5. Trank der lebenden Toten

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Die neue Woche startete ich mit dem Vorsatz, keine Gedanken mehr an Zabini und die Party zu verschwenden, was ganz wunderbar klappte...

„Ah, Roxanne, das trifft sich ja wunderbar, dass ich dich hier treffe!" „Morgen Professor Longbottom, was gibt's?" Eigentlich war ich schon spät dran, weshalb mir ein Schwätzchen mit meinem Lehrer gerade gar nicht passte, doch ich hielt natürlich höflich an. „Du, ich bin spät dran für meinen Unterricht. Kannst du mir vielleicht einen Gefallen tun?" „Ähm, ich muss doch auch zum Unterricht?" Fragend sah ich ihn an. „Ach, mach dir darum keine Gedanken. Mir ist es lieber, eine gute Schülerin verpasst ein paar Minuten Unterricht, als eine wildgewordene zweite Klasse stellt mir das Gewächshaus auf den Kopf. Bei wem hast du jetzt Unterricht? Ich werde dich entschuldigen." „Zaubertränke bei Professor Grayson", meinte ich. „Was kann ich für Sie tun?" Erleichtert sah er mich an. „Geh doch bitte in die Eulerei und schick diese beiden Briefe für mich ab. Sie sind nämlich für Harry, Hermine und Ron." „Ach daher weht der Wind!" Grinsend nahm ich die Briefe entgegen.
Professor Longbottom, alias Neville ein guter Schulfreund der drei, kannte meine Familie sehr gut, was auch der Grund dafür war, dass er mich duzte.
„Genau. Danke, Roxanne!" Damit verschwand er auch schon eilig in Richtung der Gewächshäuser. Ich hingegen machte mich etwas entspannter in Richtung der Eulerei, immerhin hatte ich ja nun eine Entschuldigung für meine Verspätung.

Dort angekommen, kam direkt Mr. Redy angeflogen und setzte sich auf meinen ausgetreckten Arm. Er war Freds und meine Eule, seit Fred nach Hogwarts gekommen war. Eigentlich sollten wir keine Haustiere bekommen, doch ich hatte so lange geweint, weil mein Bruder weggehen sollte, dass Dad uns schließlich eine eigene Eule versprochen hatte, um mich zu beruhigen. So konnten ich und Fred uns ganz viele Briefe schreiben und als ich dann auch nach Hogwarts gekommen war, konnten wir unseren Eltern schreiben.
Ich fütterte ihn mit ein paar Eulenkeksen und band ihm die Briefe ans Bein. Draußen flog er dann los und ich machte mich auf den Weg in den Kerker.

Kurz vor dem Klassenzimmer begann ich zu rennen, damit ich so klingen würde, als hätte ich mich beeilt. Ich klopfte kurz an und öffnete dann schwungvoll die Tür. „Entschuldigen Sie die Verspätung, Professor Grayson! Ich sollte etwas für Professor Longbottom erledigen." „Ah Ms. Weasley! Ja, ich weiß Bescheid. Schön, dass Sie nun auch da sind. Wir haben gerade Zweiergruppen für die nächste Aufgabe eingeteilt. Wer erklärt Ms. Weasley die Aufgabe?" Die Professorin sah sich auffordernd im Raum um. Natürlich schoss sofort Rose Arm in die Höhe.
„Ja bitte, Ms. Weasley!" „Wir werden in den nächsten Stunden in Zweierteams den Trank der lebenden Toten brauen. Anschließend sollen wir gemeinsam einen Aufsatz darüber schreiben, welche Vorteile und Gefahren er mit sich bringt und ob er unserer Meinung nach als legal oder illegal deklariert sein sollte. Das Ganze wird benotet. Wir wurden nach dem Alphabet eingeteilt." Bei dem letzten Satz sah sie mich unauffällig mit einem entschuldigen Blick an. Sofort schwante mir Böses. „Vielen Dank, Ms. Weasley. Ms. Weasley, Sie werden die Aufgabe mit Mr. Zabini zusammen bearbeiten. Bitte setzen Sie sich doch." Sie deutete auf den freien Platz neben Zabini.
Wieso, Merlin, wieso?! Ich hatte mir doch vorgenommen, ihn aus meinem Hirn zu streichen und dann sowas? Ich versuchte, mir nichts anmerken zu lassen und ging möglichst selbstbewusst zu ihm. Es machte mich jetzt schon wahnsinnig, wie er lässig dasaß und mich angrinste. Nur widerwillig ließ ich mich auf den Stuhl neben ihm fallen. „Na das nenne ich doch mal einen interessanten Zufall", raunte er, sobald ich neben ihm saß. „Ja, ich freue mich schon wahnsinnig auf unsere Zusammenarbeit!", flüsterte ich ironisch zurück und wendete mich dann Professor Grayson zu, die den Unterricht fortführte.

Die ganze Zeit über kribbelte es in meiner linken Seite, da ich mich von Zabini angestarrt fühlte. Ich versuchte mich so gut es ging auf den Unterricht zu konzentrieren. Als wir dann anfingen, die Zutaten vorzubereiten, wurde ich immerhin etwas lockerer.
„Okay, was fehlt uns jetzt noch? Affodillwurzel, haben wir schon, das auch und das auch alles. Ah, eine Schlafbohne fehlt noch", murmelte Zabini vor sich hin, während er die Zutatenliste durchging. „Ich hole sie schon!", meinte ich und stand schnell auf. Am Zutatenregal stand nämlich gerade Rose und ich wollte die Chance nutzen, kurz mit ihr zu reden.
„Rose!", flüsterte ich. „Roxy! Es tut mir so leid, aber sie ist wirklich einfach nach dem Alphabet gegangen und nach Ro. Weasley kommt natürlich mein S vor deinem X. Wir sind dummerweise eine gerade Zahl, sonst hätten wir beide zusammen machen können." „Jaja, schon gut, du kannst ja nichts dafür. Ich weiß nur nicht, wie ich das aushalten soll, Rosie." „Du schaffst das schon! Wir reden später, ich muss weitermachen." Mit diesen Worten schnappte sie sich noch eine Baldrianwurzel und ging zurück zu ihrem Platz. Ich blieb noch kurz stehen und tat so, als würde ich etwas suchen, dann atmete ich tief durch und ging mit der Schlafbohne zurück zu Zabini.

„Hier ist sie." Schwungvoll ließ ich mich wieder auf meinem Platz nieder. „Das hat aber lange gedauert. Kurze Lagebesprechung mit Ms. Weasley, Ms. Weasley?" Amüsiert blickte er mich an, worauf ich mit einem scharfen Blick reagierte. „Machst du dich etwa gerade über unseren Namen lustig, Zabini?" Sofort hob er abwehrend die Hände. „Natürlich nicht!" „Besser ist!"
Ich wendete mich wieder nach vorn und machte mich daran, die Affodillwurzel in feine Stücke zu hacken. Zabini beugte sich ein wenig zu mir und raunte: „Aber ich bin froh, dass X im Alphabet nach S kommt." Dann zog er sich zurück und begann ebenfalls, die Zutaten zu bearbeiten. Ich hingegen musste die Gänsehaut bekämpfen, die sich in meinem Nacken bildete. Aus dem Augenwinkel konnte ich sehen, dass er zufrieden vor sich hin grinste. Idiot.

Als der Gong zum Unterrichtsende läutete, packte ich schnell meine Sachen zusammen und verließ erleichtert das Klassenzimmer. Draußen lehnte ich mich gegen die Wand und atmete kurz durch, während ich auf Claire und Rose wartete. Ich hätte es keine Sekunde länger neben Zabini ausgehalten. So ungern ich es auch zugab, aber es herrschte schon eine körperliche Anziehung zwischen uns, die ich nicht leugnen konnte. Er sah einfach verdammt gut aus und ich musste immer wieder an die Nacht der Party denken.

Flashback
Kichernd zog Roxanne ihn in einen der Geheimgänge, die sie von ihrem Bruder kannte. Sobald sie in dem dunklen Gang waren, packte er sie an der Schulter und hielt sie zurück. „Was wird das hier, Roxanne? Wo sind wir?" Sie drehte sich um und legte die Arme um seinen Hals. „Da wo uns niemand erwischt", flüsterte sie verführerisch. Dann lehnte sie sich vor und legte ihre Lippen auf seine.
In diesem Moment war es ihr komplett egal, dass sie ihn eigentlich nicht mochte. Sie wusste ja nicht mal, warum sie ihn nicht mögen sollte. Sie wusste nur, dass sie seine weichen Lippen unbedingt noch einmal auf ihren spüren wollte.
Er versteifte sich kurz, doch dann entspannte er sich und erwiderte den Kuss. Sanft, aber bestimmend dirigierte er sie mit dem Rücken gegen die Wand und ließ seine Hände an ihre Taille wandern. Roxanne stöhnte auf, als sie die kalte Mauer in ihrem Rücken spürte und gewährte somit seiner Zunge Einlass. Eine Gänsehaut überzog sie.
Flashback Ende

So dicht bei ihm zu sein, seinen herben Duft ständig in der Nase zu haben, sein Körper zum Greifen nah und doch musste ich mich zusammenreißen und mich immer wieder daran erinnern, dass ich ihn nicht mochte.

Rose und Claire kamen zum Glück vor Zabini aus dem Klassenraum und so konnte sie schnell mit den beiden weggehen.
„Ich glaube ich drehe bald durch", stellte ich fest, sobald wir etwas Abstand zwischen uns und unsere Mitschüler gebracht hatten. „Du tust mir echt leid, Süße!", meinte Claire und legte mitfühlend ihre Hand auf meine Schulter. „Hat er sich denn blöd aufgeführt?" „Eigentlich nicht", seufzte ich. „Er hat nur einen blöden Spruch gebracht und sonst normal mitgearbeitet. Aber er hat mich die ganze Zeit so angestarrt und ich musste immer wieder daran denken, wie wir uns geküsst haben. Ich glaube, er wollte mich ein bisschen provozieren."

Dieses Spiel zwischen unsWhere stories live. Discover now