days at bakerstreet

By septemberdreaming

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Die 27-jährige Louise James ist froh, so kurzfristig eine Bleibe in London gefunden zu haben. Nach ihrem Einz... More

Ankunft in London
Gewöhnung an den Wahnsinn
Mein erster Mord(fall!) (the blind banker)
gehe direkt ins Gefängnis, gehe nicht über Los (the blind banker)
Märchenpalast (the blind banker)
Eine schrecklich nette Familie (the blind banker)
Date Night (the blind banker)
Meine Nahtoderfahrung No. 1 (the blind banker)
Babysitter
CSI: Baker Street (the great game)
Die Medikamente sprechen (the great game)
Janus (the great game)
Herzlos (the great game)
• [Extrakapitel Sherlock POV] (the great game)
Schlaflos in London
Warum sind die Guten immer vergeben... oder Soziopathen
Liliennächte
Bonnie und Clyde
Atemlos
Pretty Woman (a scandal in belgravia)
[Extrakapitel Merry Christmas ♥]
Harmlos, aber nervig (a scandal in belgravia)
And a happy new year (a scandal in belgravia)
Verwandte Gehirne (a scandal in belgravia)
I AM SHERLOCKED (a scandal in belgravia)
Die (un)gewöhnlichen Fällen
Blaubeeren und Dunkelheit
09:16
● [Extrakapitel SHERLOCK]
Selbsterklärte Inseln (the hounds of baskerville)
Ängste (the hounds of baskerville)
Oxymoron (the hounds of baskerville)
Gewinnerseite (the hounds of baskerville)
● [Extrakapitel SHERLOCK] (the hounds of baskerville)
Zeitkapseln
Matthew
Theodore
Tommy I/II
Tommy II/II
Raubtiere
Auftakt
Umbruch I/II
Umbruch II/II
Champagner für den Pöbel

Trugbilder (the hounds of baskerville)

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By septemberdreaming


04. März, Dartmoor 04:05
Fazit: Dämliche Höllenhunde können mir gestohlen bleiben.

Es ist noch dunkel, als ich das letzte Kleidungsstück in meinen Koffer werfe. Zerstreut laufe ich ins Bad um mich zu vergewissern, dass ich nichts vergessen habe.
Ich habe mein Gepäck nicht zusammengefaltet und der Stapel quillt aus dem Koffer heraus. Hastig schiebe ich meine Bürste in eine der wenigen Lücken an der Seite.

Verdammtes Dartmoor und verdammter Consulting Detective.

Letzte Nacht habe ich noch einige Stunden in geschocktem Zustand verbracht, über meinen Nachbarn nachgedacht, über Henry Knight, über das verdammte Universum, während sich die Wolken vor die Sterne geschoben haben.

Bis mir dann irgendwann Paul eingefallen ist.

Und das schlechte Gewissen hat mich wie ein Schlag in die Magengegend getroffen. Wie konnte ich Stunden brauchen, bis mir der Mann eingefallen ist, mit dem ich eine Beziehung führe?
Hätte das nicht vielleicht, das erste sein sollen, an das ich denke?
Nachdem Sherlock mich...geküsst hat?
Zu schnell, zu überraschend.
Ich habe keine Möglichkeit gehabt zu reagieren und Sherlock zum Teufel zu wünschen.
Nicht meine Schuld.
(Aber das Gefühl von Schuld bleibt, breitet sich wie Gift langsam in meinem ganzen Körper aus.)
Ich werde es Paul sagen müssen. So etwas verschweigt man nicht und wenn man es verschweigt kommt es irgendwann zurück und zerstört eine Beziehung.
Der Gedanke sollte mich beunruhigen, nervös machen. Wird er enttäuscht sein, wird er mir glauben, dass es mir nichts bedeutet hat, dass es nicht von mir ausging?

Ich halte inne und es ist, als würde ein schmerzhaftes Ziehen durch mein Herz gehen. Der Gedanke macht mich nicht nervös, weil... es mir nicht wichtig ist. Ich habe keine Angst, dass er mich verlässt, denn es wäre kein Verlust für mich. Mit einem Mal würde ich mich am liebsten aufs Bett setzen und eine Stunde lang weinen. Oder Stundenlang.

Was stimmt nicht mit mir? Ich hätte mir das schon viel früher eingestehen müssen. Denn ich mag Paul, aber es ist so wie bei jedem Mann vor ihm. Sobald es ernster wird, will ich es beenden.

Ich trete auf den Flur und ziehe die Tür leise hinter mir zu. Mit vorsichtigen Schritten schleiche ich an dem benachbartem Zimmer vorbei, in dem Lestrade schläft, und in Richtung Treppe. Ich will gerade den Koffer anheben und die erste Stufe hinunter steigen, als ein Räuspern mich inne halten lässt. Ertappt drehe ich mich herum und begegne Johns ruhigem Blick. Er trägt ein T-shirt und eine dicke Stoffhose. Seine blonden Haare sind vom Schlaf noch ein wenig verstrubbelt und in einer Hand hält er eine Teetasse.

,,Guten Morgen. Wollten Sie abhauen?", fragt er nonchalant und nippt an seinem Tee.

,,Nein! Natürlich nicht", sage ich verlegen. Wir sehen beide gleichzeitig zu dem Koffer neben mir und Johns Mundwinkel zucken nach oben. ,,Ich schlafwandle!", stammle ich. ,,Das war gelogen. Es ist nicht-. Okay, gut. Ich wollte abhauen."

,,Nehmen Sie es sich nicht so zu Herzen", sagt John aufmunternd.

Erschrocken blicke ich hoch. Weiß er-

,,Wie bitte?", frage ich mit hoher Stimme.

,,Na, was immer Sherlock zu Ihnen gesagt hat." John senkt die Stimme und fügt verschwörerisch hinzu: ,,Ich wäre gestern Abend am liebsten auch wieder alleine nach London zurückgefahren."

Innerlich atme ich erleichtert auf. Wie gut, dass John und Sherlock nicht nachts auf ihrem Hotelzimmer Eis essen und sich gegenseitig ihr Herz ausschütten. (Auch wenn ich viel für den Anblick geben würde.)

,,Hören Sie - Ich weiß, dass Sherlock manchmal verletzend sein."

Sie lenken mich ab. Permanent. Heißer Atem auf meiner Haut, kalte Hände, die mich näher ziehen.

,,Mh", mache ich, während ich an den Ausdruck in Sherlock Augen denke.

,,Ich bin sicher, dass er es nicht so gemeint hat. Warum sehen Sie mich wieder so schockiert an?

Will ich, dass er es so gemeint hat?

Ich räuspere mich und lasse meine Haare in mein Gesicht fallen, damit er die verräterische Röte darauf hoffentlich nicht erkennen kann.

,,Ich schätze, der Streit hat mir mehr zugesetzt als ich gedacht habe", lüge ich. ,,Wir haben uns beide unschöne Dinge an den Kopf geworfen."

John grinst leicht. ,,Was ist neu daran?"

Ich denke über seine Frage länger nach, als er es ahnt.


_____________________

Dartmoor, 09:05
,,Du machst nie Kaffee", sagt John gerade, als ich den Raum betrete, und sieht Sherlock verwirrt an.

Ich reibe mir über die Augen und versuche richtig wach zu werden, aber der Schlaf scheint noch in jedem meiner Glieder zu schlummern.

,,Doch jetzt gerade."

John lässt die Tasse sinken. ,,Du brauchst dich nicht dauernd zu entschuldigen", sagt er leise. ,,Und vielleicht solltest du dich mal bei Louise entschuldigen. Für was auch immer du zu ihr gesagt hast. Oh, hallo", sagt er ertappt, als er bemerkt, dass ich neben ihm stehen.

Ich murmle ein kurzes Guten Morgen.
Sherlocks Blick trifft meinen und die Müdigkeit scheint mit einem Mal zu weichen, dann sehen wir beide demonstrativ weg.
Keiner sagt ein Wort und die Stimmung beginnt unangenehm zu werden.

Verlegen räuspert sich John und sieht nach unten auf seinen Kaffee.
,,Ich nehm' kein Zucker", meint er.

Ich strecke die Hand aus. ,,Geben Sie ihn mir, wenn Sie ihn nicht wollen. Ich trinke ihn mit Zucker und ich bin hundemüde."

,,Nein!", fährt Sherlock dazwischen. Verwirrt runzle ich die Stirn. 

,,O-kay", sagt John gedehnt und schüttelt den Kopf.
Er zögert kurz, aber als Sherlock beinah betroffen zu Boden blickt, trinkt er doch von dem Kaffee.

_______________[__

,,Hören Sie- wir wollten nur das Geschäft ein wenig ankurbeln", erklärt der Wirt. Billy, sein Komplize, beäugt Lestrade unsicher. ,,Einen richtig monströsen Hund frei rumlaufen lassen. Das war die Gelegenheit. Bald hätten wir unser eigenes Ungeheuer von Loch Ness."

,,Wo halten Sie ihn?"

Ich unterdrücke ein Gähnen. Ich will wirklich nicht stören, wenn das... >>Verhör<<
(inoffizielle Unterhaltung, kein Verhör höre ich Maddy in ihrer Anwaltsstimme, die eigentlich nur ihre normale Stimme ist, schon sagen) gerade spannend wird, aber mein Körper schreit nach mehr Schlaf.

,,Da ist ein alter Schacht hier in der Nähe. Da war er gut aufgehoben."

Lestrade beugt sich vor. ,,War?"

,,Wir kriegten das verdammte Vieh nicht gebändigt. Und dann vor einem Monat hat Billy ihn zu Tierarzt gebracht und..."

,,Er ist tot?"

,,Eingeschläfert, ja. Musste sein", sagt der jüngere Mann kleinlaut. ,,Es ist also vorbei."

,,Es sollte doch nur ein Scherz sein."

,,Ein Scherz?", wiederholt Lestrade laut und steht auf. ,,Sie hätten beinah einen Mann um den Verstand gebracht."
Seine Stimme ist laut und wütend, denn er weiß, dass den beiden keine strafrechtlichen Konsequenzen drohen, also will er ihnen wenigstens ein schlechtes Gewissen bereiten.

,,Wissen Sie, eigentlich ist er froh, dass Sie hier sind. Sie beide", sagt John, als wir nach draußen treten.
Lestrades Augen weiten sich und ich sehe sicherlich nicht weniger skeptisch drein.
,,Ja, heimlich", bekräftigt John.

,,Wirklich?", fragt Lestrade noch immer ein wenig ungläubig. ,,Das ist..." Er überlegt ein paar Sekunden und landet dann bei ,,Nett".

,,Ich nehme an, er mag es, wenn er um sich herum die vertrauten Gesichter sieht."

Ich schließe kurz die Augen. Das Kind, mit dem keiner spielen wollte? Ich wünschte fast, ich könnte  die Worte zurück nehmen.

,,Das entspricht... eh, seinem...?"

,,Asperger?", schlägt John vor und wir zucken zusammen, als wir alle erst jetzt Sherlock bemerken, der hinter John getreten ist.

„Glauben Sie den Beiden?", fragte Lestrade den Consulting Detective.

„Spricht nichts dagegen", erwiderte Sherlock gleichgültig und geht ans uns vorbei.

,,Ich spreche mal mit der hiesigen Polizei", meint Lestrade und wendet sich zum Gehen.
„Eigentlich genieße ich das hier schon ein bisschen. So bekomme ich London mal aus der Lunge."

Ich werfe einen hastigen Blick auf Sherlock.
Wollen Sie so verzweifelt mal eine Erfolgsgeschichte in Ihrem Leben haben?
Ich lege keinen Wert darauf, was Sie von mir halten.

,,Kann ich mitkommen?", frage ich abrupt und sehe Lestrade flehend an.
Bitte sag ja. Bitte sag ja, ich muss dringend mal hier weg.

Der Detective Inspector wirkt überrascht, aber erfreut. ,,Natürlich. Gerne."

______________________

,,Ist mit Ihnen und Sherlock alles in Ordnung?", fragt Lestrade, während er aufs Gas tritt.

Die zuständige Polizeidienststelle ist etwa zehn Meilen entfernt, wo die Landstraßen der benachbarten Dörfer aufeinander treffen. ,,Der Fall nimmt ihn wirklich mit, oder?", fragt er und Sorge schwingt in seiner Stimme mit.

,,Mehr als er zugibt, glaube ich", antworte ich gedankenverloren. ,,Wir sind okay, wir hatten nur eine kleine Meinungsverschiedenheit."

,,Keine Seltenheit bei Sherlock. Wobei: Die meisten Menschen geben lieber direkt nach. Schont die Nerven."

,,Sie auch?"

Lestrade seufzt. ,,Zu oft."

Wir passieren gerade das Ortsschild und die Straße macht eine weite Kurve, als mein Handy klingelt.

,,Sherlock?", fragt Lestrade stirnrunzelnd und sieht kurz auf mein Handy, bevor er seinen Blick wieder nach vorne auf die Straße richtet.

,,Big Boss", scherze ich, bevor ich auf Anruf annehmen tippe und das Handy ans Ohr halte. ,,Hallo, Mycroft."

,,Die Nummer war unterdrückt", ertönt die Stimme des älteren Holmes-Bruders.

,,Es konnten nur Sie oder ein Werbeanruf für Gewinnspiele sein. Was gibt es?"


_____________________

Baskerville, Dartmoor, 13:56
,,Kann ich es streicheln?", frage ich und beäuge sehnsüchtig das Kaninchen mit flauschigem, weißen Fell.

Die Wissenschaftlerin seufzt. ,,Nur mit Handschuhen", sagt sie und wirft mir ein Paar Einweghandschuhe zu. ,,Ich weiß immer noch nicht, warum genau Sie hier sind."

Ich auch nicht. ,,Ich begleite nur jemanden", sage ich und streiche über den Rücken des Kaninchens im Käfig. ,,Hey, ich leuchte danach nicht auch im Dunkeln, oder?", frage ich und halte meine Hand hoch.
Erneutes Seufzen.

,,Schon wieder da?", fragt Dr. Stapelton, als die Tür aufgeht. ,,Was beschäftigt Sie dieses Mal?"

Ich stelle ein Bein vor das andere und lehne mich gegen die Kante des Schreibtisches.

,,Mord, Dr. Stapelton", sagt Sherlock dramatisch und John neben ihm schaut grimmig drein. ,,Raffinierter, kaltblütiger- Louise?!"

Ich hebe eine Hand zum Gruß.

,,Wie sind Sie hier reingekommen?", fragt John verblüfft.

Ich lächle selbstzufrieden und gehe ein paar Schritte auf die beiden zu. ,,Ich habe meine Wege."

Sherlock schnaubt.

Mein Lächeln verblasst ,,Okay", gestehe ich. ,,Ich habe mit Mycroft telefoniert. Er hat dafür gesorgt, dass ich den Stützpunkt betreten darf."

,,Sie und mein Bruder sind eine unheilige Allianz."

,,Sie haben den Hound im-", wiederhole ich verblüfft, nachdem John mich auf den neusten Stand gebracht hat. Ein sehr ungutes Gefühl beschleicht mich.

,,Im Labor gesehen, ja", sagt der Arzt.
Er ist blass und auch wenn seine Stimme ruhig und beherrscht, kann man ihm ansehen, dass er noch immer angespannt ist.

,,Es gibt keinen Hound. Wir haben unter einer Droge gestanden. Eine Art Halluzinogen oder Delirantium" unterbricht uns Sherlock und wendet sich dann an Dr. Stapelton. ,,Kann ich Ihr Mikroskop benutzen?"

Baskerville, Dartmoor, 15:03
,,Da muss etwas sein", murmelt Sherlock frustriert. ,,Irgendetwas, ganz tief vergraben... Gehen Sie raus."

,,Was?", fragt Dr. Stapelton perplex.

,,Raus hier, ich gehe jetzt in meinen Gedächtnispalast!"

,,Ihren was?"

,,Ehm, er wird jetzt für eine ganze Weile nicht mehr viel sagen. Wir können also genauso gut gehen", erklärt John und greift nach seiner Jacke.
,,Louise?", fragt er verwirrt, als ich mich nicht rühre. ,,Kommen Sie...?"

,,Gehen Sie ruhig. Sherlock und ich müssen noch etwas besprechen."

,,Nicht jetzt", sagt Sherlock sofort abweisend.  ,,Das kann warten."

,,Kann es nicht", sage ich schneidend und verschränke die Arme vor der Brust.

,,Kommen Sie", sagt John zu der Wissenschaftlerin.

,,Das ist eine Memotechnik, eine Art mentale Karte", höre ich John sagen, dann fällt die Tür hinter ihnen zu. Langsam werden ihre Schritte auf dem Korridor leiser.

,,Also?", fragt Sherlock und weicht meinem Blick aus.

Ich atme tief durch und gehe einen Schritt auf ihn zu.
,,Was haben Sie mit John gemacht?"

,,Ich habe keine Ahnung, wovon Sie reden."

Lüge. Er ist verdammt gut darin. Aber er hat sich heute zu oft selbst verraten.

,,Der Kaffee. Sie haben John extra den Zucker gegeben, um zu sehen, wie er reagieren würde", rufe ich gereizt. ,,Und dann der Zwischenfall in den Laboren."

Sherlocks Augen verengen sich. ,,Ich war nicht mal anwesend, in den Laboren."

Ich schlage mit den Händen laut auf den Arbeitstisch und beuge mich vor. ,,Genau!"

Sherlocks Gesichtsausdruck verändert sich, die Feindseligkeit weicht tiefer Betroffenheit. ,,Sie trauen mir also wirklich zu-"

,,Ja!", knurre ich.

Die falsche Betroffenheit fällt von ihm ab. ,,Ja", wiederholt er kalt und stellt das Mikroskop bei Seite.

,,Sie haben also - was? Die Situation provoziert, um zu sehen, ob John ebenfalls Halluzinationen erleben würde?"

,,Simuliert", sagt Sherlock und steht auf.

Ich mache einen plötzlichen Schritt auf ihn zu, bis wir dicht voreinander stehen und greife nach dem Kragen seines Mantels. Unsanft stößt er mit dem Rücken gegen die Kante des Tisches hinter ihm. ,,Sie haben- Sie sind wirklich unglaublich!", sage ich aufgebracht und schüttle ihn leicht.

Sherlock wirkt reichlich unbeeindruckt. ,,Es war alles abgesprochen mit Major Barrymore", erwidert er träge und lehnt sich in meinem Griff gegen den Labortisch. ,,Streng wissenschaftlich, alles unter Laborbedingungen. Buchstäblich."

Meine Finger bohren sich in den Wollstoff seines Belstaff-Mantels.

,,Sie haben einen ehemaligen Soldaten, der in Afghanistan war und psychosomatische Schmerzen hatte, mit Absicht in so eine Situation gebracht?!", knurre ich.

,,Ja? Haben Sie nicht zugehört?", gesteht Sherlock ohne den Hauch von Schuld.

Die kalt-blaue Deckenlampe flackert über uns.
Ich kann Sherlocks Atem auf meiner Haut spüren und für einen Moment bin ich wie erstarrt.

Mein Blick huscht zu seinem Mund. Nur ganz flüchtig und ich hoffe, er hat es nicht bemerkt (aber wem mache ich etwas vor, es ist Sherlock).
Seine Lippen verziehen sich zu einem höhnischen Lächeln und seine Augen funkeln mich herausfordernd an.
Noch immer ist er nicht zur Seite getreten, sondern bewahrt unsere Nähe.

,,John begleitet mich bei Fällen, weil es will", sagt er. ,,Er hat sich hierfür entschieden."

Ich schüttle leicht den Kopf. ,,Ja! Aber für gewöhnlich, weiß er worauf er sich einlässt!"

,,John ist alt genug sich um sich selbst zu kümmern, finden Sie nicht?"

,,Das macht man so bei Menschen, um die man sich sorgt", fahre ich ihn an. ,,John ist mein Freund! Und ich dachte- ich weiß, dass er auch Ihrer ist."

Sherlock sieht mich nur stumm an.

,,Er sollte das wissen", entscheide ich und wende mich ab.
In Sekundenschnelle hat Sherlock nach meinem Arm gegriffen und zieht mich zurück. Ich stoße einen überraschten Laut aus und fange mich mit dem Handflächen auf seiner Brust ab.

,,Das werden Sie nicht", sagt er leise. 

,,Ach ja?", erwidere ich herausfordernd und drücke ihn leicht weg.

Sherlock lässt mich los. Aber als ich einen Schritt zurück gehe, spiegelt er meine Bewegung und macht einen Schritt nach vorne.

,,Ja", sagt er mit dunkler Stimme und bleibt dicht vor mir stehen. Hinter mir steht ein weiterer Labortisch, nimmt mir den Platz auszuweichen. ,,Denn es würde niemandem helfen und uns nur wertvolle Zeit kosten. Und Sie wollen doch, dass wir den Tod von Henry Knights Vater aufklären. Nicht wahr?" 

Ich presse die Lippen wütend aufeinander, aber erwidere nichts.

Sherlock wittert seinen Sieg offenbar und sieht mich triumphierend an.
,,Ah", macht er herablassend. ,,Sehen Sie? Lassen Sie mich raten - Sie haben Henry Knight versprochen, dass alles wieder gut wird. Brechen Sie jetzt Ihr Versprechen nicht, Louise."

Ich nicke knapp und weiche zurück. Nach einigen Augenblicke sage ich: ,,Sie haben mich den Kaffee nicht trinken lassen."

,,Einer von uns muss doch bei klarem Verstand bleiben. Eine Probandengruppe erhält das Mittel und die andere nicht, damit es möglich ist, Vergleiche anzustellen."

,,Ja, und beiden Gruppen hatten keine Ahnung!"

,,Sie wissen, dass Probanten nicht alles über das Experiment gesagt werden kann?"

,,Alles ein Experiment dann?"

,,Alles ein Experiment", erwidert Sherlock eindringlich. 

,,Dann wissen Sie auch, dass es Ethik-Richtlinien für Experimente gibt", sage ich. ,,Das Erzeugen von starker Angst bei einer Testperson, vor allem einer Testperson mit so wenig Informationen, ist verboten."

Sherlock lächelt. ,,Wie sagte Dr. Stapelton eben sagte: Grenzen setzen nur die Ethik und das Gesetz und die sind beide sehr dehnbar."

,,Nicht für mich", sage ich unzufrieden, bis mir ein Gedanke kommt. ,,Sherlock... wenn all das von einer Droge erzeugt wurde: Ist es möglich, dass sie uns auf andere Art beeinflusst?"

Sherlock lehnt sich zurück. ,,Außerhalb der Halluzinationen von genetisch manipulierten Riesen-Hunden?", fragt er gedehnt.

,,Unser Verhalten? Irgendwelche psychischen oder physischen Nebenwirkungen?"

,,... Angst plötzlich im Dunkeln zu leuchten?"

Ich sehe ihn böse an.

,,Möglich", sagt er nur knapp. ,,Könnten Sie dann...?", fragt er und macht eine Kopfbewegung in Richtung Tür.

Ich seufze. ,,Denken Sie über die Sache mit John nach? Er findet es sowieso heraus. Früher oder später."

Sherlock neigt den Kopf leicht. ,,Eher später", stichelt er.

Ich verdrehe die Augen.

,,Ich werde Ihre Bedenken im Hinterkopf behalten", sagt Sherlock sarkastisch. ,,Aber Sie-" Er faltet die Hände zusammen und sieht mich nachdenklich an.

,,Was?", frage ich barsch.

,,Ich bin überrascht - Sie überraschen mich. Dass Sie es so schnell herausgefunden haben", sagt er bedächtig.

Erstaunt blinzle ich. Ein zaghaftes Lächeln bereitet sich auf meinen Gesicht aus. Sie lenken mich ab. Permanent.

Sherlock wendet sich ab. ,,Und jetzt raus!"

Ich rolle erneut genervt mit den Augen und mache auf dem Absatz kehrt.

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