Kapitel 15.2

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~Cleo

Es dauerte beinahe den gesamten Rückweg, Rev argumentativ zu erläutern, weshalb ich keinen Einhorn-Geburtstag wollte. Irgendwann hatte er nachgegeben, aber sein enttäuschter Blick hatte mir eine schlaflose Nacht beschert.

Als es schließlich so weit war -ich hatte Rev zu einer Dino-Party überredet- , begann der Tag äußerst unspektakulär. Ich hatte Unterricht und am Nachmittag Kampftraining. Kampftraining, welches ich zur Feier des Tages mit Dawson ablegen durfte. Eigentlich war der Kerl schon seit geraumer Zeit alt genug, um sich aus dem Unterricht zu verkrümeln, aber aus Gründen, die nur er kannte, hatte er das noch nicht getan. Vermutlich, weil er mich viel zu gerne nervte.

,,Ich muss sagen, ich würde dich immer noch auf fünfzehn schätzen", bemerkte er, als er lässig einem meiner Schläge auswich. ,,Dabei bist du jetzt achtzehn. Achtzehn. Sie werden so schnell groß!" Er blockte meinen darauffolgenden Tritt mit einem Arm und wischte sich mit der freien Hand imaginäre Tränen aus den Augenwinkeln.

Ich seufzte. ,,Weißt du", erwiderte ich, ,,ich hab beschlossen, ich lasse mir mit der Haus-Kind-Garten - Sache noch ein bisschen Zeit."

Genugtuung machte sich in mir breit, als ich sah, wie er das Gesicht verzog. Zugegebenermaßen, es hatte mich überrascht, dass Dawson so bereitwillig zugesagt hatte, das Kind mit Esme großzuziehen. Anfangs hatte ich ihn was solche Dinge betraf eher als Seth in dunkelhaarig eingestuft, aber er musste wirklich schwer verschossen sein. Oder mein Eindruck von ihm verdammt mies. Vielleicht eine Mischung aus beidem.

,,Sehr lustig, Strafarbeit", knurrte er. Er holte mit dem Arm aus, ich blockte seinen Schlag. ,,Wann fängt der Spaß heute Abend eigentlich an?", fragte er.

Ich runzelte die Stirn. ,,Ich wusste gar nicht, dass ich dich eingeladen habe."

Er schenkte mir ein breites Lächeln. ,,Du hast Esme eingeladen. Ich bin Ihre Begleitung."

Ich seufzte. Er grinste.

In diesem Moment lief glücklicherweise Trainer Liam an uns vorbei und erklärte das Training für beendet. Ich sprang von der Matte und griff nach meiner Wasserflasche. ,,Zwanzig Uhr", teilte ich ihm großzügigerweise mit.

Dawson lächelte. ,,Wunderbar. Bis später, Strafarbeit."

Ich rollte mit den Augen. ,,Bis später, Hasi."

Während ich mich vom Acker machte, schickte er mir ein Luftküsschen hinterher. Vollpfosten.

Den Weg zurück zu meinem Zimmer trat ich alleine an, Chris verbrachte die Zeit nach dem Unterricht häufig mit ihrer Freundin, allerdings hatte sie mir hoch und heilig versprochen, rechtzeitig zurück zu sein, um mir bei den Vorbereitungen für meine Geburtstagsfeier zu helfen. Dabei hatten mir bereits Rev und Zeke ihre Hilfe zugesprochen, was vermutlich damit enden würde, dass ich teilnahmslos in der Ecke saß, während Chris und Rev sich um die Deko kloppten und Zeke schlichtete. Ich liebte jeden einzelnen dieser Idioten.

Das Zimmer war erwartungsgemäß leer, als ich es betrat. Ich warf meinen Rucksack in die Ecke, wollte mich auf's Bett fallen lassen und- hielt inne. Auf meiner Bettdecke lagen zwei Päckchen. Schwarz eingepackt, schlicht, ohne Schleife. Darauf lag ein Zettel. Für Hexe.

Mein Herz setzte einen Schlag aus. Reflexartig drehte ich mich um und ließ meinen Blick durch das Zimmer schnellen, aber natürlich war niemand hier. Aber jemand war hier gewesen. Seth. Nur er nannte mich Hexe. Mir fuhr ein Schauer über den Rücken, als ich zögerlich die Hand nach dem Zettel ausstreckte und ihn auseinander faltete.

Liebe Hexe,

Der Selbstbräuner funktioniert nicht. Als fürsorglicher Freund habe ich dir trotzdem zwei geeignete Geschenke besorgt.

Seth

PS: Alles Gute zum Geburtstag.

Meine Mundwinkel zuckten. Vollpfosten. Als ich mir das größere der beiden Geschenke nehmen wollte, hielt ich kurz vorher inne. Was, wenn Seth darin eine... Bombe oder so versteckt hatte? Kritisch beäugte ich das Geschenk, aber es wirkte unschuldig, schwarz eingepackt und mit mindestens einer halben Tesa-Rolle zugekleistert. Ich schüttelte den Kopf. Als würde jemand wie Seth eine Bombe brauchen, um mich umzubringen. Zögerlich griff ich nach dem Päckchen und löste die ersten Tesastreifen.

Das Geschenk, dass darunter zum Vorschein kam, ließ meine Kinnlade fast auf dem Boden aufschlagen. Nicht sein Ernst.

Ich hielt eine dieser furchtbaren Teenie-Zeitschriften in der Hand, in denen darüber gefachsimpelt wurde, welcher Typ der optimale Boyfriend wäre.

'Das ultimative Quizz - in zehn Fragen zu deinem Traumtypen', warb der Einband. Kopfschüttelnd betrachtete ich das Magazin. Die Sache mit dem Kuss schien sein Ego mehr angeknackst zu haben, als ich gedacht hatte. Ich konnte mein Grinsen nicht länger unterdrücken, während ich die Seite aufschlug, die Seth mit einem bunten Post-it markiert hatte. Ich ahnte Böses.

Auf der mysteriösen Seite erwartete mich das beworbene Traumtypen-Quizz. Eine modifizierte Version davon. Denn statt Ken in blond, braun- oder schwarzhaarig, erwartete mich am Ende der Fragen eine Galerie von Seths. Ein Bild arroganter als das Andere. Auf einem warf er sich die Haare über die Schulter, auf dem nächsten war er gerade dabei, sich eine Sonnenbrille ins Haar zu schieben, auf wieder einem anderen war er in Rebellenrüstung zu sehen und warf sich anmutig seinen Umhang zurück. Keines der Bilder sah aus, als wäre es bewusst entstanden, trotzdem wirkten sie unendlich selbstverliebt. Ebenso selbstverliebt wie die Tatsache, die Ken-Galerie mit Bildern von sich selbst zu überkleben. Ich musste grinsen, obwohl mir gleichzeitig schwer ums Herz wurde. Seth wollte die Weltherrschaft an sich reißen, eigentlich sollte er überhaupt keine Zeit dafür haben, mir Teenie-Zeitschriften mit Bildern von sich zu schenken. Und eigentlich sollte er das als Rebellenanführer allgemein nicht tun. Himmel, konnte Seth nicht einfach der böse Rebellenanführer sein, für den ihn alle hielten? Das würde es mir definitiv leichter machen, bei seiner... Ausschaltung zu helfen.

Ich konnte nicht widerstehen, den dämlichen Test zu machen und landete am Ende bei Typ 'der Geheimnisvolle', welcher von einem Seth mit Kapuze, dessen Haar episch im Wind wehte, repräsentiert wurde. Ich hatte ihn schon ewig nicht mehr gesehen, fiel mir in diesem Moment auf. Das letzte Mal musste Monate her sein. Und trotzdem hatte er an meinen Geburtstag gedacht. Bei den Göttern, warum musste die Lage so unglaublich verkorkst sein? Ich schüttelte den Kopf.

Ich legte das modifizierte Teenie-Magazin zur Seite und widmete mich dem anderen Päckchen. Es war ebenso schief und krumm und mit mindestens einer Rolle Tesa eingepackt wie das vorherige. Als ich den Kampf gegen das Papier gewonnen hatte, kam eine Schachtel mit einer Kette zum Vorschein. Ein silbernes Wicca-Pentagramm an einem schwarzen Lederband. Ich nahm es heraus und betrachtete es. Es war schön. Glänzendes Silber, an schwarzem Band. Ich legte mir die Kette um, warf das Papier in den Müll und drapierte den Brief und die Teenie-Zeitschrift auf meinem Nachttisch.

,,Danke, du Vollpfosten", murmelte ich.

Nummer 13 - Todessohn IITahanan ng mga kuwento. Tumuklas ngayon