Nummer 13 - Todessohn II

Por Kain_666

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|| Klappentext für Band II. Kann Spoiler beinhalten, wenn Band I noch nicht gelesen wurde || Leandros ist bes... Más

Vorwort 2.0 (oder so)
Kapitel 1
Kapitel 1.1
Kapitel 1.2
Kapitel 1.3
Kapitel 1.4
Kapitel 1.5
Kapitel 2
Kapitel 2.1
Kapitel 2.2
Kapitel 2.3
Kapitel 2.4
Kapitel 2.5
Kapitel 2.6
Kapitel 3
Kapitel 3.1
Kapitel 3.2
Kapitel 3.3
Kapitel 3.4
Kapitel 4
Kapitel 4.1
Kapitel 4.2
Kapitel 4.3
Kapitel 4.4
Kapitel 4.5
Kapitel 5.1
Kapitel 5.2
Kapitel 5.3
Kapitel 5.4
Kapitel 5.5
Kapitel 5.6
Kapitel 6
Kapitel 6.1
Kapitel 6.2
Kapitel 6.3
Kapitel 6.4
Kapitel 6.5
Kapitel 7
Kapitel 7.1
Kapitel 7.2
Kapitel 7.3
Kapitel 7.4
Kapitel 7.5
Kapitel 7.6
Kapitel 8
Kapitel 8.1
Kapitel 8.2
Kapitel 8.3
Kapitel 9
Kapitel 9.1
Kapitel 9.2
Kapitel 9.3
Kapitel 9.4
Kapitel 9.5
Kapitel 9.6
Kapitel 10
Kapitel 10.1
Kapitel 10.2
Kapitel 10.3
Kapitel 10.4
Kapitel 11
Kapitel 11.1
Kapitel 11.2
Kapitel 11.3
Kapitel 11.4
Kapitel 11.5
Kapitel 11.6
Kapitel 12
Kapitel 12.1
Kapitel 12.2
Kapitel 12.3
Kapitel 12.4
Kapitel 13
Kapitel 13.1
Kapitel 13.2
Kapitel 13.3
Kapitel 13.4
Kapitel 13.5
Kapitel 13.6
Kapitel 14
Kapitel 14.1
Kapitel 14.2
Kapitel 14.3
Kapitel 14.4
Kapitel 14.5
Kapitel 14.6
Kapitel 15
Kapitel 15.1
Kapitel 15.2
Kapitel 15.3
Kapitel 15.4
Kapitel 15.5
Kapitel 16
Kapitel 16.1
Kapitel 16.2
Kapitel 16.3
Kapitel 17
Kapitel 17.1
Kapitel 17.2
Kapitel 17.3
Kapitel 17.4
Kapitel 17.5
Kapitel 18
Kapitel 18.1
Kapitel 18.2
Kapitel 18.3
Kapitel 18.4
Kapitel 18.5
Danksagung & Nachgelaber
Kurzes Update

Kapitel 5

373 29 15
Por Kain_666

~Seth

Der Tag meines Geburtstags begann unspektakulär. Wäre ich nicht mit 'Happy Birthday' - Emails von diversen Onlineshops überhäuft worden, hätte ich es vermutlich sogar vergessen. Wobei mich wohl spätestens die vierzehnjährigen Kids, die in Halloween-Kostümen über den Campus rannten, daran erinnert hätten. Wie schön es doch war, an Halloween Geburtstag zu haben.
Eigentlich machte ich mir nicht viel aus Geburtstagen. Die letzten Jahre hatte ich mir an diesem Tag gelegentlich ein Tattoo oder eine Gitarre geschenkt- das Tattoo hatte ich mir allerdings schon vor ein paar Wochen gegönnt und Gitarren hatte ich ohnehin schon zu viele, dementsprechend würde ich wohl still vor mich hin existieren und ein Bier auf meine Großartigkeit trinken.
Allerdings wunderte es mich zugegebenermaßen, dass Matt mich noch nicht attackiert hatte.
Und das war dann der Moment, in dem es an der Tür klopfte. Wenn man vom Teufel sprach. Ich stellte die Bierflasche zur Seite und öffnete die Tür. Die Tür war noch nicht ganz offen, da hatte Matt schon die Arme um mich geschlungen und drückte mir halb die Luft ab. ,,Alles, alles Gute zum Geburtstag, Seth!", gratulierte er mir.

,,Danke", murmelte ich, während er mich halb zu Tode knuddelte.

Ich befreite mich aus der Umarmung und musterte ihn stirnrunzelnd. ,,Es überrascht mich ehrlich gesagt, dass du noch nicht als Graf Dracula dein Unwesen treibst."
Für Matt war quasi jeder Tag Halloween, aber normalerweise war er immer jemand gewesen, der sich dem Kostümspiel der Kids angeschlossen hatte. An vorderster Front.

,,Ich habe viel zu tun, Seth. Torten backen sich nicht von selbst", antwortete er. Er hatte es wirklich ernst gemeint. Das war irgendwie... cool von ihm. Ich suchte nach einer passenden Antwort, aber bevor ich noch etwas sagen konnte, hatte Matt schon wieder den Mund geöffnet. ,,Ich muss dann jetzt auch wieder, damit die Torte fertig wird und ich endlich Graf Dracula werden kann! Ist es okay für dich, wenn ich jetzt gehe?"
Leise lachend griff ich nach der Bierflasche und trank einen Schluck. ,,Matt, du bist hier derjenige, der der Meinung ist, dass dieser Tag unbedingt zelebriert werden muss. Lass dich von mir nicht stören."

,,Gut." Er klopfte mir mit der Hand auf die Schulter. ,,Dann sehen wir uns später. Besauf dich nicht schon ohne mich!"

Ich winkte ihm mit der Bierflasche zu. ,,Ich versuch's."

Matt nickte mir zu und verließ meine Wohnung. Daraufhin schnappte ich mir die Flasche und ließ mich wieder auf die Couch fallen. Es war schon eine gute Woche her, dass ich von meiner Göttlichkeit erfahren hatte und langsam gewöhnte ich mich an den Gedanken. Auch wenn ich in den Spiegel blickte, sah mir nicht mehr der gleiche Seth entgegen. Während es  Halbgott-Seth stets darauf angelegt hatte aus der Masse herauszustechen, bevorzugte Gott-Seth eine gedecktere Erscheinung. Meine Göttlichkeit brachte mir schon genug Aufmerksamkeit ein.

Ich saß gerade am Computer und spielte eine äußerst anspruchsvolle Runde Killingfloor 2, als ich eine Nachricht von Matt bekam. Torte ist in meinem Zimmer. Ich runzelte die Stirn. Warum klang das nach einem Köder? Ich nahm die Kopfhörer ab und erhob mich aus dem Stuhl.

Als ich den Gang entlanglief kam, mir eine Bande verkleideter Teenager entgegen. Sie alberten herum, verstummten aber schlagartig, als sie mich erblickten. Anscheinend brauchte ich kein Kostüm, um furchterregend zu sein. Ich war mir nicht sicher, ob das nun gut oder schlecht war. Vor Matts Zimmertür kam ich zum Stehen und klopfte an. Es dauerte eine Weile, bis er die Tür schließlich öffnete.  ,,Hi." Matt lächelte, sah dabei aber leicht verlegen aus. ,,Also... Bitte bring mich jetzt nicht um."

Ich hatte da so eine böse Vorahnung. Skeptisch zog ich eine Augenbraue hoch. ,,Matt...?"
Aber Matt sagte nichts mehr, trat stattdessen einen Schritt zur Seite und zog mich ins Zimmer. Meine böse Vorahnung bestätigte sich. Das Zimmer war mit Luftschlangen und Ballons geschmückt, an der Wand hing eine 'Happy Birthday' - Girlande und vereinzelt waren Spinnennetze und Fledermäuse aufgehängt worden. Außerdem stand eine Bande mir sehr wohl bekannter Menschen im Raum. Cleo, die passenderweise ein Hexenkostüm trug, Chris, die eine Art Zombie darstellen sollte und ein sehr stark geschminkter Mensch mit Schal, an dessen Namen ich mich wie immer nicht erinnern konnte. Neben ihm stand Rev, aber ich hatte keine Ahnung, was er darstellen sollte. Er trug einen Einhorn-Overall, war im Gesicht weiß angemalt und hatte knallrot geschminkte Lippen, auf seinem Kopf befand sich außerdem ein Krönchen und aus seinen Mundwinkeln lief Kunstblut. Außerdem befanden sich noch zwei Freunde von Matt im Raum, die irgendwie vampirig aussahen.
Rev trötete in eine Partytröte und riss mich damit aus meiner Schockstarre. Eine Geburtstagsparty- die verdammte Party, die ich nie gewollt hatte. Sollte ich jetzt einfach gehen? Alle anderen rauswerfen? Ich war maßlos überfordert, schwieg und starrte die versammelten Menschen an. Eigentlich überraschte es mich gar nicht so sehr, ich hatte schon seit Matts Nachricht ein mieses Gefühl bei der Sache gehabt.  Matt stellte sich neben mich und sah verlegen auf den Boden. ,,Tötest du mich jetzt?", fragte er.

,,Erst wenn keine Zeugen mehr hier sind", antwortete ich. Wahrscheinlich wäre es eine miese Geste, sich jetzt einfach vom Acker zu machen. Allerdings hatte ich keine Ahnung, wie lange ich es hier aushalten würde.

Rev löste sich aus der Versammlung, kam auf mich zu und schloss die Arme um mich. ,,Alles Gute zum Geburtstag, Grumpy."
Warum waren Leute eigentlich immer der Meinung, dass sie ihre Glückwünsche nur aussprechen konnten, wenn sie mich dafür in den Arm nahmen? Ich schob Rev von mir fort und nickte. ,,Danke."
Als nächstes trat Cleo vor. ,,Alles Gute, Seth", sagte sie, wobei sie glücklicherweise auf die Umarmung verzichtete. Wahrscheinlich hatte sie Angst, dass ich sie ansonsten mit Liegestützen bestrafen würde.
Nach und nach gratulierten mir alle. Irgendwie fand ich den Gedanken, dass sie alle sich ausschließlich wegen meines Geburtstags hier versammelt hatten abstoßend und faszinierend zugleich. Ich persönlich hatte mir noch nie viel aus Geburtstagen gemacht. Vielleicht fühlte ich mich deshalb so seltsam verlegen. Normalerweise tat ich das nie.

Nachdem mir alle Reihum ihre Freude über meine Existenz vorgelogen hatten, ließ ich mich von Matt zu der Torte schieben, die neben einem Haufen Geschenken auf einem Tisch stand. Sie war mit schwarzem Zuckerguss bestrichen, auf ihr befand sich das Star Wars Logo, sowie eine Darth-Vader- und eine Yoda-Figur aus Zucker. ,,Gefällt sie dir?", fragte er und sah dabei aus wie ein Erstklässler, der eine eins für sein Kunstwerk verlangte. Die Torte war zugegebenermaßen ziemlich cool. Wer bekam schon eine selbstgebackene Star Wars Torte von seinem Kumpel zum Geburtstag? ,,Die ist cool", sagte ich zu Matt. ,,Dafür beschere ich dir einen schnellen Tod."
Matt grinste. ,,Yay!"
Danach verschwand er im Badezimmer und ich nutzte die Gelegenheit, um Matts Handy an der Musikanlage durch meines auszutauschen.   ,,Du siehst aus, als hättest du körperliche Schmerzen", bemerkte Cleo, die sich neben mich gestellt hatte.
Ich hob die Schultern. ,,Naja, ich... bin nicht so der Typ für Partys."
,,Sag bloß." Sie grinste mich an. ,,Gib dir 'nen Ruck, Seth. Hab einfach mal Spaß." Spaß? Nicht unbedingt eines meiner Spezialgebiete. Kämpfen machte mir Spaß. Töten machte mir Spaß. Aber Partys? Das fiel mir schwer. Vor allem, wenn ich im Mittelpunkt von ihnen stand. Ich ging nicht auf ihre Worte ein. ,,Schickes Kostüm", sagte ich nur.

,,Ja, nicht? Heute hab ich nicht mal was dagegen, wenn du mich Hexe nennst."

,,Wie langweilig." Mein Blick blieb an Rev hängen, der gerade am Fenster stand und einen Joint rauchte. ,,Was soll der eigentlich darstellen?", fragte ich und deutete mit dem Kinn in seine Richtung.
,,Eine untote Einhorn-Prinzessin. Das sieht man doch", antwortete sie. Ich wusste nicht, ob ich lachen oder den Kopf schütteln sollte. Im Endeffekt kam wohl eine Mischung aus beidem heraus. ,,Ahh", erwiderte ich. ,,Wusste ich."  In diesem Moment tauchte Matt wieder auf, er hatte sich umgezogen und war nun endlich Graf Dracula, mit schwarzem Umhang, weißem Gesicht und knallroten Lippen. Auch Rev gesellte sich zu uns. ,,Geben wir Seth jetzt unsere Geschenke?", drängte er und klatschte in die Hände.
Oh nein. Ich ahnte Böses. ,,Au ja", erwiderte Cleo, ehe ich mich dagegen wehren konnte, ,,ich fange an."
Sie nahm zwei Päckchen von dem Geschenkhaufen und reichte sie mir. Dann trat sie zur Seite und versteckte sich hinter Rev, was ich als schlechtes Zeichen nahm. Misstrauisch löste ich die Klebestreifen des ersten Pakets und hielt anschließend eine Flasche in der Hand. 'Selbstbräuner', stand darauf,  'für einen Teint wie frisch aus dem Sommerurlaub: ohne künstliche Konservierungsstoffe'. Ungläubig starrte ich die Flasche an. Cleo streckte ihren Kopf hinter Revs Rücken hervor. ,,Du wolltest doch ein Surferboy sein", sagte sie und ging wieder hinter Revs Rücken in Deckung. Ich betrachtete die Flasche, als wäre sie eine Schlange, die jeden Moment ihre Zähne in meiner Haut versenken würde. ,,Das gibt extra-Liegestützen, Hexe", sagte ich schließlich ruhiger, als ich es für möglich gehalten hatte. ,,Ganz viele."
Ich stellte die Selbstbräuner-Flasche auf den Tisch und machte mich daran, das zweite Päckchen auszupacken. Zum Vorschein kam ein Gitarrenplektron- bedruckt mit bunten Hawaii-Blumen. Jetzt musste ich widerwillig doch grinsen. Warum wunderte mich so etwas überhaupt? Mein Verhalten musste abfärben, wenn man öfter mit mir zu tun hatte. ,,Danke für diese bereichernden Geschenke, Hexe."

,,Gerne doch, Seth. Auch wenn ich weiß, dass ich es spätestens bei unserem nächsten Training bereuen werde." Oh ja, dafür würde ich sorgen und es würde mir sehr viel Spaß machen.
Als nächstes wurde mir Revs Geschenk in die Hand gedrückt, welches sich als hin und her wackelndes Einhorn mit Solarzelle für die Fensterbank herausstellte. Dann war Matt an der Reihe. Er reichte mir das mit Abstand am kunstvollsten eingepackte Geschenk, mit Unmengen an Geschenkband und sonstigem Glitzerkrams daran. Außerdem musste er eine halbe Rolle Klebestreifen darin verbaut haben, denn ich brauchte eine halbe Ewigkeit, bis ich es aufgepfriemelt hatte. Darin befand sich eine Lederkette, deren Anhänger das 'AC/DC' Logo bildete- allerdings nur die Hälfte davon. Als ich die Kette stirnrunzelnd genauer betrachtete, räusperte sich Matt und zog eine Kette unter seinem Oberteil hevor. ,,Also, das ist eine Freundschaftskette", erklärte er verlegen. ,,Ich hab den anderen Teil." Er zeigte mir den 'DC'- Anhänger seiner Kette. Das war super kitschig und gleichzeitig irgendwie cool. Und sehr typisch für Matt. Ich legte mir die Kette um und befand sie als stilvolle Abwechslung auf meinem einfarbig schwarzen T-Shirt. ,,Danke Matt", sagte ich.
Er strahlte mich an. ,,Jetzt sehen alle Leute, dass wir Freunde sind!"
Wie wunderbar. Aber ich musste zugeben, dass die Idee mit der Kette hundertmal kreativer war, als alle Geschenke, die ich in meinem Leben bisher verschenkt hatte. In so etwas war ich schon immer sagenhaft schlecht gewesen.
Obwohl ich es niemals laut aussprechen würde, musste ich zugeben, dass mich das Ganze irgendwie amüsierte. Etwas, das ich niemals für möglich gehalten hätte. Ich war gerade dabei, Chris' und Revs Versuche, mich zu einer Verkleidung zu überreden abzuwenden, als es erneut an der Tür klopfte. Da Matt gerade beschäftigt war, ging ich selbst zur Tür und öffnete sie. Davor stand eine Witzfigur mit einer goldblonden Engelslocken-Perücke, Bandshirt und grünen Augen. Ich musterte die Person genauer. Moment...
,,Hasi?", fragte ich entgeistert. Dawson schob sich an mir vorbei ins Zimmer und deutete eine Verbeugung an. ,,Guten Tag, Blondchen. Aaalles Gute zum Geburtstag. Mögen wir gemeinsam den Tag deiner Existenz zelebrieren!"
In diesem Moment tauchte Matt auf, erblickte Dawson und lief unter der Schminke augenblicklich rot an.  ,,Hast du den etwa auch eingeladen?", fragte ich nach wie vor perplex und deutete auf Engelsperücken-Dawson.
,,Nein", antwortete Matt. ,,Er hat sich nur nicht mehr ausladen lassen, nachdem er Wind von der Party bekommen hatte."

,,Na, diesen einzigartigen Tag möchte ich mir doch nicht entgehen lassen", erwiderte Dawson und grinste mich breit an. Ich für meinen Teil war mittlerweile so durch mit der Welt, dass ich nur noch seufzte. Als würde eine Party nicht reichen, bekam ich nun auch noch eine Party mit Dawson. Wie wunderbar. Falls ich innerhalb der letzten Stunde ein kleines bisschen gute Laune verspürt haben sollte, sank sie in diesen Moment auf den Tiefpunkt. ,,Und was im Namen der Götter möchtest du bitte darstellen?", fragte ich und musterte ihn stirnrunzelnd.
Daraufhin wurde sein Grinsen noch breiter.  ,,Ich bin das schlimmste aller schlimmen Monster. Ich bin Seth."

Das war dann vollends der Moment, in dem ich meinen Kopf an der Wand blutig schlagen wollte. Vielleicht sollte ich mir einen Joint von Rev klauen, um die ganze Veranstaltung besser zu überstehen. ,,Es freut mich, dass ich dir ein so großes Vorbild bin", antwortete ich ironisch.

,,Aber ja doch. Ich fühle meine Rolle schon so richtig, ich möchte plötzlich alle Leute mit besserwisserischen Kommentaren und versteckten Beleidigungen bewerfen." Er warf mit einer hoheitsvollen Geste die goldenen Locken  der Perücke über seine Schulter zurück.  Ich wollte ihn mit einer Axt in kleine Stücke zerhacken. Bevor ich noch etwas darauf erwidern oder ihn umbringen konnte, tauchte Rev bei uns auf. Sein Blick glitt zwischen Dawson und mir hin und her, dann runzelte er die Stirn. ,,Irgendwie sieht der sethiger aus als du", stellte Rev fest und deutete auf Dawson. Gut zu wissen, dass Rev meine Existenz auf Bandshirts und lange Haare reduzierte. Dawson schenkte mir ein triumphierendes Grinsen. ,,Tja. Ich würde sagen, ich habe alles erreicht, was ich erreichen wollte."

,,Jetzt kannst du glücklich sterben", bestätigte ich. Schwarz-rotes Feuer flammte in meiner Hand auf. Als Dawson unwillkürlich einen Schritt zurück trat, kam Genugtuung in mir auf. So nervig die angsterfüllten Blicke meiner Mitmenschen auch sein konnten, wenn selbst jemand wie Dawson Schiss vor mir hatte, nahm ich das gerne in Kauf. Und in solchen Momenten ließ ich zugegebenermaßen sehr gerne den Gott raushängen. Ich ließ das Feuer erlöschen und klopfte Dawson grinsend mit einer Hand auf die Schulter.
,,Keine Sorge, war nur Spaß, Hasi. Ich töte dich noch nicht."

,,Gut zu wissen. Du musst ja schließlich noch mein Geschenk auspacken." Dawson lächelte und überreichte mir ein rechteckiges Geschenk, das in schwarzes Papier eingepackt und mit einer silbernen Schleife verziert war. So betrachtet sah es fast schon aus, als würde es etwas Bauchbares beinhalten. Während ich stirnrunzelnd die Klebestreifen löste, versammelte sich der Rest der Truppe bei uns. Vermutlich, weil sie meinen Gesichtsausdruck sehen wollten, wenn ich Dawsons Geschenk fertig ausgepackt hatte. Sie wurden wohl nicht enttäuscht, denn mein Blick fiel reichlich entgeistert aus. 'Mein einhorntastisches Freundebuch' stand auf dem pinken Buch, das ich in der Hand hielt. Ein Freundebuch. Ausgerechnet für mich. Mit Einhörnern. Ich wollte endgültig meinen Kopf an der Wand blutig schlagen. ,,Ich habe mir natürlich vorbehalten, auf die erste Seite zu schreiben", bemerkte Dawson begeistert, nahm mir das Buch aus der Hand, schlug es auf und reichte es mir. Falls ich gerade eben noch nicht schreiend gegen die Wand hatte rennen wollen, wollte ich es spätestens, nachdem ich Dawsons Seite gelesen hatte. Ich klappte das Buch zu, holte damit aus und schlug es Dawson gegen den Kopf. ,,Du bist wirklich mit Abstand der größte Vollpfosten, den ich kenne und glaub mir, ich kenne viele Vollpfosten."

Dawson runzelte die Stirn. ,,Hast du dich damit im Grunde nicht gerade selbst beleidigt?", fragte er und schob sich bedeutungsschwer eine goldene Plastiklocke hinters Ohr. Ich seufzte. ,,Du bist nicht ich und du wirst niemals auch nur ansatzweise an meine Großartigkeit heranreichen. Verstanden?"

,,In Ordnung." Er nahm sich die Perücke von Kopf.  ,,Dein Leben als Spaßbremse ist sowieso total witzlos." Bevor ich verarbeiten konnte, was er da gerade tat, hatte Dawson mir schon die Perücke aufgesetzt und betrachtete mich begeistert.  ,,Jetzt siehst du wieder aus wie damals!" Wie damals vor einer Woche.  ,,Toll", brummte ich.

,,Du darfst sie natürlich behalten", erwiderte Dawson gnädig, ,,falls du deine alten Haare mal vermisst."

,,Ich verzichte dankend."

,,Aber das steht dir so gu-hut", kam es von Rev, der heute wohl schon ein paar Joints zu viel geraucht hatte, ,,du solltest unbedingt mal deine Haare wachsen lassen!"

Ich gab es auf, darauf noch etwas zu erwidern, nahm die Perücke ab und setzte sie Dawson wieder auf. Da man Dawson vermutlich ohnehin nicht mehr loswerden konnte, folgte er uns in den hinteren Teil des Zimmers. Gnädig, wie ich war, ließ ich sogar zu, dass er sich der Bierkästen bediente. Ich schaffte es sogar, ihn nicht mit einer Flasche zu erschlagen.
Rev kam irgendwann auf die Idee Beer Pong zu spielen. Ich landete in einem Team mit Matt und wir schafften es, die anderen langsam aber sicher abzufüllen. Es war faszinierend, dass Leute, denen man einen Dolch in die Hand gab, nicht einmal in der Lage waren, Becher mit einem Tischtennisball zu treffen.
Matts Freunde verabschiedeten sich irgendwann, der Rest kam auf die wunderbare Idee, in mein aufgezwungenes Freundebuch zu schreiben. Dies ignorierte ich allerdings geflissentlich, mein Hirn war ohnehin schon durch für heute. Vielleicht würde ich mich diesen bezaubernden Beiträgen morgen widmen. Vielleicht würde ich dieses Buch aber auch verbrennen, bevor ich nochmal einen Blick hineinwerfen konnte. Vermutlich wäre das das Beste für alle Beteiligten.
Irgendwann nach Mitternacht gelang es mir schließlich, die Party für beendet zu erklären. Vermutlich würde ich ungefähr eine Woche benötigen, bis ich mich von den ganzen sozialen Kontakten erholt hatte, aber immerhin hatte ich niemanden umgebracht. Das war ein Fortschritt.

.
_______________________________________

2850 Wörter voll Niveaulosigkeit :') Happy Birthday, Seth.

Wem das noch nicht reicht, rate ich, einen Blick in die Outtakes zu werfen; da gibt es die Freundebucheinträge von Cleo, Rev & co.
Viel Spaß.

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