Kapitel Sechsundzwanzig

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Die Sonne scheint warm auf unsere Gesichter. Sophie Isabelle und ich haben einen Spaziergang gemacht und liegen jetzt auf einer Wiese. Ich linse zu ihr herüber und sehe wie sie lacht. Ihre kleinen Finger spreizen sich und sie versucht immer wieder einen Schmetterling zu fangen. Henry ist vor ein paar Tagen zurück zu seinen Eltern gefahren. Eine dringende Angelegenheit, hieß es. Sophie Isabelle läuft hin und wieder etwas und fängt an langsam zu sprechen.

Im Allgemeinen bin ich sehr glücklich. Nichts könnte meine Laune jetzt verderben.

"Guten Tag." raunt mir eine tiefe Stimme zu und ich schrecke auf. Mein Blick fällt auf einen breit grinsenden Enrico, welcher sich das Hemd richtet. "Was wollt Ihr hier?" frage ich und richte mich auf. Mein Kleid hebt sich mit dem Wind und meine Haaren wehen um mein Gesicht. "Ich wollte dir einen Besuch abstatten." erwidert er und lacht leicht. Mir fährt ein Schauer den Rücken herunter. "Gut, jetzt könnt Ihr ja wieder gehen.".

Ich bücke mich und hebe Sophie Isabelle hoch, welche Enrico mit großen Augen mustert. "Sie ist fast so schön wie ihre Mutter." sagt er und kommt auf uns zu. Ich wiederum gehe zurück und mustere ihn etwas wütend. "Warum fast?".

"Nun ja. Ihre Mutter ist noch schöner. Eine Mischung mit Henry bringt nichts wunderschönes hervor. Ansehnlich wird sie sein, aber nicht so schön wie du."

Langsam aber sicher werde ich wirklich sauer. "Ihr seid unverschämt." Ich marschiere an ihm vorbei. "Warte!" ruft er mir hinterher, doch ich stampfe weiter den Weg hoch zu meinem Haus. "Es tut mir leid. Du hast ja Recht. Das war wirklich unhöflich von mir." sagt er und bleibt vor der Tür stehen. "Verschwindet." sage ich und schlage die Tür vor seiner Nase zu. Langsam atme ich ein und aus, bis ich mich beruhigt habe und Sophie ihre Hände in mein Gesicht klatscht. "Was ist denn mein Engel?".

Sie schaut mir fragend in die Augen und in genau diesem Moment kommt mir Melodies Blick in den Sinn. Ihre Augen funkelten und ihr Blick war immer ehrlich. Man erkannte sofort wie sich Melodie fühlte. Ich starre zurück und komme mir vor als stünde ich vor Melodie. Ich schüttele meinen Kopf und laufe in das obere Geschoss. "Wir nehmen jetzt mal ein Bad." murmele ich und setz meine Tochter in die kleine Badewanne. Eine Zofe kommt zu mir und fragt mich ob sie Sophie baden soll. Ich bejahe und gehe grübelnd weiter. 

Ich schreite wieder in den Garten, hoffend dass Enrico verschwunden ist. Natürlich ist er nicht gegangen. Als er mich sieht, springt er auf und kommt auf mich zu. "Warum willst du nichts mit mir zutun haben?" Unschuldig schaut er auf mich herab und ich seufze. "Eure Mätresse werden? Nein, danke. Ich verzichte." Dann dränge ich mich an seiner großen Gestalt vorbei, wobei er meine Hand ergreift und ich herumgewirbelt werde, sachte gegen seine Brust knalle und genervt in seine Augen blicke.
"Ich will aber mit dir zusammen sein. Ich bekomme immer das was ich will. Und dich werde ich auch bekommen.". Er beugt sich vor und küsst meine Wange. Ich werde wieder wütend und weiche zurück. Mit einem Klatschen landet meine Hand auf seiner linken Wange. "Nie wieder." stoße ich hervor und entreiße ihm meine Hand.

Kurz wirkt es, als würde er aufgeben, doch er richtet sich auf und packt meine Schultern, drängt mich in den angrenzenden Wald und drückt mich gegen einen Baum. "Hier nach. Dann bin ich fertig mit dir." knurrt er und versucht mein Kleid hochzuschieben. Ich zappele und kreische auf.

Er zieht an meinen Haaren und schaut mir wütend in die Augen. Seine Hand wandert vor meinen Mund, doch ich beiße hinein. "Lass mich los, du Bastard." schreie ich und versuche ihn wegzudrücken. "Nur einmal, du kleine..." murmelt er und drückt sich gegen mich. Angewidert schreie ich auf und trommele mit meinen Händen auf seinen Rücken.

Mit einem Ruck hat er meine Beine um seine Hüfte geschlungen, so dass ich zwischen ihm und dem Baum in der Luft hänge. Mir wird schlecht und ich ziehe an seinen Haaren. Er jedoch beginnt meinen Nacken zu küssen. Gerade als er weitergehen will, erscheint eine Hand auf seiner Schulter, was ihn irritiert. Er lässt mich auf den Boden gleiten und dreht sich zu der Person um, die ihn mit funkelnden Augen ansieht. Mit einem Fausthieb liegt vor mir, während die Person mir versucht aufzuhelfen.
"Oh Gott." presse ich hervor und schluchze auf.

Henry streicht mir über den Rücken, während ich mich an ihn kralle. "Es tut mir so leid." rufe ich und merke, dass meine Knie wieder weich werden. "Alles ist gut." murmelt mein Mann und Retter, küsst meine Wange und streicht mir die Tränen aus dem Gesicht. "Dir geht es gut." Er blickt mir in die Augen und ich nicke.

Hinter Henry stehen einige Soldaten und starren auf Enrico hinunter. Ich seufze und falle Henry um den Hals. Beinahe wäre ich vergewaltigt worden, doch mein Mann war da. Er wird immer da sein.

Langsam gehen wir zurück zum Haus, während die Soldaten Enrico mitnehmen. "Willst du ihn anklagen?" fragt Henry. "Hat das noch niemand getan? Wie es mir scheint, hat er sowas nicht zum ersten Mal versucht." Mein Mann schüttelt wütend den Kopf. "Die anderen Frauen wollten es freiwillig.".

Angewidert verziehe ich die Nase und nicke. "Ja ich will ihn anklagen."

Nach drei Wochen befinden wir uns im Schloss. Diesmal jedoch wegen Enrico. Ich habe ihn angeklagt, wegen Versuchter Vergewaltigung. Da ich die Prinzessin bin, wird diese Klage höher gestellt.

Ich werde in den Saal gebeten, in dem der Prozess stattfindet. "Prinzessin Anne von Fensia. Wir hätten gerne Eure Beschreibung des Vorfalls.".

Also erzähle ich wieder alles. Von seinem unbefugten Auftreten, bis zu Henrys Kommen. Immer wieder muss ich unterbrechen und tief durchatmen. Als ich fertig bin, stehe ich auf und gehe hinaus.

Wochen vergehen, während ich nervös warte. Enrico wird im Kerker gehalten.
Eines Tages kommt Henry in das Schlafzimmer und blickt mich an. "Er wird verbannt."



Liebe PrinzessinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt