19. Susans Geständnis

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Albus war bei mir, legte seinen Arm um mich und streichelte mir beruhigend über den Kopf. Hilflos lehnte ich mich an ihn. „Warum?", fragte ich schluchzend. „Warum ich?"

Kurz darauf kamen Rose und Claire zu mir, wahrscheinlich hatte Malfoy sie geholt, denn Zabini war die ganze Zeit aufgeregt vor uns hin und her gelaufen. „Roxy, Süße! Oh Merlin, was ist passiert?" Wortlos stürzte ich mich in die Arme der beiden und überließ Albus die Erklärung.

Sofort erklang eine Salve von Schimpfwörtern und Flüchen. Dann trösteten die beiden mich.

„Komm Süße, lass uns von hier verschwinden!", meinte Rose nach einer Weile. Ich nickte und ließ mich von den beiden wegführen.

„Roxy!", hielt uns Zabini zurück. Mit ein paar Schritten war er bei uns. Notdürftig wischte ich mir die Tränen weg und sah ihn an.

„Es tut mir leid, dass er dir das angetan hat! Ich wünschte, ich hätte es früher verhindern können!" Ich atmete zischend ein. „Das hättest du dir vielleicht überlegen sollen, bevor du mir genau das gleiche angetan hast", sagte ich leise. Dann ließ ich ihn stehen und ging mit Claire und Rose zurück in unseren Schlafsaal.

Am Montag ging es mir schon besser. Auch wenn mein Zusammenbruch schlimmer gewesen war als bei Zabinis Verrat, hatte ich das Gefühl, ich würde schneller darüber hinweg sein. Natürlich war ich unglaublich verletzt von Shawn. Er hatte mir die ganze Zeit über was vorgemacht und meine Gefühle mit Füßen getreten. Das Ding war allerdings, dass ich gar keine Gefühle für Shawn hatte. Ich hatte ihn gemocht, klar, und ich hatte es genossen Zeit mit ihm zu verbringen. Aber wenn ich ehrlich zu mir war, dann hatte ich ihn wirklich nur als Ablenkung genutzt. Genauso gut hätte es jeder andere nette Kerl gewesen sein können.

Den Sonntag hatte ich mir genehmigt, um mich in meinem Zimmer zu verkriechen und mein Selbstwertgefühl wiederaufzubauen. Dabei waren Rose und Claire die beste Hilfe, die ich mir hätte vorstellen können. Sie bauten mich auf, lenkten mich ab, heiterten mich auf, brachten mir Essen und ließen mich in Ruhe, wenn ich es brauchte. Ich wäre aufgeschmissen ohne die zwei.

Natürlich war ich immer noch verletzt, als ich am Montag zum Unterricht ging, aber hauptsächlich verspürte ich Wut. Ich hatte nicht übel Lust, diesem Kerl eine reinzuhauen. Wie konnte man nur so ein gefühlskaltes Arschloch sein?

Aber ich hatte beschlossen, darüber zu stehen. Ich würde Shawn die kalte Schulter zeigen und wenn es nötig war, würde ich der ganzen Schule erzählen, wer er wirklich war, damit er nie wieder einem Mädchen so etwas antun konnte.

Im Zaubertränke-Unterricht war ich etwas verwundert darüber, dass Zabini nicht da war. Er als Frühaufsteher würde doch nie verschlafen. Doch was ging es mich an?

Ich konzentrierte mich auf den Unterricht und strich sämtliche Jungs aus meinen Gedanken. Es tat gut, dass wir in dieser Stunde einen recht anspruchsvollen Trank brauten, denn das lenkte mich schön ab. Als hätte Professor Grayson gespürt, dass ich genau das jetzt brauchte, hielt sie uns ordentlich auf Trab.

Ich war fast traurig darüber, dass der Unterricht gleich vorbei sein würde, da ich danach einen freien Block hatte. Rose und Claire hatten dann Arithmantik und somit würde ich mit meinen Gedanken wieder alleine sein. Normalerweise war ich natürlich froh über diese Freizeit und fand immer eine Beschäftigung, doch heute hatte ich keine Ahnung, was ich mit mir anfangen sollte.

Der Gong ertönte. Etwas langsamer als sonst, packte ich meine Sachen zusammen, während alle anderen Schüler eilig aus dem Klassenraum stürzten. Manche mussten durch das ganze Schloss rennen, um zu ihrem nächsten Unterricht zu kommen.

Als ich aus dem Raum trat, hatte ich keine Ahnung, wo ich jetzt hingehen sollte. Doch mir wurde diese Entscheidung abgenommen.

Vor der Tür wartete Albus auf mich. „Roxy!" „Al, was gibt's?" „Du musst mitkommen!" Ohne eine weitere Erklärung, lief er zügig los. „Was ist denn?", fragte ich und eilte ihm hinterher. „Es geht um Kyle." Sofort blieb ich stehen. Nach ein paar Schritten bemerkte er, dass ich nicht mehr mit ihm lief und drehte sich zu mir um. „Dafür hab ich jetzt echt keinen Nerv, Albus. Du weißt genau, womit ich mich gerade rumschlagen muss. Ich hab andere Probleme." Ich verschränkte die Arme vor der Brust. Al seufzte und kam zu mir zurück.

„Hör zu, Roxy! Ich hab mich die ganze Zeit nicht in eure Angelegenheiten eingemischt, aber langsam geht mir das zu weit." „Was geht dir zu weit? Da ist doch nichts mehr zwischen ihm und mir", unterbrach ich ihn. „Da ist sehr wohl noch etwas! Du bedeutest ihm was, verdammt noch mal! Und es macht ihn kaputt, dass du ihn sich nicht mal erklären lässt. Ich verlange nur eine Sache von dir: Bitte sprecht euch aus. Lass ihn zu Wort kommen und dann kannst du immer noch entscheiden, wie du damit umgehen willst. Aber es ist unfair von dir, ihn einfach in eine Schublade zu stecken und ihm keine Chance zu geben, da wieder rauszukommen." Ich war echt überrascht von Albus. Normalerweise war er viel ruhiger und mischte sich nicht wirklich in die Angelegenheiten anderer ein.

„Er hatte eigentlich seine Chance. Aber na schön, wenn es dir so wichtig ist... Noch eine Chance." Als Miene hellte sich etwas auf. „Danke! Ich weiß, dass es dir schwerfällt. Aber glaub mir, Kyle ist nicht umsonst mein bester Freund."

Wir setzten uns wieder in Bewegung und ich folgte ihm zum Slytherin Gemeinschaftsraum. Dort wartete ich vor dem Eingang, während Al Zabini holte. Zumindest hatte ich erwartet, dass er das tat. Stattdessen kam er mit einem blonden Mädchen wieder raus.

„Fox? Was soll das denn jetzt, Al?" Ich verschränkte wieder die Arme vor der Brust und sah Susan Fox böse an. „Bitte rede einfach kurz mit ihr. Ich warte da vorne auf dich." Al sah mich bittend an, bis ich resigniert seufzte. Dann lief er weg und ließ mich mit Fox alleine.

„Also?" Fragend sah ich sie an. Auch sie schien nicht sonderlich erfreut darüber zu sein, mit mir reden zu müssen. „Hör zu, Weasley, ich mache das hier auch nicht gerne, aber Kyle bedeutet mir etwas, also wenn's sein muss... Na schön!" Sie machte eine kurze Pause und ich sah sie abwartend an. Was hatte sie mir zu sagen? „Das ist jetzt echt ein bisschen unangenehm für mich. In Hogsmead, als du mich mit Kyle gesehen hast, das war wirklich nicht das, wonach es aussah. Ich war seit Jahren in ihn verknallt und als er dann in letzter Zeit nur noch mit dir abgehangen hat, da sind mir einfach die Nerven durchgebrannt.

Ich habe extra einen Moment abgewartet, bis du mich mit ihm siehst und dann hab ich ihn geküsst. Das war blöd von mir, ich sehe es jetzt ein. Aber ich wollte ihn einfach für mich haben! Leider wollte er aber überhaupt nichts von mir. Er hat mich nach einem kurzen Schockmoment direkt weggestoßen und gefragt, was das soll. Danach ist er abgehauen. Auch später, nach dem du ihn von dir gestoßen hast, hat er mich überhaupt nicht an sich rangelassen. Er interessiert sich nun mal nur für dich und wenn ich ihm helfen kann, glücklich zu werden, dann soll es wohl so sein. Bitte hör ihn an! Es macht ihn fertig, dass du so schlecht über ihn denkst."

Ich war sprachlos, einfach sprachlos. Hatte Susan Fox mir gerade gestanden, dass sie in Kyle verknallt war und, dass wirklich alles nur eine Falle von ihr gewesen war?

„Und was ist mit den ganzen anderen Mädchen?", fragte ich schließlich. „Sein Ruf kommt ja nicht von ungefähr." Susan seufzte. „Weißt du nicht, dass man Gerüchten nicht trauen sollte? Klar, er hatte früher mit vielen Mädchen was und vielleicht war er auch nicht immer der Sensibelste, aber er hat sich geändert. Gib ihm einfach eine Chance." Sie wendete sich ab, doch ich konnte erkennen, dass Tränen in ihren Augen schimmerten. „Susan?", sagte ich schnell, bevor sie wieder in ihrem Gemeinschaftsraum verschwand. „Danke, dass du mir das gesagt hast!" „Davon erfährt keiner was, verstanden?", sagte sie noch, ohne sich umzudrehen. „Klar! Ich rechne dir deine Ehrlichkeit hoch an." Sie nickte und verschwand.

Ich brauchte einen Moment, bis ich verarbeitet hatte, was ich gerade erfahren hatte. Langsam keimte Hoffnung in mir auf. Konnte es etwa sein, dass Kyle mich doch nicht verarscht hatte? Konnte es sein, dass ich ihm tatsächlich etwas bedeutete? Andererseits behielt ich auch im Kopf, dass das ein weiterer Trick sein könnte. Ich wollte nicht nochmal enttäuscht werden, nicht schon wieder.

Doch ich vertraute Albus und deshalb ging ich zu ihm und folgte ihm nach draußen.

Wir liefen über die Ländereien von Hogwarts bis an den Rand des Verbotenen Waldes am Ufer des Sees.

Etwa hundert Meter vor uns konnte ich Kyles Umrisse ausmachen. „Da ist er", meinte Albus und blieb stehen. Er drehte sich zu mir und sah mich eindringlich an. „Bitte rede mit ihm! Ich lasse euch alleine." Auf mein Nicken hin machte er kehrt und ging zurück Richtung schloss.

Ich atmete einmal tief durch und ging dann zu Kyle.


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Na ihr! Jetzt wird es spannend. Was meint ihr, wie wird das Gespräch ausgehen? Ich freue mich auf eure Rückmeldung!

LG Ari

Dieses Spiel zwischen unsWhere stories live. Discover now