarsträhne hinters Ohr.

,,Hallo", erwidert Henry Knight überrascht.

Er sieht schlecht aus. Dunkle Ringe zeichnen sich unter seinen Augen ab. Seine Lippen sind trocken und die Haut leicht aufgeplatzt.
,,Es tut mir leid - Ich hoffe, ich störe Sie nicht. Ich dachte, ich sehe mal nach Ihnen?"
,,Oh. Das ist sehr nett", sagt Henry und es klingt ehrlich. Lestrade und Sherlock sind noch im Gasthaus, John ist irgendwo anders hin verschwunden und ich hatte das Gefühl, dass wir alle dabei Henry vergessen haben. ,,Entschuldigung, kommen Sie herein."
,,Danke."

,,Was haben die anderen gesagt? Hat John etwas über meinen Zu- zustand gesagt, hat er Sie geschickt?", fragt Henry, nachdem ich auf dem Sofa Platz genommen habe.
Unsicherheit.
Ich nehme einen Schluck von dem Glas Wasser, das Henry mir angeboten hat.

Fensterfronten ziehen sich vom teueren Holzboden bis zu den hohen Decken, aber durch die Beleuchtung kann man nur die Spiegelung im Glas sehen.

Ich beschließe nicht zu lügen. ,,John sagte, Sie seien manisch", sage ich ehrlich.

Henry stößt ein kurzes, freudloses Lachen aus. ,,Natürlich. Ich bin verrückt, oder?"

Ich zucke mit den Schultern und stelle mein Glas ab. ,,Was sagt denn Ihre Therapeutin?"

,,Kind- Kindsheitstrauma, Angstörung. Nicht-nicht verrückt, also. Bis jetzt zumindest", sagt Henry und lächelt ein wenig.

,,Dann nicht verrückt, also", wiederhole ich lächelnd.

Henry schluckt. ,,Warum sagt Sherlock dann, dass er nichts gesehen hat? Ich verstehe das nicht."

,,Ich weiß es nicht. Vielleicht hat er wirklich nichts gesehen. Vielleicht hat er etwas gesehen für das er keine Erklärung hat."

,,Aber dann- warum-?"

Ich lächle schmallippig. ,,Sherlock ist es nicht gewohnt, keine Erklärungen zu haben."

,,Geht es ihm gut?"

Offenbart wahrscheinlich gerade unschuldigen Hotelgäste gegenseitig ihre schlimmsten Geheimnisse.

,,Er... ist nicht gerade jemand, der viel darüber spricht, wie es ihm geht", sage ich vorsichtig, weil ich nicht zu viel Persönliches über Sherlock Preis geben will. Es würde sich zu sehr nach Verrat anfühlen, auch wenn Henry nur aus ehrlicher Anteilnahme zu fragen scheint.

,,Den Eindruck hatte ich auch schon."

,,Kann ich Sie etwas fragen?" Henry nickt nur. ,,Warum sind Sie nach Baskerville zurück gekommen?"

,,Ich kann nicht ewig weglaufen, oder? Meine Therapeutin meint, ich müsse mich meinen Dämonen stellen. Aber-" Er bricht ab.

,,Aber?", frage ich sanft nach.

,,Aber es ist auch wegen meinem Dad. Ich habe nie erfahren, was wirklich mit ihm passiert ist. Niemand hat ihm je geglaubt, wenn er über Baskerville geredet hat. Er war immer nur der Spinner, der in allem und jedem Verschwörungen gesehen hat. Er hat mehr als das verdient. Ich - ich kann in letzter Zeit an nichts anderes mehr denken, als die Nacht, in der - in der-." Henry beendet den Satz nicht. ,,Ich muss das tun."

Sie wollen seinem Tod Bedeutung geben.

,,Denken Sie jetzt, ich sei manisch?", fragt Henry niedergeschlagen.

Ich schlucke den Kloß in meinem Hals hinunter.
Ich denke, Sie sind mutig. ,,Nein."

________________

Ich lege mir meine nassen Hände auf die Wangen und genieße die angenehme Kühle.
Die schmalen Fenster sind aus Milchglas und ein verschwommener Umriss bewegt sich dahinter im Wind. Wahrscheinlich eine der Eichen, die auf dem Grundstück gepflanzt wurden.
Meine Hände umklammern die Ränder des freistehenden Waschbeckens. Ich lehne mich vor und betrachte mein Spiegelbild, während ich versuche den pochenden Schmerz in meinem Fußgelenk zu ignorieren.
Meine Lidränder sind leicht gerötet und ich streiche mit zwei Fingerspitzen die Reste der Mascara, die unter meinen Augen verlaufen ist, weg.

Ein dumpfes Geräusch ertönt und ich halte inne.

Henry ist wahrscheinlich nur etwas runtergefallen? Ich trockne meine Hände an dem Gästehandtuch aus weicher Baumwolle ab.

Jemand schreit auf. Ich lasse das Handtuch fallen.

,,Henry?", rufe ich und durchquere mit schnellen Schritten den Flur. ,,Ist etwas passiert?"
Es fühlt sich an, als würde sich ein Stein in meinem Magen befinden.

Henry steht im Wohnzimmer, aber er reagiert nicht auf mich. Seine Augen sind weit aufgerissen und sein Blick ist angsterfüllt auf die Fensterfront vor ihm gerichtet.
Dann sehe ich die Waffe in seiner rechten Hand.
Ich erstarre.
Henry dreht sich zu mir um.

,,Es war hier!", ruft er und seine Stimme bebt.

,,Henry, bitte-"

Er deutet auf das Glas. ,,Es war hier! Die Sen- die Sensoren der Lichter gingen an. Es wollte mich angreifen! Es ist real!"

Ich mache einen kleinen Schritt auf ihn zu und hebe die Hände leicht an.

,,Bitte. Henry, legen Sie die Waffe weg", sage ich mit brüchiger Stimme.

Erst jetzt scheint er zu registrieren, dass er den Revolver noch in der Hand hält.

,,Es - tut mir leid", sagt er erschrocken und lehnt sich gegen die Wand hinter ihm. Er zittert. ,,Ich wollte Ihnen keine Angst machen. Es tut mir leid. Es-es tut- es tut mir leid" wiederholt er immer wieder und sinkt zu Boden und der Revolver gleitet aus seiner Hand.
Seine Schultern beben, während er schluchzt.

,,Ich bin so ein Feigling", sagt er mit erstickter Stimme und schlägt die Hände über dem Kopf zusammen.
,,Und wahrscheinlich noch verrückt dazu. In den letzten Tagen gab es kaum eine Nacht, in der ich nicht vor Angst erstarrt aufgewacht bin."

Vorsichtig bücke ich mich, um die Waffe aufzuheben und auf den Esstisch zu legen.

,,Sie sind kein Feigling", sage ich und lasse mich neben ihn auf den Boden sinken.

,,Ich denke, Sie sind mutig", sage ich. ,,Es macht Ihnen unheimliche Angst, aber Sie sind trotzdem hierhin zurück gekommen. Sie sind mit Sherlock und John nachts aufs Moor gegangen. Ihnen gleitet der Boden unter den Füßen weg und niemand glaubt Ihnen, aber Sie sind noch hier."

Langsam beruhigt sich Henrys Atem, während wir nebeneinader auf dem kalten Holzboden sitzen.

,,Ich erwarte fast, dass es wiederkommt", sagt er, während er in die Dunkelheit vor uns starrt.

,,Dann sind Sie dieses Mal nicht alleine."

,,Werden Sie mich vor dem Monster beschützen?", fragt Henry beinah scherzhaft und sieht mich an. Seine Augen sind rot und auf seinen Wangen trockenen Tränen.

,,Ich werde es versuchen."

,,Wie wollen Sie mich vor dem Monster beschützen, wenn es vielleicht nur in meinem Kopf ist", sagt Henry leise und zum ersten Mal scheint er selber zu zweifeln.

,,Ich weiß es nicht. Aber wir werden es herausfinden. Sie können sich auf Sherlock und John verlassen. Sherlock ist der Beste, in dem was er macht."

Henry nickt nur.

Ich ziehe die Beine an und umschlinge sie mit meinen Armen.

Wir sagen eine Weile nichts, sitzen nur auf dem Boden und sehen in die Dunkelheit, aber es ist keine unangenehme Stille.

,,Sie ziehen die kaputten Fälle an, oder?", sagt Henry irgendwann.

Meine Mundwinkel zucken leicht nach oben. ,,Vielleicht bin ich ja selber einer."

,,Versuchen Sie auch sich Ihren Dämonen zu stellen?"

,,Nein. Nicht so, wie Sie es tun. Meine Dämonen sind hinter mir, aber ich habe das Gefühl, sie werden mich irgendwann einholen."

,,Ich hoffe, Sie sind nicht alleine, wenn das passiert", sagt Henry nur.

Sherlock ist alleine. Der Gedanke schleicht sich leise ein und ein flaues Gefühl bereitet sich in meiner Magengegend aus.

,,Was- was denken Sie?", fragt Henry. ,,Sie sehen aus, als wäre Ihnen gerade etwas klar geworden."

,,Wäre es furchtbar unsensibel, wenn ich gehen würde? Mir ist klar geworden, dass ich heute einen Fehler gemacht habe. Vielleicht kann ich ihn noch begradigen."
Es ist falsch zu gehen. Aber Sherlock leidet vielleicht ebenfalls und er hat vor einer Stunde John, den einzigen Menschen, dem er vielleicht vertraut , vor den Kopf gestoßen.

,,Nein", sagt Henry nur und sieht mich an, als würde er mich verstehen.

_____________________

,,Lassen Sie mich raten", sagt Sherlock sarkastisch, als er die Tür öffnet und mich erblickt. ,,Ich soll mich bei John entschuldigen?"

,,Nein", sage ich zerstreut und gehe an ihm vorbei ins Hotelzimmer. Die beiden Mitbewohner haben nur noch ein Doppelzimmer bekommen (und an jedem anderen Tag hätte ich einen Witz gemacht) und Johns Bett ist sofort an den ordentlich gefalteten Decken und seiner Reisetasche davor zu erkennen. Sherlocks Laken dagegen sind zerwühlt und sein Koffer liegt geöffnet auf dem Boden davor. ,,Ich meine ja, das sollten Sie wohl", sage ich und wirble herum. ,,Aber das meine ich nicht- Ich hätte eben nicht gehen sollen."

,,Ich habe Ihnen gesagt, dass Sie gehen sollen."

,,Dann hätte ich nicht auf Sie hören sollen."

Sherlock schnaubt und wendet sich ab. ,,Wenn Sie nicht anders können. Also? Sagen Sie, was Sie so dringend los werden wollen. Dass ich rational sein soll und mich an die Fakten halten soll? Denn die Fakten sind-"

,,Wie geht es Ihnen?", unterbreche ich ihn.

Sherlock lacht und wirft die Hände in die Luft. ,,Ich verliere offenbar den Verstand. Sonst noch etwas?"

,,Ich war bei Henry Knight. Wir hatten eine Unterhaltung über Ängste", erzähle ich und über Henry, dessen Zustand schlimmer ist, als geahnt, müssen wir ebenfalls reden. Aber das kann eine Nacht warten.

,,Ah. Macht es Ihnen Spaß mich so zu sehen?", sagt Sherlock zynisch und sein Stimme wird lauter. ,,Ich habe Angst! Ich habe etwas gesehen, das nicht real sein kann und für das ich keine Erklärung habe. Denken Sie auch ich habe mich in irgendwas reingesteigert, ja?"

,,Ich kann mir vorstellen, dass.... die Situation sehr schwer für Sie sein muss", sage ich und selbst in meinen Ohren klingt das stumpf.

Sherlock schnaubt erneut.

,,Es ist keine Schande menschliche Emotionen zu haben oder zu zeigen, Sherlock", erkläre ich behutsam. ,,Warum sind Sie sich selbst gegenüber so ungnädig?"

,,Hören Sie auf damit!", sagt Sherlock schneidend.

,,Womit?"

,,Hören Sie auf so zu tun, als würden Sie mich kennen!"

,,Angst, dass ich recht haben könnte?", frage ich herausfordernd. ,,Sie sind immer noch ein Mensch. Denken Sie wirklich John oder Lestrade würden deshalb weniger von Ihnen halten. Oder ich?"

,,Ich lege keinen Wert darauf, was Sie von mir halten."

Ich schürze die Lippen. ,,Ah", mache ich spöttisch. ,,Es ist also viel mehr ein Ego-Trip. Wie kann der große Sherlock Holmes nur einmal wie wir Normalsterbliche empfinden."

Seine Gesichtszüge verhärten sich und er macht einen Schritt auf mich zu.
,,Sie wollen alle Menschen retten, oder? Mein Gott, Sie sind noch erbärmlicher als John", er spuckt die Worte förmlich aus. ,,William Flynn. Henry Knight. Mich. Nur, weil Sie Ihren Bruder nicht retten konnten? Wollen Sie so verzweifelt mal eine Erfolgsgeschichte in Ihrem Leben haben?"

Ich blinzle.
Ich weiß nicht, was er mit seinen Worten bezwecken will. Ob er will, dass ich in anschreie oder endlich gehe oder in Tränen ausbreche.
(Oder ein schreckliches ,,Vielleicht": es ist wirklich das, was er von mir denkt.)
Ich tue nichts davon. Es fühlt sich an, als würde Eis durch meine Adern fließen.
Dieses Mal lasse ich mich nicht von ihm provozieren. Sein Mund formt eine harte Linie und seine Augen funkeln wütend auf mich herab. Er macht einige Schritte vor mir, sein Rücken gerade und er benutzt seine Größe als Einschüchterung. Ich kann nicht eimal sagen, ob es gewollt ist oder eine Angewohnheit.
Aber alles was ich sehen kann, ist ein verletztes Tier, das in die Ecke gedrängt wurde.
(Und ein wenig fühle ich mich auch, als müsse ich meine Wunden lecken. Aber das wird warten müssen.)

,,Sie haben John gesagt, Sie hätten keine Freunde. Ich frage mich, ob das Ihre Wahl ist oder vielmehr die der Menschen in Ihrem Umfeld?", sage ich leise. Ich weiß, dass ich unfair bin. Aber ich bin wütend und verletzt.
,,Sie sind einsam. Und das schon sehr lange, oder?
Das Kind, mit dem niemand spielen wollte? Sie waren immer anders. Brillant, aber niemand kann Ihre Fähigkeiten genug verstehen, um sie wirklich wertzuschätzen. Sie haben nie zu den anderen gepasst und dann haben Sie irgendwann beschlossen, dass Sie besser sind als die anderen. Einsam zu sein war besser als gewöhnlich. Das Alleinsein ist irgendwann Ihre Zuflucht geworden. Ihr Schutzmantel und Sie haben ihn nie abgelegt."

Für einen Moment entgleiten ihm seine Gesichtszüge und er sieht verblüfft aus.
Sekunden später ist es wieder verschwunden. Er bleibt dicht vor mir stehen und ich zwinge mich dazu nicht zurückzuweichen.

,,Fahren Sie zurück zu- Fahren Sie zurück nach London, Louise", sagt er kalt.

Ich neige den Kopf leicht. ,,Ist meine Anwesenheit wirklich so schrecklich?", frage ich leise.

,,Nein! Ja! Sie sind nervig, stur und.. Sie lenken mich ab. Permanent." Seine Stimme ist heiser.

,,Ich verstehe es nicht, Sherlock!", rufe ich frustriert. ,,Was mache ich so schl-"

Sherlock beugt sich plötzlich vor und ein überraschter Laut entweicht mir, bevor er seine Lippen auf meine presst.

Was hatte ich eigentlich sagen wollen? Alle anderen Gedanken scheinen mir zu entgleiten. Plötzlich scheint Dewer's Hollow und Henry Knight weit entfernt.

Sherlock. Sherlock. Sherlock.

Er legt eine Hand in meinen Nacken, aber übt keinen Druck aus, sondern neigt meinen Kopf nur ganz leicht.

Es dauert noch einige weitere Sekunden, bevor ich aus meiner Schockstarre erwache und meine Lippen werden weich.
Seine Zunge fährt über meine Unterlippe und ich öffne meinen Mund.
Sherlocks Hand wandert zu meinen Haaren und greift fest zu und es tut fast schon ein wenig weh.

Er schmeckt nach dem Whiskey aus der Hotelbar und Minze. Ich keuche und schlage die Augen auf.
Sherlocks Wangen sind leicht gerötet und er atmet schneller. Seine Augen sind dunkel, das Blau fast ganz von den Pupillen verschluckt. Er legt zwei Finger unter mein Kinn, zwingt mich ihn anzusehen, bevor sein Blick von meinen Augen wieder zu meinem Mund wandert.
,,Was-?", stoße ich aus, aber Sherlock hebt mein Kinn an und verschließt meine Lippen erneut mit seinen. Seine freie Hand legt sich auf meine Taille.
Meine Hände wandern zu seinen Schultern und verharren dort - unentschieden, ob ich ihn wegzudrücken will oder näher zu mir ziehen.

Die Entscheidung wird mir abgenommen, als es an der Tür klopft. Ich nehme es kaum wahr, aber Sherlock drückt mich in Sekundenschnelle abrupt von sich.
Ich sehe vollkommen perplex zu ihm.

,,Ich hatte keinen Erfolg bei Louise Mortimer, Sherlock!", platzt John herein und bemerkt dann mich. ,,Oh, haben Sie auch etwas Neues herausgefunden?"

,,Nicht jetzt, John!", sagt Sherlock nur ohne einen von uns anzusehen und stürmt an John vorbei aus dem Zimmer.

Meine Hände sind noch immer in der Luft verkrampft.

,,Huh, also immer noch so eine Laune", kommentiert John.

Ich starre ihm hinterher.

John runzelt die Stirn. ,,Alles in Ordnung?", fragt er und mustert mich.

Bezweifle gerade ernsthaft, dass ich je die Fähigkeit zu Sprechen wiedererlangen werden. Moment, habe ich nicht einen Abschluss in Linguistik?

So hat bisher noch keiner unserer Streits geendet.

Ich lasse die Hände sinken.

,,Louise? Geht es Ihnen gut? Sie sehen so aus...."

...als hätte ich vorübergehend sämtliche Gehirnfunktionen eingestellt und meine Festplatte fährt gerade neu hoch? Ja, so ziemlich.

,,Mh", mache ich nur.

,,Sie sehen aus, als hätten Sie einen Geist gesehen. Sagen Sie jetzt nicht, Sie hätten den Höllenhund auch gesehen und sind deswegen so von der Spur."

,,Was für 'n Hund?", hauche ich.

John sieht mich an, als zweifle er langsam wirklich an meiner geistigen Gesundheit.

Die Räder in meiner Kopf beginnen sich langsam wieder zu drehen.
Baskerville. Gruseliges Knurren. Sherlock. Dewer's Hollow. Henry Knights Vater. Sherlock.

,,Oh, die Hunde", sage ich und räuspere mich. ,,Ja, das ist es."

John schüttelt ungläubig den Kopf. ,,Ich glaube langsam irgendwas stimmt mit diesem Ort wirklich nicht. Wenigstens benimmt sich Lestrade noch normal."

,,Ich- ich muss gehen", sage ich eilig und fliehe.

Es ist schon spät, aber ich gehe an meiner Zimmertür vorbei nach unten ins Foyer.

Erleichtert atme ich die kalte Nachtluft ein, als ich das Gasthaus verlasse.
Ich binde den Gürtel meines Mantels enger und vergrabe die Hände in den Taschen.
Meine Wangen glühen, aber dieses Mal ist es nicht vom Scotch.
Ich schließe kurz die Augen und atme den Waldgeruch von Dartmoor ein.

Sherlock hat mich geküsst. Sherlock hat mich geküsst.
Die Worte laufen als Endlos-Schleife in meinem Kopf ab.

Sie passen nicht zusammen. Absolut nicht. Sie widersprechen sich. Das reinste Oxymoron.

Ich öffne die Augen und sehe zu den Sternen über mir.

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A/N: bis bald, das nächste Kapitel kommt diese Woche 💕

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