Kapitel 8

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Ich starrte monoton auf den Kaffeebecher, welcher vor mir auf dem Stehtisch stand. Ich war gerade erst im DPD angekommen und habe gleich den Pausenraum angesteuert, weil ich erstmal einen Kaffee brauchte. Die Nacht ohne Connor war schrecklich, ich habe fast garnicht geschlafen, weil ich die ganze Zeit an gestern denken musste. Werden sie ihn reparieren oder ersetzen?
Ich hoffte eher auf ersteres. Ich konnte kaum noch einen klaren Gedanken fassen, weshalb ich beschloss, zusammen mit meinem Kaffee, zu meinem Platz zu gehen und meiner Arbeit nachzugehen. Ich hoffte, dass mich das etwas ablenken wird.

Ich setzte mich gerade auf meinen Stuhl, als ich Hank erblickte, der genervt auf mich zukam.
„Schon was von dem Plastikhaufen gehört?", fragte er, während er sich auf seinen Stuhl setzte.
„Nein, noch nicht", antwortete ich, meinen Blick auf den Bildschirm gerichtet. Er nickte nur kurz und widmete sich auch schon seiner Arbeit. Ich tat es ihm gleich, um mich etwas abzulenken.

Nach einiger Zeit fand ich einen Fall, den wir besser untersuchen sollten.
„Hank, ich habe was gefunden, was wir uns besser anschauen sollten", sagte ich und mein Blick wanderte automatisch zur Seite. Meine Augen weiteten sich und mir klappte die Kinnlade runter.
„Hallo, mein Name ist Connor. Ich bin der Android von Cyberlife", sagte er, so als wäre es normal wieder hier aufzutauchen, nachdem, was gestern passiert ist.
Ich stand schnell von meinem Stuhl auf und rannte förmlich auf ihn zu. Ich umarmte ihn, doch als ich merkte, dass er die Umarmung nicht erwiderte, löste ich mich von ihm und schaute ihm ins Gesicht. Er musterte mich mit dem gleichen monotonen Gesichtsausdruck, wie bei unserem ersten Treffen. Sein Blick wechselte zu einem fragenden Blick.

„Ist etwas?", fragte er unschuldig.
„Weißt du nichts mehr oder warum verhältst du dich so?", fragte ich ihn.
„Wovon reden Sie, Detektiv?"
Ich schaute panisch zu Hank, der ihn nur mit einem skeptischen Blick musterte.
„Ich vermute, sie haben seinen Speicher gelöscht", sagte er schulterzuckend.
„WAS? DAS KANN NICHT SEIN. DAS KÖNNEN SIE NICHT TUN", schrie ich verzweifelt.
„Anscheinend schon", sagte Hank lässig.

„Ich will Sie ja nicht unterbrechen, aber die Leute von Cyberlife meinten, dass es einfacher wäre meinen Speicher nicht wiederherstellen zu müssen", mischte sich Connor nun ein.
„Bitte was? Einfacher? Die haben sie doch nicht mehr alle", schrie ich immer noch verzweifelt.
Ich schaute zwischen Hank und Connor hin und her, doch keiner der beiden zeigte auch nur den Ansatz einer Reaktion. Ich konnte es nicht fassen. Wieso haben sie das getan? Weil sie meinen, dass es einfacher wäre? Vielleicht haben sie geahnt, dass er ein Abweichler war?

„Wie auch immer. Meintest du nicht, dass du einen neuen Fall für uns hast?", fragte Hank. Ich starrte ihn fassungslos an. Warum musste er genau jetzt das Thema wechseln?
„Ja", sagte ich knapp und versuchte meine Gefühle in den Griff zu bekommen, was nur leider leichter gesagt, als getan war.
„Ein Mord. Ein Mann hat seinen Nachbarn tot in seinem Haus gefunden und der Hauptverdächtige ist sein Hausandroid", fügte ich hinzu.
„Dann sollten wir gleich los", sagte Hank.
„Ja, aber lass mich noch meinen Kaffee austrinken", sagte ich genervt.

Wir kamen, nach einer ungefähr 15 minütigen Autofahrt, am Tatort an und wurden, wie gewohnt, von eine Polizisten empfangen.
Er führte uns zu der Leiche und erzählte uns nochmal, was passiert ist, da ich das aber schon wusste, hörte ich nicht wirklich zu. Ich dachte die ganze Zeit daran, dass Connors Speicher nicht wiederhergestellt wurde. Ich meine, ich bin froh, dass sie ihn überhaupt repariert haben, aber ohne seine Erinnerung brachte es nichts. Es war genauso, als ob er nicht mehr da wäre. Aber es musste doch einen Weg geben, um seine Erinnerung wiederherzustellen, die Frage ist nur wie?

„Jesus, Connor, kannst du das nicht mal lassen?", rief Hank und holte mich damit wieder zurück in die Realität. Er war wieder dabei das Blut zu analysieren, indem er es ableckte. Ich verzog leicht angewidert das Gesicht, sagte aber nichts, weil ich wusste, dass das sowieso zu nichts führen würde.
Stattdessen schaute ich mir den Tatort an und fand einige interessante Dinge, wie zum Beispiel Red Ice, ein Küchenmesser, vermutlich die Tatwaffe, und einen ziemlich alten und zerfallen Schrank.

Gerade, als ich mir den Schrank genauer ansehen wollte, kam Connor zu mir.
„Der Android hat seinen Besitzer an den Schrank gedrückt, um ihn zu würgen, da der Besitzer sich aber gewehrt hat, sieht man eindeutige Kampfspuren am Schrank", sagte er und hielt kurz inne.
„Danach hat der Android mit dem Küchenmesser auf seinen Besitzer eingestochen. Er konnte sich nicht mehr wehren" fuhr er fort.
„Das macht Sinn", sagte ich nickend.
„Der Android hat sich, nach dem Tod seines Besitzers, einen kleine Schnittwunde zugezogen und Thirium verloren, das heißt, dass wir einen hohe Chance heben ihn zu finden", beendete er schließlich seine Erklärung.
„Dann such ihn mal", sagte ich und er ging auch gleich los. Er schien den Thiriumspuren zu folgen, die wir Menschen mit dem bloßen Auge nicht sehen konnten.

Er ging in Richtung Küche und zu einem Vorhang, hinter dem sich vermutlich eine Art Abstellkammer befindet. Er blieb vor der Abstellkammer stehen und schob den Vorhang zur Seite, woraufhin er von einem Androiden umgeschupst wurde.
Der männliche Android wollte gerade weglaufen, doch ich stellte mich ihm in den Weg. Ich wusste, dass ich ihn nicht lange aufhalten kann. Er wollte auf mich einschlagen, aber ich konnte dem Schlag gerade noch Geschickt ausweichen.
Gerade, als er erneute zum Schlag ausholte, kam Connor von hinten und riss ihn von mir runter.
Kurz darauf kamen einige Polizisten und nahmen ihn mit sich, was allerdings nicht so einfach aussah.

„Danke Connor. Noch einen Schlag hätte ich nicht abblocken können", sagte ich luftschnappend.
„Sie brauchen sich nicht zu bedanken, Detektive. Das ist meine Aufgabe", entgegnete er kalt. Ich drehte mich, kopfschüttelnd über sein Verhalten, um und ging zu Hank. Was hatte ich denn auch erwartet?

„Weißt du, wo Connor heute Nacht bleibt?", fragte ich Hank.
„Ähm, ich dachte er geht wieder mit zu dir", antwortete er verwirrt.
„Warum eigentlich immer ich, huh?", fragte ich vorwurfsvoll.
„Vielleicht, weil ich ihn in seine Einzelteile zerlegen würde?"
Na toll. Jetzt sollte ich den emotionslosen Connor mit zu mir nach Hause nehmen? Was hab ich ihm denn getan, dass er mir das antut?

Ich war so sehr in Gedanken vertieft, dass ich nicht bemerkt hebe, wie sich Connor neben mich gestellte hat.
„Ich habe gehört, dass ich mit zu ihnen soll", sagte er. Ich schaute ihn allerdings nur an und ging zu meinem Auto, um nach Hause zu fahren. Connor folgte mir und setzte sich auf den Beifahrersitz.
„Wir können los", meinte er, was mich reizte.
„Ich würde dir empfehlen, nicht mit mir zu reden, denn sonst könnte es sein, dass ich dich gleich auseinandernehme",sagte ich.
Mich regte seine gefühllose Art, die er schon den ganze Zeit draufhatte, auf.

I've fallen in Love with you...|Connor X OCWo Geschichten leben. Entdecke jetzt