Die Idee gefällt mir ganz gut. Crow, Kombi und ich, das ist ausbaufähig!

Während des Frühstücks dreht sich das Gespräch hauptsächlich um den Vorfall des gestrigen Abends. Peter hat die Polizei angerufen, und gemeldet, einen Bewusstlosen gefunden zu haben. Als er die Personalien durchgegeben hat, wussten die Polizisten bereits Bescheid. Der Typ wurde schon öfter wegen Belästigung und Erregung öffentlichen Ärgernisses festgenommen und ist somit ein guter Bekannter in der örtlichen Polizeistation.

Offenbar hat der Kerl auch darauf verzichtet Anzeige zu erstatten, was nach Cs Interpretation auch einem Schuss ins eigene Bein gleichkäme.

Kurz nach Mittag sind wir abreisebereit. Frisch geduscht, diesmal jeder für sich, sitzen Crow und ich im Auto.

„Hoffentlich können wir mit Eurem Rentner-Kombi überhaupt mit unserem Bus mithalten", seufzt Crow.

„Was bitte?", frage ich entgeistert, „Rentner-Kombi?"

Crow sieht mich ernst an, sagt dann: „Volvo ist was für Opas!"

Okay, dann halt dich mal fest, für einen Kombi geht das Teil ganz ordentlich und Niall hat an der Motorisierung seines Autos nicht gespart. Wenn die dreihundert Pferdchen mal losgaloppieren, dann rührt sich da was. Fast bin ich ein bisschen beleidigt, dass er so abschätzig über Nialls Auto spricht. Hat er sein Auto mal genauer angeschaut? Aber ich enthalte mich eines Kommentars, beschleunige und lasse das Auto für sich sprechen.

„Cat, ich habe mir gerade was überlegt, aber ich weiß nicht, ob du es blöd findest." Crow sieht mich von Beifahrersitz her an.

„Was denn?", erwidere ich mit einem kurzen Blick zu ihm.

„Ich dachte, also statt im Bus zu pennen, könnten wir uns vielleicht etwas außerhalb ein Zimmer mieten. Also nicht so ein Motel irgendwo an der Interstate, sondern was Nettes."

„Was Nettes" klingt sehr schön, Zeit mit ihm alleine noch besser, doch die Umsetzung ist viel schwieriger, als ich es mir vorgestellt hätte.

Drei Vermieter lehnen es rundheraus ab, uns ein Zimmer zu überlassen. Das fadenscheinige Argument, wir seien zu jung und unverheiratet, nehme ich nur der netten alten Dame mit ihren Dauerwellenlöckchen ab. Die anderen beiden haben schlicht keinen Bock, an einen gepiercten und tätowierten mit Freundin zu vermieten. Vermutlich sehen wir zu sehr nach Ärger aus und den will hier in der Pampa, wo Hase und Fuchs sich schon lange gegenseitig gefressen haben, kein Mensch, der bei Verstand ist.

„War wohl nicht meine beste Idee", sagt Crow, während er sich eine Zigarette anzündet. Er sieht mich entschuldigend an. „Ich fürchte, wir verschwenden unsere Zeit. Ich hinterlasse einfach keinen guten ersten Eindruck."

Aber ich finde nicht, dass es Zeitverschwendung ist, ich finde seine Idee so schön, dass ich auf keinen Fall davon abrücken werde.

„Ich glaube, das mit dem ersten Eindruck könnten wir unter Kontrolle bekommen."

„Wie soll das gehen? Soll ich mir einen Müllsack über den Kopf ziehen?"

„Quatsch, ich weiß was Besseres", sage ich und tippe Dads Nummer.

Wie erwartet geht er nicht selber ans Telefon, sondern ich lande bei seiner Sekretärin.

„Hi, Annie, hier ist Cat", melde ich mich. „Annie, hör mal, ich habe ein kleines Problem. Ich bin mit meinem Freund unterwegs und wir brauchen ein Zimmer in einem halbwegs anständigen Hotel, ohne große Extras. Nicht zu nobel, wir sind in legerer Freizeitkleidung unterwegs. Darf ich dir meine Standort-Daten schicken und du suchst mir was Nettes?"

„Sehr gerne, Cat. Ich melde mich in zehn Minuten mit passenden Vorschlägen", sagt sie professionell.

„Das ist nicht okay, Cat. Das ist...", mault mein streitbarer Begleiter, nach dem ich aufgelegt habe.

Dolorous LoveWhere stories live. Discover now