f ü n f u n d z w a n z i g

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| Josefine |

„Danke Jannis, echt!" Julian starrte seinen Bruder stinksauer an. „Es hatte schon seine Gründe, warum wir Kai von der ganzen Sache nichts erzählt haben. Außerdem waren wir beide", er deutete in meine Richtung, „komplett betrunken und können uns an nichts erinnern. Und Kai reagiert sowieso empfindlich, wenn es um Josy geht, die scheint ihm nämlich ganz schön wichtig zu sein."

Ich lachte bitter auf bei Julians Worten, denn bis jetzt hatte ich die Konversation stumm verfolgt. „Der sieht in mir doch eh nur die beste Freundin.", murmelte ich bitter und stocherte mit der Gabel in meinem restlichen Essen rum.

Bei Julian schien es in dem Moment klick zu machen. „Ach, daher weht also der Wind. Du siehst in Kai mehr als nur einen besten Freund." Er wackelte belustigt mit den Augenbrauen und ich nickte niedergeschlagen. Wie konnte Julian nach Kais Szene jetzt schon wieder so gute Laune haben?

„Aber mach dir mal keinen Kopf, Kai bekommt sich schon wieder ein und dein Problem verstehe ich erst recht nicht, denn dass Kai dich auch mehr mag, sieht ja sogar ein Blinder ohne Sehhilfe." Ich lachte erneut bitter. „Schön wär's, aber lass uns bitte das Thema einfach beenden. Ich will eigentlich nur noch wissen, was da zwischen uns gelaufen ist und dann fahre ich Kai hinterher. Das kann ich so jetzt nicht stehen lassen, ich hab mich jetzt schon über Wochen vor Kai gedrückt und bin ihm ausgewichen, so kann es doch auch nicht weiter gehen."

Julian nickte ermutigend. „Schön, dass du es selber einsiehst nach all den Wochen. Spätestens nächstes Wochenende hätte ich dich mit einem Arschtritt persönlich zu Kai befördert." Kurz lachte ich, weil ich vergaß, wie verzwickt die Situation noch war.

Julian unterbrach mich allerdings, indem er sich an seinen Bruder wandte. „Was war denn jetzt in der Nacht? Haben wir...?" Jannis lachte gemein.

„Wer weiß...? Vielleicht hab ich ja gar keine Lust es euch zu erzählen." Julians Blick verdunkelte sich, offensichtlich war ihm gerade gar nicht nach Späßen zu mute. „Jannis..." Er hob ergebend seine Hände. „Okay, okay, chill Bro."

„Nichts chill, ich will jetzt einfach nur wissen, was passiert ist!"

"Ja also gut, ihr habt nicht miteinander geschlafen. Ihr habt wohl ziemlich wild miteinander rum gemacht und das habe ich eben gehört. Und dann war es plötzlich komplett still und da ich mir sorgen gemacht hab, habe ich kurz bei dir ins Zimmer geschaut.

Julian schaute ihn mit aufgerissenen Augen geschockt an. „Und was ist, wenn wir nackt gewesen wären?"

„Wart ihr aber nicht.", beruhigte Jannis ihn. „Naja, zumindest nur halb.", lachte er und Julian funkelte böse. „Naja, um die Geschichte mal abzuschließen, wart ihr anscheinend so besoffen, dass ihr euch aufs Bett fallen gelassen habt und innerhalb kürzester Zeit eingeschlafen seid. Ich bin mir ziemlich sicher, dass da nicht mehr zwischen euch lief, so wie ihr im Koma wart."

Erleichterung machte sich in mir breit, während ich Jannis zugehört hatte. Ich hatte meine Jungfräulichkeit also doch nicht an einen dahergelaufenen One-Night-Stand verloren, der Julian zu dem Zeitpunkt noch für mich gewesen war. Das wir mittlerweile richtig gute Freunde waren, hatte zu dem Zeitpunkt auch noch keiner erahnen können.

Da ich jetzt die Wahrheit kannte, erhob ich mich vom Tisch und legte, ebenfalls wie Kai, einen zwanzig Euro Schein auf den Tisch. „Sorry ihr beiden, aber ich hab da wohl was zu klären." Unsicher schlich sich ein zögerliches Lächeln auf meine Lippen, als die beiden nickten.

„Ich glaube du solltest Kai sowohl über unsere Nacht aufklären, als auch über deine Gefühle.", meinte Julian noch. „Ich glaube nicht, dass Kai sie nicht erwidert."

melody of memories | kai havertz Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt