z w a n z i g

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| Josefine |

Langsam schlug ich die Augen auf und blickte direkt in zwei besorgt dreinschauende grün-blaue Augen. „Wo bin ich?", fragte ich leise und schaute mich verwirrt um, während sich in Kais Miene Erleichterung breit machte.

„Du bist wieder wach, ein Glück." Kai griff nach meiner Hand, während ich absolut gar nichts checkte. „Was ist passiert und wo bin ich?"

Kai schluckte kurz und sah mich dann vom Stuhl aus, der neben meinem Bett stand, an. „Du hast dir den Fuß umgeknickt, erinnerst du dich? Jule und ich waren noch unsere Strafrunden am Laufen und als wir irgendwann mit dir geredet haben und keine Antwort von dir kam, haben wir uns sorgen gemacht und sind zu dir gelaufen. Vermutlich hast du vor Schmerzen einfach kurz das Bewusstsein verloren. Wir haben dann natürlich direkt den Krankenwagen angerufen und du bist auch recht schnell wieder zu Bewusstsein gekommen, aber dann bist du vor Erschöpfung direkt wieder eingeschlafen und hast bis jetzt geschlafen."

Langsam entstanden wieder Bilder in meinem Kopf und ich erinnerte mich zumindest wieder an Bruchstücke des Nachmittags. Ich auf dem Rasen nach dem Sieg im Tennisturnier, Kai und Julian, die ihre Strafrunden liefen und dann der kurze Moment im Krankenwagen. Alles fügte sich zusammen.

„Wie lange habe ich geschlafen?", fragte ich, während Kai, der auf dem Stuhl neben meinem Bett saß nach meiner Hand griff. Er überlegte kurz.

„So ungefähr acht Stunden?" Ich sah ihn mit großen Augen an und er lachte kurz auf, aber sobald das Lachen wieder verflogen war, sah ich seine roten Augen und die Augenringe, die seine Augen zierten. Sein Blick war müde, aber dennoch liebevoll auf mich gerichtet.

„Und du warst die ganze Zeit wach? Wie viel Uhr haben wir?"

Kai blickte auf sein Handy. „Zwei Uhr in der Nacht, aber es ist schon okay. Mach dir keine Sorgen um mich, die Hauptsache ist, dass es dir wieder gut geht." Mit seinem Daumen strich er sanft über meinen Handrücken und obwohl mir gerade hundert Fragen durch den Kopf gingen, beruhigte es mich.

„Wo ist Julian?", wollte ich wissen. „Und was ist mit meinem Fuß?" Kai schaute mich mitleidig an.

„Jule ist zwischendurch mal mit meinem Auto nach Hause gefahren, um etwas zu schlafen. Er kommt aber gleich morgen früh wieder. Und was deinen Fuß betrifft, hast du laut Arzt einen doppelten Bänderriss und das Wadenbein angebrochen. Das wird wohl einige Wochen dauern."

Kai atmete einmal tief ein und aus und es wirkte, als würde es ihm schwer fallen, das nächste Thema anzusprechen.

„Der Arzt hat aber gesagt, dass du vermutlich Ohnmächtig geworden bist, weil du in den letzten Tagen zu wenig gegessen hast. Deine Eisen und Vitaminwerte, waren total im Keller." In seiner Stimme war wirklich Besorgnis zu hören und ich schloss beschämt die Augen. Nur wegen mir hatte sich Kai in den letzten Stunden solche Sorgen machen müssen, es war einzig und allein meine Schuld.

„Ja, es stimmt.", flüsterte ich schwach. „Ich hab weniger gegessen." Ich schluckte bedrückt, weil es mir unfassbar schwere fiel, meine Situation zu erklären. „Weißt du, manchmal glaube ich, dass ich nicht hübsch genug bin und du kennst ja meine Mama." Kai nickt, auch wenn ich wusste, dass er sie noch nicht so kannte.

„Sie erzählt mir immer und immer wieder, dass ich zu dick bin. Weißt du wie schlimm das ist, wenn dir die eigene Mutter, die dich eigentlich bedingungslos lieben sollte und dich so akzeptieren sollte, wie du bist, dir auf einmal erzählt, dass du zu hässlich, zu fett und nicht gut genug bist? Wer soll mich den lieben, wenn es nicht mal meine Mutter tut? Ich wollte eigentlich nur ein bisschen abnehmen. Für sie und auch nur ein paar Kilo.", murmelte ich. „Damit sie mich endlich wieder mehr lieb hat."

melody of memories | kai havertz Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt