Kapitel Siebenunddreißig

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Nach dem Satz gehe ich aus dem Raum und lasse die beiden Männer alleine. Sie brauchen Zeit für sich.

Meine Beine tragen mich durch das Schloss, bis in Sophies Zimmer. Ich bleibe vor der Tür stehen und lege meine Hand auf das alte Holz. Meine wunderschöne Tochter, denke ich mir und umschließe den Türknauf. Als ich die ersten Möbel sehe, schluchze ich auf.

Sophie ist so ein großes Mädchen geworden. Sie wird irgendwann heiraten, sich verlieben. Sie wird eine Frau und ich werde meine Enkelkinder in den Armen halten.

Ich setze mich auf ihr Bett und streiche über den weichen Stoff.

"Mutter? Was ist passiert?"

Meine kleine Tochter kommt auf mich zugelaufen, legt ihre Hand auf meine Schulter und beugt sich etwas. "Hast du Schmerzen?"

Ich lache und schüttele den Kopf. "Ich merke nur, dass ihr alle erwachsen werdet."

Kate grinst und gibt mir einen Kuss auf die Wange. "Wir bleiben immer deine Babys."

"Nein, mein Engel. Ihr werdet euch mal verlieben, heiraten und dann Kinder bekommen."

"Aber Männer sind doch eklig." raunt sie und zieht ihre Brauen hoch. Ich kichere und schüttele den Kopf. "Wenn Männer eklig wären, hätte ich niemals euren Vater geheiratet."

Auf ihrem Gesicht erscheint ein heller Ausdruck, ein Schein der Erkenntnis.

Dann grinst sie breit.

___

"Sicher, dass du diese Reise allein machen willst?" frage ich zum hundertsten Male.

"Ja, Mutter. Es sind nur vier Wochen. Danach bin ich wieder da."

Ich nicke und küsse sie auf den Kopf. "Pass auf dich auf, Kleines."

Henry und ich stehen Hand in Hand, traurig über die Abwesenheit unserer Tochter.

Vier Wochen bei Antonio. Vier Wochen bei ihrem Vater.

~~~

Diese vier Wochen gehen schnell vorbei. König Georg geht es immer schlechter, er hat beschlossen frühzeitig zurück zu treten. Henry gefällt das nicht besonders, aber besondere Situationen, benötigen besondere Maßnahmen. Der Königsrat befindet Georgs Situation als kritisch und so wird Henry der König.

Als Sophie wieder da ist, strahlt sie richtig. Sie lächelt, benimmt sich wie ein Engel, sie ist einfach ein anderer Mensch.

Ihre Wangen glühen immer, ihre Augen strahlen.

Sie ist verliebt.

Sophies p.o.v.

Immerzu muss ich an ihn denken. Den Mann, der mein Herz schneller klopfen lässt. Mutter nickt mir wissend zu, erfreut sich an meiner Freude.

Doch wie kann es Freude sein, wenn mein Körper die Distanz als Trauer empfindet?

Flashback

"Das ist der Stall. Wir haben Besuch von einem alten Freund. Seine Familie lebt etwas länger hier." erklärt mein Vater und zeigt auf einen großen Stall, an welchem sich einige Leute zurechtmachen, um zu reiten. "Du kannst gerne auch mal ausreiten."

Ich nicke leicht und lächele. "Es ist schön hier." Mein Blick schweift über die Umgebung. Das Farbspiel ist einfach großartig. Meine Augen verfolgen einen blauen Schmetterling, welcher auf jemanden zufliegt. Bevor ich richtig aufschauen kann, bleibt die Person vor uns stehen.

"Eure Hoheit." eine tiefe Stimme. Sie gehört einem Jungen, vielleicht ein paar Jahre älter als ich. Er hat dunkle Haare, blaue Augen und sieht einfach umwerfend aus.

"Sophie, das ist John der Dritte. Prinz von..." weiter höre ich nicht zu, denn mein Verstand schaltet sich völlig aus.

Ein paar Tage später treffen wir uns auf einer kleinen Feier. Prinz John ist auch da, unterhält sich prächtig mit Großmutter.

"Liebes, komm und gesell dich zu uns. Dieser Bursche erzählt Geschichten." sie lacht und zieht mich neben sich.

Meine Augen hängen den ganzen Abend nur an seinen Lippen.

Später, als es etwas ruhiger wird, gehen wir alleine spazieren. Es ist dunkel, nur der Mond schenkt uns etwas Licht.

"Und Ihr kommt aus Fensia?" fragt er und spielt mit den Ärmeln seines Hemdes, den Blick auf den Boden gerichtet.

"Ja."

"Ich habe vieles über Euer Land gehört. Es soll wunderschön sein." grinsend schaut es mich an und lacht.
"Ihr könntet ja auch mal an den fensianischen Hof kommen." 
Ich lache und setze mich auf eine Bank. "Wie alt seid Ihr?"

"18." antwortet er und nimmt neben mir Platz. "Und Ihr?"

Nun ja... Etwas sehr jünger als du, mein Lieber.

"Zwölf."

Er nickt ernst und seufzt. "Ihr wirkt älter."

"Tatsächlich?" Verwundert hebe ich die Braue. Er nickt und hebt seine Hand.

Sie umfasst mein Kinn, zieht mich zu ihm rüber, sein Atem streift sachte meinen.

"Ich werde jetzt das tun, was mein Herz verlangt." haucht er und legt seine Lippen auf meine.

Flashback ends

Ich habe Mutter von John erzählt und sie freut sich für mich. Unglaublich, was ein Besuch bei meinem Vater ausrichten kann. Ich habe niemals damit gerechnet.

Annes p.o.v.

Ich bin aufgeregt und zittere vor dem Spiegel. Mein Kleid ist ziemlich traditionell, hat die Farben rot und ein wenig gold. Meine Lippen sind blutrot gefärbt und meine Haare fallen mir gelockt über den Rücken. 

Die Kinder sind schon in der Kirche, in welcher die Krönung stattfinden soll. "Bereit?" fragt eine meiner Hofdamen und öffnet die Tür.

An der Kirche angekommen, trete ich vor den Altar. Erst werde ich gesegnet, dann setze ich mich auf einen Thron, eine kleine Krone steckt auf meinem Kopf. Mein Blick schweift zu meiner Schwiegermutter, welche mich leicht anlächelt. Der Name meines Gatten wir gerufen, darauf kniet sich Henry hin, senkt den Kopf und spricht die Worte nach, welche der Pfarrer vorspricht.

Als die lange Rede endet, setzt er ihm eine Krone auf den Kopf, reicht ihm einen Zepter und segnet ihn.

Wir werden hinausgeführt, laufen die lange Treppe hinunter und werden umjubelt.

Jetzt sind wir König und Königin von Fensia.



Liebe PrinzessinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt