Kapitel Sechszehn

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"Vielleicht kann ich ja mit Henry darüber reden und..."
"Nein!" Ihr schriller Schrei fährt mir durch Mark und Bein. "Ich meine, er würde es doch sicher verraten. Als wir jünger waren hat Henry nur von Tugend, Stolz und Treue geredet. Und das was ich getan h-habe.." sie schluchzt und schaut mich aus ihren großen Augen an. "Ich glaube es bringt nichts, wenn du mit ihm redest."
Ich schaue traurig auf den Saum meines Kleides. Was wird nur passieren?

Nachdem Melodie und ich uns angeschwiegen haben, geht sie und ich nehme mir ein warmes Bad. Nach dem Baden stelle ich mich vor einen großen Spiegel, und schaue meinen Körper an. Mein Bauch wächst mit jedem Tag ein bisschen mehr. Man kann deutlich sehen, dass dort etwas versteckt ist. Ich kreise gedankenverloren mit der Hand über meinen Bauch.

Nach einigen Minuten voller Stille, bringt mir eine Zofe ein Nachthemd, in welches ich schlüpfe, um zu Bett zu gehen. Es ist recht früh, dennoch bin ich sehr müde.

Im Bett starre ich wieder die Decke an. Es langweilt mich jeden Tag in unserem Teil des Schlosses zu bleiben und nichts anderes tun zu können. Als ich noch jünger war und bei meinen Eltern lebte, ritt ich jeden Tag aus und hatte Antonio zur Gesellschaft. Aber ihm droht jetzt der Tod. Eine Träne rollt über meine Wange. Ich darf Melodie und ihn nicht verlieren. Sie gehören zu meinen engsten Freunden.

Die Tür wird aufgestoßen und Henry legt sich neben mich. Er dreht sich in meine Richtung und lächelt leicht. Als er meine grauenvolle Stimmung merkt, streichelt er besorgt mit seiner Hand meine Wange. Dann über meinen kleinen Bauch.
"Ist alles in Ordnung?"

Ich schüttele den Kopf und drehe mich zu ihm. Dann umarme ich ihn und lege meinen Kopf auf seine Brust. Schluchzend liege ich neben ihm, während er still und leise über meinen Rücken streicht. Nach einigen Minuten beruhige ich mich wieder und richte mich auf.
"Liebes, was ist passiert?" Seine Augen blicken sorgenvoll in meine und ich weiß, dass ich ihm vertrauen kann.
"Melodie und Antonio stecken in Schwierigkeiten." antworte ich und schaue wieder die kunstvoll gemalte Decke an. "Sie waren... Melodie erwartet ein Kind..." ich fange an zu schluchzen und verberge mein Gesicht in meinen Händen. "Oh Gott." haucht Henry und umarmt mich fest. "Das tut mir so leid, Anne."
"Mir auch." Wir schweigen kurz. Dann blicke ich ihn an.
"Erzähl es aber niemandem."
Er nickt und küsst meine Stirn. "Versprochen."



Liebe PrinzessinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt