10. Doch kein Idiot?

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„Ja und als ich aufgewacht bin, warst du schon weg", beendete er seinen Bericht. Ich atmete tief durch und war echt froh, dass er mich nicht sehen konnte.
„Du hattest Recht", platzte es nach einer Weile aus mir heraus. „Was?" Das war vermutlich nicht die Reaktion, die er erwartet hatte. „Damit, dass ich mich selbst abgefüllt habe. Das stimmt. Ich wollte mich von dir um den Finger wickeln lassen und Spaß haben, aber ich habe dich für einen Idioten gehalten, deshalb hab ich so viel getrunken. Ich mache dir auch keinen Vorwurf, dass du mich ausgenutzt hättest oder so. Ich bin selbst für mein Verhalten verantwortlich und ich habe den Kuss selbst initiiert." Ich wusste nicht, warum ich ihm das sagte. Irgendwie war ich echt überrascht, dass er sich so Gedanken gemacht hatte. Außerdem hatte er sich anscheinend echt gut um mich gekümmert, als ich nichts mehr auf die Reihe bekommen hatte. Vielleicht war er doch nicht ganz so ein großer Idiot, wie ich immer gedacht hatte. Die Gefühle anderer waren ihm nicht egal. Natürlich hätte er mir gerade sonst was erzählen können, aber ich glaubte ihm, dass er besorgt gewesen war.
„Und?", fragte er plötzlich und schien auf einmal etwas näher zu sein. „Hattest du Spaß?" Ich nickte, obwohl er das nicht sehen konnte. „Ja." Eigentlich wollte ich selbstbewusst klingen, doch es kam nur ein Flüstern aus mir heraus. Er schien nun direkt vor mir zu stehen, denn ich spürte die Wärme und den Geruch, die von ihm ausgingen. Auf einmal beugte er sich vor, sodass seine Wange meine berührte und raunte mir in Ohr: „Dann ist ja gut. Ich nämlich auch." Wieder überkam mich eine Gänsehaut, ich konnte einfach nichts dagegen tun. Zabini zog sich zurück und entfernte sich von mir, doch ich hielt ihn zurück. Ich konnte ihn nicht schonwieder gewinnen lassen. Diesmal würde ich es sein, die ihn sprachlos dastehen ließ und nicht andersrum.
Ich zog ihn wieder zu mir und küsste ihn, nicht lange, aber intensiv. Dann ließ ich von ihm ab und ging hinaus. „Ach Zabini?", sagte ich noch, bevor sich das Portrait wieder schoss. Das Licht aus dem Hauptgang schien auf sein überraschtes Gesicht. „Vielleicht bist du ja doch nicht so ein großer Idiot, wie ich dachte." Damit verschwand ich mit einem siegessicheren Lächeln. Dieser Punkt ging eindeutig an mich, ich hatte meine Macht zurück.

Zurück im Gemeinschaftsraum, dachte ich jedoch schon wieder komplett anders über diese Aktion. Was hatte ich mir nur dabei gedacht?
„Ich hab ihn geküsst!", platzte es aus mir heraus, sobald ich durch die Tür zu unserem Schlafsaal gestürmt war. Zum Glück waren nur Rose und Claire anwesend, wie ich hinterher feststellte.
„Caleb?!" und „Warum das denn?!", fragten sie irritiert. „Nein! Nicht Caleb, Zabini." „Bitte was?! Wie kam es denn dazu? Was haben wir verpasst?" Claire wurde richtig aufgeregt, während Rose mich nur fragend ansah.
Ich fasste kurz zusammen, was sich ereignet hatte, seit sie mich mit Caleb alleine gelassen hatten.

„Und warum zum Henker hast du ihn dann geküsst? Nur weil er vielleicht doch nicht so ein großer Idiot ist, heißt das ja nicht gleich, dass ihr jetzt zusammen sein müsst oder sowas. Ich blicke nicht durch." Claire sah mich verwirrt an. „Wir sind doch nicht zusammen, nur weil ich ihn geküsst habe, Merlin nein!
Ich weiß nicht, ich wollte schätze ich einfach irgendwie Macht über die Situation haben. Die ganze Zeit über hatte er die Zügel in der Hand, aber diesmal habe ich bestimmt, wo es langgeht. Ich glaube aber, dass ich uns in eine ganz blöde Richtung gelenkt habe. Oh Mann ey, ich hätte es einfach dabei belassen sollen! Jetzt ist alles nur noch schlimmer..." Ich schlug mir mein Kissen ins Gesicht und versteckte mich dahinter. Warum, warum, warum?
„Warum sagst du ihm nicht einfach, dass da zwischen euch nichts ist? Ihr macht noch die Gruppenarbeit in Zaubertränke fertig und danach müsst ihr nichts mehr miteinander zu tun haben", schlug Rose vor. „So einfach ist das nicht, Rose", brummte ich in mein Kissen, nahm es dann aber lieber weg. Die beiden sollten schließlich verstehen, was ich sagte. „Ich ziehe diesen Kerl magisch an. Er ist überall! Wahrscheinlich taucht er heute Nacht sogar in meinen Träumen auf!" „Du stehst auf ihn", stellte Claire fest. Panisch sah ich sie an. „Was? Nein!" Sie zog eine Augenbraue hoch. Warum konnte das jeder außer mir? Unfair! „Na gut, ich finde ihn heiß. Das ist aber auch schon alles." „Wenn du meinst..." Was sollte das denn jetzt heißen? „Naja, du findest ihn anziehend und du hast Spaß mit ihm. Vielleicht entwickelt sich da ja was...", stimmte Rose Claire bei. „Ihr seid doch verrückt! Er ist immer noch ein Idiot. Nur halt kein ganz so großer..."

„So, ich bin also nicht ganz so ein großer Idiot, wie du dachtest, hm?", raunte Zabini, sobald ich mich am Montagmorgen in Zaubertränke neben ihm fallen ließ. Ich wollte genervt die Augen verdrehen und ihn ignorieren, so wie ich es mir vorgenommen hatte, aber stattdessen grinste ich ihn an. „Vielleicht."
So sehr ich mir ich auch einredete, dass mich diese ganze Zabini-Geschichte nervte, sie tat es eigentlich überhaupt nicht. Ich liebte es, dieses Spiel zu spielen, dass zwischen uns lief. Wer hat die Oberhand über den anderen und wie weit können wir es treiben, bis die körperliche Anziehung Oberhand über uns nimmt?
„Und du bist eine nicht ganz so schwer zu knackende Nuss, wie ich dachte." Überrascht sah ich ihn an. „Du vergleichst mich mit einer Nuss?" Natürlich wusste ich genau, was er meinte, doch ich wollte mehr aus ihm herauskitzeln. „Ich habe dich durchschaut, Weasley", erklärte er. „Ach ja?" Ich wollte eine Augenbraue hochziehen, aber wahrscheinlich zog ich mal wieder nur beide in die Höhe.
Er beugte sich zu mir und raunte mir ein „Ja" ins Ohr. Dann lehnte er sich wieder in seinem Stuhl zurück. „Ich beweise es dir. Komm einfach heute Abend ins Vertrauensschüler-Bad!", sagte er so leise, dass auch wirklich nur ich es hören konnte. „Keiner von uns beiden ist Vertrauensschüler", stellte ich fest. Zabini zuckte nur mit den Schultern und grinste. In dem Moment begann der Unterricht und unsere Konversation war beendet.

Wir waren tatsächlich ein gutes Team, während wir unseren Trank brauten. Es war, als wären wir alte Freunde, die schon jahrelang zusammenarbeiteten. Am Ende bekamen wir für den Trank und unseren Aufsatz tatsächlich auch ein Ohnegleichen.
Begeistert über dieses Ergebnis hielt ich Zabini die Hand hin und er schlug grinsend ein. „War doch eine gute Idee von mir, Grayson vorzuschlagen, uns alphabetisch zuzuordnen, oder?" Meine Kinnlade viel herunter. „Bitte was?" Doch er zwinkerte nur, stand auf und verließ den Klassenraum. Er hatte doch nicht etwa...? Nein, das hätten Rose und Claire mir gesagt. Zabini hatte mich wahrscheinlich einfach nur reingelegt. Idiot!, dachte ich, doch lächelte dabei.

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Hallo ihr Lieben,
ich hoffe ihr hattet frohe Weihnachten und genießt die Feiertage! Wie gefällt euch die Geschichte bis jetzt? Lasst gerne ein Kommentar da!
LG

Dieses Spiel zwischen unsWhere stories live. Discover now