35. Herzlicher Empfang

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„Oh wow" Diese Einblicke in Kyles Kindheit verschlugen mir die Sprache. Auch wenn es nur drei kurze Momente gewesen waren, waren sie unglaublich aussagekräftig. Zwar fehlten mir eine Menge Informationen, doch ich konnte mir die Zusammenhänge ungefähr erschließen. Die Zabinis schienen eine glückliche Familie gewesen zu sein, doch dann war scheinbar etwas mit Mrs. Zabini passiert und es hatte Mr. Zabini wahrscheinlich das Herz gebrochen, weshalb er jetzt so kühl war. Sie war doch nicht etwa gestorben? Das würde zumindest erklären, warum Kyle sie nie erwähnt hatte, doch ich hoffte es nicht. Ganz fest drückte ich seine Hand, die ich irgendwie immer noch oder schon wieder hielt, und sah ihn mit glasigen Augen an.

„Sie war Aurorin", begann Kyle zu erzählen und schluckte schwer. „Ich hatte eine richtig schöne Kindheit, meine Eltern waren echt super. Als ich neun war, wurde Mom allerdings bei einem Einsatz von einem unbekannten Fluch getroffen und hat den Verstand verloren. Alle möglichen Heiler haben versucht, sie wieder hinzubekommen, aber keiner hat es geschafft. Sie wohnt jetzt in einem Heim, wo sie betreut wird. Meistens ist sie nur ein bisschen verwirrt, aber sie hat auch richtig schlimme Tage, an denen sie sich sogar selbst verletzt. Zum Glück gibt es aber auch manchmal gute Zeiten, da ist sie ganz normal und darf sogar für ein paar Tage zu uns nach Hause kommen. Dann ist es fast wieder so wie früher. Aber immer, wenn es Mom nicht gut geht und sie Rückschläge hat, dann bricht es Dad erneut das Herz. Er kommt einfach nicht mit dem Verlust unserer kleinen heilen Welt und seiner großen Liebe klar. Ich schätze der Fluch hat nicht nur Moms Psyche zerstört, sondern auch Dads Herz. Ich kann es ihm nicht verübeln, er hatte schon so eine schwere Kindheit und Jugend mit Todessern als Eltern und dem Krieg und dann denkt er jetzt ist endlich alles gut, er lebt mit seiner Frau und seinem Kind in einer friedlichen Welt, bis ihm das auch noch weggenommen wird. Wer würde da nicht verzweifeln? Ich weiß, dass er es nicht böse meint, doch es ist trotzdem schwer für mich, wenn er so kalt zu mir ist."

„Das tut mir so leid, Kyle!" Ich zog ihn zu mir und nahm ihn in die Arme. Eine Weile hielten wir uns einfach nur fest. Dann setzte er sich neben mich auf das Bett und gab mir einen Kuss auf die Stirn. „Ist schon gut." „Ich kann verstehen, dass du nicht darüber reden wolltest", murmelte ich. „Trotzdem hätte ich dich nicht anschreien dürfen", wiederholte er nochmals. „Es tut mir wirklich, wirklich leid." „Entschuldigung angenommen", sagte ich und drehte lächelnd meinen Kopf zu ihm. Er verstand die Einladung und zögerte keine Sekunde, seine Lippen auf meine zu legen. Gott, hatte ich das vermisst! Ich schmiegte mich enger an ihn und erwiderte den Kuss gierig. Bevor wir hier allerdings Dinge taten, die uns lebenslang Krankenflügel-Verbot einbringen würden, löste Kyle sich wieder von mir. „Aber jetzt mal ehrlich, Roxy", sagte er grinsend. „Dich anschreien ist eine Sache, aber du hättest dich doch nicht vergiften und drei Wochen im Koma liegen müssen, um dich an mir zu rächen. Weißt du eigentlich, wie sehr ich gelitten habe?" Er zog eine Grimasse. „Ich weiß eben, wie man eine gute Show abliefert", erwiderte ich schulterzuckend. „Mach das jah nie wieder!", ermahnte er mich und küsste mich dann erneut.

„Das muss ich nicht, wenn wir ab jetzt immer über alles reden." „Das werden wir!", versprach er. „Von mir aus jetzt gleich. Sei gewarnt, Roxanne Weasley, ich werde dir mein komplettes Herz ausschütten." Ich lachte und schlug ihm spielerisch auf die Brust. „Na dann los, du Drama Queen!" „Wer ist hier die Drama Queen?", fragte er und zog eine Augenbraue hoch. Dafür streckte ich ihm nur die Zunge raus. Und dann begannen wir zu reden. Über Kyles Kindheit, über seinen Dad, über seine Mom. Über meine Kindheit. Über die Unterschiede und Gemeinsamkeiten. Über die erste große Liebe und vergangene Beziehungen. Über uns. Über Zukunftspläne und Träume. Wir redeten und redeten und redeten, bis ich spät in der Nacht schließlich auf seiner Brust einschlief.

„Schwesterchen!" „Cousinchen!" Schwungvoll ließen sich Fred und James, jeder auf einer Seite, am Fußende auf mein Bett fallen und verfehlten dabei nur knapp meine Füße, die ich zum Glück angezogen hatte. „Wir dachten, wir schauen mal vorbei und sagen dir, dass wir froh sind, dass du noch lebst." Unschuldig grinsten die beiden mich an. „Ach wie nett von euch, dass ihr auch mal vorbeikommt!", erwiderte ich augenverdrehend. Als mein Bruder und mein bester Freund Schrägstrich Lieblingscousin hätten die beiden sich ruhig mal ein bisschen früher blicken lassen können. Gut, gestern waren erst Rose und Claire und danach Kyle hier gewesen, aber trotzdem. „Wir haben Bertie Botts Bohnen mitgebracht", meinte James mit einem entschuldigenden Grinsen und zog eine Tüte hervor. Misstrauisch begutachtete ich die Süßigkeiten. „Sagt mir nicht, ihr habt herausgefunden, woran man die Geschmacksrichtung erkennen kann, und das sind die schlimmsten, die ihr finden konntet..." „Schön wär's!" Fred seufzte theatralisch, bevor er James die Tüte abnahm, aufriss und sich eine ganze Hand voll stibitzte. „Hey! Ich dachte die wären für mich gedacht", beschwerte ich mich und nahm ihm die Tüte weg. Trotzdem wartete ich vorsichtshalber ab, bis er ein paar gegessen hatte, bevor ich selber welche nahm. Da er nur bei drei Stück angewidert den Mund verzog, traute ich mich dann auch eine zu essen. Erdbeergeschmack, Glück gehabt!

„Und, was habe ich so alles verpasst?" „Wir haben Peeves grün gefärbt!", berichtete Fred strahlend. „Bitte was?" Ich brach in prustendes Gelächter aus. Das hätte ich nur zu gerne gesehen. „Ja, das war echt geil! Und wir haben Ravenclaw beim letzten Quidditchspiel besiegt", ergänzte James stolz. „Glückwunsch!" „Oh und Mom und Dad waren hier", fiel Fred noch ein. „Wirklich?" „Ja, gleich nach dem Unfall. Sie haben nach dir gesehen und mit Poppy und Neville gesprochen." „Da dürfen meine Eltern mich einmal in Hogwarts besuchen und ich liege im Koma...", beklagte ich mich. Das war doch unfair. Nur zu gerne würde ich mal eine Tour durch Hogwarts' Geheimgänge mit Dad machen und alte Geschichten, Tipps und Tricks von ihm hören. „Sei froh, dass du nicht wach warst. Die sind vor Sorge um dich gestorben. Ich habe ihnen gleich gestern geeult, dass du wieder gesund und wach bist."

Ich unterhielt mich noch eine Weile mit den beiden, bis sie von Rose und Claire abgelöst wurden und danach kam Kyle. Generell sorgten meine Freunde die vier Tage, die ich noch im Krankenflügel bleiben musste, dafür, dass ich so gut wie nie alleine war. Da ich nur im Bett rumliegen konnte und nicht so der Fan von lesen war, wäre ich sonst auch vor Langeweile gestorben. Am Freitag wurde ich dann endlich entlassen.

Ich hätte wissen müssen, dass irgendwas im Busch war, wenn ausgerechnet Fred und James diejenigen waren, die mich abholten und in den Gemeinschaftsraum begleiteten. Allerdings machte ich mir keine Gedanken drüber und kletterte ahnungslos durch das Portraitloch. Verwundert stellte ich fest, dass es im Gemeinschaftsraum stockdunkel war. „Fred? James? Was ist hier los?", fragte ich und tastete nach den beiden, doch ich konnte sie nicht finden. Auf einmal ging das Licht wieder an und eine Menge Leute sprangen hinter den Sofas und Sesseln hervor. „ÜBERRASCHUNG!" Vor Schreck kreischte ich auf und hielt mir die Hand aufs Herz. „Merlin Leute, soll ich an einem Herzinfarkt sterben, nach dem ich den Mist überlebt habe?", fragte ich dann scherzhaft, als ich mich wieder beruhigt hatte. Gelächter brach aus und einzelne Leute kamen vor, um mich zu umarmen. Irgendwer spielte magisch verstärkte Musik ab und Fred begann Butterbierflaschen zu verteilen, mit denen wir anstießen. „Willkommen zurück unter den Lebenden, Roxy!"

Auch wenn ich inzwischen vier Wochen lang fast nur rumgelegen hatte und mich daher schon der Gang zum Gemeinschaftsraum eine Menge Kraft gekostet hatte, stürzte ich mich ins Getümmel. Alle waren da: meine Freunde, Cousins und Cousinen, halb Gryffindor, auch ein paar Leute aus anderen Häusern, wie Ari und Brianna, und natürlich Kyle. Ich freute mich so sehr über diesen herzlichen Empfang und natürlich darüber, endlich mal wieder was zu erleben. Immerhin hatte ich allen Grund zu feiern, schließlich hatte ich gerade eine gefährliche Vergiftung und drei Wochen Koma überlebt und hatte mich außerdem wieder mit Kyle versöhnt. Unsere Beziehung war jetzt viel stärker als zuvor.

„Naaa" Zwei Starke Arme legten sich von hinten um meine Taille. Wenn man vom Teufel sprach, beziehungsweise dachte... Lächelnd drehte ich mich zu Kyle um und legte meine Arme um seinen Hals. „Na" „Bin ich froh, dich wieder auf den Beinen zu sehen", murmelte er. „Hätte ich gewusst, dass ich so empfangen werde, hätte ich mich etwas schicker gemacht", meinte ich grinsend. Ich trug immerhin nur eine Leggins und ein viel zu großes T-Shirt von Kyle. „Du siehst auch so supersexy aus", erwiderte er zwinkernd und gab mir einen Kuss. Eng umschlungen begannen wir uns im Takt der Musik zu bewegen. Es fühlte sich so an, als wäre endlich alles perfekt. 


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Da ist es, das letzte Kapitel - das Happy End.
Ihr Lieben,
ich bin so gespannt, was ihr von der Geschichte haltet! Natürlich kommt noch ein Epilog, aber lasst mir gerne schon mal eure Meinung da. Was sagt ihr zu Kyles Geschichte? Seid ihr froh, dass die beiden jetzt endlich alle Hindernisse aus dem Weg geräumt haben?
Ich weiß, dass die Story nicht perfekt ist und ich noch Verbesserungspotenzial habe, aber ich bin stolz auf mich, dass ich sie jetzt endlich zu Ende gebracht habe. Lasst gerne auch konstruktive Kritik und Verbesserungsvorschläge da.
Den Rest hebe ich mir für das endgültige Nachwort auf (;
Habt ein schönes Wochenende!
LG Ari

Dieses Spiel zwischen unsWhere stories live. Discover now