Kapitel Einundzwanzig

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Ich starre vor mich hin. Kein Gedanke. Kein Gefühl. Meine Augen blicken aus dem Fenster, in die Welt hinaus, dort wo der Sommer bald anfängt. Doch in meinem Innern herrscht der Winter. Und ich habe Angst. Angst, dass dieser Winter niemals aufhört. Dass ich den Frühling nicht erreichen werde.

Henrys pov

Seufzend reibe ich über meine Augen. Seit Wochen sitzt sie auf dem Sessel und starrt aus dem Fenster. Ihr Blick ist leer und kalt. Ich weiß nicht was ich tun soll. Sie spricht mit niemandem und will auch nichts essen. Ich bin verzweifelt.

Am nächsten Tag klopft es und meine Mutter tritt ein. Anne blickt weiter hinaus. Seufzend streicht sich Mutter die Haare zurück.  "Mein liebes Kind." murmelt sie und geht auf Anne zu.

Sie will sie mit der Hand berühren, ich halte sie jedoch zurück. "Nicht" flüstere ich und schüttele den Kopf. Mutter schaut mich fragend an. "Sie braucht Ruhe." erkläre ich und trete zurück. Meine Hände verschränken sich ineinander. "Was?" sagt Mutter und verzieht den Mund. "Sie hat seit Wochen Ruhe ! Und niemand hat etwas gesagt! Weißt du was der Hof über sie sagt?" Ihre Stimme wird immer lauter, bis sie so laut ist, dass Anne zusammenzuckt. Mutter bemerkt das und geht auf sie zu. "Steh auf." fordert sie und ergreift Annes Arm. "Los!" brüllt sie und Anne wird hochgezogen. Sie schwankt, aber bleibt stehen.

Erst nach einigen Sekunden wird ihr bewusst was vor sich geht. Sie schaut erschrocken um sich und mustert ihre Umgebung. "Henry?" haucht sie und ich gehe auf sie zu. Mutter lässt ihren Arm los und Anne stürzt auf mich. Sie schlingt ihre Arme um mich und schluchzt auf.
Ihre Tränen fließen endlich.
Endlich lässt sie alles raus.

Ich kann sie verstehen. Mein Kind zu verlieren, hat auch mein Herz gebrochen. Aber ich habe die Möglichkeit meine Trauer und Wut auf andere Art und Weise rauszulassen, aber sie kann nur hier sitzen und nichts tun.

Ich presse mich gegen sie und spüre wie dürr sie geworden ist. Ihre Knochen stechen heraus und ihre Wangen hängen herunter.
Mutter seufzt und geht wieder. Ich forme ein lautloses "Danke" mit meinen Lippen und gebe Anne einen Kuss auf das Haar.


Liebe PrinzessinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt