Beautiful Nightmares

By Vereoo

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𝗜𝘀𝘁 𝗲𝗿 𝗶𝗵𝗿 𝗥𝗲𝘁𝘁𝗲𝗿 𝗼𝗱𝗲𝗿 𝗱𝗼𝗰𝗵 𝘀𝗰𝗵𝗹𝗶𝗺𝗺𝘀𝘁𝗲𝗿 𝗔𝗹𝗯𝘁𝗿𝗮𝘂𝗺? Eleonora (Nora) Da... More

Still und leise
Nora's Playlist
(1) Bevor alles Schwarz wurde
(2) Pardon, mon poussin
(3) Die Büchse öffnet sich
(4) Das Grinsen der Katze
(5) Die Ränder der Zeit
(6) Ein blutroter Feiertag
(7) A little party never killed nobody
(8) Im Bann der Vergangenheit
(9) Frische Minze und alter Whiskey
(10) Casanovas stehen auf Leichen
(11) Stechendes Violett
(12) An Tagen wie diesen
(13) Der Traummann
(14) Das abgef*ckteste Jubiläum aller Zeiten
(15) Eine sexy Steinmaske aus dem Schaufenster
(16) I knew you were trouble
(17) Fremde Vertraute
(18) Kopfgefechte
(19) Der Schlüssel
(20) Wie Motten das Licht
(21) Gewohnte Prioritäten und ihre Ausnahmen
(22) Taktik und Spiel
(23) Glühende Kohlen
(24) Auf Inferno's Pfaden
(25) Leuchtendes Purpur
(26) Von Kammerjägern und Ratten
(27) Ohne zu Zögern
(28) Zombie-Theorien
(29) Das wunderschöne Übel
(30) Ein unwirklicher Film
(31) Eine Schlange auf Eis
(32) Luft voller Elektrizitäten
(33) Hörner des Teufels
(34) Sie glauben diese Geschichte ist wahr?
(35) Du bist nicht allein
(36) Brennende Stiche
(37) Tränen aus Tinte
(38) Züngelnde Flammen
(39) Inside a killer, thriller
(40) Der perfekte Bissen für unterwegs
(41) Am Ende des Einbandes
(42) Die zweiseitige Münze
(44) Weich wie Butter
(45) Öl ins Feuer
(46) Zwischen Raum und Holz
(47) Schuppiges Onyx
(48) Das hässliche Gesicht der Wirklichkeit
(49) Das Ungeheuer hinter der Mauer
(50) Der Kreis schließt sich
(0) Aufgang des dunklen Mondes - Die Geschichte des Hisarlık
Danksagung an Mama
Danksagung an Dich

(43) Im Auge des Sturms

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By Vereoo

Eleonora

Ich öffnete die Augen.
Ich musste wohl während der Fahrt eingenickt sein.

Die Sonne hatte den Himmel bereits verlassen. Das Gehölz wurde dichter und die Straße enger, irgendwann wandelte sie sich und wurde eher zu einem Fußpfad.
Der steinerne Weg knirschte unter den alten Rädern des Dogdes, doch wir fuhren schlotternd mehrere Minuten lang weiter.

Zu meinem Überraschen hielten wir inmitten eines Haines, fast am Rande unserer Kleinstadt, zwischen Dickicht und Waldwucher. Der hereinbrechende Abend verwandelte sich in eine tiefschwarze Nacht.
Der Turm, dessen Kuppel aus den Baumkronen hervorragte und dessen Umrisse ich gerade noch so erkannte, jagte sich direkt in mein Blickfeld. Er musste mindestens 40 Meter hoch sein und war trotz der Dunkelheit einfach nicht zu übersehen. Ich bestaunte den Giganten mitten im Wald.

»Der alte Wasserturm,« unterbrach Aiden meine Gedanken und die Reifen unter uns
kamen schließlich zum Stehen, »ich war schon Ewigkeiten nicht mehr hier.«

Bewundernd schaute er nun auch aus der Scheibe des Wagens. Nach kurzem Innehalten stieg er jedoch aus, lief um den Dodge herum und öffnete mir die Tür.

Meine Dr. Martens berührten den Waldboden. Das weiche, hohe Gras gab unter meinem Gewicht nach und ein später Frühlingsluftzug erfasste mich. Augenblicklich fröstelte es mich und sofort zog ich den Mantel enger.
Unmittelbar danach spürte ich eine Hand auf meinem Rücken. Mehrmals musste ich gegen die schwere Finsternis anblinzeln, bis ich Aiden's Konturen erkannte. Direkt vor mir hatte er Platz gefunden. Die Hand, welche eben noch auf meinem Rücken lag, ergriff nun meine. Es ließ mein Herz schneller schlagen.

»Komm mit. Hier müssen wir lang,« die Dunkelheit verwandelte seine Stimme in eine angenehme Raue.

Wir traten voran, Aiden ging mir voraus. Um uns herum schwang ein Zirpen von Grillen und aus irgendeiner Richtung vernahm ich das friedvolle Heulen eines Kauzes.
Ein stilles Wäldchen bei Nacht.

Moment. War es überhaupt schon "Nacht"?

Etwas angespannt spazierte ich weiterhin hinter Aiden her, während er seinen Fokus auf den Turm richtete.

»Früher einmal diente der Turm zur Speicherung von Trinkwasser oder Brauchwasser. Es gab eine Zeit da hat er Greenville und einen großen Umkreis der Umgebung mit Wasser versorgt. Doch jetzt... steht er still und ist schon seit Ewigkeiten nicht mehr in Betrieb.«

Ich nickte ihm durch die Dunkelheit zu, doch noch immer verstand ich nicht was wir hier suchten. Aber ich stellte keine weiteren Fragen.

Meine Augen gewöhnten sich immer mehr an die Düsternis. Eindringlich ließ ich meinen Blick durch die späte Stunde schweifen, während wir weiterhin wie Nachtschwärmer durch sie hindurchwanderten.
Mehrere Baumriesen umwucherten den vor mir liegenden Titan aus Beton, welche ihn mit einer noch größeren Vielzahl von Zweigen und Geäst vergebens versuchten zu verstecken. Ein Mond war am Himmel aufgetaucht, dessen Licht nur schwach durch das Laub der Baumkronen sickerte. Das Geäst machte jedoch die Chance auf einen kompletten Anblick des Nachthimmels und dem Leuchten der Sterne unmöglich.

Langsam tappte ich vor mich hin. Beinahe wäre ich blind, wäre da nicht Aiden gewesen, der mich noch immer an einer Hand durch die Nacht führte. Ob er so etwas, wie eine „dämonischer Nachtsicht" besaß? Ich konnte es nicht wissen, doch er bewegte sich ziemlich schnell vorwärts.

Doch dann. Ein plötzlicher Flügelschlag ließ mich zusammenzucken. Ich hörte wie auch Aiden den Atem anhielt. Doch anstatt, dass er sich wieder über mich lustig machte, (wie ich es erwartet hätte), drückte er nur beruhigend meine Handfläche. Es kribbelte. Und ich erlaubte mir aufgrund meines bebenden Herzens keinerlei Ausflüche.

Plötzlich brach er die Stille, »Da sind wir. Hier kommen wir rein.«

»Wir können doch nicht einfach so hier einbrechen,« hauchte ich eine Antwort, als könnte uns hier jemand hören und uns bei etwas Illegalem erwischen.

Das Necken seiner Worte war kaum zu überhören: »Doch, können wir

Darauf erwiderte ich Nichts mehr, denn diesem Dämon zu etwas anderem zu überreden war geradezu unmöglich gewesen. Hatte er sich einmal etwas in den hartnäckigen Kopf gesetzt, konnte ihn nichts mehr davon abbringen. Wenn ich etwas über Aiden zu wissen glaubte, dann war es das.

Aiden schob einen der Äste bei Seite. »Lange Zeit muss hier niemand mehr gewesen sein,« murmelte er.

Es stimmte, denn die Umgebung erschien auch mir ziemlich verwahrlost und heruntergekommen. Niemand sah sich wohl gezwungen den Einlass zum Turm, welcher nun bewuchert von Gestrüpp war, zu pflegen.

Still wartend besah ich Aiden, wie er sich durch massenweise Zweige kämpfte und sie zum Durchgehen zerbrach. Wir zwangen uns durch den hergerichteten Pfad bis wir vor einer massiven Eisentür hielten.
Aiden zögerte nicht lang und hob den schweren Balken an, welcher die Tür verbarrikadierte.

»Du machst das anscheinend nicht zum ersten Mal,« versuchte ich zu witzeln, doch ich konnte meine Unbehaglichkeit nicht verbergen.

Mit purer Leichtigkeit, als wäre sie aus Styropor, warf er die dicke Eisenstange beiseite und entschied sich auf meine Aussage nicht zu antworten. Jedoch wusste ich insgeheim, dass er sie belächelte. Die massive Tür lag nun frei und der Weg zum Wasserturm war somit nicht mehr unzugänglich.
Doch wir wussten, damit war es nicht getan. Also lehnte sich Aiden gegen das Eisen und mit einem unangenehmen Schaben gab es innerhalb kürzester Zeit nach. Es öffnete sich einen Spalt.

»Bitte sehr, die Dame,« er unternahm eine einladende Geste.

Aiden rieb sich die Hände und kurz nach mir, trat auch er vom nächtlichen Dunkel, in ein noch viel düsteres Treppengewirr. Ein merkwürdiger, abgestandener Geruch drang sich mir in die Nase und ich hustete kurz in die Schwärze. Über uns floss eine Metalltreppe spiralförmig nach oben.

»Die Treppe führt direkt zu den Wassertanks,« Aiden's Stimme verhallte laut im Inneren des Turms, »und geht man weiter nach oben, stößt man an die Spitze des Turms.«

Was ein Blitzmerker.

Doch das gehässige Kommentar kam mir nicht über die Lippen. Hierfür war es viel zu dunkel und mein Herz schlug wie ein D-Zug. Ich war froh, dass er hier, bei mir war.
Leider konnte ich nicht erkennen, wie weit die Stufen in die Höhe reichten, doch ich wusste es würden einige sein, die zu erklimmen waren.

»Wer als Erster oben ist?« ich spürte Aiden's Lächeln durch die Finsternis.

»Sehr witzig.«

Aus dem Nichts zog er etwas hervor, was nur eine Taschenlampe sein konnte.

Er streckte mir das Metall entgegen, »Die hier wirst du brauchen.«

Anders als erwartet dauerte es nicht allzu lange, bis wir auch die letzten Treppenstufen der obersten Etage erreichten. Dank Aiden's Taschenlampe musste ich nicht über jeden Schritt, den ich tat, nachdenken.
Nachdem er auch eine weitere Eisentür mit wenig Kraftarbeit aufschwang, ergoss sich direkt über unseren Häuptern ein gnadenlos schöner Nachthimmel.

»Das hier ist der wahrscheinlich höchste Punkt in ganz Greenville,« gab Aiden zu verstehen, während ein Staunen seine Stimme belegte.

Bevor ich etwas erwidern konnte, raubte mir der Ausblick, welcher sich vor mir ergab, den Atem.

Ich umklammerte das Geländer.

Die Nacht durchtränkte den Wald vor meinen Füßen. Darüber glitzernden die vielen Sterne am Himmelszelt, bis diese die schlafende Stadt hinterrücks überschwemmten. Zwischen dichten Baumreihen lag Greenville, umrahmt von grünem Forst und Wildnis. Es ergab ein strahlendes Bild. Ein einziges Meer aus funkelnden Lichtern, welche zu einem großen Ganzen verschwammen und mehr als nur „atemberaubend" wirkten.

»Na, zu viel versprochen?« flüsterte er ganz dicht an meinem Ohr.

Es ließ mir die Nackenhaare zu Berge stehen. Im Anbetracht der schönen Aussicht hatte ich gar nicht bemerkt, wie nah mir Aiden gekommen war. Plötzlich hatte er neben mir gestanden.

Ich spürte seinen Atem ganz leicht an meinem Ohr, bis hin zu meinem Hals. Es kribbelte und ein wundervoller Schauer durchfuhr meinen ganzen Körper.

Etwas zu stürmisch wandte ich mich ihm entgegen und meine Gestalt traf ihn bei der Schulter. »Sorry.«

»Kein Problem,« binnen der Aussprache seiner Worte, verschränkten sich unsere Blicke.

Seine Augen.
Urplötzlich bildete ich mir ein, dass ihr Grün  etwas kräftiger zu leuchten schien. Umgehend erstarrte ich, jedoch nicht vor Schock, sondern im blanken Ausdruck wahrer Schönheit.

Ich unterdrückte den mächtigen Drang meine Hand nach dieser wunderschönen Augenfarbe und diesem noch schöneren Gesicht auszustrecken. Mein Atem stockte und die Luft um uns herum schien sich auf einmal elektrisierend aufzuladen.

Auch Aiden schien es zu spüren.
Scharf zog er den Atem ein. Ohne es zu merken hatte ich meine Rechte bereits zu seiner Wange geführt. Oh je...

Mit durchdringender Miene starrte er sie an, die Hand, als könnte er es gar nicht erwarten, dass sie auf ihn treffen würde. Im Angesicht dessen öffnete er leicht seine vollen Lippen und bedachte das Schauspiel begierig.

Himmel... war er sexy.

Doch kurz bevor ich ihn fühlen konnte, kurz bevor wir uns Haut an Haut spürten, hielt ich abrupt inne. Rasend überschlugen sich meine Gedanken und auf einmal hatte ich Angst, ich könnte explodieren, wenn ich ihn auch nur mit einer einzigen Faser meiner Selbst berührte.
Fast so als wäre er radioaktiv.

Die heiße, unsichtbare Blase platzte.

Schließlich wandte auch er sich ruckartig ab und verlor sich wieder in dem Meer aus Straßenlaternen.

»Das ist noch nicht ganz das, was ich dir... eigentlich zeigen wollte.«

Ob er mit "das", gerade unseren Moment oder die Aussicht meinte, war mir ein Rätsel.
Ich verstand nicht. Doch ich kam nicht zu Wort, denn etwas flackerte in seinen Augen.
Ich hatte mich nicht geirrt.

Sie leuchten wirklich!

Es wurde heller. Es strahlte. Und auf einmal schien es, als würde er die Sterne am Himmel absorbieren. Schnell korrigierte ich mich in Gedanken und erkannte, dass es nicht die Sterne waren, die lediglich reflektierten, sondern Funken die nun um uns herumwirbelten und die Schwärze der Nacht durchleuchteten.

»Wow,« drang es aus meinem Mund.

Ein riesiger Wirbel aus Licht bäumte sich nun vor uns auf, zersplitterte und legte sich in alle Himmelsrichtungen. Vergleichbar mit Sternenstaub der sich in der Dunkelheit verteilte.

Zunächst glaubte ich am Ende der Vorstellung angekommen zu sein, doch ich bemerkte, dass diese erst begonnen hatte. Die ruhende Stadt zu unseren Füßen, erschien nun nicht mehr schlafend, denn es waberten nun hunderte, oder gar tausende Energien in ihr.
Mehrere Strudel rauchartiger Daseinsformen, welche inmitten ihres eigenen Kerns zu glühen schienen. Sie durchfluteten schwebend die Straßen, saßen auf den Dächern der Häuser, durchzogen den Wald und direkt vor meinen Augen glühte eine solche Rauchgestalt.
Doch nach wenigen Augenblicken stahl sie sich sogleich wieder in andere Weiten.

Noch immer starrte ich ihr hinterher, bis der glühende Kern verblasste und der Nebel vollends in der Ferne verschwand. Anders, als der erste Eindruck womöglich vermuten ließ, schienen sie nicht geistlos umherzuwandern.
Sie schienen irgendwie "zu leben".

»Wunderschön,« staunte ich, »So etwas habe ich noch nie gesehen.« Ich rückte nun näher an das Geländer, »Was sind sie

Ich hatte Aiden's ernsten Gesichtsausdruck gar nicht bemerkt. »Es sind umherirrende Seelen.«

Fast zerstörte er mit seiner finsteren Miene meine Begeisterung. »Wie hast du das gemacht?« fragte ich deshalb schnell.

»Ich habe den Schleier der Welt angehoben, dir quasi für kurze Zeit die Augen geöffnet,« sprach er fast monoton. »Aber keine Angst, sie werden gleich wieder verschwinden...«

Doch ich war mir nicht darüber im Klaren, ob ich überhaupt wollte, dass sie wieder verschwanden. Ich konnte praktisch spüren, was dort vor mir lag. Es war ein Anblick trügerischer Schönheit und teuerster Trauer.

»Es waren einmal Menschen,« erklärte er weiter, bestätigte mein Gefühl.

»Was ist mit ihnen geschehen?«

»Normalerweise sagt man, sie kämen in die Hölle, wenn ein Dämon von einem Menschen vollends Besitz ergreift. Aber viele von ihnen trifft es viel schlimmer, sie hängen für immer gefangen in unserer Welt, verdammt auf ewig zu wandeln und finden nie das Ende.«

Schwer schluckte ich und wusste um keine passende Antwort.

»In der Hölle geht jede Seele irgendwann an ihren Qualen zu Grunde. Sie erlischt wie ein Kerzenlicht. Doch das hier. Das ist die Realität, das ist die wahre Hölle. Doch es gibt Menschen, die diese Seelen mit ihrem Leben verteidigen und schützen,« er musterte nun mein Gesicht, als wollte er sich jedes Detail davon ganz genau einprägen.

Hoffnung keimte auf.

»Es gibt Menschen, die sie sogar,-« auch er fand kurz kein Wort, »rächen.«

Auf einmal konnte ich ihm nicht mehr ganz folgen.

»Sie leben das Leben auf der Schwelle zwischen Schicksal und Verderben,« er starrte wieder in die Lichter, als würde er sie dort sehen, »sie nennen sich „die Schicksalswandler".«

»Was tun sie, um die Seelen zu schützen?« ich erhoffte mir eine friedvolle Antwort.

»Sie tun Dinge und manche davon müssen eben getan werden, weil sie getan werden müssen,« es schien als sprach er mehr zu sich selbst, als zu mir, »Opfer bringen ist nur ein Teil ihrer großen Bürde.«

Er redete so, als steckte noch viel mehr hinter seinen Worten als nur eine bloße Geschichte.
Unvermittelt ergriff mich die Annahme, dass er mich auf etwas, dass noch kommen würde vorbereiten wollte. Ich hatte das entsetzliche Gefühl, dass er sich im Vorfeld für etwas entschuldigte, was noch nicht getan war.

Es schnürte mir die Kehle zu.

»Ich glaube an sie und ihr Schicksal. Es wird die Welt verändern,« noch immer lag Aiden's Antlitz auf der Stadt.

Und ich glaubte einen quälenden Ausdruck in seinem Gesicht erkennen zu können. Dieser befahl mir, ihn bloß nicht weiter sich selbst zu überlassen.

Ohne Nachzudenken nahm ich seine Hand. Überraschender Weise ließ er dies sogar zu.

Er wandte sich wieder vollends zu mir.
Nun standen wir wieder Angesicht zu Angesicht.

Diese Berührung.
Vorher hatte ich es nicht gewusst, doch ich hatte sie mir so sehr gewünscht.

Ich blickte direkt in das Grün. Und mich empfing unerwartete, blanke Wildheit, gepaart mit bloßem Entsetzen. Dort kochte ein Rachegelüst, welches er wohl bisher immer unterdrückt hatte. Er hatte es vor mir versteckt. Doch jetzt sah ich es, klar und deutlich. Ich erkannte all seine Emotionen und blickte direkt hinein in das eigentliche Ausmaß der Verwüstung. Ein Unheil, welches genau in dieser Sekunde vor mir aufbrauste.

Schlagartig wurde es mir bewusst, denn ich befand mich schon längst mittendrin.
Ich stand im Auge des Sturms. Inmitten eines Sturmes, der nicht mehr aufzuhalten war.

»Kommst du jetzt mit mir?« hauchte er jetzt ganz, ganz leise.

Doch es war eine Frage, welche ich wohl immer mit "Nein" beantworten würde...

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