p r o l o g

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| Josefine | 

„Mama, Mama, Mama!", rief ich und hüpfte in meinem Schlafanzug durch den Flur in das Schlafzimmer meiner Eltern.

„Mama, Mama! Hast du vergessen was heute für ein Tag ist?" Ich zog an ihrem Arm und wuschelte ihr durch die Haare, doch sie drehte sich nur mit geschlossenen Augen von mir weg. Grimmig blickte ich auf sie runter und verschränkte die Arme vor der Brust.

Wie kann sie den Tag nur vergessen haben? Wir haben doch zusammen schon seit Eeeeeewigkeiten die Tage gezählt und gestern hat sie gesagt „Noch einmal schlafen"! Und soweit konnte ich nun wirklich schon zählen, auch rückwärts!

„Och man Mama, du musst aufstehen!", nörgelte ich und versuchte ihr die Decke wegzuziehen. Leider war ich mit meinen sieben Jahren gegen sie machtlos und so musste ich mir wohl etwas anderes überlegen.

Völlig in Gedanken schlüpfte ich durch die Schlafzimmertür, bereit mir einen geheimen Masterplan zu überlegen. Darin war ich sowieso die Beste, obwohl Kai, mein bester Freund, immer behauptet hatte, er wäre der Beste gewesen. Aber das war eine Lüge.

Ich lief die Treppe runter in die Küche, um mir irgendwas einfallen zu lassen. Rumsitzen war dafür immer schlecht, das hatte ich schon gelernt. Weit kam ich allerdings trotzdem nicht, weil ich fast im selben Augenblick noch auf dem Boden landete.

„Autsch!", zischte ich und ich wollte mich gerade umdrehen, um zu sehen, wem ich nachher die Schuld dafür geben konnte, da erblickte ich ein graues Wollknäuel und ich zuckte erschrocken zusammen. Vor mir stand mein Kater Nudel und sofort tat es mir leid, dass ich nicht besser aufgepasst hatte.

Was mich allerdings noch viel mehr beschäftigte war die dicke fette Maus, die in seinem Maul hing. Schuldig schaute ich auf ihn herunter und streichelte ein paar Mal über sein flauschiges Fell. Dieses „mit reinschleppen der Mäuse" wollte Mama ihm doch eigentlich schon längst abgewöhnt haben, dachte ich. Im nächsten Augenblick war ich aber glücklich, dass sie es nicht getan hatte. Denn nur deswegen stand Nudel jetzt hier vor mir und wurde in diesem Moment Teil meines Masterplans.

Schnell lief ich in die Küche und holte mir ein paar Leckerlies aus Nudels Dose. Schon bei dem Geräusch ließ er die Maus im Flur fallen und kam angelaufen. Mein Plan ging also auf. Schnell gab ich ihm die Leckerlies und nahm ihn dann auf den Arm.

Vorsichtig ging ich die Treppe hoch, stieß mit meinem Ellenbogen die Schlafzimmertür meiner Eltern auf und setzte Nudel zu ihnen ins Bett. Ich wusste, wie sie das hassten, alle beide. Ich war die einzige, die Nudel mit im Bett schlafen ließ. Schnell lief ich wieder raus und tat so, als würde ich gerade erst wieder reinkommen.

„Mama, Nudel läuft bei euch durchs Bett.", rief ich und sofort bekam ich eine Reaktion.

„Dieser nervige Kater.", grummelte meine Mutter und setzte dann nach: „Dann hohl ihn gefälligst hier raus, das ist doch dein Kater, Josy."

„Nur wenn du endlich aufstehst.", grinste ich, und freute mich, dass mein Plan funktionierte, als sie nickte. Schnell holte ich Nudel wieder aus ihrem Bett, der es sich inzwischen auf ihren Füßen gemütlich gemacht hatte.

„So, jetzt aber aufstehen, sonst ist der Tag ja gleich vorbei!", erinnerte ich sie und sie setze sich in ihrem Bett auf. Dabei fiel ihr Blick auf ihren Wecker und sie schaute mich schockiert an.

„Josy, es ist Samstag und wir haben halb sieben!", empörte sie sich. „Ganz bestimmt stehe ich jetzt noch nicht auf!" Damit schaute sie mich nur böse an und ich ließ die Schultern hängen. „Aber..."

„Nichts „aber", Josy!", unterbrach sie mich. „Gib uns wenigstens noch bis acht Uhr." Damit legte sie sich wieder hin und drehte sich von mir weg.

melody of memories | kai havertz Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt