v i e r z e h n

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| Josefine |

Nein, nein, nein.

„Kai, komm schnell..." In meiner Stimme lag Panik und Entsetzten. Das darf nicht wahr sein, es darf einfach nicht wahr sein. „Kai bitte!"

Je länger ich hier alleine war, desto verzweifelter wurde ich. In meinen Augen bildeten sich die ersten Tränen, während ich den Blick von dem kleinen, erstarrten Kätzchen einfach nicht abwenden konnte. Ich raufte mir verzweifelt durch die braunen Haare, die sowieso schon total durcheinander in alle Richtungen abstanden, weil wir beide gerade erst aufgestanden waren. Schnell kniete ich mich hin und nahm den kleinen, rot-braunen Kater in die Hand. Er war eiskalt.

„Komm schon Simba.", flüsterte ich während ich anfing ihn zu massieren, um seine Atmung und seinen Kreislauf anzuregen, aber eigentlich wusste ich, dass es längst zu spät war. Ich wusste, dass der Kleine es nicht geschafft hatte und ich wusste, dass wir nichts mehr führ ihn tun konnten. Das kleine Herz hatte aufgehört zu schlagen.

Während ich das realisierte und mir die ersten Tränen über die Wange liefen, spürte ich wie sich von hinten vorsichtig eine Hand auf meine Schulter legte.

„Hey.", murmelte Kai, der anscheinend schon mitbekommen hatte, was passiert war und strich mir dabei sanft über den Rücken. Vorsichtig nahm er mir Simba aus der Hand und legte den steifen Körper behutsam wieder auf das Kissen ab. Dann stand er auf und zog er mich zu sich hoch. Auch in seinen Augen glitzerten die ersten Tränen, aber er schien sich zusammen zu reißen.

„Er hat es nicht geschafft.", hauchte ich mit brüchiger Stimme. „Er ist tot." Meine Stimme verwandelte sich in ein schluchzen und ich wischte mir mit meinen Ärmeln die Tränen aus dem Gesicht. Vergeblich. „Vielleicht hätten wir gestern doch noch länger wach bleiben müssen... Vielleicht hätte er es dann geschafft." Von Schuldgefühlen geplagt, blickte ich niedergeschlagen zu Boden.

„Hör auf damit.", war das Einzige, was Kai sagte, während er mein Kinn anhob, um mir in die Augen schauen zu können. Ich liebte seine Augen, dieses tiefe blau-grün und unter anderen Umständen hätte ich mich ohne Zögern darin verlieren können.

„Du weißt genau, dass wir nicht Schuld sind. Wir haben alles versucht..." Damit zog er mich in seine Arme und strich mir beruhigend über meinen bebenden Rücken.

„Aber ich hab gedacht, dass er es schafft. Ich habe wirklich gedacht, dass er es schafft..." Verzweifelt vergrub ich mein Gesicht an seiner Schulter. „Ja, das hab ich auch gedacht.", murmelte Kai, während er mich einfach nur festhielt und an sich drückte.

Mit einem erstickten Schrei schreckte ich aus dem Schlaf. Die Sonnenstrahlen, die durch das Fenster fielen blendeten mich und ich kniff die Augen zusammen, um das Gefühl zu vertreiben, ich würde erblinden. Ich spürte, dass meine Wangen etwas feucht waren, also musste ich auch im Schlaf geweint haben. Kurz atmete ich tief durch, um mich zu fassen. Es war alles nur ein Traum... hoffentlich.

Langsam öffnete ich die Augen und die Sonne, die voller Kraft vom strahlend blauen Himmel schien, machte mir Mut, dass doch noch alles gut ausgehen könnte. Mein Blick fiel nach rechts, aber die andere Betthälfte war leer. Kai war also schon aufgestanden oder beim Training. Schnell stand ich auf, da ich unbedingt wissen musste, ob Simba noch lebte. Ich hatte tierische Angst die Tür des Gästezimmers zu öffnen und die Wahrheit zu erfahren, aber ich musste da jetzt durch.

Während ich vorsichtig den Kopf durch die Tür steckte und mir vor allem das Szenario, von dem ich eben geträumt hatte, durch den Kopf ging, schlug mir mein Herz bis zum Hals. Ich blickte auf das Körbchen herunter, in dem Arielle zusammen gerollt, zusammen mit den Kleinen lag und mir fielen tausend Steine vom Herzen, als ich sah, dass Simba genau wie die Anderen mit den kleinen Füßen um sich strampelte, um so seinen Platz an der Zitze seiner Mutter zu verteidigen. Wir hatten es also geschafft und Simba war jetzt stark genug, um selber zu trinken. Meine Lippen formten sich zu einem Lächeln während ich die Kleinen still beobachtete.

melody of memories | kai havertz Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt