6 It's a deal.

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N i a l l │22.06.2016 │London



Niemand würde mir vorwerfen können, dass ich es nicht gesagt hatte, denn ich hatte es gesagt!

Jane Clancy würde Ärger bedeuten und die Dreistigkeit, die sie besaß, um einfach in mein Haus zu spazieren, unterstrich dies nur noch. Aber ich musste ihr einräumen, dass sie auch jede Menge Mumm besaß. 

Gleichzeitig war sie aber auch total bescheuert. Wer lief schon in strömenden Regen barfuß bis zur U-Bahnstadion und ließ sich dann nicht nach Hause bringen? Sie hatte einfach ein Riss im Plätzchen.

»Jane! Harry hier, du hattest deine Chance, wir rücken aus! Niemand ignoriert uns, du kannst nicht weglaufen. Wir wissen jetzt wo du wohnst und kommen jetzt vorbei! Niall bringen wir auch gleich mit und das mit den Tritt in die Eier war ernst gemeint!«

Ich nahm das Telefon ab und sprach: „Spar dir den Atem, Hazza und pass auf, dass ich dir bei unserer nächsten Begegnung nicht in die Eier trete." 

Am anderen Ende der Leitung herrschte absolute Stille, wahrscheinlich war Harry zu geschockt, als das er antworten konnte. Ich legte wieder auf und wandte mich Jane zu. Sie starrte mich noch immer an, als glaubte sie eine Erscheinung zu haben.

„Du hast nette Nachbarn", sprach ich und hielt den Ersatzschlüssel hoch, ich ließ mich in den geflickten Sessel fallen, dann sah ich mich um. Ich hätte nie geglaubt, dass sie unter dem Dach wohnte. 

Es wirkte alles so klein, so furchtbar normal. Die meisten Kollegen aus ihrem Milieu zogen in gigantische Wohnungen über den Wolken. Alleine wenn ich an Babaras Penthouse in Los Angeles dachte, bekam ich von der Größe Schluckauf.

„Was willst du hier?", fragte sie und ich zog mein Handy aus der Jeanstasche: „Wir haben heute ein Date, nur zur Erinnerung." 

Sie bewegte sich nicht und ich streckte meine Beine aus: „Gib Gas, Jane. Wir wollen in die Shopping Mall und es wäre nicht falsch, wenn du eine gescheite Hose oder so anhast."

Jane stand auf, warf mir einen wütenden Blick zu und verschwand ins Bad. Ich wusste, dass sie sauer auf mich war, aber da konnte sie sich hinten anstellen. Harry und Louis waren es ebenfalls.

Ich zog mich aus dem Sessel und blickte mich um. Die vielen Physikbücher irritierten mich. Klassische Mechanik, Elektrodynamik, Thermodynamik - alles spanische Dörfer für mich. Ein schwerer Wälzer über Quantenphysik lag auf der Couch. Ich nahm das Buch und blätterte drin herum, eigentlich hätte ich ihr eher zugetraut die Cover vertauscht zu haben.

Schein und sein eben.

„Fein, wir können los", sprach Jane und stand im Flur. Dort hatte ich die Tüte mit ihren Klamotten abgestellt, die sie jetzt mit einem Tritt in den Flurschrank beförderte.

Undankbares Miststück.

Ich sah sie an. Falls es einen Contest für das normalste Outfit geben würde, dann hätte sie ihn schon gewonnen, bevor er überhaupt angefangen hätte. Wir sollten auffallen, aber sie wirkte so unauffällig, als wäre es ihr Ziel möglichst gesichtslos mit der Masse zu verschmelzen.

Schweigend saßen wir in meinem Auto nebeneinander und hielten die Stille durch, bis wir das Parkhaus der Mall erreichten. Jane machte ihr Haar zu einen dieser Bauernzöpfe, es sah so mühelos aus bei ihr, dass ich mich fragte, warum Eleanor und Sophia immer fluchend vor dem Spiegel stand, oder Lou anbettelte. Frauen.

Ich setzte meine Kappe auf und schob mir die Sonnenbrille auf die Nase, als ich aus dem Auto sprang. Mein Magen knurrte, wenn ich nicht bald etwas aß, würde meine Laune nur noch schlechter werden.

Twisted perfection ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt