34. In der Vergangenheit

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Hi! Ach Mann, ich bin in letzter Zeit aber auch echt schlecht mit dem regelmäßig Updaten... Naja, zwei Kapitel noch, dann sind wir am Ende. Eigentlich möchte ich immer abends posten, aber da bin ich in letzter Zeit immer beschäftigt, deshalb gibts jetzt ein Kapitel am Montag Mittag. Habt einen schönen Start in die Woche, viel Spaß beim Lesen und lasst mir gerne mal wieder eure Meinung da!
LG Ari (:

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Ich wusste nicht, was ich denken sollte. Einerseits freute ich mich darauf, Kyle endlich wieder zu sehen. Auch wenn der Unfall für mich quasi gestern gewesen war, spürte ich, dass ich ihn ewig nicht gesehen hatte. Andererseits hatte ich Angst davor ihn wiederzusehen. Was, wenn ich ihm wirklich nicht wichtig war? Hatte er das beim Streit ernst gemeint? War ich denn überhaupt noch seine Freundin? Aber Rose hatte ja gesagt, dass er jeden Tag bei mir gewesen war. Dann musste ich ihm doch etwas bedeuten, oder? Er würde doch nicht einfach allen etwas vormachen, nur um noch etwas länger mit spielen zu können. Aber dass er nicht mit mir spielte, hatten wir doch eigentlich schon längst geklärt. Ich hatte immerhin auch Vertrauen in ihn aufgebaut. Bevor ich zu einem Schluss kam, öffnete sich bereits die große Flügeltür und Kyle betrat den Krankensaal. Zielstrebig kam er in meine Richtung und lächelte erleichtert als er sah, dass ich wohl auf war.

Vor meinem Bett blieb er dann allerdings unschlüssig stehen. „Roxy..." „Hi", murmelte ich. Kyle kratzte sich nervös am Nacken. „Ich hatte drei Wochen lang Zeit um mir die Worte zurechtzulegen, aber jetzt weiß ich nicht, wie ich anfangen soll." Ohne dass ich es wollte, bildete sich ein Lächeln auf meinen Lippen und ich deutete ihm, sich auf den Hocker neben mir zu setzen. Etwas Erleichterung huschte über seinen Blick und er traute sich, nach meiner Hand zu greifen, während er sich den Hocker heranzog. „Es tut mir so leid, Roxy, wirklich! Ich wollte das nicht", begann er dann. „Du hattest Recht. Also nicht damit, dass du mir nicht wichtig bist, sondern damit, dass man in einer Beziehung miteinander redet. Ich war einfach ein Idiot." „Aber warum hast du dann sowas gesagt?", fragte ich und biss mir auf die Lippe. „Ich hab mich irgendwie bedrängt gefühlt. Das Ding ist, dass ich dir alles erzählen wollte, ehrlich, aber das hat mir irgendwie Angst gemacht. Du bist die Erste, der ich mich komplett öffnen würde und das obwohl wir erst seit ein paar Wochen zusammen sind. Ich schätze ich konnte einfach nicht mit meinen Gefühlen umgehen. Es tut mir so so leid, was ich zu dir gesagt habe. Ich wünschte, ich könnte es zurücknehmen, aber das geht nicht. Allerdings verspreche ich dir, dass ich dir alles erzählen werde, alles was du wissen willst und mehr, solange du nur meine Entschuldigung annehmen kannst."

„Oh Kyle!" Erleichterung machte sich in mir breit und ich drückte seine Hand. Die Aufrichtigkeit und Reue standen ihm so sehr ins Gesicht geschrieben, dass ich gar nicht anders konnte, als ihm zu glauben. Und zu verzeihen. „Und mir tut es leid, dass ich dich so bedrängt habe." Trotzdem konnte ich mir meine Frage nicht verkneifen. „Bist du denn inzwischen bereit mir zu erzählen, was mit deiner Familie ist?" Ein Grinsen stahl sich auf sein Gesicht. „Ich habe sogar eine bessere Idee!" Für eine Millisekunde dachte ich schon, er würde mir wieder nur ausweichen, doch da zog er eine Pergamentrolle hervor und reichte sie mir. Vorsichtig rollte ich sie auf und entdeckte einen langen Text, geschrieben in Kyles krakeliger Handschrift. Fragend sah ich ihn an. „Ich möchte dir etwas zeigen. Lies einfach! Das wird hoffentlich alles erklären." „Okaaay" Neugierig begann ich die ersten Zeilen zu lesen. Da bemerkte ich einen magischen Strudel, der mich mit sich zog. Für einen Moment spürte ich die Schwerkraft nicht mehr und dann stand ich plötzlich in einem Garten.

Vor Begeisterung musste Kyle lachen. Fliegen fühlte sich einfach so toll an! Auch wenn sein Dad den Besen festhielt, um ihn zu stützen und er nur ein Stückchen über dem Boden war, war es schon das beste Gefühl überhaupt. „Na kleiner Mann, das ist doch was, oder?" „Oh ja!", rief Kyle begeistert. „Kann ich ein bisschen höher, Daddy?" Blaise lachte. „Du bist eindeutig mein Junge! Na schön, aber nur so hoch, wie ich dich halten kann." Vorsichtig hob er den Besen etwas weiter nach oben und der kleine Kyle jubelte. Seine Mutter Jeanine, die die beiden lächelnd von der Terrasse aus beobachtet hatte, kam nun zu ihnen. „Na ihr beiden, was stellt ihr schon wieder an?", fragte sie, doch man konnte hören, dass sie in keinster Weise böse war. „Guck mal, Mommy! Ich kann schon fliegen." Seine Eltern lachten leise. „Sogar ohne Hände!" Vorsichtig löste Kyle seine kleinen Finger von dem Besenstiel und streckte die Arme zu den Seiten aus. Dabei geriet er ein wenig ins Wackeln. „Super mein Großer, aber ich denke das reicht jetzt." Sicherheitshalber hob Blaise seinen Sohn von dem Besen und setzte ihn wieder auf dem Boden ab. „Och Mannoo, ich will aber noch weiter fliegen!", schmollte der kleine Junge.

„Dabei habe ich so leckeren Kuchen gebacken", meinte Jeanine zwinkernd. Sofort hatte sie ihren Sohn wieder fröhlich gestimmt. „Jaaa Kuchen!" Schnell nahm Kyle die Hand seiner Mom und zog sie in Richtung Terrasse. Lachend folgten seine Eltern ihm. Es war ein perfekter Tag im Spätsommer und ihr Familienglück war perfekt. Kyle kletterte eilig auf seinen Stuhl und sah gebannt auf den Tisch. Es gab Apple Pie, seinen Lieblingskuchen. Ungeduldig trommelte er mit den Fingern auf den Tisch. Seine Mom tat ihm ein extra großes Stück auf und gab ihm noch einen Schmatzer auf die Stirn. „Hier mein Liebling, lass es dir Schmecken!" „Und was ist mit mir?", fragte Blaise scherzhaft eifersüchtig. Schnell gab ihm Jeanine ein mindestens ebenso großes Stück und küsste ihn auf den Mund. „Mein anderer Liebling kommt natürlich auch nicht zu kurz." Genüsslich begannen sie den Pie zu essen.

Die Szene verschwamm vor meinen Augen und eine neue bildete sich aus dem Nebel. Ich schien mich nun im Anwesen der Zabinis zu befinden und Kyle und seine Mutter erschienen, nun ein paar Jahre älter.

Unruhig raufte Jeanine sich die Haare. „Wo bin ich, wo bin ich?", murmelte sie und sah nervös umher. „Mom, alles okay?" Besorgt spähte Kyle in das Ankleidezimmer seiner Mutter. Eigentlich durfte er hier nicht rein, doch er spürte, dass etwas nicht stimmte. Beim Anblick ihres Sohnes schrie Jeanine ängstlich auf. „Wer bist du? Wer ist das, Blaise? Wer ist das? Da ist ein Kind!", rief sie panisch und starrte den Jungen mit weit aufgerissenen Augen an. Von dem Lärm angelockt kam Blaise hinzu. „Was ist denn hier los?", fragte er und bemerkte dann den Zustand seiner Frau, die die Arme um den Körper geschlungen hatte und nervös hin und her wippte. „Hey mein Liebling, was ist denn los?" Er wollte sie in den Arm nehmen, doch Jeanine sprang ängstlich weg. Dann verkroch sie sich in einer Ecke des Raumes und murmelte nervös vor sich hin. „Die Trolle kommen. Die Trolle kommen. Sie werden uns alle holen."

Wieder verschwamm die Szene zu einer neuen. Kyle schien nun circa in der Dritten Klasse zu sein und saß seinem Vater an einer langen Tafel gegenüber. Jeanine war nicht dabei.

Vater und Sohn verspeisten stumm ein köstliches Mahl, bis Blaise das Besteck weglegte. Das leichte Klirren wirkte laut wie ein Donnerschlag im stillen Speisezimmer. „Und mein Sohn, wie sind deine Noten dieses Jahr?" Sämtliche Emotion fehlte in seiner Stimme. Kyle räusperte sich nervös und setzte sich etwas aufrechter hin. „Gut", sagte er dann vorsichtig. „Ich habe überall ein Ohnegleichen..." „Sehr schön, sehr schön." Allerdings traute Kyle sich nicht, den Stolz darüber zu zeigen. „... außer in Wahrsagen. Da habe ich ein E." Blaise verzog das Gesicht. „Dass sie diesen Humbug immer noch unterrichten... Auch wenn ich kein Verständnis für dieses sogenannte Fach habe, erwarte ich Bestleistungen von dir, Kyle, in jedem Fach." Damit stand er auf und verließ den Raum.

Wieder erfasste mich der Strudel und zog mich zurück in die Gegenwart. 

Dieses Spiel zwischen unsWhere stories live. Discover now