17. Ravenclaw - Slytherin

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Heute war das Quidditch-Spiel Ravenclaw gegen Slytherin und obwohl wir beide nicht die allergrößten Fans waren, hatte Shawn mich gefragt, ob wir es uns gemeinsam ansehen würden. Es war eigentlich eh Tradition, dass sich alle Schüler die wichtigen Häuser-Spiele ansahen. Allerdings würde ich normalerweise mit Rose und Claire in einem neutralen Rang sitzen, während ich nun zwischen lauter Ravenclaw Fans saß. Shawn hatte mir spaßeshalber seinen Schaal gegeben, damit ich als Gryffindor nicht so auffiel.

Bevor das Spiel losging, liefen noch einige Schüler auf der Suche nach einem Platz an uns vorbei. Einer von ihnen war Caleb. „Roxy?", fragte er überrascht als er mich erblickte und blieb direkt vor mir stehen. Für einen Moment war sein Blick hoffnungsvoll, doch dann entdeckte er Shawn neben mir. „... und Blackstone." Sofort verdüsterte sich sein Blick wieder.

Verwirrt sah ich zwischen den beiden hin und her. Caleb starrte Shawn wütend an und Shawn erwiderte seinen Blick herausfordernd. Anscheinend konnten sich die beiden nicht so gut leiden. Ich hatte ein ungutes Gefühl in der Situation, weshalb ich beruhigend dazwischen ging. „Hi Caleb, schön, dich zu sehen!", sagte ich und lächelte leicht. Er unterbrach den Blickkontakt und schaute kurz zu mir. Dann lief er, ohne ein weiteres Wort zu sagen, weiter. Komisch...

„Was war das denn gerade?", fragte ich, sobald Caleb außer Reichweite war. In diesem Moment flogen allerdings schon die Spieler aufs Feld und es brach tosender Applaus aus. „Später!", meinte Shawn daher nur.

Das Spiel wurde angepfiffen und ging los. Beide Teams waren gut drauf und übernahmen abwechselnd die Führung.

„Uuuuund Treffer! Das war ein herausragendes Tor von Stanson! Es steht jetzt 40 zu 30 für Ravenclaw!", rief Lea Steen, die das Spiel kommentierte, durch das Megafon. Um mich herum tobte die Menge und auch ich applaudierte fröhlich.

Im Grunde genommen war es mir egal, wer gewann. Einerseits spielte Albus in der Mannschaft von Slytherin und ich freute mich natürlich für ihn, wenn er gewann, aber andererseits war Ravenclaw Shawns Team und ich freute mich auch mit ihm.

Nach circa 90 Minuten führte Slytherin mit 100 zu 70 und die Schüler um mich herum waren schon alle etwas schlecht drauf, als plötzlich die Jagd um den Schnatz losging. „Da! Es sieht so aus, als hatte Finton den Schnatz entdeckt, aber auch Potter ist aufmerksam geworden. Er schießt wie der Blitz hinter Finton her, gleich hat er sie eingeholt. Der Schnatz ist gut drauf heute, er lockt die beiden im Zick Zack übers Feld. Jetzt sieht es so aus, als hätte Potter die Nase vorne.

Doch was ist das? Die Mannschaft von Ravenclaw gibt noch einmal alles und will noch die Punkte ausgleichen, bevor das Spiel vorbei ist und... Oh Merlin! Zabini wurde volle Kanne von einem Klatscher getroffen!" Erschrocken sprang ich auf und schlug mir die Hand vor den Mund. Ich hatte es nicht genau sehen können, doch der Klatscher hatte Kyle sehr nah am Kopf getroffen. Für einen kurzem Moment nahm ich nichts mehr um mich herum wahr, weder Steens Kommentar noch die entsetzten Aufrufe anderer Schüler und auch nicht, was der Schiedsrichter entschied. Ich hörte nur Kyles Schmerzensschrei in meinem Kopf widerhallen.

Doch dann zog Shawn mich wieder nach unten auf die Bank und legte seinen Arm um mich. „Dem ist schon nichts passiert! Das ist nun mal so beim Quidditch." Ich nickte nur. Hoffentlich war es wirklich nichts Schlimmes!

Kyle konnte nicht weiterspielen, sondern wurde zum Krankenflügel gebracht. Albus hatte der Vorfall etwas aus der Bahn geworfen, sodass es nach unendlich langen 20 Minuten Finton, der Sucherin von Ravenclaw, gelang, den Schnatz zu fangen und somit den Sieg für Ravenclaw zu ergattern.

Die Ravenclaw-Schüler um mich herum freuten sich mächtig und waren in Party-Laune, doch ich war mit meinen Gedanken ganz wo anders. Auch Shawn hatte gute Laune. „Das war doch mal ein spannendes Spiel!" „Nur das Foul hätte nicht sein müssen", erwiderte ich. „Deshalb spielen wir beide ja kein Quidditch. Na komm, lass uns feiern!" Ich lächelte Shawn an, doch es fühlte sich gezwungen an. Mir war nicht nach Party zu mute.

Wir ließen uns von der Menge in Richtung Ausgang führen.

In dem Gedränge von Schülern, die vom Quidditchfeld zum Schloss liefen, entdeckte ich plötzlich Lily. „Ich geh kurz meine Cousine was fragen!", rief ich Shawn zu und löste mich aus seinem Arm. Er wollte mir noch einen Kuss auf die Wange geben, doch ich achtete nur darauf, dass ich Lilys roten Haarschopf nicht aus den Augen verlor. Ich machte mich von Shawn los und drängelte mich durch die Schülermenge, bis ich sie erreicht hatte.

„Lily!" Ihr Blick ging suchend durch die Menge, bis sie mich entdeckte. „Roxy!" Sie streckte mir ihre Hand hin, die ich sofort ergriff und zog mich kommentarlos durch die Menge. Wahrscheinich wusste sie genau, was los war.

Im Schloss angekommen, verteilten sich die Schüler langsam.

Wir lösten uns aus der Masse und rannten nun los in Richtung Krankenflügel. Wir waren die ersten die dort ankamen.

Bevor Lily die große Tür aufstoßen konnte, hielt ich sie jedoch zurück. „Warte mal, Lily! Ich... Also ich meine... Wir sind gerade eigentlich zerstritten und... Naja, könntest du vielleicht alleine reingehen und mir sagen, wie es ihm geht?" „Kann ich machen", meinte sie und setzte wieder an, die Tür zu öffnen, doch dann drehte sie sich nochmal um. „Aber Roxy? Du hast anscheinend immer noch Gefühle für ihn und ich möchte, dass du weißt, dass Kyle ein guter Kerl ist. Du solltest nicht alles glauben, was du hörst." „Das Problem ist, dass ich es mit eigenen Augen gesehen habe, Lils", erwiderte ich. „Außerdem habe ich keine Gefühle für ihn! Ich gehe jetzt mit Shawn aus." Lily sah so aus, als wollte sie darauf noch etwas sagen, doch dann entschied sie sich dagegen und betrat den Krankenflügel.

Während ich vor der Tür auf Lily wartete, kam das restliche Slytherin-Team an und stürmte ebenfalls in den Krankenflügel. Die meisten von ihnen beachteten mich gar nicht, doch Albus sah mich mit einem seltsamen Blick an, bevor auch er durch die Tür trat.

In meinem Kopf schwirrten massenhaft Gedanken herum. Warum hatte es mich so aus der Fassung gebracht, das Zabini verletzt wurde? Ich konnte ihn doch eigentlich nicht leiden. Er war doch derjenige, der die ganze Zeit andere verletzte. Natürlich nicht körperlich! Aber waren gebrochene Herzen nicht sogar schlimmer? Die konnte Madame Pomfrey nicht einfach mit einem Trank oder Zauberspruch wieder heilen.

Ich überlegte gerade, ob ich nicht einfach zu Shawn zurückgehen sollte. Der fragte sich sicherlich schon, wo ich blieb. Andererseits feierte der wahrscheinlich gerade mit den anderen seine Mannschaft im Gemeinschaftsraum. In dem Moment kam jedoch Lily aus der Tür.

„Und?" Gespannt sah ich sie an. In ihren Augen schimmerten die Tränen, doch sie lächelte mich an. „Der Klatscher hat seine Schulter zertrümmert, aber zum Glück nicht den Kopf getroffen! Madame Pomfrey hat gesagt, dass sie ihn bis Morgen wieder geheilt hat. Es wird zwar etwas schmerzhaft, aber das steht er schon durch." Erleichtert atmete ich auf. „Willst du kurz zu ihm? Ich glaube er schläft gerade eh." Ich schüttelte den Kopf. „Lieber nicht. Es ist doch gerade die ganze Mannschaft bei ihm. Komm, lass uns zurück zum Gemeinschaftsraum gehen!"

Wir liefen schweigend nebeneinander her, jeder hing seinen eigenen Gedanken nach. „Du Lily?", durchbrach ich schließlich kurz vor dem Gemeinschaftsraum die Stille. „Ja?" „Kyle hat mich ziemlich verletzt. Ich weiß überhaupt nicht, warum ich gerade mit beim Krankenflügel war. Mir wäre es lieber, wenn wir einfach nicht mehr darüber sprechen, okay?" Sie zögerte. „Wie du willst", antwortete sie dann. „Aber du sollst wissen, dass ich wirklich viel von Kyle halte. Es ist deine Entscheidung und ich will mich gar nicht einmischen, aber vielleicht solltest du nochmal darüber nachdenken, ob du nicht doch noch mal mit ihm redest." „Mal schauen", sagte ich, um sie nicht zurückzuweisen. Ich glaubte jedoch nicht, dass ich das tun würde. Taten sagten immerhin mehr als Worte. Diese Chance hatte er sich einfach verspielt.

Wir betraten den Gemeinschaftsraum und ich setzte schnell ein Lächeln auf. 

Dieses Spiel zwischen unsWhere stories live. Discover now