a c h t z e h n

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| Kai |

Mit grimmiger Miene bewegte ich mich mit schweren Schritten auf das Eiscafé zu. Die Sonne lachte vom Himmel und stellte einen riesigen Kontrast zu meiner innerlichen Stimmung dar, denn dort fühlte ich mich, als würde es seit zwei Wochen nur noch regnen. Ich hatte eigentlich keine große Lust auf dieses Gespräch und würde Julian mir sein verhalten erklären, würde ich ihm auch sofort verzeihen, aber ich wusste, dass ich das jetzt durchziehen musste. Andernfalls würden wir das ganze vor uns herschieben oder es so lange Tod schweigen, bis diese Kleinigkeit von einem Streit eine riesen Kluft zwischen uns getrieben hätte.

Mit schwitzigen Händen griff ich nach dem Türgriff und durchschritt den kleinen, gemütlichen Innenraum des Cafés, da Julian und ich uns bei gutem Wetter immer hinten im Garten einen Platz suchten, da wir dort weniger erkannt wurden. Dieses Prinzip hatte er heute mit großer Wahrscheinlichkeit auch nicht geändert.

Nervös schaute ich mich um. Ich wollte unter keinen Umständen, dass das ganze hier gleich eskalierte, aber je nach Julians Reaktion könnte ich für nichts garantieren. Während mein Blick noch suchend hin und her schweifte, blieb er plötzlich an mir zwei sehr bekannten, braunen Augen hängen und ich schluckte. Josy hatte mich gesehen. Ich riss mich von ihren Augen los und erblickte nun auch Julian, der mit dem Rücken zu mir gewandt saß. Langsam ging ich auf die beiden zu.

Josys Blick blieb an mir hängen, während ich mich langsam auf die beiden zu bewegte und ihre Augen weiteten sich, als sie meinen Gesichtsausdruck warnahm, der alles andere als Glücklich aussehen musste. Ohne mich bemerkbar zu machen blieb ich hinter Julian stehen und starrte stumm Josy an, die Julian überhaupt nicht mehr zuzuhören schien.

Etwas Ängstliches schlich sich in ihren Gesichtsausdruck und vermutlich hatte sie Angst, dass sie etwas falsch gemacht hatte. Am liebsten würde ich ihr sofort sagen, dass sie nicht der Grund für meine schlechte Laune war, aber ich wollte Julian nicht unterbrechen, der gerade Sprach, weil ich noch hören wollte, was er zu sagen hatte. Ja, die zwei zu belauschen war vielleicht nicht die ganz feine Art, aber nachdem ich gehört hatte, was Julian gesagt hatte, wusste ich, dass es richtig gewesen war, ihn nicht zu unterbrechen.

„Also wenn du deine Ausdauer verbessern willst, ich kenn mich da zufälligerweise ganz gut mit Bettsport aus."

Ich hörte Julian lachen und spürte, wie sich etwas in mir schmerzhaft zusammen zog. Unbewusst ballte sich meine Hand wieder zu einer Faust und am liebsten würde ich Julian sein dämliches Grinsen aus dem Gesicht schlagen. Wie konnte er nur so etwas sagen? Wollte er sie ausnutzen und fallen lassen wie alle seine Affären bisher? Oder meinte er es tatsächlich erst mit ihr? War das vielleicht alles nur ein dämlicher Scherz gewesen?

Ich schluckte, denn eigentlich wollte ich da gar nicht drüber nachdenken. Das würde nur in einem noch größeren Streit enden, in dem ich vermutlich am Ende noch die Nerven verlieren würde und das wollte ich auf alle Fälle verhindern.

„Ist was?", hörte ich Julian Josy fragen, die mich immer noch anstarrte und schon im selben Augenblick drehte er sich zu mir um. Ich hatte keine Ahnung, wie ich jetzt vorgehen wollte, weil ich Genie mir vorher natürlich keine Gedanken darüber gemacht hatte, aber dann lies ich jetzt eben mein Bauchgefühl handeln.

„Wir müssen reden.", gab ich monoton aber bestimmend von mir und Julians Gesichtsausdruck wechselte von überrascht zu genervt bis hin zu verärgert. Josy hingegen hatte sich ziemlich entspannt, als sie gemerkt hatte, dass nicht sie der Grund für meine schlechte Laune war.

„Nicht jetzt, Kai. Du siehst doch, dass ich verabredet bin." Genervt rollte er mit den Augen. „Außerdem, wieso bist du überhaupt hier. Spioniert du mir hinterher?"

melody of memories | kai havertz Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt