Kapitel 12

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Ich sah, wie Connor mit sich selbst kämpfte. Seine LED wechselte zwischen gelb und rot hin und her. Er nahm die Waffe, die auf Chloe gerichtet war, weg und gab sie Kamski wieder.

,,Faszinierend. Die letzte Chance, die Menschheit vor den Abweichlern zu retten, ist selber ein Abweichler", stellt Kamski fest.

,,Ich- Ich bin kein Abweichler!", verneinte Connor.

,,Du hast lieber eine Maschine verschont, als deine Mission zu erfüllen. Du hast in ihr ein lebendes Wesen gesehen. Du hast Mitgefühl gezeigt, Connor."

Ich sah Connors inneren Konflikt und ich wollte ihm helfen, doch ich konnte nicht. Ich spürte die angespannte Spannung, die im Raum lag.

,,Es wird einen Krieg geben. Du wirst dich für eine Seite entscheiden müssen. Verrätst du deine Leute oder wirst du dich gegen deine Schöpfer stellen? Was ist schlimmer als zwischen zwei Übeln wählen zu müssen?", teilte uns Kamski seine Gedankengänge mit.

,,Wir gehen jetzt!", Hank schien wütend zu sein. Er legte seine Hand auf Connors Schulter und führte ihn in Richtung Ausgang. Ich löste mich aus meiner Starre und folgte den Beiden.

Als wir an der Tür, die in den Eingangsbereich führte, ankamen, blieb Connor noch kurz stehen.

,,Übrigens, ich lasse immer einen Notausgang in meinem Programm. Man weiß ja nie", hörte ich ein letztes mal die Stimme Kamskies.

Als wir das Gebäude verließen, atmete ich erstmal durch und hoffte, dass die Anspannung nachlassen würde. Hank, der vorausgelaufen war, drehte sich zu uns um und sah zu Connor. Wäre er ein Android, hätte ich gedacht, dass er ihn analysieren würde.

,,Warum hast du nicht geschossen?", fragte er ihn, während er ihn eindringlich musterte.

,,Ich habe ihre Augen gesehen und ich konnte nicht. Das ist alles. Es tut mir leid, ok?", antwortete er und seine LED blinkte einen Moment lang gelb auf.

,,Vielleicht war es ja das richtige", war das einzige, was Hank dazu sagte. Er ging in Richtung seines Autos und wir folgten ihm, um zurück ins DPD zu gelangen.

,,Diesen Besuch hätten wir uns sparen und in etwas sinnvolles investieren können", meldete ich mich nach ungefähr einer halben Stunde mal wieder. Ich hörte nur ein zustimmendes Schnauben von Hank, woraufhin er den Motor startete.

Nachdem Hank sich fluchend durch den Berufsverkehr geschlagen hatte, kamen wir am DPD an. Wir stiegen aus und ich hörte, wie Hank aufgebracht seine Autotür hinter sich zuschlug.

,,Hank, lass deine Tür heile, die kann auch nichts dafür", traute ich mich die Szene vor meinen Augen zu kommentieren. Kurz hatte ich Angst, er würde mich zu Hackfleisch verarbeiten. Seitdem sein Sohn Chole gestorben war, hatte er seine Depression in Alkohol ertränkt. Auch seine Emotionen hatte er nicht mehr unter Kontrolle, was ihm schon mehrere Verwarnungen auf dem Arbeitsplatz gekostet hatte.

Er schenkte mir nur einen vorwurfsvollen Blick und ging an mir vorbei zum Eingang. Connor  warf mir nur einen kurzen mitleidigen Blick zu und folgte Hank, was ich auch tat.

Als wir das DPD betraten, wurden wir gleich in Fowlers Büro gerufen.

,,Shit, ich wars dieses Mal wirklich nicht", sagte Hank und ging voran. Er öffnete die Tür, die in Fowlers Büro führte, und hielt sie offen, damit wir auch reinkamen. Connor stellte sich etwas weiter hinter uns hin.

,,Ihr seid raus. Das FBI übernimmt ab hier und der Android geht zurück zu Cyberlife", sagte er und schaute uns abwechselnd in die Augen.

,,Was? Aber wir sind so kurz davor, diesen Fall zu lösen. Jeffrey, warum tust du mir das an?", fragte er, während er mit seinen Händen wild herum gestikulierte.

,,Ich dachte du hasst Androiden, man Hank, entscheide dich mal!"

,,Man Jeffrey, kannst du ich nicht einmal unterstützen?"

Ich musste erstmal verarbeiten, was sich vor meinen Augen abspielte. Connor sollte wieder zu Cyberlife gehen? Wir sollten den Fall abgeben? An das FBI?

,,Aber wir können den Fall jetzt nicht abgeben. Wir brauchen nur mehr Zeit. Ich weiß, dass wir den Fall lösen werden", mischte ich mich nun auch mit ein.
,,Das geht nicht. Das ist kein normaler Fall mehr, das ist ein verdammter Bürgerkrieg. Ihr werdet wieder die Morde untersuchen!", man merkte, dass wir lieber nicht versuchen sollten, weiter zu diskutieren.

Ich hörte nun noch ein Schnaufen von Hank, woraufhin wir Fowlers Büro verließen. Hank ging zu seinem Schreibtisch und ließ sich auf seinem Stuhl nieder. Er kreuzte die Arme vor der Brust und schaute Beleidigt drein.

,,Ich weiß, dass wir diesen Fall hätten lösen können", sagte Connor, während er sich auf die Tischplatte von Hanks Schreibtisch niederließ.

,,Du gehst zurück zu Cyberlife?", fragte Hank und schaute ihn an. Ich stand nur daneben und folgte schweigend dem Gespräch. Ich wusste. nicht, was ich tun sollte. Connor sollte zurück zu Cyerlife? Das konnte alles nicht wahr sein.

,,Vermutlich werden sie mich auseinandernehmen und analysieren, um herauszufinden, warum ich gescheitert bin."

,,Was ist, wenn wir auf der falschen Seite sind und gegen Leute kämpfen, die nur frei sein wollen?"

,,Wenn die Abweichler sie erheben, wird Chaos entstehen. Wir hätten es stoppen können. Jetzt ist es zu spät."

,,Als du dich, bei Kamski, geweigert hast diesen Androiden zu töten, hast du dich in sie reinversetzt. Du hast Mitleid gezeigt. Mitleid zu zeigen ist menschlich", Connor schaute verwirrt und zu mir. Ich meine mir eingebildet zu haben, auch einen Hauch von Angst gesehen zu haben. Angst, ein Abweichler zu werden.

,,Ich weiß nicht genau, warum ich es getan habe", er schaute mich nochmal kurz an.

,,Eigentlich bin ich nicht darauf programmiert, so etwas zu sagen, aber ich schätze es wirklich mir Ihnen zusammen zu arbeiten. Vielleicht hätten wir sogar Freunde werden können", den letzten Satz richtet er mehr an den grimmig dreinschauenden Hank.

Hank schaute skeptisch zu Eingang des Präsidiums und ich sah, wie sich eine Falte zwischen seinen Augenbrauen bildete.

,,Oh mein Gott, nicht Perkins. Der Arsch vom FBI hat mir noch gefehlt."

,,Wir können noch nicht aufgeben. Ich weiß, dass die Antwort irgendwo in den Beweisen, die wir gesammelt haben, ist. Wenn Perkins den Fall übernimmt, ist alles vorbei", sagte Connor.

,,Wir haben aber keine Wahl. Du hast Fowler doch gehört", mischte ich mich mit ein.

,,Sie müssen mir helfen, Lieutenant. Sie müssen mir Zeit verschaffen, damit ich den Weg nach Jericho finden kann."

,,Hört zu, Connor-"

,,Wenn ich diesen Fall nicht lösen, werde ich zurück zu Cyberlife geschickt, damit ich deaktiviert werde. Geben Sie mir fünf Minuten, mehr brauch ich nicht", bat Connor, woraufhin Hank nachzudenken schien.

,,Der Schlüssel zum Keller liegt auf meinem Schreibtisch", Hank seufzte und stand auf.

,,Los jetzt, ich kann ihn nicht ewig aufhalten", rief Hank.

I've fallen in Love with you...|Connor X OCWo Geschichten leben. Entdecke jetzt