s e c h s

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| Josefine |

Ich sammelte meine Sachen zusammen und umarmte Julian zum Abschied. Sein T-Shirt und seine Jogginghose würde ich waschen und ihm irgendwann die Tage zurückgeben, immerhin waren wir ja jetzt Nachbarn und da war das nicht allzu schwierig. Immer noch nicht ganz über diesen krassen Zufall hinweg, stieg ich langsam die Treppe nach oben, die zu der Wohnung von mir und meinem Vater führte. Währenddessen dachte ich darüber nach, was wohl passiert wäre, wenn mein Vater uns gestern Nacht gehört hätte. Ich glaube, das hätte gar nicht gut geendet. Er hätte herausgefunden, dass ich ihn wegen Zorro belogen hatte und er hätte mich komplett betrunken mit einem fremden Typen vorgefunden. Aber das war ja zum Glück nicht passiert.

"Warte mal Julian!", hatte ich plötzlich eine Eingebung und drehte mich auf dem Treppenabsatz wieder zu ihm um. Ich war schon einige Stufen hochgestiegen und er hatte schon fast die Tür geschlossen, aber ich hatte Glück gehabt, denn er hatte er mich noch gehört. Erwartungsvoll streckte er seinen Kopf durch die Tür und schaute zu mir hoch.

„Du, ich wohn ja noch nichts so lange hier und eines meiner Hobbys ist Klavier spielen..." Ich machte eine kleine Pause, damit er mir folgen konnte. „Ich würd gerne auch hier in Köln, weiterhin zum Unterricht gehen, kennst du vielleicht jemanden? Oder eine gute Musikschule oder so?" Kurz blickte er mich etwas erstaunt an, schien dann aber schnell zu kapieren was ich wollte.

Ein Lächeln schlich sich auf seine Lippen.
„Ja, ich kenn da tatsächlich eine gute Anlaufstelle für Klavierunterricht."

Innerlich machte ich drei Kreuze. Ich hatte nämlich gar keine Lust wochenlang zu suchen. „Oh das wäre super! Ich kenn hier ja noch nichts und niemanden und das würde mir echt helfen."

„Ich schick dir gleich direkt die Nummer von Rosalia, die Klavierlehrerin, und dann kannst du ja später mal bei ihr anrufen." Ich nickte dankbar. "Und dann kannst du auch direkt meinen besten Freund Kai kennenlernen, der geht da nämlich auch hin. Dann muss ich dir die Nervensäge nämlich nicht mehr persönlich vorstellen.", grinste er.

"Ja, vielleicht begegne ich ihm ja mal zufällig, nur ob ich ihn dann auch erkenne ist eine andere Frage.", lachte ich. „Aber danke dir trotzdem, dann muss ich wenigstens nicht ewig nach vernünftigem Unterricht suchen." Ich stellte meine Handtasche auf den Boden und versuchte meinen Schlüssel in ihr zu finden, was sich aber als schwieriger herausstellte, als angenommen. Julian stand noch immer in seiner Tür und beobachtete mich etwas belustigt.

„Also ich denke hier ja eigentlich eher an mich.", grinste Julian und ich hob verwirrt den Kopf. „Schließlich habe ich keine Lust den ganzen Tag dein schreckliches Geklimper zu hören, da gehst du mir lieber schön zum Unterricht.", scherzte er. Ach so ist das also, deswegen die Hilfsbereitschaft, dachte ich.

„Ach, und Kai erkennst du schon.", fügte er noch hinzu. „Halt einfach nach dem größten Vollidioten auf dem Planeten Ausschau und Kai wird dir vermutlich ins Gesicht springen."

Ich musste schmunzeln über Julians Ausdrucksweise. Das, was er da über Kai sagte, hörte sich von den Worten zwar nicht so nett an, aber die Art und Weise, WIE er über Kai sprach, ließen mich keine Sekunde daran zweifeln, dass die beiden eine unfassbar innige Freundschaft verband. Und da ich Julian echt gerne mochte, freute ich mich ehrlich gesagt auch ein bisschen darauf, Kai kennenzulernen. Vielleicht konnten die beiden ja sogar meine ersten beiden neuen Freunde hier in Köln werden. Der Gedanke war, zugegebenermaßen, wirklich schön, weil ich niemals damit gerechnet hatte, so schnell Anschluss zu finden.

„Alles klar.", verabschiedete ich mich dann von Julian. „Ich gebe dir Bescheid, sobald mich Kais Dummheit förmlich erschlagen hat und hoffe mal für dich, dass die nicht auf mich abfärbt." Er grinste mich nur an, hob einmal seine Hand zur Verabschiedung und verschwand in seine Wohnung. Ich schleppte meine Sachen nach oben und fand dann vor der Haustür auch endlich meinen Schlüssel, irgendwo ganz in den Tiefen meiner Handtasche. Während ich die Tür aufschloss brummte mein Handy in meiner Hosentasche und ich zog es aus ihr heraus.

melody of memories | kai havertz Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt