f ü n f u n d d r e i ß i g

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~ 12 Jahre zuvor ~
| Josefine |

„Mama, ich hab keine Lust Essen zu gehen, ich hasse es ohne Kai dahin zu gehen. Nur mit Erwachsenen ist es immer so langweilig.", schmollte ich und stemmte beleidigt die Füße in den Boden, als meine Mutter versuchte, mich mit zum Auto zu ziehen. „Es ist Weihnachten und ich will zusammen mit Kai feiern. So wie wir es schon immer gemacht haben!" Ich verschränkte die Arme vor der Brust, zog die Schulter hoch und starrte stur auf den Boden. Meine Mutter seufzte genervt.

„Josy, das haben wir doch schon oft genug diskutiert. Es ist Weihnachten und wir gehen essen, so wie jedes Jahr. Kais Familie kann dieses Jahr nicht. Ich weiß, dass ein Restaurant nicht der Lieblingsort einer Sechsjährigen ist, aber dieses Jahr wirst du es wohl auch einmal ohne Kai aushalten. Danach gehen wir doch sowieso zur Familie Havertz rüber und machen gemeinsam Bescherung. Und jetzt steig bitte endlich in das Auto. Ich verliere langsam die Geduld mit dir!"

Mit einem mürrischen Grummeln und einem Gesicht, wie drei Tage Regenwetter stieg ich letztendlich doch ins Auto. Ich wollte meiner Mutter schließlich nicht Weihnachten kaputt machen, dabei machte sie meins doch auch ein Stück weit kaputt. Denn ich hatte absolut keine Lust, ohne Kai in dieses stink langweilige Restaurant zu gehen.

Nach einer etwa 10 minütigen Autofahrt kamen wir an unserem Lieblingsrestaurant an und ich hatte mich ein bisschen beruhigt. Wir würden schließlich nach dem Essen direkt zu Kai fahren und wir konnten noch den ganzen Abend zusammen Blödsinn machen. An Weihnachten durften wir schließlich besonders lange aufbleiben, wusste ich und ein Lächeln schlich sich bei dem Gedanken an später auf mein Gesicht.

Schnell flitze ich zu der großen Eingangstür und wollte mich gerade auf den Weg zu unserem Stammtisch machen, als ich aus dem Augenwinkel sah, dass schon eine Familie an dem Tisch saß.

„Auch das noch!", maulte ich genervt und drehte mich weinerlich zu meiner Mutter um. „Muss denn dieses Jahr wirklich alles besonders blöd sein?"

Meine Mutter guckte mich verwirrt an, bis mich plötzlich etwas von hinten anstupste, sodass ich auf den Boden plumpste und schon im nächsten Moment eine nasse Zunge durch mein Gesicht schlabberte.

„Ihhh, Paul!", rief ich lachend, weil ich den schwarzen Vierbeiner sofort erkannt hatte. „Hör auf!" Doch Paul schien anscheinend gar nicht daran zu denken, mich in Ruhe zu lassen, so sehr freute er sich, mich zu sehen.

Als ich plötzlich realisierte, zu welcher Familie Paul gehörte, drehte ich mich blitzschnell erneut zu unserem Stammtisch um.

„Helena!", rief ich erfreut, als ich nun doch Kais Mutter an unserem Stammtisch sitzen sah und beim genaueren Hinschauen auch den Rest von Kais Familie erkannte. Schnell lief ich zu ihnen und umarmte Helena stürmisch, die mir einen Kuss auf den Haaransatz drückte.

„Frohe Weihnachten, Josy.", lachte sie und ließ mich schließlich wieder los. „Na, ist uns die Überraschung gelungen?"

Ich nickte und verschränkte gespielt beleidigt die Arme vor der Brust. „Und ich dachte schon, dass ich ohne euch feiern muss." Beleidigt zog ich einen Schmollmund und Lea lachte.

„Komm her, Prinzessin.", sagte Lea und mit einem quietschenden Geräusch zog sie den Stuhl neben sich hervor. „Als Entschuldigung kannst du neben mir sitzen. Das war nämlich meine Idee.", grinse sie und klopfte neben sich auf den Stuhl.

„Neben dir sitze ich ganz bestimmt nicht!", sagte ich und überflog grinsend die Stühle auf der Suche nach Kai, neben den ich mich setzten würde. Allerdings musste ich dem auch noch die Ohren langziehen, weil er einfach so mitgemacht hatte.

melody of memories | kai havertz Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt