Kapitel Zwölf

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Henry und ich stehen uns näher als je zuvor. Wir erzählen uns alles und unternehmen alles zusammen. Es ist die schönste Zeit meines Lebens, welche nie zu enden scheint.

Ein paar Tage nach unserer Hochzeit, stehen wir, Henry und ich, vor dem König und der Königin. Sie mustern uns von oben bis unten. Ich schaue nervös an meinem Kleid hinunter. Ich hoffe ich habe mich angemessen angezogen, als eine Prinzessin Fensias und Schwiegertochter des Königspaares. Königin Mary Caroline schaut mir direkt in die Augen. Nach einigen unangenehmen Minuten fangen beide an zu lächeln. "Henry, deine Cousine Elly erwartet ein Kind."

Henry und ich schauen uns an. "Und das Reich erwartet, dass Anne auch schnellst möglichst Kinder gebärt." Unser Blick schweift zurück zum Königspaar. "Natürlich, Vater." erwidert mein Gatte und verbeugt sich. Ich knickse ebenfalls, Henry nimmt meine Hand und wir gehen aus dem Saal. Unser Weg führt uns raus in den Garten.

Draußen seufzt Henry und schaut mich lange an. "Das wird niemals aufhören."
"Was?" frage ich und erwidere seinen Blick. "Dieses ständige Gerede über Kinder und Thronfolger. Ich meine, wir sind so jung, wie können sie nur von uns erwarten, dass wir schnellstens Kinder zeugen? Die Nächte mit dir sind wunderschön..." dabei fährt er mir über die Wange "...aber ich habe nicht die Absicht jetzt, wie gezwungen, schon Kinder zu haben. Es kann jederzeit passieren, es MUSS nicht passieren." Wir bleiben am Brunnen stehen. "Ich weiß was du meinst. Meine Mutter hat früher auch davon geredet. Also dass ich viele Kinder bekommen werde. Ich wünsche mir natürlich auch Kinder, aber das hat seine Zeit, und abgesehen davon, sind wir doch noch nicht zu König und Königin gekrönt worden." Er nickt und nimmt meine Hände. "Wir machen uns keinen Druck, einverstanden?" Ich lächele ihm zu. Er nickt abermals.
"Und jetzt hab ich ein Geschenk für dich."

Ich stehe vor einem Tor. Wir befinden uns ein paar Stunden vom Schloss entfernt. Das kleine Chateau steht in einem kleinen Wald. Es ist nicht besonders groß, doch es ist sieht wunderschön aus. Die Diener laufen hinter uns hin und her. Sie tragen Koffer und Gegenstände in das Gebäude.

Henry steht neben mir und sieht mich erwartungsvoll an. Ich runzele die Stirn und schaue ihn fragend an. "Wie findest du es?" fragt er. "Was machen wir hier?" stelle ich die Gegenfrage und lache. "Das ist unser neues zu Hause. Natürlich das Schloss auch, aber das kleine Schlosslein hier ist dein und mein Rückzugsort. Es hat einen riesigen Garten, mit einem Labyrinth, was du doch so magst. Es hat viele Schlafzimmer, also kannst du alle einladen, die du willst. Und es gehört nur uns."

Ich falle ihm lachend in die Arme. "Danke." murmele ich und küsse ihn auf die Wange. "Und es gefällt mir sehr." ergänze ich und gehe die kurze Treppe hoch bis zum Tor. Dort lege ich die Hand an den Torrahmen. Ich schaue in das Innere meines neuen zu Hauses. Es sieht hell, friedlich und gemütlich aus. Langsam besichtige ich das ganze Haus. Die Diener verstauen nur noch unsere Kleider. "Willst du einen Spaziergang machen?" fragt Henry und nimmt mich bei der Hand. "Darf ich mich umziehen?" Er nickt und setzt sich auf einen Sessel. Ich gehe hoch in unser Schlafzimmer und bitte eine Dienerin darum, mir ein leichtes Kleid zu holen. Es ist so eine Erleichterung die schwere Robe fallen zu lassen, und dann ein Kleid, das nichts wiegt, anzuziehen. Dann gehe ich runter und Henry und ich spazieren durch den Garten. "Es ist sehr still hier, nicht wahr?" fragt mich mein Gatte und lächelt mich leicht an. "Ja, es ist ruhig. Nicht so wie am Hof." Er nickt und seufzt. "Es ist langweilig, wenn man alleine hier ist. Das Schloss hat meiner Großmutter gehört. Ich bin hier aufgewachsen." Ich pflücke eine Blume von einem Strauch. "Und jetzt sind wir hier. Das heißt, es wird voller Leben sein."
"Es ist wunderschön hier. Wie wäre es, wenn wir Melodie und ein paar andere Freunde einladen?" frage ich. "Willst du das denn? Dann hätten wir mehr Gesellschaft, oder?" Ich nicke und schlinge meine Arme um seinen Nacken. Er umfasst meine Hüfte. "Ich liebe dich." hauche ich und lege meinen Kopf auf seine Brust. "Ich dich auch." erwidert er und küsst mich auf das Haar.

Ein paar Tage später ist das Schloss voller Freunde von Henry. Meine einzige Freundin bis jetzt ist Melodie. Wir sitzen bis tief in die Nacht im Garten oder im Saal vor dem Karmin, reden, lachen und trinken. Es macht jetzt schon viel mehr Spaß. Wenn wir Lust haben, spielen wir nachts Verstecken im Schloss. Es ist wunderschön hier.

Henry legt den Arm um mich. Gerade liegen wir vor dem Kamin. Es ist schon deutlich kälter geworden. Die anderen spielen Fangen im Ballsaal. Sie haben viel getrunken, diese Nacht. Mein Liebster fährt mir durch mein Haar und summt ein Lied. "Was ist das für ein Lied?" Er lächelt mich an. "Du warst noch nie in der Oper, oder?" Ich schüttele den Kopf. "Du wirst die Oper lieben." Ich nicke und küsse ihn auf die Wange.

Wir werden durch einen spitzen Schrei unterbrochen. Wir beide fahren hoch und schauen in die Richtung aus die der Schrei gekommen ist. "Lass mich runter!" schreit Melodie. Sie wird von einem Mann herein getragen. Wir erkennen sein Gesicht nicht, denn die riesige Robe von Melodie bedeckt seine obere Körperhälfte. Doch die Stimme, die ich überall wieder erkennen würde, lässt meinen Körper entspannen. "Ich rette Euch doch nur." lacht Antonio und lässt die rot anlaufende Schönheit auf dem Boden ab. "Guten Tag." sagt er an uns gerichtet und verbeugt sich. Dann falle ich ihm erfreut in die Arme. "Was tust du denn hier?" frage ich überrascht und trete zurück zu Henry. "Ich habe von eurem neuen zu Hause gehört. Dann wollte ich doch gleich mal sehen wie meine beste Freundin lebt." Ich kichere. Henry lacht mit und legt den Arm um mich. "Ich lasse dir ein Zimmer herrichten."



Liebe PrinzessinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt