Kapitel Vierunddreißig

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Zurück zu Hause, erwartet uns ein riesiges Durcheinander an herumlaufenden Dienern. Manche tragen Blumensträuße, andere Essen und Getränke.

Henry und ich schauen uns an. "Ein Ball." beantworten wir den fragenden Gesichtsausdruck der Kinder.

"Aber wofür?" fragt Kate und hüpft neben uns hin und her. Schulterzuckend steigen wir die Treppen hinauf und gehen durch das große Tor. Uns begrüßen einige Grafen und Gräfinnen, welche ihren Spaziergang machen.

"Anne, gut dass ihr endlich da seid. Es tut mir leid wegen deinem Vater. Geht es euch gut?" Königin Mary Caroline legt ihre Hand auf meinen Arm und blickt mich traurig an. "Ja. Nur gut, dass Mutter das nicht alleine durchstehen musste. Entschuldigung, aber wofür dieser Ball?"

"Wir müssen Sophie dem Hof offiziell vorstellen. Sie erwarten sie."

Ich schaue sie verwirrt an, worauf sie lächelnd meine Hand nimmt. "Sophie kommt langsam in ein Alter, in welchem sie sich richtig präsentieren muss. Sie muss der Welt zeigen, dass sie eine Frau geworden ist."

"Aber meine Königin, Sophie ist noch ein Kind."

"Sie ist beinahe zwölf Jahre alt." erwidert meine Schwiegermutter und schaut mich vertrauensvoll an. "Es ist doch nur ein Ball." Augenzwinkernd wendet sie sich ab und begutachtet das Treiben. "Amüsiert euch einfach heute Abend. Auf Sophie wird Acht gegeben und das dient ja nur dafür, dass der Hof ihre Entwicklung mitverfolgt."

Ich nicke und gehe.

Am Abend laufe ich mit meinen Kindern den Gang entlang, der zum Ball führt. "Mutter?" Kate blickt mich etwas nervös am, worauf ich anfange zu lächeln. "Ja mein Schatz?"

Henry nimmt die beiden anderen und geht etwas voraus. "Ich bin zum ersten Mal auf so einem großen Ball. Was ist, wenn ich mich blamiere?"

Ich fange an zu lachen und nehme ihre kleine Hand. "Also erstmal, heißt das, dass du deinen Unterricht ernst nehmen musst. Und zweitens, kann man sich nicht auf einem Ball blamieren. Und drittens, bist du meine Tochter, du machst das mit deinem kleinen süßen Finger."

Sie nickt langsam und grinst dann breit. "Ich mache einfach das, was du machst."

Wir gehen weiter und die Tür öffnet sich.

"Prinz Henry, Thronfolger von Fensia, seine Gattin Prinzessin Anne, und deren Nachfolger, Sophie Isabelle, Katherine Charlotte Melodie Luna, Harold Frederick Anthony Lunis."

Alle Blicke sind auf uns gerichtet, im Augenwinkel bemerke ich, wie meine Kinder angespannt auf den Boden schauen. 

___

Lachend nehme ich einen Schluck von dem Wein, welchen Henry mir in die Hand gedrückt hat. Um uns laufen junge und alte Menschen herum. Wie viele Gläser hatte ich schon?

"Henry?" lachend beuge ich mich zu meinem Mann. Ich fahre mit meiner Hand an seinem Hemd entlang, bis er mich anschaut. "Können wir tanzen?" Er nickt und führt mich auf die Tanzfläche. Dort tanzen wir einen wunderschönen Walzer, während meine Augen sich in seinen blauen verlieren. "Ich liebe dich." murmele ich und kichere daraufhin. "Ich dich auch." haucht er und drückt meine Hand.

Als der Tanz endet, gehen wir wieder zurück an unseren Tisch. Ich Sophie alleine an einem Fenster stehen. Entschlossen gehe ich auf sie zu. Ihr zierlicher Körper bewegt sich leicht zum Takt der Musik, während ihr atemberaubenden Haare gelockt über ihre Schulter fallen. Ihr Blick ist auf den Boden gesenkt. Ich beuge mich etwas zu ihr herunter und hebe ihr Gesicht an. "Sophie?"

Als sie ihren Blick hebt, trifft es mich wie einen Schlag. Ihre Augen, diese wunderschönen Augen, blicken mich an. Ich starre sie an und merke nicht, wie sie mich etwas fragt.

Erst nachdem sie an meinem Arm rüttelt, wache ich auf und murmele ihren Namen.

"Melodie."

Sophie schaut mich fragend an, mein Kopf wird voll von Fragen, Gedanken und Gefühlen. "Melodie." hauche ich und merke wie eine Träne meine Wange entlangläuft. "Melodie war deine Mutter."

Sophie blickt mich verwirrt an. Als ich nicht antworte und sie einige Minuten über meine Worte nachdenkt und sie begreift, läuft sie weg.

__

Sophies p.o.v

Fragen häufen sich auf. Wer war Melodie? Was hat meine Mutter gemeint mit: sie war meine Mutter?

Ich laufe in den Garten hinaus und erblicke den Wald. Meine Beine tragen mich hin und her, bis ich weinend aufgebe. Meine Knie geben nach, ich rutsche auf den Boden und schluchze.

Es war klar. Ich sehe nicht aus wie meine Mutter. Ich ähnele nicht meinem Vater. Auch nicht meinen Großeltern.
War Melodie wirklich meine Mutter? Was ist mit ihr passiert? Ich muss mit ihr reden. Mit meiner Mutter.



Liebe PrinzessinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt