Kapitel Fünf

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Ich drehe meinen Kopf in Mutters Richtung. Sie lächelt lange, dann wendet sie den Blick ab und schaut Königin Mary Caroline an. Diese nickt zufrieden und lässt ihren Blick über die Menge gleiten. Alle starren mich an. Ich werde langsam rot und gehe unsicher weiter.

Mein Blick schweift wieder nach vorne und ich schaue Henry an. Sein Rücken ist starr und er schaut auf den Boden. Ich kann nicht erkennen was er fühlt.
Meine Beine tragen mich, bis ich direkt neben ihm stehen bleibe. Ich höre wie die Menge sich hinsetzt.
Einen kurzen Moment schließe ich meine Augen. Dann öffne ich sie und sehe König Georg und Vater vor uns zufrieden lächeln.
"Wir haben uns alle hier versammelt, um dieses junge Prinzenpaar zu verbinden, bevor sie in ihr Reich aufbrechen, um dort den Bund der Ehe vor Gott einzugehen." König Georg räuspert sich kurz. Henry und ich stellen uns voreinander.
"Prinzessin Anne Mary Charlotte, seid Ihr bereit, den hier anwesenden Prinzen Henry Alexander Louis zum Mann zu nehmen, ihn zu lieben, zu achten und zu beschützen, ihm die ewige Treue zu schwören bis der Tod euch scheidet?"
"Ja, ich will."
Ich höre ein leichtes Seufzen von meiner Mutter.
"Prinz Henry Alexander Louis, seid Ihr bereit Prinzessin Anne Mary Charlotte zur Frau zu nehmen, sie zu lieben, zu achten und zu beschützen, ihr die ewige Treue zu schwören bis der Tod euch scheidet?"
Mein Augen zucken zu ihm hinauf und ich sehe ihn breit lächeln. "Ja, ich werde sie ehren und lieben bis zum letzten Atemzug."
Jemand reicht uns die Ringe und wir stecken sie uns gegenseitig an die Finger.
Vater hebt die Hände. "Hiermit erkläre ich euch nun zu Mann und Frau."
Die Menge steht auf und klatscht.

Henry streckt mir die Hand hin und wir gehen in das Schloss hinein. Wir gehen langsam den langen Weg bis hin zum Ballsaal.
Dann setzen wir uns an den langen Tisch und warten bis sich alle gesetzt haben. Sofort beginnt das Festmahl. Alle lachen und schlingen ihr Essen herunter. Ich stochere in meinem Salat rum. "Ist alles in Ordnung?" Henry mustert mich besorgt und streicht mir mit seinem Daumen über die Hand. "Ja. Natürlich. Alles ist bester Ordnung." Ich lächele ihn an und er grinst zurück. "Wollt Ihr tanzen?"

Ich schaue ihn belustigt an und schüttele den Kopf. "Bitte. Nur diesen einen Tanz." Er lacht und steht auf. "Oder soll ich Euch hochheben." Er macht Anstalten mich auf den Arm zu nehmen aber ich klapse ihm auf die Hände. "Ich kann gehen." Mein Herz rast, als wir zusammen durch die Menge laufen. Die Menschen gehen sofort zur Seite und machen uns Platz.
Als die Musik ertönt, tanzen wir zu zweit und die anderen schauen zu.

"Gefällt es dir?" flüstert er mir in mein Ohr. "Ja, dir?" wispere ich zurück und er nickt. "Es ist wunderschön." 
Während wir tanzen, schaut er mir durchgehend in die Augen. Mein Herz klopft und klopft. Mein Lächeln ist breit und meine Augen strahlen. Ich bin glücklich.
Nach einigen Minuten gesellen sich wieder die anderen Paare zu uns. Henry flüstert mir immer wieder einige witzige Kommentare über die Menschen um uns zu und ich lache leise vor mich hin. Dann setzen wir uns wieder an unseren Platz und er fängt an von Fensia zu reden.

Er erzählt mir dass er in dort viele Pferde hat. Er hat ein Schloss am Meer und auch ein eigenes Schiff. Er beschreibt unser gemeinsames Schlafzimmer und wie aufgeregt die Königin war, dieses zu gestalten.

"Sie war außer sich, als deine Eltern zur Hochzeit zugesagt haben." Er lacht und nippt an seinem Rum. "Warum?" frage ich und esse eine Traube. "Weil du wunderschön bist." haucht er und schaut mir tief in die Augen. Ich schlucke und werde rot. "Wir reisen morgen schon ab. Wie lange dauert die Reise?" 
Er überlegt kurz und antwortet. Dabei bemerke ich wie seine blauen Augen meine Lippen mustern, meine Augen anstarren. Er fährt sich beim Denken immer kurz durch das Haar. Er beißt sich selbst auch auf die Lippen. "Eine Woche. Einen Tagesritt bis zum Meer. Dann vier Tage auf dem Meer und die restlichen Tage mit der Kutsche weiter. Ist es viel?"
Ich schüttele den Kopf und trinke einen Schluck von dem Wein. "Ich war noch nie Segeln. Meine Eltern wollten immer, dass ich auf dem Land bleibe. Da ich ja das einzige Kind von ihnen bin."
"Ah, ich verstehe. Da ich noch vier jüngere Geschwister habe, stellt sich da kein Problem für mich. Fensia hat immer einen Thronfolger." Er lächelt leicht und schaut um sich. "Möchtest du wieder tanzen?"

Ohne ein Wort stehe ich auf und nehme seine Hand.
Ich bin mir sicher, dass es ein gutes Leben wird.


Liebe PrinzessinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt