Kapitel Einunddreißig

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Am nächsten Morgen brechen wir früh auf. Die Kinder lassen wir bei Mutter, damit sie sie etwas ablenken und beschäftigen.

Es dauert fast den ganzen Morgen bis wir in dem kleinen Dorf ankommen. Es sind viele Menschen auf den Straßen und es wird ein Markt veranstaltet. "Wie sollen wir ihn bloß finden?" fragt Henry und nimmt meine Hand. Ich schüttele mit dem Kopf und gehe durch die Menge. Wir haben etwas abgenutzte Kleidung an, damit man uns nicht erkennt. Mein Weg führt mich zu dem kleinen Haus, in welchem wir immer schliefen, wenn wir etwas länger hier blieben.

Zaghaft klopfe ich an die Tür und warte. Drinnen erklingt ein Getrampel, dann öffnet sich die Tür. "Guten Tag, ich suche einen Silas. Wissen Sie wo ich ihn finden kann?"
Der Junge schüttelt den Kopf und lächelt. "Der Hausherr ist eben aufgebrochen. Er kommt erst morgen wieder. Ihr könnt jedoch für heute unser Gast sein. Sofern ihr keine Unterkunft habt."

Wir nehmen das Angebot an und gehen in das Haus rein.

Der Junge entpuppt sich als Angestellter des Hauses. "Der Herr hat sich sehr zurückgezogen. Er lebt sehr einsam." erklärt er uns und zeigt uns das Häuschen. "Ich war früher hier." sage ich und fahre über das alte Holz einer Tür. "Es hat sich gar nichts verändert."

"Der Herr war früher auch oft hier. Er ist hier praktisch aufgewachsen."
Vielleicht kenne ich ihn ja sogar.

"Wir gehen nochmal auf den Markt. Bis später." rufe ich ins Haus und ziehe die Tür zu. Henry und ich gehen Hand in Hand die Straßen entlang. "Ich dachte nicht, dass es so einfach werden würde." Henry zieht die Augenbraue hoch und mustert mich.
"Unglaublich." erwidere ich und lache. "Es ist so schön hier. Ich habe es irgendwie vermisst." sage ich und schaue mir die Landschaft an. "Ja. So schön wie du." haucht Henry und gibt mir einen Kuss auf die Wange.

Am Abend liegen wir im Bett und reden über die Geschenke, welche wir für die Kinder gekauft haben. Dann schlafen wir zufrieden ein. Mein letzter Gedanke ist jedoch meinem Halbbruder gewidmet. Wie er wohl ist?

__

Am nächsten Morgen wachen wir auf und setzen uns aufgeregt in das Wohnzimmer. "Der Herr müsste jeden Moment..." sagt der Angestellte zum siebten Mal, wird jedoch von einer vertrauten Stimme unterbrochen.

"Marius, ich bin wieder da." Mein Blick springt zur Tür, welche aufgerissen wird. Ein vertrautes Gesicht erscheint.

Sein Blick, welcher gerade noch Fröhlichkeit ausgestrahlt hat, wechselt ins Ungläubige.

Ich stehe auf und mache einen Schritt auf ihn zu. "Das gibts doch nicht."



Liebe PrinzessinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt